Bescheidener Dichter

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Walther

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Bescheidener Dichter


Bescheidenheit, Bescheidenheit,
die hülfe hier zur rechten Zeit,
die hülfe da, wo manches Wort
verzweifelt sucht den rechten Ort.
Die Sprache stirbt am Mehrfachmord

Durch den, der täglich tut Gewalt
ihr an, sie leidet viehisch, bald
vergeht sie kläglich, säuft ihr Blut,
noch wehrt sie sich, mit schwachem Mut.
Sieht er es ein? Wird es noch gut?

Ganz leise schleicht das letzte Hoffen.
Es scheint das Ende nicht mehr offen.
Die Sprache leidet, zittert weiter,
Aus vielen Wunden tropft der Eiter.
Der, der sie quält, wird nicht gescheiter.

Am Ende spürt er's, will's benennen,
Ihn würgt das Leid, und er muss flennen:
Den Dichter schüttelt tiefe Trauer;
Der Schmerz durchzieht ihn wie ein Schauer.
Er hat ein Einsehn. Ist's auf Dauer?
 



 
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