Der Garten
Der Garten wirkte lebendig und saftig im sanften Licht der Sommersonne. Es hatte vor einiger Zeit geregnet und sanfte Regentropfen bedeckten, zu perligen Tropfen geronnen, die Blätter und Blüten und reflektierten das Licht, hell und klar. Ein kleiner Weg aus grauen und roten, fast farblosen Steinen, teilte eine verbrannte Wiese in zwei Hälften und führte hinein in das Grün. Die Wiese war einst, im mäßigen Klima des Frühlings, saftig grün und voll gewesen, doch die intensive Sonnenhitze, verbunden mit einer länger anhaltenden Dürre, hatten breite Löcher in das Grün gerissen und nur einzelne braune Halme, besser als Stroh als als Gras zu bezeichnen, bedeckten noch spärlich den braunen Boden und gaben letzte Hinweise auf die vorherige, einstige Pracht. Sie war das älteste Lebewesen in dem Garten und ganz der Natur überlassen, denn sie brachte keinen weiteren Nutzen.
Durch sie hindurch, vollführte der Weg eine sanften Kurve und zu seiner linken Seite wuchs ein hoher Pflaumenbaum und warf im Licht der abendlichen Sonne, einen langen Schatten auf die Wiese. Er wirkte lebendig und seine Blätter hatten das saftige, dunkle Grün, eines Obstbaumes, doch der Eindruck täuschte, denn ein Obstbaum war er schon lange nicht mehr. Seine hölzernen Venen waren voll gepumpt mit Chemikalien, die seine Blüten zunächst von innen heraus zersetzt hatten und sie ihm schlussendlich vollends genommen hatten. So war er zu seinem traurigen Schicksal gekommen. Ein Obstbaum ohne Obst, den Sinn seiner Existenz verwirkt und war fortan verdammt, in seiner kläglichen und sinnlosen Existenz zu verweilen. Das einzige was ihm geblieben war, war seine imposante Erscheinung. Seine Äste waren grade geschnitten und seine Krone kuppelartig abgerundet, doch auch hier war nichts natürlich. Er passte in seiner eingezwängten Erscheinung ganz zu seiner Umgebung und alle Pflanzen des Gartens schien miteinander zu einer Einheit zu verschmelzen. Aber das stimmte nicht ganz, denn ihm gegenüber stand ein japanischer Ahorn, seine Blätter so hellgrün, dass nur eine Nuance fehlte, um sie ins Gelbe umschlagen zu lassen und er verkörperte alle erdenklichen Seiten der Jugend. Die Blätter, saftig und ohne Makel, hoben sich stark und deutlich von der einheitlichen Umgebung ab. Sein Wuchs, schief und unbändig, wirkte primitiv bis fast barbarisch gegen den gegenüberliegenden und grade geschnittenen Pflaumen-baum. Er schoss noch immer weiter und weiter in die Höhe, als wüsste er nicht, dass auch er irgendwann sein Ende finden würde und niemals den Himmel zu erreichen vermochte. Aber er war zugleich auch von unbeschreiblicher Schönheit. Die jungen Blätter, die an der Krone austrieben waren rötlich orange und im richtigen Licht der Abendsonne funkelte das Gewächs in allen Farben des Feuers, ja es schien zu tanzen ebenso wie gierige Flammen im sommerlichen Wind. In solchen Momenten gab es nichts besseres, als sich unter ihm oder auch vor ihm niederzulassen und das Schauspiel zu genießen. Es war ein Moment der Meditation, eine Faszination, wie sie nur die Natur vorbringen kann. Das Unscheinbare war plötzlich und unerwartet zu etwas, ja fast märchenhaftem, geworden und erst in solchen Momenten platzte die wahrhaftige Schönheit aus ihm heraus und präsentierte sich der Welt. Ohne das, durch die Triebe, rötlich gefärbte Licht, wären der Garten, um die Pflanzen, die einander schattige Dunkelheit spenden, farblos und leer geblieben. Keine andere dieser einheitlich zusammen gewachsenen Pflanzen vermochte eine solche Schönheit zu entfesseln. Erst in solchen Momenten offenbarte sich der der wahre Unterschied zwischen den Pflanzen. Denn nur der Ahorn, in seiner Weise dem Kinde näher als dem Erwachsenen, brachte es zustande, den Garten auf vollkommen neue und doch so altbekannter Weise zu erfüllen. Vergessen waren die graden Formen, die auf den genauen Zentimeter getrimmten Blätter, die aufeinander abgestimmten Pflanzen. Nein, in solchen Momenten brauchte es Pflanzen, die sich von ihrem Umfeld abzuheben vermochten und durch ihre stürmische, wenn auch andere, Art, dem Garten eine vollkommen neue Seite der Schönheit schenkten. Die Faszination der Unordnung, der Natürlichkeit und der Wunder, kurz der Kunst.
Doch der Gärtner, der über den Garten wachte, ihn hegte und pflegte und auf seine ganz eigene Weise jeglicher Bedeutung beraubte, sah den Sinn der Schönheit nicht. Für ihn waren die Pflanzen alle Teil eines Systems, wie die männlichen Bienen in ihrem Volk. Dem Namen nach als Drohnen waren sie für ihn nichts, als kleine Zahnrädchen im Mechanismus des Lebens. Sie waren perfekt auf einander abgestimmt und vermochten alle seine Wünsche zu befriedigen. Sie gaben ihm Essen und Schatten, doch nichts darüber hinaus, dafür hatte er gesorgt.
Platz für Ecken und Kanten gab es in einem solchen System nicht und so war auch der Pflaumenbaum, früher jung und ungestüm in alle Richtungen gewachsen, Blüten treibend und vom Leben erfüllt, inzwischen ein farbloser Klecks im kunstfreien Spiel der Effizienz geworden. Er diente fortan nur noch als Schattenspender für eine kleine Liege, die zu seinen Füßen auf der Wiese stand. Seinen Sinn als Obstbaum war ihm geraubt worden und fast zufällig war ihm eine Rolle zugefallen, die auch ein Fels hätte übernehmen können. Es war eine Existenz ohne Grund. Ein Leben nach Maß. Doch gab es einen Ausweg aus diesem glücklosen Leben? Die Antwort lag auf der anderen Seite des Gartens, wohin der Pflaumenbaum seine Blätter streckte, sehnsüchtig und unmöglich sie zu erreichen. Vom Gärtner noch unbemerkt, funkelt dort im Licht der untergehenden Sonne, in diesem schönen und wahrhaft reinen Moment, der Ahorn in alle seinen Farben und Wundern und zeigt, wie die Natur sein kann, wenn man sie nur auf ihre Weise wachsen und gedeihen lässt.
Der Garten wirkte lebendig und saftig im sanften Licht der Sommersonne. Es hatte vor einiger Zeit geregnet und sanfte Regentropfen bedeckten, zu perligen Tropfen geronnen, die Blätter und Blüten und reflektierten das Licht, hell und klar. Ein kleiner Weg aus grauen und roten, fast farblosen Steinen, teilte eine verbrannte Wiese in zwei Hälften und führte hinein in das Grün. Die Wiese war einst, im mäßigen Klima des Frühlings, saftig grün und voll gewesen, doch die intensive Sonnenhitze, verbunden mit einer länger anhaltenden Dürre, hatten breite Löcher in das Grün gerissen und nur einzelne braune Halme, besser als Stroh als als Gras zu bezeichnen, bedeckten noch spärlich den braunen Boden und gaben letzte Hinweise auf die vorherige, einstige Pracht. Sie war das älteste Lebewesen in dem Garten und ganz der Natur überlassen, denn sie brachte keinen weiteren Nutzen.
Durch sie hindurch, vollführte der Weg eine sanften Kurve und zu seiner linken Seite wuchs ein hoher Pflaumenbaum und warf im Licht der abendlichen Sonne, einen langen Schatten auf die Wiese. Er wirkte lebendig und seine Blätter hatten das saftige, dunkle Grün, eines Obstbaumes, doch der Eindruck täuschte, denn ein Obstbaum war er schon lange nicht mehr. Seine hölzernen Venen waren voll gepumpt mit Chemikalien, die seine Blüten zunächst von innen heraus zersetzt hatten und sie ihm schlussendlich vollends genommen hatten. So war er zu seinem traurigen Schicksal gekommen. Ein Obstbaum ohne Obst, den Sinn seiner Existenz verwirkt und war fortan verdammt, in seiner kläglichen und sinnlosen Existenz zu verweilen. Das einzige was ihm geblieben war, war seine imposante Erscheinung. Seine Äste waren grade geschnitten und seine Krone kuppelartig abgerundet, doch auch hier war nichts natürlich. Er passte in seiner eingezwängten Erscheinung ganz zu seiner Umgebung und alle Pflanzen des Gartens schien miteinander zu einer Einheit zu verschmelzen. Aber das stimmte nicht ganz, denn ihm gegenüber stand ein japanischer Ahorn, seine Blätter so hellgrün, dass nur eine Nuance fehlte, um sie ins Gelbe umschlagen zu lassen und er verkörperte alle erdenklichen Seiten der Jugend. Die Blätter, saftig und ohne Makel, hoben sich stark und deutlich von der einheitlichen Umgebung ab. Sein Wuchs, schief und unbändig, wirkte primitiv bis fast barbarisch gegen den gegenüberliegenden und grade geschnittenen Pflaumen-baum. Er schoss noch immer weiter und weiter in die Höhe, als wüsste er nicht, dass auch er irgendwann sein Ende finden würde und niemals den Himmel zu erreichen vermochte. Aber er war zugleich auch von unbeschreiblicher Schönheit. Die jungen Blätter, die an der Krone austrieben waren rötlich orange und im richtigen Licht der Abendsonne funkelte das Gewächs in allen Farben des Feuers, ja es schien zu tanzen ebenso wie gierige Flammen im sommerlichen Wind. In solchen Momenten gab es nichts besseres, als sich unter ihm oder auch vor ihm niederzulassen und das Schauspiel zu genießen. Es war ein Moment der Meditation, eine Faszination, wie sie nur die Natur vorbringen kann. Das Unscheinbare war plötzlich und unerwartet zu etwas, ja fast märchenhaftem, geworden und erst in solchen Momenten platzte die wahrhaftige Schönheit aus ihm heraus und präsentierte sich der Welt. Ohne das, durch die Triebe, rötlich gefärbte Licht, wären der Garten, um die Pflanzen, die einander schattige Dunkelheit spenden, farblos und leer geblieben. Keine andere dieser einheitlich zusammen gewachsenen Pflanzen vermochte eine solche Schönheit zu entfesseln. Erst in solchen Momenten offenbarte sich der der wahre Unterschied zwischen den Pflanzen. Denn nur der Ahorn, in seiner Weise dem Kinde näher als dem Erwachsenen, brachte es zustande, den Garten auf vollkommen neue und doch so altbekannter Weise zu erfüllen. Vergessen waren die graden Formen, die auf den genauen Zentimeter getrimmten Blätter, die aufeinander abgestimmten Pflanzen. Nein, in solchen Momenten brauchte es Pflanzen, die sich von ihrem Umfeld abzuheben vermochten und durch ihre stürmische, wenn auch andere, Art, dem Garten eine vollkommen neue Seite der Schönheit schenkten. Die Faszination der Unordnung, der Natürlichkeit und der Wunder, kurz der Kunst.
Doch der Gärtner, der über den Garten wachte, ihn hegte und pflegte und auf seine ganz eigene Weise jeglicher Bedeutung beraubte, sah den Sinn der Schönheit nicht. Für ihn waren die Pflanzen alle Teil eines Systems, wie die männlichen Bienen in ihrem Volk. Dem Namen nach als Drohnen waren sie für ihn nichts, als kleine Zahnrädchen im Mechanismus des Lebens. Sie waren perfekt auf einander abgestimmt und vermochten alle seine Wünsche zu befriedigen. Sie gaben ihm Essen und Schatten, doch nichts darüber hinaus, dafür hatte er gesorgt.
Platz für Ecken und Kanten gab es in einem solchen System nicht und so war auch der Pflaumenbaum, früher jung und ungestüm in alle Richtungen gewachsen, Blüten treibend und vom Leben erfüllt, inzwischen ein farbloser Klecks im kunstfreien Spiel der Effizienz geworden. Er diente fortan nur noch als Schattenspender für eine kleine Liege, die zu seinen Füßen auf der Wiese stand. Seinen Sinn als Obstbaum war ihm geraubt worden und fast zufällig war ihm eine Rolle zugefallen, die auch ein Fels hätte übernehmen können. Es war eine Existenz ohne Grund. Ein Leben nach Maß. Doch gab es einen Ausweg aus diesem glücklosen Leben? Die Antwort lag auf der anderen Seite des Gartens, wohin der Pflaumenbaum seine Blätter streckte, sehnsüchtig und unmöglich sie zu erreichen. Vom Gärtner noch unbemerkt, funkelt dort im Licht der untergehenden Sonne, in diesem schönen und wahrhaft reinen Moment, der Ahorn in alle seinen Farben und Wundern und zeigt, wie die Natur sein kann, wenn man sie nur auf ihre Weise wachsen und gedeihen lässt.