Bitte an deine Großmut

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Vera-Lena

Mitglied
Bitte an deine Großmut

Manchmal schaust du mich an,
den Papierkorb in deiner Hand,
als sei ich ein misslungenes Gedicht
aus der Feder Gottes.

Als der Himmel mich erschuf,
hat er die Wege mit erschaffen,
die ich zu gehen habe,

um ein wahrhaft göttliches Wort
zu werden.

Darum lass mich gehen
durch meine vielen Erdenleben,
mal tanzend, mal taumelnd,
immer tastend, immer suchend,
immer andere verletzend,
immer verzweifelt,
immer wieder hoffend,
aber lass mich

unzerknüllt und unzerrissen
weiterziehen,

denn aus Milliarden Sekunden
blitzt plötzlich eine mir auf,
den Pfad beleuchtend,
der mir zugedacht ist.
 

Montgelas

Mitglied
liebe vera-lena,

wen immer dein lyri bittet großmütig zu sein,
er wird es hören, hoffe ich..

ob dieser er ER ist bleibt
in deinen zeilen scheinbar offen.
in der entscheidenten sekunde
wird es das lyrische Ich
sicher erfahren, wenn hell
der pfad ihm leuchtet.

bitte um wahrnehmung und respekt,
ablehnung von ablenkung
und positiven fatalismus,
der als hoffnung aufblitzt,
so lese ich deine zeilen.

Ich finde sie tiefsinnig,
sehnsuchtsvoll und schön.


herzlich

montgelas
 

lintschi

Mitglied
liebe vera-lena,
auch mir gefällt das sehr gut!
ich persönlich finde einzig die vielen immer dann ein bisschen "störend".
nur ein vorschlag, der aus dem augenblick kommt und auch nicht sehr durchdacht ist, nur zur anregung:

immer tastend, suchend
andere verletzend
manchmal verzweifelt
doch immer wieder hoffend

oder so ...

aber in jedem fall finde ich es äußerst gelungen und wiederhol's gern: gefällt mir sehr gut und - schade dass es montgelas schon geschrieben hat - sehnsuchtsvoll und schön.

liebe grüße lintschi
 

Uve Eichler

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

im Gegensatz zu meinem Vorredner finde ich die eindringliche Wortwiederholung als sehr gelungen. Dadurch wird der Gundgedanke erheblich verstärkt.

VG
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Montgelas,

ja, das steht alles dort, was Du herausgelesen hast. Wie die Gottheit den Menschen betrachtet, seit er nicht mehr im Paradies weilt, wäre eine Frage, die im Forum Lupanum oder in der Plauderecke zu erörtern wäre.
Ich habe länger an diesem Text gearbeitet bis ich endlich gefunden habe, dass sich dieses Thema in Form einer Bitte für mich am ehesten gestalten lässt.

Wie schwierig ist es, die vielen Lebenswege zu finden, die wir, um uns weiterentwickeln zu können, einschlagen müssen, und wie oft machen wir Menschen uns dann gegenseitig noch das Leben schwer, weil jeder meint, er wüßte nun ganz genau, was für den anderen gut sei.

Ich freue mich, dass diese Aggressivität in meinem Text eine Form annehmen konnte, die sogar als schön empfunden werden kann.

Was da an Sehnsucht drinsteckt, hat tatsächlich etwas mit mir selbst zu tun, denn meine Lebensreise wünsche ich mir durchaus mit einem winzigen Teilziel am Ende, ein etwas besserer Mensch geworden zu sein ,hoffentlich!!!!!

Ich danke Dir für Deine Antwort und grüße Dich herzlich.
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe litschi,

das tut mir gut, auch von Dir zu hören, dass Du in meinem Text ein Stück Schönheit und auch Sehnsucht gefunden hast.

Die vielen "immer" habe ich bewusst dort eingesetzt, weil dadurch schon so etwas wie eine Klage entsteht, eine Klage darüber, dass diese Dinge dauernd wiederkehren und man sie noch nicht überwunden hat.

Ich danke Dir für deine Auseinandersetzung mit dem Text und Deine Rückmeldung.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Uve,

ja, das empfindest Du genauso wie ich, dass diese "immer" durch ihre zahlreiche Präsens eine deutliche Aussage machen.

Danke für Deinen Kommentar dazu.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

lintschi

Mitglied
liebe vera-lena,

ich möchte nur "rück"melden, dass ich das schon auch so verstanden habe und dass dieses drängen natürlich damit besser zum ausdruck kommt.
es "störte" mich auch nur im lesefluss irgendwie. du weißt sicher, was ich meine. und es ist auch bereits erledigt.
es ist einfach sehr gut! und aus!

die idee mit dem papierkorb und dem zerknittern und so, finde ich geradezu genial. du siehst, ich bin fast euphorisch.
hör aber nun trotzdem auf, damit das nicht womöglich als plauderei gewertet wird.

ganz viel liebe grüße noch einmal
lintschi
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe lintschi,

zum Glück ist das noch kein Geplauder!

Ich weiß schon, was Du mit dem Lesefluss meinst. Manchmal muss man da eine Entscheidung treffen, was günstiger ist, Wortanhäufungen kann man als Stilmittel tatsächlich nur selten einsetzen, das sehe ich genauso wie Du.

Danke für die bescheinigte Genialität!;) Ach, es freut mich einfach, dass es Dir gefällt!!!:)

Dir noch einen schönen Abend!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

rosste

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

auch mir gefällt dein Gedicht.
Es ist klar und ehrlich und zeigt die "inneren Widersprüche" des Protagonisten.
Ich lese es so: Der Typ mit dem Papierkorb bist du selbst.
Du machst dir Druck, weil du gerne endlich deinen astronomischen, göttlichen und vor allem eigenen Weg finden willst.
Du (das lyri) willst endlich den goldenen Pfad finden, beleuchtet, da und dort beginnt dann alles, Sinn und Hoffnung zu bekommen.
Die "Papierkorb"-mentalität ist sehr skeptisch, aber du rufst dieses "aber lass mich" (mit meinem alten Stiefel fortsetzen...).

"um ein wahrhaft göttliches Wort
zu werden.", musst du dich aber "zerknüllen" lassen.
Die Ablenkungsmannöver
"immer tastend, immer suchend,
immer andere verletzend,
immer verzweifelt,
immer wieder hoffend"
kosten viel Zeit und halten dich vom "weiterziehen" nur ab.

Die Bitte an die Groβmut ist wohl eher eine Bitte an dich selbst.
Und der Wunsch "ein etwas besserer Mensch geworden zu sein ,hoffentlich!!!!!" - geht wohl auch am einfachsten, wenn du (das lyri) einfach so bist, wie du bist. (Du kannst nicht besser sein, als du bist !)

LG, Stephan
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Stephan,

dies ist ein religionsphilosophischer Text und man kann ihn natürlich von mehreren Richtungen aus betrachten. Eigentlich habe ich ja "den Menschen" ganz allgemein gemeint und versucht, indem ich alles auf eine Person bezogen habe, auszusagen, was ich meine. So wie Du es beleuchtest, meine ich es auch.

Dass nämlich jemand ständig an sich zweifelt, weil er alles noch nicht besser kann. Aber, und da hast Du auch Recht, momentan ist man eben der, der man ist, und das sollte man unbedingt selbst erst einmal akzeptieren, trotzdem bin ich davon überzeugt, dass wir immer wieder von Neuem auf der Erde sind, um uns weiter zu entwickeln. Und man sollte Wege (Möglichkeiten) für sich selbst finden, um bei allem täglich Tun aufmerksamer zu werden, sich immer mehr Rechenschaft über sein eigenes Tun abzulegen, um für sich einen positiven Kurs im Umgang mit anderen zu erkämpfen und beizubehalten.

Dass einen die anderen dann immer mal wieder zerknüllen, ist die Prüfung, die man braucht, also die Überprüfung seiner selbst, wie weit man schon imstande ist, seinen Kurs trotz aller Widrigkeiten einzuhalten. Zerreißen sollte einen aber niemand!

Über die Jahrtausende gesehen werde ich vielleicht doch ein besserer Mensch werden, hoffentlich!;)

Damit meine ich natürlich auch, dass ich auf dem Wege, mich dem Göttlichen zu nähern (was ja unglaublich beglückend ist) hoffentlich vorankomme. Es ist so schwierig, diese Dinge zu formulieren und ich habe immer Angst missverstanden zu werden.

Aber Deine ausführliche und engagierte Auseinandersetzung mit diesem Text wollte ich nicht unbeantwortet lassen.

Danke dafür!

Dir einen lichtvollen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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