Blumenschloß

Pseudorinym

Mitglied
Blumenschloß

In einem kleinen Wintergarten
Voll Rosen, Veilchen, Azaleen
Da tat sie nichts als lange warten
Auf daß ein Wunder würd geschehn

Ihr Reich besteht aus gläsnern Wänden
Und drinnen wogt ein Farbenmeer
Wie schön es doch die Leute fänden,
Doch sie will es schon längst nicht mehr

Die Farbenpracht voll Duft und Schimmer,
das Rosenrot und Efeugrün,
das sie umgibt des Tages immer
hat längst schon aufgehört zu blühn

Ein stummes Sehnen voll Verlangen
Ziert ihren scheuen dunklen Blick
Daran ist sie zugrund gegangen,
gar jämmerlich davon erstickt

Nun liegt sie stumm auf Rosenblättern
Inmitten ihrem Paradies,
erwartet weiterhin den Retter,
der sie befreit aus dem Verließ

Gar viele Jahre sind vergangen
In ihrem Schloß aus Blumenpracht,
wo sie ist immer noch gefangen,
da küßte sie ein Jüngling sacht

Wach auf, du Liebste, laß uns gehen
rief er so zärtlich mit Bedacht
er wollt sie wieder lachen sehn-
doch sie ist nie mehr aufgewacht
 
irgendetwas kommt mir hier verdammt vertraut vor. ich erkenne mich ... (und es ist immer wieder faszinierend, texte zu lesen, in denen man irgend einen teil von sich erkennt!) vielleicht hätte ich die letzte strophe anders geschrieben, aber das ende ist eigentlich nur konsequent.
mag die sympathie, mit der du schreibst. :)
 

Pseudorinym

Mitglied
Hallo Veilchensirup,
du hast recht,manche Gedichte kann man einfach nicht verstehen,egal wieviel Mühe man sich damit gibt und andere liest man einmal durch und alles kommt einem so vertraut vor.
Freut mich,daß das bei dir der Fall war;-) Und der Schluß...er ist wirklich etwas traurig,aber immer nur ein happy-end wird auf die Dauer irgendwie...hm,öde oder fad.
Am Anfang scheint alles wie im Märchen und von außen so wunderbar,doch was sich innerhalb der scheinbaren Pracht abspielt,bleibt oftmals unerkannt.da paßt dann wohl doch der tragische Schluß.

Also,vielen Dank für deine Antwort und viele Grüße

xxx
 
M

Matthias Schulz

Gast
Hallo,

hmmm, das ganze hat mich stark an "Dornröschen" erinnert, nur mit einem etwas realistischeren Schluß ;-) Gefällt mir prinzipiell sehr gut, nur eines stört mich: Ist die Blumenpracht vergangen, haben die Blumen alle aufgehört zu blühen, oder ist der Palast noch immer schön? Beides kommt in Deinem Gedicht vor, von daher etwas widersprüchlich...

Mir würden die blühenden Blumen besser gefallen, stärkerer Kontrast.

Freundlich grüßt,
Matthias
 

Pseudorinym

Mitglied
Halo Mathias,
erst mal dankeschön für deine Antwort und ein Lob,daß du etwas widersprüchliches in meinem text entdeckt hast:Ich liebe es wenn man kleine Details zerfetzt.

Deshalb mal meine Erklärung,hoffentlich auch plausibel genug ;-)
Die Blumen,die dieses Schloß zu etwas Wunderbarem und Besonderem machen sind immer am blühen,sie verwelken nie.Daher laufen alle Leute staunend an den gläsernen Wänden vorbei und bewundern diese einmalige Schönheit,beneiden wahrscheinlich auch das Mädchen,das jeden Tag die Blumen von allernächster Nähe betrachten darf.
Aber obwohl die Blüten nicht vertrocknet sind kann sie keine freude mehr empfinden,weil sie im grunde genommen sehr einsam ist und nur darauf wartet,aus ihrem Gefängnis,dem ständigen Einerlei,befreit zu werden.Sie ist sozusagen blind geworden für die Schönheit,daher die Aussage,daß Die Bluemn für sie nicht mehr blühen.
Man könnte das Ganze auch gut mit dem goldenen Käfig vergleichen,oder einem Schlaraffenland.Irgendwann hat man sich vollgefressen und fühlt sich elend.

Ich hoffe,die Widersprüchlichkeit istz jetzt aus der Welt geräumt ;-)

*viel grüße*

xxx
 



 
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