Bluthäubchen

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Plejadus

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Glockenblümchen säumen des dunklen Waldes Pfad.

Das kleine Mädchen springt ihn fröhlich entlang, auf den Lippchen ein Lied mit vielen lustigen Strophen. Warum, verdammt, hält es nicht inne und pflückt der Mutter einen Strauß Frühlingsblumen? Seine Mutter ist krank und liegt zu Bette, allein mit schmerzenden Gliedern. Und was tut dieses Mädchen? Nichts! Es singt. Es hüpft. Hat nicht einmal ein Körbelein für Pilz’ oder Beer’. Es trällert und springt ...

Da kommt ein Wolf des Wegs, ein starker, hungriger Wolf, einer, mit dem nicht zu scherzen wäre, der Eichhörnchen und Waldmäuschen en passant erledigt. So schaut er drein, so muss es sein! Und was tut dieser Wolf? Jetzt, da er das Mädchen bemerkt, wie sie hüpft, wie sie lustige Liedchen singt?

Was?

Nichts!

Der Wolf tut nichts.

Er schleicht an dem Mädchen vorbei, macht sich flach, klemmt den Schwanz zwischen die Läufe und glotzt räudig im Vorübergehen. Das Mädchen aber bemerkt ihn nicht einmal, und da ist er schon passé, unser pelziger Waldwaschlappen.
Ah, ist es vielleicht, dass er zur Mutter seine Pfoten lenkt, zerfleischenslustig sich über die wehrlose beugt und sich an ihren Geweiden weidet? Ja, keimt uns Hoffnung, er naht dem Haus der Mutter sich!

Aber was ist das?

Der Wolf schnappt der Mutter Besen und kehrt den Hof?

Er kehrt den Hof, er tränkt die Ziegen, Wasser schöpft er und stellt den Eimer vor Mutters Tür.

Ein schöner Wolf! Wer hat denn den bloß bestellt?

Da fällt ein Schuss! Räuber! Mordgesellen! Rettung!

Der lasche Wolf fällt dumpf zur Seite, schwer getroffen nimmt er ein letztes Bad in seinem lauen Blute. Recht geschah’s dem Schaf im Wolfens Pudelpelz, nun isser hin! Doch wer richtet’ ihn, wem gebührt der Dank!

Eine Prinzessin tritt da aus der Schonung, ein gar wuchtiges Büchschen nach Jägerart im Anschlag kommt sie herbei, schlägt ein die Tür zu Mutters Haus, abermals ein Schuss - da ist auch mit Muttern Schluss!

Schon lodern, schon züngeln erst Flämmchen, bald Flammen aus Fenster und Tür. Nun brennt zwar keine Hexe drin, aber immerhin, immerhin, singt unsere Mords-Prinzessin und tanzt ums Haus, als eine Axt ihren Kopf zerhaut. Nanu? Räuber im Wald? Wer schwang das große Beil? Wer labt sich an den bass verhehrten Resten des schönen Königskinds? Ist das eine Art? Es ist der Jägersmann, brunftig hobelt er seinen Leib auf Prinzessins abgelebtem.

Mordgesindel, was für ein Wald!
 

flammarion

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Hallo Plejadus, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


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