Bert is(s)t andersrum.

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pleistoneun

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Kaum einer der anderen Gäste des Spezialitätenrestaurants sah noch verwundert zu Bert rüber, als er sein Gesäß entblößte, um sich gierig in seine Vorspeise zu setzen.
Suppe mit wenig Einlage hatte er wieder mal bestellt.
Bert nahm sein Schicksal, wie er es nehmen musste, denn Mutter Natur hatte ihm einen gar arg bösen Streich gespielt.
Nicht, dass man es ihm äußerlich sofort angesehen hätte, nein, er sah aus wie jeder andere Mensch. Doch in seinem Inneren spielten sich seltsame Dinge ab.
Leider verlief bei Bert die Verdauung rückwärts, was für ihn das Leben nicht immer leicht machte.
Sein Dickdarm fungierte als Speiseröhre, sein Dünndarm war wie ein 12 Meter langer dünner Magen, sein Magen hatte die Funktion seines eigentlichen Dünndarms übernommen und den Rest kann man sich denken.
Unglücklicher Weise kam noch der Umstand dazu, das die Geschmacksnerven richtig angebracht waren. So schmeckte er zwar nicht, was er zu sich nahm, aber um so intensiver, was er…….

Für Bert hatte auch Zahnhygiene eine ganz andere Bedeutung gewonnen. "Wie gut, dass beinahe in jeder Toilette eine Zahnbürste größeren Formates beigestellt ist", dachte Bert in Kindheitstagen und putzte sich nach jedem Stuhlgang artig die Zähne. Er dachte, jeder mache das so, bis er über die Wahrheit aufgeklärt wurde.
Er hat jetzt immer seine eigene Zahnbürste dabei.

Immer noch im Spezialitätenrestaurant bestellte Bert als Hauptspeise die frittierten Mehlwürmer. Diese mundeten im Abgang ganz besonders. Naja, nur Bert konnte das beurteilen. Vorsichtig nahm er einen nach dem anderen Mehlwurm zwischen die Pobacken und kaute. Zu knusprig durften sie nicht gebraten werden, da er leicht schwer hämorrhoidenempfindlich war.

Doch zurück zu Berts Alltag.
Nicht nur Durchfall war für ihn unangenehmer als für jeden anderen, auch Verstopfung bedeuteten für ihn starke Qualen. Die Lunge und das Herz gerieten durch den übervollen Darm unter Druck und kurzatmig, knapp vorm Kammerflimmern applizierte er oftmals gerade noch rechtzeitig ein Abführmittel oral oder rektal, je nachdem, wie man es anatomisch betrachten möchte. Also in den eigentlichen Mund, um gleich darauf Haupts voran in die Schüssel zu ….?

Die Seitenverkehrtheit führte nicht unoft zu Verwirrungen, da für ihn Medikamentenbeipackzettel nur ungenügend ausgestellt waren. Wo sollen die Dinger nochmals rein? Am besten halfen ihm die Zäpfchen, welche laut Apothekerin zwar nicht zum Lutschen gedacht waren, aber ein selten gutes Geschmackserlebnis auf den so wenig verwöhnten Gaumen von Bert zauberten.

Wie gerne wäre Bert doch wie alle anderen. Der Wunsch ließ ihn zum Bulimiekranken werden. Er genoss es, nach einem ausgiebigen Mahl den Finger zwischen den Gesäßhälften verschwinden zu lassen, um hernach kotzend auf der Kloschüssel zu sitzen wie andere Menschen auch. Darauf folgten wieder Fressorgien und so weiter.

Auch diesmal im Restaurant ließ sich Bert noch die Kirsche der Nachspeisentorte zwischen den Backen zergehen, stieß kurz auf und spuckte den Kirschkern, wenn man das überhaupt spucken nennen konnte, in den dafür vorgesehenen Napf. Das Aufstoßen leistete er sich hin und wieder, denn die Winde anderer Art konnte er sich in Gesellschaft doch nicht erlauben.
Bert zog sich die Hose wieder über, schnallte den Gürtel enger (durch die Bulimie war er schon etwas dünn geworden), um seine Freundin küssend das Spezialitätenrestaurant zu verlassen.
Mahlzeit
 



 
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