Bis zuletzt

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Vera-Lena

Mitglied
Bis zuletzt

Das Messer trug er
stets bei sich,
um auf dem Heimweg
die wilden Rosen
in der Parkanlage
zu schneiden.

Über die zerbrechliche
Vase geneigt
ließen sie allmählich
Blatt um Blatt
ihre Blüten
zu Boden gleiten.

Seine Frau beobachtete
dieses Dahinsterben,
dem ihren so ähnlich.

Beglückt atmete sie
den süßen Duft,
der sich im
Krankenzimmer
verströmte
als ein letztes
liebevolles Zeichen
in diesem Lebensraum,
hinweg getröstet
über die Stunden,
die er nicht an ihrem Bett
verbringen konnte.

Was ist Zeit, fragte
sie sich,
was war Zeit,
und was wird Zeit sein?
 

george

Mitglied
Ein nachdenklich machender Text. Danke!

Vollständige Sätze, von der Technik her gesehen, lyrische Prosa. Ich weiss, nicht ob man es besser machen könnte durch Verkürzungen. Kaum. Warum immer verkürzen?. Es ist wohltuend, auch mal ausformuliertere Sätze zu lesen.

An einem einzigen Wort bin ich hängen geblieben: "verbringen"...

Gratuliere!
 

Vera-Lena

Mitglied
Betrachtung

Lieber george,

danke für Deine Betrachtungen, Erläuterungen, den Hinweis und dein Lob.

Du hast recht, man weiß natürlich, was mit "verbringen" gemeint ist, aber rein sprachlich betrachtet hat die Vorsilbe"ver" meist etwas Negatives:Verirren, verlaufen, ja sogar ver-lieben." Insofern möchte ich das Wort ändern, denn etwas Negatives hat an der Stelle nichts verloren. Mal sehen, ob ich das gültige Wort finde.

Eine gute Nachtruhe wünsche ich Dir.:))))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 

Nachtigall

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ein Text, der an die Nieren geht. Mich macht er etwas Sprachlos, er ist einfach wunderschön, wenn auch traurig.

Liebe Grüße
Alma Marie
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
warum ist er nicht da, frag ich mich. warum bringt er blumen statt sich selbst?

die letzten zeilen, die wirken ein bisschen banal und allgemein. die kann man meiner meinung nach einfach weglassen.

liebe grüße
die k.
 

Vera-Lena

Mitglied
Verbundenheit

Liebe Alma Marie,

danke für Deine Antwort. Auch so ein Thema will ja einmal bearbeitet sein, und ich wollte die Verbundenheit der Beiden, die sich durch alle Umstände hindurch nur so leise äußern kann, aber dennoch so sehr bewußt gelebt wird, darstellen.

Einen schönen lebensfrohen Tag wünsche ich Dir.:))))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
monatelang

Liebe kaffeehausintellektuelle,

wenn sich das Sterben über Monate hinzieht, zum Beispiel an Leukemie, dann wird der Lebenspartner seine Arbeit wieder aufnehmen müssen, um für den Unterhalt zu sorgen. Andere Familienmitglieder werden mitgeholfen haben, aber sie war auch immer wieder allein.
Dass sie in diesen Zeiten nachdenkt über das, was mit iherer Beziehung war und was werden wird, wenn sie ins Jenseits gegangen ist, ist ganz normal. So deutlich wollte ich das aber nicht mit Inhalt füllen, sondern ich habe es so allgemein formuliert, um dem Leser seinen Gedankenspielraum zu lassen.
Danke für Deine Antwort!
Einen schönen Tag wünsche ich Dir.:))))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 
S

Stoffel

Gast
bis zuletzt...

ich sehe da einen Mann im schwarzen Anzug, der in seiner Hosentasche dieses Messer trägt und auf dem Grab stehen frische Rosen..
Geht ziemlich unter die Haut, Dein Gedicht.

lG
schönen Tag
Stoffel
 

Vera-Lena

Mitglied
Rosen

Liebe Stoffel,

zu diesem Augenblick kommt es natürlich auch eines Tages, und dass er auch zu dem Grab noch Rosen hinbringt, halte ich auch für sehr wahrscheinlich. Da hast Du diesen Text schon ein Stück weiter gedacht. So weit war ich mit meinen Gedanken noch gar nicht. Ja, ich gebe zu, auch mich stimmt, das, was Du jetzt geschrieben hast, sehr traurig.

Ganz herzlich danke ich Dir für Deine Antwort.
Einen schönen Sommertag wünsche ich Dir noch.:)))
Liebe Grüsse Vera-Lena
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Vera-Lena,

habe hoffentlich keinen Fehler gemacht.
Es war wohl dann der Titel..
bis zuletzt..
Im Gedicht muss es nicht unbedingt bis "zu letzt" geschrieben stehen.
Du siehst, ich hatte einfach meine eigene Interpretation..*smile*

hm..nun sind wir beide traurig:(

Ich hatte das, was Du im Gedicht schriebst, selbst erlebt, miterlebt. Es war eine Freundin, die an Leukämie wieder erkrankte und starb. Bis ..zuletzt..war ihr Partner für sie da. Dein Gedicht hat mir diese Zeit wieder hervor geholt.

lG
Susanne
 

silverbird

Mitglied
ein traurig-schönes Werk. Ich wohne in der Nähe eines Krankenhauses und vor allem abends, wenn ich die beleuchteten Fenster vor Augen habe, dann stell ich mir solche Szenen vor, wie du sie beschrieben hast. Ich stell mir aber auch die Menschen vor, die dort allein liegen, ohne wilde Rosen und ohne Menschen, die Zeit finden, um an ihrem Bett zu verweilen. Was meist du, Ver-Lena, wäre verweilen auch noch ein Wort, das du evtl. anstelle verbringen benutzen könntest.
Liebe Grüsse
silverbird
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe silverbird,

Du meinst es so gut! Das hatte ich mir auch schon überlegt, aber das macht mir den von mir empfundenen Rhythmus kaputt. Ich glaube es muss ein dreisilbiges Wort sein. Vielleicht entscheide ich mich für "zubringen". Was meinst Du dazu?

LG Vera-Lena
 



 
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