Beste Freunde

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Beste Freunde




Das Unglück wie der Tod unterscheiden nicht zwischen einem passenden Moment oder dem falschen Augenblick. Sie treten in das Leben eines jeden Menschen wann immer es sein mag. Und manchmal, wenn der Sturm des Verderbens weiter gezogen ist, kriecht etwas zitternd und voller Erfurcht vor dem Grauen dem es entgangen ist, aus seinem unbedachten Versteck und blickt mit geweiteten Augen auf die Verheerungen jenes Donnerschlages, dessen Gewalt unverständlicherweise nicht dazu ausgereicht hat alles zu zerschmettern. Ein kleines Leben ist heil geblieben und fragt sich verzweifelt wieso. Und da liegt es nun im endlosen Trümmermeer, das kleine Wesen Mensch und erkennt die Zeichen des Blutes - denn Rettung ist fern. So ist sein Verstand durchdrungen von nur noch einem einzigen Gedanken. Kann es sich denn selbst erretten...?


Dem unablässigen Ziehen in seinen Unterarmen war es gelungen Guiseppe die Augen offen zu halten. Und jetzt, nachdem sich der Sturm endlich vollends gelegt hatte, konnte er sich wieder daran machen auf bessere Zeiten zu hoffen. Um einiges leichter mochte einem das gelingen wenn man zu zweit ist, dachte er sich. Ein wenig wechselseitige Motivation war unabdingbar, wie in diesem Fall. Diese war dazu im Stande, den feinen Unterschied ausmachen - entweder überleben oder sterben. Auch sein Freund Verde dachte so und hatte ebenfalls die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Zunächst wegen dem Sturmwind und den hohen Wellen, momentan aus Gründen die wie bei seinem besten Freund Guiseppe, mit dem bloßen Überleben zu tun hatten...

Die Kraft die man brauchte, um sich auch mit Hilfe eines Rettungsringes über Wasser zu halten, war nicht zu unterschätzen. Die erste Stunde war es trotz des stürmischen Wellenganges noch am einfachsten. Man hatte so viel Adrenalin im Blut, dass man die allmähliche Erschöpfung seiner Muskeln gar nicht so spürte. Mittlerweile, da sich die See wieder beruhigt hatte und der Sturm schon einige Stunden abgeflaut war, schmerzten beiden Männern alle Muskeln des Körpers. Die einen vom kalten Wasser, die anderen vom Festhalten am Leben. Von den Zehenspitzen zu den Fussgelenken über die Oberschenkel bis hin zu den Oberarmen und den Fingersehen. Alles war inzwischen so dermaßen beansprucht, dass man schon ein ganzer Mann sein musste um die inzwischen schon starken Schmerzen zu ertragen. Und ganze Männer waren sie. Verde zum Beispiel: Der hatte sein ganzes bisheriges Leben nie viele Gründe zum Lachen gefunden. Der Vater, ein Fabriksarbeiter, war ein Freund der Flasche. Die Mutter, gütig aber schwach, war stets der Willkür jenes Säufers, welchen Verde "Herr Vater" nennen musste, schutzlos ausgeliefert. Bis zu einem der wenigen glücklichen Tage in Verdes Leben, als zwei Nachbarsjungen am Sonntag vor der Kirche um die Ecke gerannt kamen um ihn und seiner Mutter mitzuteilen, dass der werte Herr Vater von einem zurücksetzenden LKW überrollt wurde, da er sich in seinem morgendlichen Suff vor der Laderampe eines Spirituosenhändlers ein kleines Nickerchen gegönnt hatte. Daraufhin war er, gerade mal 14 Jahre alt, zwar dazu gezwungen sich und seine Mutter durchzubringen, was ihn aber nicht störte, da er es als angebrachten Preis für die nunmehrige Ruhe und die neu gewonnenen Freiheiten empfand. Er verdingte sich von nun an in zahllosen Jobs welche immer seinen vollsten körperlichen Einsatz verlangt haben. Somit war es für Verde augenblicklich noch kein allzu großes Ding, sich hier an diesem Rettungsring weiter festzuhalten. Guiseppes Leben war auch nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Als Sohn einer armen Bauernfamilie hatte er aufgrund des Hofes zwar niemals Hunger leiden müssen, war dafür aber schon von frühen Kindesbeinen an dazu angehalten auf dem Hof seiner Eltern kräftig mit anzupacken. Als dann schließlich seine Mutter als er 7 Jahre alt war beider Geburt seines 8ten Geschwisterchens am Kindbett verstarb, mussten er und seine männlichen Geschwister die Härte des Lebens in Form des nunmehr immer häufiger prügelnden Vaters kennen lernen. Denn der Vater hasste seine Kinder von diesem Tag an - sie hatten ihm die tüchtige Frau genommen. Guiseppe verließ den Hof als er 16 war und ging zur Marine. Im Laufe seines Dienstes bei der Armee entwickelte sich dieser spezielle Tick, welcher den beiden Freunden bis jetzt das Leben gerettet hat. Während seiner Marinezeit nämlich, hatte sich Guiseppe angewöhnt, sich bevor er sich in die Koje legte, stets einen Rettungsring am Fussgelenk festzubinden. So sehr fürchtete er sich davor, dass das Schiff während er schlief, sinken konnte. Und als Verde und er schließlich von einer gewaltigen Welle vom Deck ihres kleinen Fischerbootes geschwemmt wurden, hat es sich zum ersten Mal bezahlt gemacht diesbezüglich so furchtsam zu sein. Es gab nur ein Problem: Guiseppe fiel es schon, da er um einige Jahre älter war als Verde, schon beträchtlich schwerer sich an seinem Ring festzuhalten. Inzwischen dachte er sogar schon daran, dass es alleine schon um ein Vielfaches einfacher wäre mit so einem Ding. Da hatte man einfach auch die Möglichkeit sich in den Ring reinzuhängen. Zu zweit jedoch...
Verde ahnte nichts von den Gedanken seines besten Freundes. Er war einfach nur froh, dass der Tick seines alten Freundes sie beide bis jetzt über Wasser gehalten hatte. Verde wirkte zuversichtlicher als Guiseppe, dachte sich, dass das rettende Ufer ja nicht weit entfernt sein konnte. Außerdem gab es in dieser Gegend hunderte Fischer, welche bestimmt, sobald sich das Wetter gebessert hatte, wieder raus fahren würden um ihre Netze zu füllen. In Verdes Augen war es nur eine Frage der Zeit und ihres Durchhaltevermögens, bis sie schließlich von irgendeinem vorbeifahrenden Kutter entdeckt und dann gerettet werden würden. Guiseppe teilte diese Ansicht nicht.

Es war so gegen Mittag als Verde plötzlich unruhig wurde und seinen mit den Kräften beinahe schon am Ende angelangten Freund am rechten Arm packte und ihn auf etwas aufmerksam machte, von dem er meinte, dass es sie in einiger Entfernung zu umkreisen schien. Guiseppe drehte sich panisch in die von Verde angezeigte Richtung, konnte aber nichts, von dem was dieser dort zu sehen glaubte, entdecken. Gewissermaßen alarmiert und wachsam kam er aber nicht umhin die Eventualität einer derartigen Sichtung zu vernachlässigen. So beobachteten die beiden Freunde die nächste Stunde über mit sorgfältigem Blick jede auch noch so kleine Erhebung im ständigen Auf und Ab der Wellen und kamen nach und nach zu dem Schluss, dass sich Verde wohl geirrt haben musste.
Außerdem hatte sich zu den Problemen die man hatte, wenn man im offenen Meer trieb, abgesehen von der schieren Erschöpfung, noch ein weiteres dazu gesellt. Es war die unerbitterliche, jeden klaren Gedanken versengende Sonne. Normalerweise hätte man sich jetzt unter Deck begeben oder, wenn man sich an Land befunden hätte, wäre man bestimmt nicht aus dem Haus gegangen ohne zumindest einen Sonnenhut zu tragen. Heute war zweifelsohne wieder einer dieser ganz besonders heißen Tage an dem Dinge geschahen, von den denen man gelegentlich im Lokalteil der Tageszeitungen lesen konnte: Ältere Dame erlitt einen Hitzschlag und dergleichen.
"Guiseppe! Was ist mit dir? Gehts noch?", fragte Verde als er bemerkte, dass sein Freund kaum noch die Augen offen halten konnte. Guiseppe erklärte ihm daraufhin, dass es kein Problem gab, abgesehen von seinem Durst - denn seine Kehle sei schon staubtrocken. Als Verde seinem alten Freund, mit dem er schon so viel erlebt hatte, Mut zusprechen wollte, schrie dieser wie von einem Hund gebissen, für seine grundsätzlich tiefe Stimmlage, ungewöhnlich hoch und schrill auf.
"Ahhhhhhhh...! Verde, da war was an meinem Bein! Verde da war was!"
Verde erschrak ob des blanken Entsetzens welches er in den weit aufgerissenen Augen seines Freundes erkennen musste.
"Du hast dich nicht geirrt! Da ist ein Hai, da ist er! Siehst du ihn? Ein Hai!", brüllte Guiseppe und zeigte mit zitternder Hand hinter Verde auf den Horizont. Verde fuhr herum und verlor dabei beinahe den Halt am Ring. Und da war er. Seine Flosse hob sich unverkennbar vom Wasser ab und zog seine Bahnen. Zunächst noch in einiger Entfernung. Doch nach einigen Minuten bewegte sich der Raubfisch schon gefährlich nahe am Ring. Noch ein paar Minuten später, als sich dessen Silhouette deutlich unter der Wasseroberfläche abzeichnete, konnte man sogar seine Größe abschätzen.
"Mindesten 5 Meter!", sagte Verde, der erfahrene Fischer. Guiseppe sagte 6 Meter. Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen. Beide wussten, dass etwas im Wasser viel größer wirkte als an Land, aber sie wussten nicht, was sie nun zu tun hatten. Von unsäglicher Panik durchdrungen fingerte Guiseppe umständlich in seiner Hose und holte sein kleines Fischermesser hervor mit dem er normalerweise kleineren Fische, welche er an Bord zubereiten wollte, den Bauch aufschlitze um diese auszunehmen. Drohend, aber in Anbetracht der Umstände ziemlich lächerlich wirkend, fuchtelte er mit dem Messer in der Luft herum und schleuderte dem "Teufelsfisch" sämtliche ihm bekannten Fluchnamen entgegen. Verde versuchte ihn zu beruhigen und dabei geschah es. Guiseppes Klinge fuhr in das Handgelenk seines Freundes und dann wurde es kurz still...

Mit geweiteten Pupillen sahen beide auf den Schnitt an Verdes Handgelenk. Endlos lange schien es zu dauern, bis sich der erste Blutstropfen abzeichnete. Unter den argwöhnischen Blicken der beiden löste er sich schließlich und landete zornig auf dem oberstes Scheitelpunkt des Rettungsringes. Dann, bevor ihm seine infernalischen Brüder folgte konnten, glitt er langsam an der inneren Wölbung des Ringes entlang herab und vereinte sich bereitwillig mit dem salzigen Wasser in dem er bald etwas auslösen würde, dass nichts mit normaler, unter Menschen üblicherweise als Raserei bezeichneter Verhaltensart gemeinsam hat - Blutrausch.
Guiseppe der das Messer noch immer in der Hand hielt und dem einmal vor vielen Jahren ein Offizier gesagt hat, dass es für jedes Problem eine Lösung gäbe, wenn auch nicht immer eine saubere, zeigte seinem Freund, wie er diese Aussage gerade interpretierte.
"Ich will noch nicht sterben, Verde! Ich will jetzt nicht sterben! Es...!"
Mit strengem Blick sah er seinem besten Freund in die Augen.
"Es tut mir...leid!"
Daraufhin packte Guiseppe das andere Handgelenk seines verdutzten Freundes, zog das Messer blitzschnell an seinem Oberarm entlang, schleuderte das blutverschmierte Messer in Richtung des Haies und versetzte Verde einen so heftigen Faustschlag ins Gesicht, sodass sich dieser nicht mehr am Ring halten konnte und begann anschließend mit aller Kraft welche seine Beine noch hergaben, damit den Ring mit strampelnden Bewegungen aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Hinter ihm hörte er noch wie Verde kurz aufschrie um dann jäh zu verstummen. Guiseppe aber drehte sich nicht um. Immer weiter strampelte er vom Adrenalin beflügelt, immer weiter. Der Hai würde ihn nicht bekommen! Nein, ihn nicht!
So wie seinen...

So wie seinen besten Freund!
 
Beste Freunde




Das Unglück wie der Tod unterscheiden nicht zwischen einem passenden Moment oder dem falschen Augenblick. Sie treten in das Leben eines jeden Menschen wann immer es sein mag. Und manchmal, wenn der Sturm des Verderbens weiter gezogen ist, kriecht etwas zitternd und voller Erfurcht vor dem Grauen dem es entgangen ist, aus seinem unbedachten Versteck und blickt mit geweiteten Augen auf die Verheerungen jenes Donnerschlages, dessen Gewalt unverständlicherweise nicht dazu ausgereicht hat alles zu zerschmettern. Ein kleines Leben ist heil geblieben und fragt sich verzweifelt wieso. Und da liegt es nun im endlosen Trümmermeer, das kleine Wesen Mensch und erkennt die Zeichen des Blutes - denn Rettung ist fern. So ist sein Verstand durchdrungen von nur noch einem einzigen Gedanken. Kann es sich denn selbst erretten...?


Dem unablässigen Ziehen in seinen Unterarmen war es gelungen Guiseppe die Augen offen zu halten. Und jetzt, nachdem sich der Sturm endlich vollends gelegt hatte, konnte er sich wieder daran machen auf bessere Zeiten zu hoffen. Um einiges leichter mochte einem das gelingen wenn man zu zweit ist, dachte er sich. Ein wenig wechselseitige Motivation war unabdingbar, wie in diesem Fall. Diese war dazu im Stande, den feinen Unterschied ausmachen - entweder überleben oder sterben. Auch sein Freund Verde dachte so und hatte ebenfalls die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Zunächst wegen dem Sturmwind und den hohen Wellen, momentan aus Gründen die wie bei seinem besten Freund Guiseppe, mit dem bloßen Überleben zu tun hatten...

Die Kraft die man brauchte, um sich auch mit Hilfe eines Rettungsringes über Wasser zu halten, war nicht zu unterschätzen. Die erste Stunde war es trotz des stürmischen Wellenganges noch am einfachsten. Man hatte so viel Adrenalin im Blut, dass man die allmähliche Erschöpfung seiner Muskeln gar nicht so spürte. Mittlerweile, da sich die See wieder beruhigt hatte und der Sturm schon einige Stunden abgeflaut war, schmerzten beiden Männern alle Muskeln des Körpers. Die einen vom kalten Wasser, die anderen vom Festhalten am Leben. Von den Zehenspitzen zu den Fussgelenken über die Oberschenkel bis hin zu den Oberarmen und den Fingersehen. Alles war inzwischen so dermaßen beansprucht, dass man schon ein ganzer Mann sein musste um die inzwischen schon starken Schmerzen zu ertragen. Und ganze Männer waren sie. Verde zum Beispiel: Der hatte sein ganzes bisheriges Leben nie viele Gründe zum Lachen gefunden. Der Vater, ein Fabriksarbeiter, war ein Freund der Flasche. Die Mutter, gütig aber schwach, war stets der Willkür jenes Säufers, welchen Verde "Herr Vater" nennen musste, schutzlos ausgeliefert. Bis zu einem der wenigen glücklichen Tage in Verdes Leben, als zwei Nachbarsjungen am Sonntag vor der Kirche um die Ecke gerannt kamen um ihn und seiner Mutter mitzuteilen, dass der werte Herr Vater von einem zurücksetzenden LKW überrollt wurde, da er sich in seinem morgendlichen Suff vor der Laderampe eines Spirituosenhändlers ein kleines Nickerchen gegönnt hatte. Daraufhin war er, gerade mal 14 Jahre alt, zwar dazu gezwungen sich und seine Mutter durchzubringen, was ihn aber nicht störte, da er es als angebrachten Preis für die nunmehrige Ruhe und die neu gewonnenen Freiheiten empfand. Er verdingte sich von nun an in zahllosen Jobs welche immer seinen vollsten körperlichen Einsatz verlangt haben. Somit war es für Verde augenblicklich noch kein allzu großes Ding, sich hier an diesem Rettungsring weiter festzuhalten. Guiseppes Leben war auch nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Als Sohn einer armen Bauernfamilie hatte er aufgrund des Hofes zwar niemals Hunger leiden müssen, war dafür aber schon von frühen Kindesbeinen an dazu angehalten auf dem Hof seiner Eltern kräftig mit anzupacken. Als dann schließlich seine Mutter als er 7 Jahre alt war beider Geburt seines 8ten Geschwisterchens am Kindbett verstarb, mussten er und seine männlichen Geschwister die Härte des Lebens in Form des nunmehr immer häufiger prügelnden Vaters kennen lernen. Denn der Vater hasste seine Kinder von diesem Tag an - sie hatten ihm die tüchtige Frau genommen. Guiseppe verließ den Hof als er 16 war und ging zur Marine. Im Laufe seines Dienstes bei der Armee entwickelte sich dieser spezielle Tick, welcher den beiden Freunden bis jetzt das Leben gerettet hat. Während seiner Marinezeit nämlich, hatte sich Guiseppe angewöhnt, sich bevor er sich in die Koje legte, stets einen Rettungsring am Fussgelenk festzubinden. So sehr fürchtete er sich davor, dass das Schiff während er schlief, sinken konnte. Und als Verde und er schließlich von einer gewaltigen Welle vom Deck ihres kleinen Fischerbootes geschwemmt wurden, hat es sich zum ersten Mal bezahlt gemacht diesbezüglich so furchtsam zu sein. Es gab nur ein Problem: Guiseppe fiel es schon, da er um einige Jahre älter war als Verde, schon beträchtlich schwerer sich an seinem Ring festzuhalten. Inzwischen dachte er sogar schon daran, dass es alleine schon um ein Vielfaches einfacher wäre mit so einem Ding. Da hatte man einfach auch die Möglichkeit sich in den Ring reinzuhängen. Zu zweit jedoch...
Verde ahnte nichts von den Gedanken seines besten Freundes. Er war einfach nur froh, dass der Tick seines alten Freundes sie beide bis jetzt über Wasser gehalten hatte. Verde wirkte zuversichtlicher als Guiseppe, dachte sich, dass das rettende Ufer ja nicht weit entfernt sein konnte. Außerdem gab es in dieser Gegend hunderte Fischer, welche bestimmt, sobald sich das Wetter gebessert hatte, wieder raus fahren würden um ihre Netze zu füllen. In Verdes Augen war es nur eine Frage der Zeit und ihres Durchhaltevermögens, bis sie schließlich von irgendeinem vorbeifahrenden Kutter entdeckt und dann gerettet werden würden. Guiseppe teilte diese Ansicht nicht.

Es war so gegen Mittag als Verde plötzlich unruhig wurde und seinen mit den Kräften beinahe schon am Ende angelangten Freund am rechten Arm packte und ihn auf etwas aufmerksam machte, von dem er meinte, dass es sie in einiger Entfernung zu umkreisen schien. Guiseppe drehte sich panisch in die von Verde angezeigte Richtung, konnte aber nichts, von dem was dieser dort zu sehen glaubte, entdecken. Gewissermaßen alarmiert und wachsam kam er aber nicht umhin die Eventualität einer derartigen Sichtung zu vernachlässigen. So beobachteten die beiden Freunde die nächste Stunde über mit sorgfältigem Blick jede auch noch so kleine Erhebung im ständigen Auf und Ab der Wellen und kamen nach und nach zu dem Schluss, dass sich Verde wohl geirrt haben musste.
Außerdem hatte sich zu den Problemen die man hatte, wenn man im offenen Meer trieb, abgesehen von der schieren Erschöpfung, noch ein weiteres dazu gesellt. Es war die unerbitterliche, jeden klaren Gedanken versengende Sonne. Normalerweise hätte man sich jetzt unter Deck begeben oder, wenn man sich an Land befunden hätte, wäre man bestimmt nicht aus dem Haus gegangen ohne zumindest einen Sonnenhut zu tragen. Heute war zweifelsohne wieder einer dieser ganz besonders heißen Tage an dem Dinge geschahen, von den denen man gelegentlich im Lokalteil der Tageszeitungen lesen konnte: Ältere Dame erlitt einen Hitzschlag und dergleichen.
"Guiseppe! Was ist mit dir? Gehts noch?", fragte Verde als er bemerkte, dass sein Freund kaum noch die Augen offen halten konnte. Guiseppe erklärte ihm daraufhin, dass es kein Problem gab, abgesehen von seinem Durst - denn seine Kehle sei schon staubtrocken. Als Verde seinem alten Freund, mit dem er schon so viel erlebt hatte, Mut zusprechen wollte, schrie dieser wie von einem Hund gebissen, für seine grundsätzlich tiefe Stimmlage, ungewöhnlich hoch und schrill auf.
"Ahhhhhhhh...! Verde, da war was an meinem Bein! Verde da war was!"
Verde erschrak ob des blanken Entsetzens welches er in den weit aufgerissenen Augen seines Freundes erkennen musste.
"Du hast dich nicht geirrt! Da ist ein Hai, da ist er! Siehst du ihn? Ein Hai!", brüllte Guiseppe und zeigte mit zitternder Hand hinter Verde auf den Horizont. Verde fuhr herum und verlor dabei beinahe den Halt am Ring. Und da war er. Seine Flosse hob sich unverkennbar vom Wasser ab und zog seine Bahnen. Zunächst noch in einiger Entfernung. Doch nach einigen Minuten bewegte sich der Raubfisch schon gefährlich nahe am Ring. Noch ein paar Minuten später, als sich dessen Silhouette deutlich unter der Wasseroberfläche abzeichnete, konnte man sogar seine Größe abschätzen.
"Mindesten 5 Meter!", sagte Verde, der erfahrene Fischer. Guiseppe sagte 6 Meter. Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen. Beide wussten, dass etwas im Wasser viel größer wirkte als an Land, aber sie wussten nicht, was sie nun zu tun hatten. Von unsäglicher Panik durchdrungen fingerte Guiseppe umständlich in seiner Hose und holte sein kleines Fischermesser hervor mit dem er normalerweise kleineren Fische, welche er an Bord zubereiten wollte, den Bauch aufschlitze um diese auszunehmen. Drohend, aber in Anbetracht der Umstände ziemlich lächerlich wirkend, fuchtelte er mit dem Messer in der Luft herum und schleuderte dem "Teufelsfisch" sämtliche ihm bekannten Fluchnamen entgegen. Verde versuchte ihn zu beruhigen und dabei geschah es. Guiseppes Klinge fuhr in das Handgelenk seines Freundes und dann wurde es kurz still...

Mit geweiteten Pupillen sahen beide auf den Schnitt an Verdes Handgelenk. Endlos lange schien es zu dauern, bis sich der erste Blutstropfen abzeichnete. Unter den argwöhnischen Blicken der beiden löste er sich schließlich und landete zornig auf dem oberstes Scheitelpunkt des Rettungsringes. Dann, bevor ihm seine infernalischen Brüder folgte konnten, glitt er langsam an der inneren Wölbung des Ringes entlang herab und vereinte sich bereitwillig mit dem salzigen Wasser in dem er bald etwas auslösen würde, dass nichts mit normaler, unter Menschen üblicherweise als Raserei bezeichneter Verhaltensart gemeinsam hat - Blutrausch.
Guiseppe der das Messer noch immer in der Hand hielt und dem einmal vor vielen Jahren ein Offizier gesagt hat, dass es für jedes Problem eine Lösung gäbe, wenn auch nicht immer eine saubere, zeigte seinem Freund, wie er diese Aussage gerade interpretierte.
"Ich will noch nicht sterben, Verde! Ich will jetzt nicht sterben! Es...!"
Mit strengem Blick sah er seinem besten Freund in die Augen.
"Es tut mir...leid!"
Daraufhin packte Guiseppe das andere Handgelenk seines verdutzten Freundes, zog das Messer blitzschnell an seinem Oberarm entlang, schleuderte das blutverschmierte Messer in Richtung des Haies und versetzte Verde einen so heftigen Faustschlag ins Gesicht, sodass sich dieser nicht mehr am Ring halten konnte und begann anschließend mit aller Kraft welche seine Beine noch hergaben damit, den Ring mit strampelnden Bewegungen aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Hinter ihm hörte er noch wie Verde kurz aufschrie um dann jäh zu verstummen. Guiseppe aber drehte sich nicht um. Immer weiter strampelte er vom Adrenalin beflügelt, immer weiter. Der Hai würde ihn nicht bekommen! Nein, ihn nicht!
So wie seinen...

So wie seinen besten Freund!
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Gonzo,

das Problem deines Textes ist die umständliche Beschreibung einer jeden Handlung, zigfach fehlende Kommatas und endlos stehende Redewendungen.
An deinem Prolog will ich das mal (aus meiner Sicht) erklären:

Das Unglück wie der Tod unterscheiden nicht zwischen einem passenden Moment oder dem falschen Augenblick. Sie treten in das Leben eines jeden Menschen wann immer es sein mag.
Wichtig ist bei Kurzgeschichten, sich auf das Wesentliche zu beschränken, sonst läuft man als Autor Gefahr, den Leser zu verlieren.

[blue]Idee: Unglück und Tod unterscheiden nicht zwischen passendem Moment und falschem Augenblick. Es passiert einfach.[/blue]

Und manchmal, wenn der Sturm des Verderbens weiter gezogen ist, kriecht etwas zitternd und voller Erfurcht vor dem Grauen dem es entgangen ist, aus seinem unbedachten Versteck und blickt mit geweiteten Augen auf die Verheerungen jenes Donnerschlages, dessen Gewalt unverständlicherweise nicht dazu ausgereicht hat alles zu zerschmettern.
Das ist ein wahrer Krüppelsatz, der sich sogar in Teilen selbst widerspricht - und fehlende Logik unterstellt dem geneigten Leser flaches Lesen.

Ein kleines Leben ist heil geblieben und fragt sich verzweifelt wieso. Und da liegt es nun im endlosen Trümmermeer, das kleine Wesen Mensch und erkennt die Zeichen des Blutes - denn Rettung ist fern. So ist sein Verstand durchdrungen von nur noch einem einzigen Gedanken. Kann es sich denn selbst erretten...?
Schlimmer geht nimmer. Erst fragt sich "ein kleines Leben" verzweifelt, wieso, dann erkennt es, mitten in einem endlosen Trümmermeer liegend, die Zeichen des Blutes.
Tut mir leid, aber das ist nichts, hier musst du unbedingt noch mal ran - und zwar an alles: Inhalt, Rechtschreibung, Grammatik, Zeitformen und so weiter ...

Würde ich eine Wertung abgehen, läge die (leider) bei 4.

Ehrlich gemeinte Grüße von kageb
 
Wow

Danke dir für deine Kritik!!!

So schlimm hätt ich das selbst nicht eingeschätzt!
Da sieht man wieder, dass es einen großen Unterschied gibt, zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung.

Werde mir deine Tipps zu Herzen nehmen und den Text nochmal neu bearbeiten!!!

Vielleicht liest du es dann ja nochmal und kannst mir eine bessere Bewertung geben!

Danke!!!
 
Beste Freunde




Die Kraft die man brauchte, um sich zu zweit und trotz der Hilfe eines Rettungsringes über Wasser zu halten, war nicht zu unterschätzen. Die erste Stunde ging es noch wie von selbst. Da war es trotz des stürmischen Wellenganges noch am einfachsten. Man hatte einfach noch so viel Adrenalin im Blut, dass man die allmähliche Erschöpfung seiner Muskeln gar nicht so spürte. Mittlerweile jedoch, da sich die See wieder beruhigt hatte und der Sturm schon einige Stunden abgeflaut war, schmerzten beiden Männern alle Muskeln ihres Körpers. Einige vom kalten Wasser, die anderen vom bloßen Festhalten am Leben. Alle Sehnen und Muskelpartien waren inzwischen so dermaßen beansprucht, dass man wahrlich schon ein ganzer Mann sein musste, um die inzwischen schon beträchtlichen Schmerzen überhaupt noch ertragen zu können.
Guiseppe fiel es trotz seiner langjährigen und einschlägigen Erfahrungen bei der Kriegsmarine wesentlich schwerer, mit diesen Schmerzen einigermaßen klar zu kommen. Das lag vermutlich auch ein wenig an seinem Alter, lagen doch schon einige Jährchen zwischen ihm und seinem Freund Verde, welcher sich gerade mit angestrengtem Blick auf der gegenüberliegenden Seite, des eigentlich viel zu kleinen Rettungsringes, festhielt. Doch Guiseppe murrte nicht, anders als sein Freund Verde.
" Warum hattest du eigentlich keinen 2ten Ring auf deinem verfluchten Kutter, oder solch ich besser sagen, an deinem Bein, hm? Wie lange glaubst du, kann ich mich hier noch festhalten! Meine Hände tun weh und Scheiße...", fluchte Verde und funkelte seinen Freund mit zornigen Augen an. Guiseppe blieb ruhig, er dachte nicht im Traum daran, in dieser Situation einen Streit von Zaum zu brechen. Lust dazu hatte er freilich, doch wusste er von seiner Zeit bei der Marine, dass ein Streit im falschen Moment eine Katastrophe auslösen konnte. So ignorierte er die wahrscheinlich nicht so gemeinten Worte seines Freundes, schloss seine müden Augen und genoss die salzige Luft des Meeres welche ihm immer dabei geholfen hatte, zu vergessen. Seine Vergangenheit, die Gegenwart, alles. Das funktionierte auch jetzt und trotz der widrigen Umstände noch recht gut. Ein anderer Mann hätte das nicht gekonnt. Der hätte das Meer verflucht - sich geschworen keinen Fuß mehr auf ein Boot zu setzen. Vorausgesetzt, er hätte das hier überlebt. Guiseppe aber liebte das Meer und nichts konnte ihm seine Liebe verderben - dachte er...
"Sag mal, redest du jetzt nichts mehr? Guiseppe !!!"
"Wer soviel Energie zum Plappern hat, der kann ja gar nicht so fertig sein...", sagte Guiseppe ganz ruhig und lächelte mild. Die vielen Furchen in seinem Gesicht verliehen ihm dabei den Ausdruck eines weisen alten Mannes, den nichts mehr aus der Fassung bringen konnte. Doch dieser Eindruck täuschte, denn ihn ihm brodelte es bereits gewaltig...
Verde wollte gerade noch etwas dazu sagen, da hob sein Freund die rechte Hand und gebot ihm still zu sein. Verde gehorchte, senkte seinen Blick für einen Moment und starrte eine Zeit lang wie paralysiert auf die rissige Haut des alten Rettungsringes, der eigentlich nur dazu gedacht war, einem Menschen das Leben zu bewahren. Nach einiger Zeit des Starrens gelangte Verde schließlich zu der Erkenntnis, dass er eigentlich froh sein sollte. Froh, dass ihnen wenigstens dieser eine Rettungsring zur Verfügung stand. Guiseppe hatte schon recht damit, ihn zum Schweigen zu bringen, dachte er sich. Meckern brachte ja nichts, verursachte nur Missmut und so was konnten sie in ihrer Situation wirklich am allerwenigsten gebrauchen. Verdes Hochgefühl diesen Ring betreffend ging sogar noch eine Stufe weiter. Denn just in dem Augenblick lernte Verde Guiseppes seltsame Angewohnheit, sich an Bord eines Schiffes stets diesen Ring an seinem Fussgelenk festzubinden, so richtig zu schätzen.. Das hatte sich Guiseppe während seiner Marinezeit angewöhnt, wusste Verde. Denn so sehr fürchtete sich Guiseppe davor, dass das Schiff während er in seiner Koje schlief, sinken konnte.
Verde hatte sich in der Vergangenheit über diese Angewohnheit lustig gemacht. Jetzt war das natürlich schon was völlig anderes. So erhob er abermals seine Stimme, diesmal in einem versöhnlicheren Tonfall: "Guiseppe! Hätte nie gedacht, dass ich das mal sage! Dein Ring ist einfach toll!"
"So, so! Blöd nur, dass er nur für einen gedacht ist! Hahaha...!", entgegnete Guiseppe lakonisch. Verde fasste dies als kleinen Scherz auf, was von Guiseppe auch so gedacht war. Doch tief in Guiseppes Innerem wurde ein Gedanke geboren, dem nicht nach Scherzen zu Mute war. Tief in seinem Inneren dachte Guiseppe daran, dass es alleine schon um ein Vielfaches einfacher wäre mit so einem Ding. Da hatte man einfach auch die Möglichkeit sich in den Ring reinzuhängen. Zu zweit jedoch...
Ab diesem Moment wirkte Verde zuversichtlicher als Guiseppe und war sogar recht positiv gestimmt. Denn seines Wissens nach gab es in dieser Gegend hunderte Fischer welche sobald sich das Wetter gebessert hatte, bestimmt wieder raus fahren würden um ihre Netze zu füllen. In Verdes Augen war es also nur eine Frage der Zeit und ihres Durchhaltevermögens, bis sie schließlich von irgendeinem vorbeifahrenden Kutter entdeckt und dann gerettet werden würden. Guiseppe teilte diese Ansicht nicht - nicht mehr...

Es war so gegen Mittag als Verde plötzlich unruhig wurde und seinen mit den Kräften beinahe schon am Ende angelangten Freund am rechten Arm packte und ihn auf etwas aufmerksam machte, von dem er meinte, dass es sie in einiger Entfernung zu umkreisen schien. Guiseppe drehte sich panisch in die von Verde angezeigte Richtung, konnte aber nichts von dem, was dieser dort zu sehen glaubte, entdecken. Gewissermaßen alarmiert und wachsam kam er aber nicht umhin, die Eventualität einer derartigen Sichtung zu vernachlässigen. So beobachteten die beiden Freunde die nächste Stunde über mit sorgfältigem Blick jede auch noch so kleine Erhebung im ständigen Auf und Ab der Wellen und kamen nach und nach zu dem Schluss, dass sich Verde wohl geirrt haben musste.
Außerdem hatte sich zu den Problemen die man hatte, wenn man im offenen Meer trieb, noch ein weiteres dazu gesellt. Es war die unerbitterliche, jeden klaren Gedanken versengende Sonne, welcher die beiden völlig schutzlos ausgeliefert waren..
"Guiseppe! Was ist mit dir? Gehts noch?", fragte Verde als er bemerkte, dass sein Freund kaum noch die Augen offen halten konnte. Guiseppe erklärte ihm daraufhin, dass es kein Problem gab, abgesehen von seinem Durst. Als Verde seinem alten Freund darauf etwas Mut zusprechen wollte, schrie dieser plötzlich wie von einem Hund gebissen auf und schien auf einmal keine Luft mehr zu bekommen.
"Ahhhhhhhh...! Verde, da war was an meinem Bein! Verde da war was!"
Verde erschrak, ob des blanken Entsetzens welches er in den weit aufgerissenen Augen seines Freundes erkennen musste.
"Du hast dich nicht geirrt! Da ist ein Hai, da ist er! Siehst du ihn? Ein Hai!", brüllte Guiseppe und zeigte mit zitternder Hand hinter Verde auf den Horizont. Verde fuhr herum und verlor dabei beinahe den Halt am Ring. Und da war er. Seine Flosse hob sich unverkennbar vom Wasser ab und zog ihre Bahnen. Zunächst noch in einiger Entfernung. Doch nach einigen Minuten bewegte sich der Raubfisch schon gefährlich nahe am Ring. Noch ein paar Minuten später, als sich dessen Silhouette deutlich unter der Wasseroberfläche abzeichnete, konnte man sogar seine Größe abschätzen.
"Mindesten 5 Meter!", sagte Verde, der erfahrene Fischer. Guiseppe sagte 6 Meter. Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen. Beide wussten, dass etwas im Wasser viel größer wirkte als an Land, aber sie wussten nicht, was sie nun zu tun hatten. Von unsäglicher Panik durchdrungen fingerte Guiseppe umständlich in seiner Hose herum und holte kurz darauf sein kleines Fischermesser hervor mit dem er normalerweise wesentlich kleineren Fische den Bauch aufschlitze um diese auszunehmen. Drohend, aber in Anbetracht der Umstände ziemlich lächerlich wirkend, fuchtelte er mit dem Messer in der Luft herum und schleuderte dem "Teufelsfisch" sämtliche ihm bekannten Fluchnamen entgegen. Verde versuchte ihn zu beruhigen und dabei geschah es. Guiseppes Klinge fuhr in das Handgelenk seines Freundes und dann wurde es kurz still...
Mit vor Schreck maximal geweiteten Pupillen, sahen beide auf den Schnitt an Verdes Handgelenk und warteten auf das nun Unvermeidliche. Endlos lange schien es zu dauern, bis sich der erste Blutstropfen abzeichnete. Unter den argwöhnischen Blicken der beiden löste er sich schließlich und landete zornig auf dem oberstes Scheitelpunkt des Rettungsringes. Dann, bevor ihm seine infernalischen Brüder folgte konnten, glitt er langsam an der inneren Wölbung des Ringes entlang herab und vereinte sich bereitwillig mit dem salzigen Wasser in dem er bald etwas auslösen würde, dass nichts mit normaler, unter Menschen üblicherweise als Raserei bezeichneter Verhaltensart gemeinsam hat - Blutrausch.
Guiseppe der das Messer noch immer in der Hand hielt und dem einmal vor vielen Jahren ein Offizier gesagt hat, dass es für jedes Problem eine Lösung gäbe, wenn auch nicht immer eine saubere, suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Unermessliche Panik legte sich über seinen ansonsten immer so klaren Verstand. Und unaufhörlich drängte eine schrille innere Stimme in seinem Kopf danach, eine Lösung herbeizuführen - wie auch immer, musste ja nicht sauber sein, die Lösung. Das Problem war es ja auch nicht. Der Fisch würde kein Erbarmen haben, ein Tigerhai frisst Menschen...
"Ich will noch nicht sterben, Verde! Ich will jetzt nicht sterben! Es...!"
Mit strengem Blick sah Guiseppe seinem besten Freund in die Augen. Verde erwiderte diesen strengen Blick, jedoch war in seinen Augen keine Strenge auszumachen. Es wirkte sogar beinahe so, als hätte Verde erkannt was geschehen würde. Guiseppe aber registrierte nichts davon - von animalischem Überlebenstrieb gelenkt, schnellte die Hand mit dem Messer so weit zurück wie es nur irgendwie ging.
"Es tut mir...leid!", krächzte Guiseppe mit Augen in denen nun der Wahnsinn herrschte.
Daraufhin packte er das verletzte Handgelenk seines gar nicht so verdutzt dreinschauenden Freundes, zog das Messer blitzschnell nach vorne, um es ungebremst in dessen Oberarm zu bohren. Gleich darauf schleuderte Guiseppe das blutverschmierte Messer in Richtung des Haies und versetzte Verde einen heftigen Faustschlag ins Gesicht. Dieser war so gewaltig, dass sich Verde beim besten Willen nicht mehr am Ring halten konnte und sogleich wie gelähmt, ungeschützt ins Wasser eintauchte. Guiseppe begann nun mit aller Kraft welche seine Beine noch hergaben, zu strampeln um den Ring damit so schnell und so weit wie möglich aus der Gefahrenzone hinauszumanövrieren. Binnen weniger Sekunden glaubte er auch schon, weit genug gekommen zu sein. So wagte er es kurz innezuhalten und sich umzudrehen. Sein Augen trafen sofort auf Verde, der sich unbeholfen von der spitzen Flosse, welche sich blitzschnell auf ihn zu bewegte, zu entfernen versuchte. Dieser Anblick genügte. Guiseppe drehte sich schnell wieder um und strampelte weiter, immer weiter und weiter. Und nach einigen Minuten vernahm er weit hinter sich, wie jemand laut und schrecklich aufschrie um dann jäh und für immer zu verstummen. Guiseppe aber wagte es nicht mehr sich noch einmal umzudrehen. So stampelte er einfach weiter, immer weiter - vom Adrenalin beflügelt. Weg von seiner Schuld, weg von diesem Fisch...
Und der Hai, triumphierte er innerlich, würde ihn nicht bekommen! Nein, ihn nicht! Niemals!!!
Dann löste sich eine Träne und tropfte still ins Wasser...
So wie seinen...
So wie seinen besten Freund!
 
Geändert

So, jetzt habe ich den Text fast völlig umgeschrieben.

Hoffe, dass die Geschichte jetzt spannender zu lesen ist. Habe, so denke ich, sämtliches unnötige Beiwerk entfernt und die restlichen Passagen intensiviert!

Hoffe, dass die Geschichte nun zündet - wäre ja schade um die Idee!!!


LG
 
Beste Freunde




Die Kraft die man brauchte, um sich zu zweit und trotz der Hilfe eines Rettungsringes über Wasser zu halten, war nicht zu unterschätzen. Die erste Stunde ging es noch wie von selbst. Da war es trotz des stürmischen Wellenganges noch am einfachsten. Man hatte einfach noch so viel Adrenalin im Blut, dass man die allmähliche Erschöpfung seiner Muskeln gar nicht so spürte. Mittlerweile jedoch, da sich die See wieder beruhigt hatte und der Sturm schon einige Stunden abgeflaut war, schmerzten beiden Männern alle Muskeln ihres Körpers. Einige vom kalten Wasser, die anderen vom bloßen Festhalten am Leben. Alle Sehnen und Muskelpartien waren inzwischen so dermaßen beansprucht, dass man wahrlich schon ein ganzer Mann sein musste, um die inzwischen schon beträchtlichen Schmerzen überhaupt noch ertragen zu können.
Guiseppe fiel es trotz seiner langjährigen und einschlägigen Erfahrungen bei der Kriegsmarine wesentlich schwerer, mit diesen Schmerzen einigermaßen klar zu kommen. Das lag vermutlich auch ein wenig an seinem Alter, lagen doch schon einige Jährchen zwischen ihm und seinem Freund Verde, welcher sich gerade mit angestrengtem Blick auf der gegenüberliegenden Seite, des eigentlich viel zu kleinen Rettungsringes, festhielt. Doch Guiseppe murrte nicht, anders als sein Freund Verde.
" Warum hattest du eigentlich keinen 2ten Ring auf deinem verfluchten Kutter, oder solch ich besser sagen, an deinem Bein, hm? Wie lange glaubst du, kann ich mich hier noch festhalten! Meine Hände tun weh und Scheiße...", fluchte Verde und funkelte seinen Freund mit zornigen Augen an. Guiseppe blieb ruhig, er dachte nicht im Traum daran, in dieser Situation einen Streit von Zaum zu brechen. Lust dazu hatte er freilich, doch wusste er von seiner Zeit bei der Marine, dass ein Streit im falschen Moment eine Katastrophe auslösen konnte. So ignorierte er die wahrscheinlich nicht so gemeinten Worte seines Freundes, schloss seine müden Augen und genoss die salzige Luft des Meeres welche ihm immer dabei geholfen hatte, zu vergessen. Seine Vergangenheit, die Gegenwart, alles. Das funktionierte auch jetzt und trotz der widrigen Umstände noch recht gut. Ein anderer Mann hätte das nicht gekonnt. Der hätte das Meer verflucht - sich geschworen keinen Fuß mehr auf ein Boot zu setzen. Vorausgesetzt, er hätte das hier überlebt. Guiseppe aber liebte das Meer und nichts konnte ihm seine Liebe verderben - dachte er...
"Sag mal, redest du jetzt nichts mehr? Guiseppe !!!"
"Wer soviel Energie zum Plappern hat, der kann ja gar nicht so fertig sein...", sagte Guiseppe ganz ruhig und lächelte mild. Die vielen Furchen in seinem Gesicht verliehen ihm dabei den Ausdruck eines weisen alten Mannes, den nichts mehr aus der Fassung bringen konnte. Doch dieser Eindruck täuschte, denn ihn ihm brodelte es bereits gewaltig...
Verde wollte gerade noch etwas dazu sagen, da hob sein Freund die rechte Hand und gebot ihm still zu sein. Verde gehorchte, senkte seinen Blick für einen Moment und starrte eine Zeit lang wie paralysiert auf die rissige Haut des alten Rettungsringes, der eigentlich nur dazu gedacht war, einem Menschen das Leben zu bewahren. Nach einiger Zeit des Starrens gelangte Verde schließlich zu der Erkenntnis, dass er eigentlich froh sein sollte. Froh, dass ihnen wenigstens dieser eine Rettungsring zur Verfügung stand. Guiseppe hatte schon recht damit, ihn zum Schweigen zu bringen, dachte er sich. Meckern brachte ja nichts, verursachte nur Missmut und so was konnten sie in ihrer Situation wirklich am allerwenigsten gebrauchen. Verdes Hochgefühl diesen Ring betreffend ging sogar noch eine Stufe weiter. Denn just in dem Augenblick lernte Verde Guiseppes seltsame Angewohnheit, sich an Bord eines Schiffes stets diesen Ring an seinem Fussgelenk festzubinden, so richtig zu schätzen.. Das hatte sich Guiseppe während seiner Marinezeit angewöhnt, wusste Verde. Denn so sehr fürchtete sich Guiseppe davor, dass das Schiff während er in seiner Koje schlief, sinken konnte.
Verde hatte sich in der Vergangenheit über diese Angewohnheit lustig gemacht. Jetzt war das natürlich schon was völlig anderes. So erhob er abermals seine Stimme, diesmal in einem versöhnlicheren Tonfall: "Guiseppe! Hätte nie gedacht, dass ich das mal sage! Dein Ring ist einfach toll!"
"So, so! Blöd nur, dass er nur für einen gedacht ist! Hahaha...!", entgegnete Guiseppe lakonisch. Verde fasste dies als kleinen Scherz auf, was von Guiseppe auch so gedacht war. Doch tief in Guiseppes Innerem wurde ein Gedanke geboren, dem nicht nach Scherzen zu Mute war. Tief in seinem Inneren dachte Guiseppe daran, dass es alleine schon um ein Vielfaches einfacher wäre mit so einem Ding. Da hatte man einfach auch die Möglichkeit sich in den Ring reinzuhängen. Zu zweit jedoch...
Ab diesem Moment wirkte Verde zuversichtlicher als Guiseppe und war sogar recht positiv gestimmt. Denn seines Wissens nach gab es in dieser Gegend hunderte Fischer welche sobald sich das Wetter gebessert hatte, bestimmt wieder raus fahren würden um ihre Netze zu füllen. In Verdes Augen war es also nur eine Frage der Zeit und ihres Durchhaltevermögens, bis sie schließlich von irgendeinem vorbeifahrenden Kutter entdeckt und dann gerettet werden würden. Guiseppe teilte diese Ansicht nicht - nicht mehr...

Es war so gegen Mittag als Verde plötzlich unruhig wurde und seinen mit den Kräften beinahe schon am Ende angelangten Freund am rechten Arm packte und ihn auf etwas aufmerksam machte, von dem er meinte, dass es sie in einiger Entfernung zu umkreisen schien. Guiseppe drehte sich panisch in die von Verde angezeigte Richtung, konnte aber nichts von dem, was dieser dort zu sehen glaubte, entdecken. Gewissermaßen alarmiert und wachsam kam er aber nicht umhin, die Eventualität einer derartigen Sichtung zu vernachlässigen. So beobachteten die beiden Freunde die nächste Stunde über mit sorgfältigem Blick jede auch noch so kleine Erhebung im ständigen Auf und Ab der Wellen und kamen nach und nach zu dem Schluss, dass sich Verde wohl geirrt haben musste.
Außerdem hatte sich zu den Problemen die man hatte, wenn man im offenen Meer trieb, noch ein weiteres dazu gesellt. Es war die unerbitterliche, jeden klaren Gedanken versengende Sonne, welcher die beiden völlig schutzlos ausgeliefert waren..
"Guiseppe! Was ist mit dir? Gehts noch?", fragte Verde als er bemerkte, dass sein Freund kaum noch die Augen offen halten konnte. Guiseppe erklärte ihm daraufhin, dass es kein Problem gab, abgesehen von seinem Durst. Und gerade als Verde seinem alten Freund etwas Mut zusprechen wollte, schrie dieser plötzlich wie von einem Hund gebissen auf und schien auf einmal keine Luft mehr zu bekommen.
"Ahhhhhhhh...! Verde, da war was an meinem Bein! Verde da war was!"
Verde erschrak, ob des blanken Entsetzens welches er in den weit aufgerissenen Augen seines Freundes erkennen musste.
"Du hast dich nicht geirrt! Da ist ein Hai, da ist er! Siehst du ihn? Ein Hai!", brüllte Guiseppe und zeigte mit zitternder Hand hinter Verde auf den Horizont. Verde fuhr herum und verlor dabei beinahe den Halt am Ring. Und da war er. Seine Flosse hob sich unverkennbar vom Wasser ab und zog ihre Bahnen. Zunächst noch in einiger Entfernung. Doch nach einigen Minuten bewegte sich der Raubfisch schon gefährlich nahe am Ring. Noch ein paar Minuten später, als sich dessen Silhouette deutlich unter der Wasseroberfläche abzeichnete, konnte man sogar seine Größe abschätzen.
"Mindesten 5 Meter!", sagte Verde, der erfahrene Fischer. Guiseppe sagte 6 Meter. Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen. Beide wussten, dass etwas im Wasser viel größer wirkte als an Land, aber sie wussten nicht, was sie nun zu tun hatten. Von unsäglicher Panik durchdrungen fingerte Guiseppe umständlich in seiner Hose herum und holte kurz darauf sein kleines Fischermesser hervor mit dem er normalerweise wesentlich kleineren Fische den Bauch aufschlitze um diese auszunehmen. Drohend, aber in Anbetracht der Umstände ziemlich lächerlich wirkend, fuchtelte er mit dem Messer in der Luft herum und schleuderte dem "Teufelsfisch" sämtliche ihm bekannten Fluchnamen entgegen. Verde versuchte ihn zu beruhigen und dabei geschah es. Guiseppes Klinge fuhr in das Handgelenk seines Freundes und dann wurde es kurz still...
Mit vor Schreck maximal geweiteten Pupillen, sahen beide auf den Schnitt an Verdes Handgelenk und warteten auf das nun Unvermeidliche. Endlos lange schien es zu dauern, bis sich der erste Blutstropfen abzeichnete. Unter den argwöhnischen Blicken der beiden löste er sich schließlich und landete zornig auf dem oberstes Scheitelpunkt des Rettungsringes. Dann, bevor ihm seine infernalischen Brüder folgte konnten, glitt er langsam an der inneren Wölbung des Ringes entlang herab und vereinte sich bereitwillig mit dem salzigen Wasser in dem er bald etwas auslösen würde, dass nichts mit normaler, unter Menschen üblicherweise als Raserei bezeichneter Verhaltensart gemeinsam hat - Blutrausch.
Guiseppe der das Messer noch immer in der Hand hielt und dem einmal vor vielen Jahren ein Offizier gesagt hat, dass es für jedes Problem eine Lösung gäbe, wenn auch nicht immer eine saubere, suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Unermessliche Panik legte sich über seinen ansonsten immer so klaren Verstand. Und unaufhörlich drängte eine schrille innere Stimme in seinem Kopf danach, eine Lösung herbeizuführen - wie auch immer, musste ja nicht sauber sein, die Lösung. Das Problem war es ja auch nicht. Der Fisch würde kein Erbarmen haben, ein Tigerhai frisst Menschen...
"Ich will noch nicht sterben, Verde! Ich will jetzt nicht sterben! Es...!"
Mit strengem Blick sah Guiseppe seinem besten Freund in die Augen. Verde erwiderte diesen strengen Blick, jedoch war in seinen Augen keine Strenge auszumachen. Es wirkte sogar beinahe so, als hätte Verde erkannt was geschehen würde. Guiseppe aber registrierte nichts davon - von animalischem Überlebenstrieb gelenkt, schnellte die Hand mit dem Messer so weit zurück wie es nur irgendwie ging.
"Es tut mir...leid!", krächzte Guiseppe mit Augen in denen nun der Wahnsinn herrschte.
Daraufhin packte er das verletzte Handgelenk seines gar nicht so verdutzt dreinschauenden Freundes, zog das Messer blitzschnell nach vorne, um es ungebremst in dessen Oberarm zu bohren. Gleich darauf schleuderte Guiseppe das blutverschmierte Messer in Richtung des Haies und versetzte Verde einen heftigen Faustschlag ins Gesicht. Dieser war so gewaltig, dass sich Verde beim besten Willen nicht mehr am Ring halten konnte und sogleich wie gelähmt, ungeschützt ins Wasser eintauchte. Guiseppe begann nun mit aller Kraft welche seine Beine noch hergaben, zu strampeln um den Ring damit so schnell und so weit wie möglich aus der Gefahrenzone hinauszumanövrieren. Binnen weniger Sekunden glaubte er auch schon, weit genug gekommen zu sein. So wagte er es kurz innezuhalten und sich umzudrehen. Sein Augen trafen sofort auf Verde, der sich unbeholfen von der spitzen Flosse, welche sich blitzschnell auf ihn zu bewegte, zu entfernen versuchte. Dieser Anblick genügte. Guiseppe drehte sich schnell wieder um und strampelte weiter, immer weiter und weiter. Und nach einigen Minuten vernahm er weit hinter sich, wie jemand laut und schrecklich aufschrie um dann jäh und für immer zu verstummen. Guiseppe aber wagte es nicht mehr sich noch einmal umzudrehen. So stampelte er einfach weiter, immer weiter - vom Adrenalin beflügelt. Weg von seiner Schuld, weg von diesem Fisch...
Und der Hai, triumphierte er innerlich, würde ihn nicht bekommen! Nein, ihn nicht! Niemals!!!
Dann löste sich eine Träne und tropfte still ins Wasser...
So wie seinen...
So wie seinen besten Freund!
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Gonzo,

Besser, auf jeden Fall. Ich persönlich fände den Plot im Präsens allerdings besser. Man wäre als Leser direkt mittendrin in der Handlung, Action müsste nicht beschrieben werden, sondern könnte unmittelbar passieren. Giuseppe müsste anfangs felsenfest und unerschütterlich versuchen, seinenbesten Freund auf jeden Fall zu retten, und erst im Verlauf des Textes wankelmütig werden, um sich schlussendlich selbst zu retten. Theoretisch ist es auch möglich, dass er von Anfang an - wie von dir so verwendet - überlegt, wie er Verde loswird, und Verde aber nach seiner ersten versehentlichen Verwundung seinem besten Freund zuliebe den Ring loslässt, damit er, Giuseppe, sich retten kann. Somit bleibt am Ende die moralische Last für Giuseppe. Nur so eine Idee ...

LG
 
Gegenwart

Hi!!!

Das mit der Gegenwart ist bestimmt eine Überlegung wert!

Und am Ende könnte man bestimmt auch noch was machen!!!


Danke dir für die Tipps!


LG
 



 
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