Boom-Boom-Boy

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Immer wollte er so ein Gefährt haben. Seine Eltern hat er mit diesem Wunsch monatelang genervt und aufgeregt. Irgendwann gaben sie nach und er bekam, was er immer haben wollte. Jetzt war er ein zufriedener Junge und tobte sich mit seinem neuen Spielzeug so richtig aus. Auf einer Seite des amerikanischen Netproviders Geocities hat er vorher sogar noch extra einen Pilotenkurs belegt, der ihn lediglich einige Onlinegebühren und einen Klick auf den Sponsor der Seite gekostet hat.
"Mannomann, da hast du ja ein tolles Spielzeug", sagten die Menschen die ihn dabei sahen, wie er wieder einmal mit seinem Gefährt in der Gegend herumtollte.
Er war nun der mächtigste Junge in der Nachbarschaft. Er und seine Maschine beherrschten jetzt die Umgebung. Und wenn Boom-Boom-Boy gerade nicht spielte, dann sprach er von seinem neuen Fahrzeug.
Wenn ihn die Zuhörer dann fragten, was das denn eigentlich für ein Spielzeug wäre, kam immer ungefähr folgender Dialog dabei heraus:
"Ist es ein Sportauto?"
"Nein."
"Ein Motorboot?"
"Nein."
"Ein Helikopter?"
"Nein."
"Ein Leichenwagen?"
"Blödsinn."
"Na was denn dann?"
"Viel besser."
"Was denn nun?"
"Ein Panzer."
Und die Leute lachten...
Bis jeder Junge so eine Waffe hatte. Jeder Junge seiner Geschütze in der Nachbarschaft ungehindert abschießen konnte. Jeder kleine Soldat einen Krieg führen konnte. Mit anderen Kindern, die so ein Spielzeug hatten.
Da lachten die Menschen nicht mehr so oft. Sie schämten sich für ihre Kinder. Ihre Kinder des Krieges, die vormittags ihre Schule plattfuhren und am Abend die Sportautos der Väter ihrer Gegner wegsprengten.
Die Eltern suchten eine Lösung, ihre Kinder von weiterem Zerstören abzuhalten. So bewaffneten sie sich ebenfalls mit Panzern und rollenden Geschützanlagen, um ihrem Nachwuchs Einhalt zu gebieten. Der Sportwagen wurde nun durch einen Amphibienfahrzeug ersetzt.
So schossen die Eltern freudig auf die Spielzeuge ihrer Kinder und Letztere auf die sportlichen Amphibienfahrzeuge ihrer Väter. Doch als der Panzer von Boom-Boom-Boy plötzlich Schaden nahm und nicht mehr gerade feuern konnte, begannen die Kinder nachzudenken. Um ihre Unterhaltungsmaschinen für langweiligere Zeiten aufzuheben und sie nicht gleich alle im Kampf zu verheizen, handelten sie mit ihren Eltern einen Waffenstillstand aus und stellten ihre Panzer und die rollenden Geschütze und sportlichen Amphibienfahrzeuge ihrer Feinde friedlich in gemeinsame Garagen, um auf trostlosere Zeiten darauf zurückgreifen zu können.
Immer wenn Boom-Boom-Boy nun also langweilig wird, öffnet er diese Garage und fährt mit seinem reparierten Panzer durch die Gegend um irgendwelche interessanten Ziele auszumachen.
Oh, ich glaube er hat da gerade dein Haus anvisiert.
 



 
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