Bildungspolitik

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helmut ganze

Mitglied
Bildungspolitik


Bildung fängt für jedermann,
früh schon in der Schule an
und im weiteren Verlauf,
hört das Lernen nicht mehr auf.

Denn die kleine Rasselbande
in der Stadt und auf dem Lande
muss man sicher schon beizeiten
auf das Leben vorbereiten.

Einig sind sich hier zum Glück,
Elternhaus und Politik,
doch die Pisa-Studie zeigt,
irgendeiner hat`s vergeigt.

Schnelle Hilfe tut jetzt Not
und so soll es bald ins Lot,
denn man will an allen Ecken
Mittel in die Bildung stecken.

Und auf höchstem Amt im Staat,
schreitet man auch gleich zur Tat
und verkündet frohgemut,
wer was für die Bildung tut.

Dafür ist dann nichts zu teuer,
denn sogar die Umsatzsteuer
soll uns endlich da mit nützen
und die Finanzierung stützen.

Bildung kostet eben Geld,
überall in dieser Welt
und trotz mancher leeren Kassen
will man sich nicht lumpen lassen.

Und so will man ohne Zieren
in die Bildung investieren,
für die Zukunft, für das Land,
Staat und Schule Hand in Hand.

Doch die frohe Kinderschar
ist nicht mehr so, wie sie war,
denn die Schülerzahlen sinken
und die Schulprognosen hinken.

Fehlt ein Schüler dann zum Soll
und die Klasse wird nicht voll,
schlagen dann, und zwar im Nu,
uns`re Bürokraten zu.

Denn sie wissen`s ganz genau,
wähnen sich besonders schlau
und sie kommen zu dem Schluss,
dass sich Bildung rechnen muss.

Und sie sagen auch warum,
die Statistik treibt sie um,
was schert sie das Bildungsziel,
Schülermangel gilt nicht viel.

Gibt die Schülerzahl nichts her,
braucht man keine Schule mehr.
Drauf sagt der Minister schlicht,
machen wir sie eben dicht.

Schulen gibt`s in Süd und Norden
und auch noch an and`ren Orten
und den Kindern bleibt`s benommen,
wie sie in die Schule kommen.

Da tritt ein, was jeder kennt,
wird der Schulweg zum Event,
wenn wir Schüler wie die Narren
quer durch die Botanik karren.

Hat man sich nach ein-zwei Stunden,
in der Schule eingefunden,
fällt die erste Stunde aus,
denn der Lehrer, der blieb aus.

Da ist eben, schon seit Wochen,
Lehrermangel ausgebrochen.
Von den Zielen nichts geblieben,
Lernen wird jetzt klein geschrieben.

Schulen schließen, Lehrer fehlen,
wer will uns da noch erzählen,
wie`s um uns`re Bildung steht;
wie im Film, „Vom Wind` verweht.“


Heidenau, den 25. 07. 2005
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo helmut ganze,

der Text ist zu lang, es dauert bis Du vom Finanzierungsversprechen zu dem kommt, was Du anprangern willst.
Darüber hinaus vermischst Du thematisch zu viele Dinge.
Politikversprechen
Bevölkerungsrückgang
Bürokratie
Bildungsniveau
Schulwege
usw.

und trotz des Reims hat der zitierte Film mit Bildung nichts zu tun.

Politische Gedichte müssen punktgenau sein, sonst sind sie nur Geschwafel.

cu
lap
 
S

suzah

Gast
hallo helmut,
ich bin zwar nicht der "fachmann" wie lapismont, aber mir ist das auch nicht präzise genug und vieles wiederholt sich, so dass man nicht mehr "zuhört".
ist das für einen elternabend oder ähnliche veranstaltung gedacht, erinnert mich so etwas an gedichte für eine hochzeitszeitung oder julklapp.
du solltest das wohl noch etwas straffen.
liebe grüße suzah
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Helmut,

wir haben uns ja schon öfter darüber unterhalten ... zuweilen handelst du tatsächlich zu viele Themen in einem Text ab. - Weißt du, ein Gedicht ist ja (auch) für den mündlichen Vortrag gedacht. Und ähnlich wie bei einer ausufernden Rede, "vergisst" der Hörer/Leser bis zum Ende, worum es eigentlich geht.

Deine letzten Gedichte haben mir in dieser Hinsicht durchwegs besser gefallen. - Vielleicht denkst du nochmal über eine Straffung nach?

Herzliche Grüße
Heidrun
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber lapismont, liebe suzah, liebe Heidrun D,

ihr habt mit eurer Kritik recht, mein Gedicht ist zu lang geraten. Es wurde von mir schon im Jahre 2005 geschrieben, da kannte ich die Kriterien, die in der Leselupe gelten, ja noch nicht. Trotzdem ist meine Überzeugung, dass die Anforderungen an Bildung und Schule nach wie vor noch bestehen, im Gegenteil, es wird heutzutage mehr denn je verstärktes Arrangement von den für die Bildung Verantwortlichen verlangt. Mein Text dürfte deshalb trotz seiner Überlänge noch aktuell sein, wobei eine Kurzfassung sicher einige angesprochene Themen ignorieren müsste.

Nochmals besten Dank für eure Kritik, die mir sagt, dass ihr meine Reimerei zumindest bis zum Ende gelesen habt.

Liebe Grüße
Helmut
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Also, ich hatte keine Schwierigkeiten durch den Text zu kommen, da er metrisch absolut sauber daherkommt und auch reimtechnisch (bis auf Norden/Orten) überzeugt. Ich finde auch nicht, dass er großartig vom Thema abschweift. Nur die allerletzte Zeile, die will mir nicht so richtig gefallen, weil das Bild "vom Winde verwehte Bildung" irgendwie keinen Sinn ergibt.
Aber der Bewertungsdurchschnitt ist deutlich zu gering, finde ich.

Viele Grüße

Sta.tor
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Sta.tor,

Ich freue mich, dass du meine etwas zu lang geratene Reimerei trotzdem lesenswert und auch
gut gereimt findest.
Für die letzte Strophe, bei der ich keinenfalls das Thema des Filmes, sondern lediglich den Titel des Filmes verwenden wollte, schlage ich einen anderen Text für die letzte Verszeile vor:

Schulen schließen, Lehrer fehlen,
wer will uns da noch erzählen
wie`s um uns`re Bildung steht,
[blue]ähnlich wie vom Wind` verweht.[/blue]

Ich hoffe, dass ich mich damit inhaltlich besser verständlich machen kann.

Liebe Grüße
Helmut
 

Thylda

Mitglied
Lieber Helmut

Die Bildungspolitik ist ein weites Feld. Im Grunde ist die tatsächliche Bildung nicht mehr das Ziel der Beschulung, sondern die wirtschaftliche Nutzbarmachung von Arbeitskräften. Diese Vernachlässigung des gerade noch vorhandenen Bildungsvorsprungs, werden wir teuer bezahlen, und nicht nur in Geld. Die nachkommenden Generationen haben diesen Vorsprung, wie man an Pisa sieht, schon nicht mehr. Weil die gängige Praxis immer nur in Legislaturperioden denkt, beschleunigt sich diese Spirale in den Boden nur noch weiter.
Ade Volk der Dichter und Denker. Hallo Bertelsmann-Stiftung.

Bitte nenne deine Gedichte nicht „zu lang geratene Reimerei“. Es ist eben Dein Stil, Deine Texte etwas länger zu schreiben als der Durchschnitt hier. Mancher schreibt längere Texte, ein anderer mag es lieber kurz. Eines sind Deine Gedichte jedenfalls nicht, nämlich vorgekaute Löffelkost in einem Happs zu schlucken. Aber wie das in unserer Zeit so ist, wenn etwas aus der Norm fällt, erweckt es bei manchem Widerwillen. Laß Dich nicht entmutigen. Auch ich bin der Meinung, daß Dein Werk unterbewertet ist.

Liebe Grüße
Thylda
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Helmut,


ich habe Dein Gedicht mit Interesse gelesen und auch die dazugehörigen Kritiken; es ist lang, das stimmt; langatmig wird es aber erst dadurch, dass Du so viele Füllwörter verwendest, die, eben durch die Wiederholung, spätestens ab der vierten Strophe beginnen langweilig zu wirken.
Bei einigen Strophen könntest Du überlegen, ob sie entbehrlich wären, eine davon habe ich mal rot makiert. Die Füllwörter stehen "blau" da.

Ich finde die Thematik wirklich gut und auch viele Deiner verwendeten Schlagwörter ... vielleicht findest Du einen Weg, die Füllwörter eleganter zu gestalten, oder "anders, überraschend"

Vielleicht hast Du auch gar keine Lust mehr dazu, ;-) wenn doch drücke ich Dir die Daumen für gutes Gelingen..

Liebe GRüße

Mara





Bildungspolitik


Bildung fängt für jedermann,
früh schon in der Schule an
und im weiteren Verlauf,
hört das Lernen nicht mehr auf.

Denn die kleine Rasselbande
in der Stadt und auf dem Lande
muss man sicher schon beizeiten
auf das Leben vorbereiten.

Einig sind sich hier zum Glück,
Elternhaus und Politik,
doch die Pisa-Studie zeigt,
irgendeiner hat`s vergeigt.

Schnelle Hilfe tut jetzt Not
[blue]und [/blue]so soll es bald ins Lot,
[blue]denn [/blue]man will an allen Ecken
Mittel in die Bildung stecken.

[blue]Und[/blue] auf höchstem Amt im Staat,
schreitet man [blue]auch[/blue] gleich zur Tat
[blue]und [/blue]verkündet frohgemut,
wer was für die Bildung tut.

Dafür ist dann nichts zu teuer,
[blue]denn [/blue]sogar die Umsatzsteuer
soll uns endlich da mit nützen
[blue]und [/blue]die Finanzierung stützen.

Bildung kostet [blue]eben[/blue] Geld,
überall in dieser Welt
[blue]und [/blue]trotz mancher leeren Kassen
will man sich nicht lumpen lassen.

[blue]Und so[/blue] [red]will man ohne Zieren
in die Bildung investieren,
für die Zukunft, für das Land,
Staat und Schule Hand in Hand.[/red]

[blue]Doch [/blue]die frohe Kinderschar
ist nicht mehr so, wie sie war,
[blue]denn[/blue] die Schülerzahlen sinken
[blue]und [/blue]die Schulprognosen hinken.

Fehlt ein Schüler [blue]dann [/blue]zum Soll
[blue]und [/blue]die Klasse wird nicht voll,
schlagen dann, und zwar im Nu,
uns`re Bürokraten zu.

[blue]Denn[/blue] sie wissen`s ganz genau,
wähnen sich besonders schlau
[blue]und [/blue]sie kommen zu dem Schluss,
dass sich Bildung rechnen muss.

[blue]Und [/blue]sie sagen auch warum,
die Statistik treibt sie um,
was schert sie das Bildungsziel,
Schülermangel gilt nicht viel.

Gibt die Schülerzahl nichts her,
braucht man keine Schule mehr.
Drauf sagt der Minister schlicht,
machen wir sie eben dicht.

Schulen gibt`s in Süd und Norden
[blue]und [/blue]auch noch an and`ren Orten
[blue]und [/blue]den Kindern bleibt`s benommen,
wie sie in die Schule kommen.

Da tritt ein, was jeder kennt,
wird der Schulweg zum Event,
wenn wir Schüler wie die Narren
quer durch die Botanik karren.

Hat man sich nach ein-zwei Stunden,
in der Schule eingefunden,
fällt die erste Stunde aus,
[blue]denn [/blue]der Lehrer, [blue]der[/blue] blieb aus.

[blue]Da ist eben,[/blue] schon seit Wochen,
Lehrermangel ausgebrochen.
Von den Zielen nichts geblieben,
Lernen wird [blue]jetzt [/blue]klein geschrieben.

Schulen schließen, Lehrer fehlen,
wer will uns da noch erzählen,
wie`s um uns`re Bildung steht;
wie im Film, „Vom Wind` verweht.“
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Thylda,

ich freue mich sehr über Deine Beurteilung meines Gedichtes und über Deinen,von mir voll geteilten Standpunkt zu unserer derzeitigen
Bildungspolitik.
Ich habe mein Gedicht vor vier Jahren geschrieben als Antwort auf die damaligen flächendeckend durchgeführten Standortschließungen von Schulen im Freistaat Sachsen und an das Kultusministerium geschickt. Verhindert habe ich leider damit keine Schulschließungen, aber zumindest eine Diskussion darüber ausgelöst.
Ich werde weiter am Problem bleiben.

Liebe Grüße
Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Mara Krovecs,

so ist das mit der Lyrik.
Als ich dieses Gedicht schrieb, habe ich nur an die Aussage gedacht und weniger an die Form, wobei ich mich um eine gleichmäßige Rhytmik bemüht habe, in meinem Fall wohl vierfüßige Trochäen. Wenn ich einmal Zeit habe, werde ich mich nochmal mit diesem Thema beschäftigen.
Vorerst ganz lieben Dank für Deine konstruktiven Vorschläge zur Verbesserung meines Gedichtes.

Liebe Grüße
Helmut
 

presque_rien

Mitglied
Hi Helmut,

meine Meinung liegt irgendwo zwieschen Lapi und Stator: Dein Gedicht flutscht zwar dank der angenehmen Form sehr gut, aber auch mir ist es zu unfokussiert. Hier mein radikaler Kürzungs- und Korrekturvorschlag (viele Kommata sind zu viel etc.):


Bildungspolitik

Bildung fängt für Jedermann
früh schon in der Schule an,
und im weiteren Verlauf
hört das Lernen nie mehr auf.

Einig sind sich hier zum Glück
Elternhaus und Politik,
doch die Pisa-Studie zeigt:
Irgendeiner hat`s vergeigt.

Schnelle Hilfe tut jetzt Not,
und so soll es bald ins Lot,
denn man will an allen Ecken
Mittel in die Bildung stecken.

Doch die frohe Kinderschar
ist heut' nicht mehr wie sie war,
denn die Schülerzahlen sinken
und die Schulprognosen hinken.

Gibt die Schülerzahl nichts her,
braucht man keine Schule mehr,
sagen die Minister schlicht:
Machen wir sie eben dicht.

Und sie sagen auch warum:
Die Statistik treibt sie um.
was schert sie das Bildungsziel,
Schülermangel gilt nicht viel.

Da tritt ein, was jeder kennt,
wird der Schulweg zum Event,
wenn wir Schüler wie die Narren
quer durch die Botanik karren.

Hat man sich nach ein-zwei Stunden,
in der Schule eingefunden,
fällt die erste Stunde aus,
denn der Lehrer blieb zuhaus.

Schulen schließen, Lehrer fehlen,
wer will uns da noch erzählen,
wie`s um uns`re Bildung steht:
Sie ist schon vom Wind` verweht.

Falls ich richtig gezählt habe ist das jetzt genau um die Hälfte gekürzt, aber ich finde, die Hauptaussagen bleiben. Ich finde, das Satirische kommt auch viel besser durch, wenn man Lücken lässt, die der Leser füllt, anstatt ihm alles vorzukauen. Diese Strophe hier übrigens:
Da tritt ein, was jeder kennt,
wird der Schulweg zum Event,
wenn wir Schüler wie die Narren
quer durch die Botanik karren.
Finde ich hammergut! :D

Lg presque
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe presque_rien,

vielen Dank für deine Mühe, mein Gedicht zu straffen. Es geht also auch kürzer.
Der letzte Vers in der letzten Strophe gefällt mir sehr gut, ich werde ihn in mein Gedicht einarbeiten, wenn du es gestattest.

Liebe Grüße
Helmut
 



 
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