Blaumeise

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Grand

Mitglied
Wonnig zog ich ein ins edel Herrenhaus,
Eine kleine Blaumeise wohnt ihm ein,
Es plagt sie aushöhlend eine Hungerpein.
In ihrem Auge rund haust der Graus,
Der Wangenfleck weiß von brutalem Schlage:
Gefangen seit dem verderblich Urteilstage.

Scheu legt sich das Herz in meine Hand
Und begierig schluckt der Schnabel jeden Kern.
Der Sinn stürzt schon bald in Irre fern,
In Angst verklemmt der letzte Verstand.
Wenn die gebrochnen Flügel noch schlügen,
Fielen aus ihnen Schwerter der Lügen.

Eines Tages die harten Nusskerne fehlen,
Da gräbt sich in meine Wange der Schnabel.
Ich erkenne dich, du Mörder des Abel!
Wie lange werden sie dich noch quälen?
Jemand zieht dich tot aus meinem Haar,
Die Blaumeise fliegt in ihrer Vogelschar.
 

Walther

Mitglied
Hallo Grand,

herzlich willkommen auf der grünen Wiese der Lyriker. Ich wünsche Dir viel Freude beim Dichten und Textarbeiten.

Zu Deinem Text ein paar Hinweise:

(1) Das Metrum bedarf der Bearbeitung. Der Text läuft nicht rund. Am besten, Du legst unter Deine Verse ein Silbenbild (großes X für betonte und kleines x für unbetonte Silbe). Ich habe einfach die erste Strophe einmal genommen als Beispiel:
[blue]Wonnig[/blue] zog ich ein ins [blue]edel[/blue] Herrenhaus,
XxXxXxXxX
Eine kleine Blaumeise [blue]wohnt ihm ein[/blue],
XxXxXxxXxX
Es plagt sie [blue]aushöhlend eine Hungerpein[/blue].
xXxXxXXxXxX
[blue]In ihrem Auge rund haust der Graus[/blue],
xXxXxXxxX
Der Wangenfleck weiß von brutalem Schlage:
xXxXxXxXxX
Gefangen seit [blue]dem verderblich Urteilstage[/blue].
xXxXxxXxXxXx
Wie Du siehst, kommt einfach kein rechter Lesefluß zustande, weil es am Rhythmus fehlt. Wenn Du laut vorträgst, wirst Du es selbst hören können.

(2) Ich habe einige Formulierungen blau unterlegt, deren Duktus sicherlich nicht in die heutige Zeit paßt - und auch in keine andere beliebige frühere. Was also bedeutet, daß sich das sehr gekünstelt anhört und irgendwie von vorvorgestern zugleich.

Mein Vorschlag ist, sich den frischen Bildern des Heute zuzuwenden, die heutige Sprache gibt genug Bilder und Formulierungen her, um das Altertümelnde des obigen Texts zu vermeiden.

Daher kommt wohl auch die schlechte Bewertung.

Aber laß Dich nicht entmutigen, jeder von uns hat einmal angefangen und dann hier von den Kollegen gelernt. Und jeder von uns wird immer wieder Texte einstellen, die nicht so gelungen sind und daher etwas deutlicherer Kritik sich gegenüber sehen. Da so gut wie nie (knock on wood, Ausnahmen bestätigen die Regel) der Autor gemeint ist sondern immer nur der Text, sollte man die Anmerkungen als sachliche Hinweise bzw. Vorschläge und nicht persönlichen Angriff werten.

Frohes Dichten und Werken!

Bester Gruß W.
 

Grand

Mitglied
Hallo,

ich empfinde kritiken nicht als beleidigend oder als Angriff; sie helfen mir selbst zu wachsen, deshalb bin ich für alle Art Kritik offen und dankbar.

Vor allem bei der Lyrik hoffe ich noch zu lernen; ich gebe zu, dass ich von Metrik nicht sehr viel Ahnung habe. Wenn ich Gedichte schreibe, dann aus dem Gefühl heraus. Natürlich ist es dann nicht vollkommen, aber ich will ja lernen, um besser zu werden. Da kommt mir Hilfe sicherlich zupasse.

Ja, mein Sprachgebrauch... das ist schon so manchem aufgestoßen. Ich habe ein Faible, Wörter zu nutzen, die fast schon als ausgestorben gelten und im normalen Sprachgebrauch nicht mehr üblich sind. Einiges "Altertümelnde" empfinde ich persönlich vom Klang her schöner, aber das ist meine Meinung.
Ich bin noch in einer experimentellen Phase, was meinen Stil betrifft; ich arbeite aber daran.

Besten Dank für die Kritik und einen lieben Gruß,

Grand
 



 
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