Beugungsbilder

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HerbertH

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Beugungsbilder

Im Stehen zwickt der Nacken. Nur nach oben
gerichtet ragt die Nase. Nadir flucht
von droben schwarz Zenit. Wer Sterne sucht,
hasst hellen Mondenschein, muss Dunkles loben:

Damit kein Nebenlicht die Edelsteine
ins flache Grau changiert, radiert ins Fir-
mament mit kalter Nadel Lichterflir-
ren Mythen. Hellas Götter spüren keine

Verwitterung in solchen fernen Hallen,
denn Heldenechos von Titanenschlachten,
die lautlos schockgefror'n am Himmel schallen,

erhalten ihre Kraft. Die göttlich lachten,
verderben nie. Wenn Helios Peitschen knallen,
läßt Eos' Phaeton selbst Boreas schmachten.
 

HerbertH

Mitglied
Beugungsbilder

Vom langen Starren zum Zenit verspannt,
den Blick nach oben, in die Schwärze, kaum
noch irdisch, fast entrückt im Sternentraum,
wie staunst Du da, im Dunkel, festgebannt:

Damit kein Nebenlicht die Edelsteine
ins flache Grau changiert, radiert ins Fir-
mament mit kalter Nadel Lichterflir-
ren Mythen. Hellas Götter spüren keine

Verwitterung in solchen fernen Hallen,
denn Heldenechos von Titanenschlachten,
die lautlos schockgefror'n am Himmel schallen,

erhalten ihre Kraft. Die göttlich lachten,
verderben nie. Wenn Helios Peitschen knallen,
läßt Eos' Phaeton selbst Boreas schmachten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Herbert, das Gedicht gefällt mir gut. Aber eine Frage habe ich: Wie sprichst Du "Phaeton"? So wie die Autoindustrie "Fäton" oder wie in der klassischen Form - also "Pha-eton" mit 3 Silben?
Dem Rhythmus nach eher "Fäton".
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Bernd,

danke für die Blumen! ;)

Phaeton spreche ich "deutsch", also "Fäton", wie Du schon richtig vermutet hast.

lG

Herbert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Also geht es nicht um die Sagengestalt, die auch dem Planetoiden den Namen gab, oder den Außerirdischen "Phaetonen" im russischen Roman, sondern um das Auto ...
In dem Falle verstehe ich aber nicht, was "Eos" damit zu tun hat.

Ist es die Liebe zum Auto, die bildhaft dargestellt wird?

Helios fährt mit einer Pferdekutsche, Eos mit einem Phaeton (Fäton). Eos bevorzugt halt moderne Technik - als Phallus-Symbol?

Dann spielt es auch keine praktische Rolle, dass "Phaeton" (mit getrennter Aussprache der Vokale) ein Beinamen von Helios ist.

Die Aussprache ist der Schlüssel zu diesem Gedicht. Nicht der Gott der Antike, das Auto ist der Gott.
(Die meisten Phaeton-Besitzer legen Wert darauf, nicht den Götternamen zu verwenden sondern den umgelauteten Namen.)
Viele Grüße
Bernd
 

HerbertH

Mitglied

HerbertH

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Beugungsbilder

Vom langen Starren zum Zenit verspannt,
den Blick nach oben, in die Schwärze, kaum
noch irdisch, fast entrückt im Sternentraum,
wie staunst Du da, im Dunkel, festgebannt:

Damit kein Nebenlicht die Edelsteine
ins flache Grau changiert, radiert ins Fir-
mament mit kalter Nadel Lichterflir-
ren Mythen. Hellas Götter spüren keine

Verwitterung in solchen fernen Hallen,
denn Heldenechos von Titanenschlachten,
die lautlos schockgefror'n am Himmel schallen,

erhalten ihre Kraft. Die göttlich lachten,
verderben nie. Wenn Helios Peitschen knallen,
läßt Eos' Phaethon selbst Boreas schmachten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das stimmt. http://de.wikipedia.org/wiki/Phaeton_(Kutsche) hiernach ist es auch eine Kutsche, die nach dem Sohn benannt wurde.

Die Aussprache "Fäton" zeugt von einem Sprachwandel in der letzten Zeit, vielleicht ist er auch schon etwas länger im Gange.

Für mich klingt es sehr komisch, wenn der griechische Gott "Fäton" gesprochen wird, ich selber habe nur die deutsche Variante mit zwei Vokalen gelernt, sofern es nicht um das Auto ging. (Das Auto ist neu, also ist auch ein neuer Begriff möglich.)

Die Sprache entwickelt sich bekanntlich weiter, wobei sie ökonomischen Prinzipien folgt, also Silben und Vokale weglässt.

Dieser Prozess lässt sich nicht verhindern oder aufhalten. Linguisten, wie August Schleicher, postulierten einen Sprachverfall, in allen Sprachen fanden sie die gleichen Prozesse, die zu einem immer weiteren Verfall führen. Dieser Verfall wird aber selten bewusst. Er ist auch nicht schlimm. Nur tote Sprachen verfallen nicht, so geht ein Linguistenslogan.

Der "Verfall" führt zu neuen Formen, wie wir im gegebenen Fall sehen können, eigentlich ist unsere Sprache nur durch Verfall entstanden und hat die heutige Höhe erreicht. Wie alt die "neue" Form für "Phaeton" ist, weiß ich aber nicht. Ich selbst wäre nie auf "Fäton" gekommen.

Ich hoffe, es war nicht zu ausschweifend.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Herbert,
in Wikisource http://de.wikisource.org/wiki/Phaëthon schreiben sie es dann sogar "Phaëthon", um die richtige Aussprache zu gewährleisten. Übrigens wird es, wenn man es griechisch ausspricht, sogar das "th" als ein "θ" gesprochen.
Das wird in Deutsch aber schon lange nicht mehr gemacht, soviel ich weiß.

Es ist ähnlich wie bei "Aelita". Man schreibt es oft "Aëlita". Es wird ebenfalls "a-e" gesprochen.


Warum ich so darauf herumhacke: Für mich verdirbt die "neue" Aussprache die Stimmung des Gedichtes.

Das Gedicht "Phaeton" in der Wikisource würde mit der "ä"-Aussprache gar nicht funktionieren.
 

HerbertH

Mitglied
Beugungsbilder

Vom langen Starren zum Zenit verspannt,
den Blick nach oben, in die Schwärze, kaum
noch irdisch, fast entrückt im Sternentraum,
wie staunst Du da, im Dunkel, festgebannt:

Damit kein Nebenlicht die Edelsteine
ins flache Grau changiert, radiert ins Fir-
mament mit kalter Nadel Lichterflir-
ren Mythen. Hellas Götter spüren keine

Verwitterung in solchen fernen Hallen,
denn Heldenechos von Titanenschlachten,
die lautlos schockgefror'n am Himmel schallen,

erhalten ihre Kraft. Die göttlich lachten,
verderben nie. Wenn Helios Peitschen knallen,
läßt Eos' Phaëthon Boreas schmachten.
 

HerbertH

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Hallo Bernd,

ich habe mal versucht, den Vers auf Pha-e-thon umzustellen, unter der Annahme, dass das -e- kurz ist.

Ob das allerdings stimmt, konnte ich bisher nachweisen. Allerdings ist es durch das epsilon in der griechischen Schreibung nahegelegt....

lG

Herbert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir persönlich gefällt es viel besser, obwohl die "Fäton"-Form eine "normale" Stufe der Sprachentwicklung ist.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Bernd,

freut mich.

Die Änderung hat noch den reizvollen Nebeneffekt, dass jetzt drei Namen in direkter Reihung in der letzten Zeile auftreten. Dadurch müßten Lesende beim ersten Mal genauer lesen, erhoffe ich mir.

lG

Herbert
 



 
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