Boston Jazz Bar

masterplan

Mitglied
Klänge des Jazz-Piano erfüllen die schummrige Atmosphäre des Nachtclubs und umnebeln zusammen mit dem Tabakrauch die Gedanken der Gäste, meine eingeschlossen.
Ich lausche wie der Spieler sein nächstes Stück ankündigt, ehe er wieder ruhig und gefühlvoll die Tasten seines Instrumentes hinabdrückt.
Trauriger und langsamer Blues geht im Einklang mit der Stimmung, die hier, im Boston's Pearl unter all den Anwesenden herrscht. Und obwohl ich diesen Gemütszustand durchaus teile, gilt meine Aufmerksamkeit zwei Männern an einem Tisch in der Nähe des Ausgangs.
Ruby Powell und Nat Breeves sitzen dort jeden Donnerstag. So auch heute. Doch heute hat deren Treffen neben der Traditionserhaltung noch einen weiteren Grund: Meine Anwesenheit.
Ich winke der Bedienung. Herbei kommt eine hübsche, dunkelhäutige Dame, mit schwarzem Angestellten- Outift und einer weißen Schürze.
Ich bestelle einen Gin Tonic, der mir ein paar Minuten später auch von ihr gebracht wird.
"Bringen Sie den beiden Herren am Ausgang bitte zwei Bourbon... und diesen Umschlag." Ich ziehe einen weißen Umschlag aus meiner Jackentasche und deute auf die Männer, am ersten Tisch des Lokals. "Auf meine Rechnung."
Die weibliche Bedienung nickt, nimmt den Umschlag entgegen und geht unauffällig zurück zur Bar. Es macht den Eindruck als hätte sie solche Bitten schon mehrmals erfüllt.
Hinter dem großen Barteil aus Holz stellt sie zwei Gläser auf ein Tablett, füllt diese jeweils zu einem Drittel mit Whiskey und legt meinen Umschlag bei.
Sie begibt sich zu Powell und Breeves, stellt ihnen das Tablett auf den Tisch und deutet in meine Richtung.
Zu seinem nächsten Song, singt der Piano- Spieler:
"Under grey skies, I'll wait for you. No way, I'm so blue without you. You keep me waiting, I keep lovin'... you..."
Langsam setze ich mein Glas auf die Lippen und trinke einen Schluck von dem Gin Tonic.
Ich genieße den Moment, weil mir bewusst wird, dass Powell und Breeves soeben den Inhalt meines Umschlages gezählt haben müssen.
Zehntausend Dollar. Das Handgeld für einen Mord. Für den Mord an mir.
Der Killer war so unvorsichtig, seinen Lohn für noch nicht getane Arbeit bei sich zu tragen, als ich ihm zuvorgekommen bin.
Der selbe Umschlag, mit dem selben Geldbetrag. Zusätzlich lag ein kleiner Zettel mit meinem Namen und meiner Adresse bei. Darüber ein rotes Kreuz, was dem Beauftragten bedeuten soll, dass auf meine Wenigkeit ein Attentat verübt werden sollte.
Der Mann hat versagt, und liegt jetzt irgendwo am Grund der Docks. Mit zwei Schusswunden im Rumpf und einem Sack Steinen an seinem Bein.
Ich habe dem Umschlag mit dem Geld eine neue Notiz beigelegt. Auf dieser stehen die Namen der beiden Männer, die ihn in diesem Moment lesen.
Der ältere, Nat Breeves, erhebt sich von seinem Platz, zieht seine Jacke an und steckt den Umschlag in die Innentasche.
Ruby Powell folgt ihm, klemmt sich sein dunkelbraunes Jackett aber nur unter den Arm und wirft ein paar Münzen auf den Tisch.
Ehe sie die Bar verlassen, trinken beide ihren Whiskey mit einem Schluck aus und fixieren mich dabei.
Nachdem sie den Ausgang benutzt haben, werfe ich einen Blick auf meine Kensington Armbanduhr und kann trotz meiner leichten Anspannung ein Lächeln nicht unterdrücken.
Nixxon, mein Freund und Spezialist für Autobomben sollte bereits vor vier Stücken des begabten Blues- Künstlers sein Werk vollbracht haben.
Breeves und Powells 1929er Plymouth müsste inzwischen eine hübsche Verkabelung vom Zündblock zu einer Bombe unter dem Motorteil haben.
Ich winke nochmals die hübsche Bedienung herbei, während der ebenfalls dunkelhäutige Musiker am Piano gerade ein weiteres seiner Lieder ankündigt.
Als sie an meinen Tisch kommt, fragt sie mich, ob mir die Musik von Coco Williams gefällt.
Ich sage ihr dass ich Blues liebe und wegen ihm und auch wegen ihr gerne wiederkommen würde.
Nach einer kurzen Überlegung, denke ich, dass es im Moment keine Gute Idee wäre, das Lokal weder über den Haupteingang, noch über den Hintereingang zu verlassen, weil mich dort unter Umständen jemand mit einer Waffe begrüßen könnte. Zumindest sollte ich so lange warten, ehe ein Wagen vor dem Lokal hörbar in die Luft fliegt.
Ich sage der geschmeichelten Bedienung, dass ich wohl doch noch ein bisschen bleiben werde, und bestelle einen weiteren Gin Tonic, nachdem ich ihr ein paar Dollar für ihre Mühen über den Tisch zugeschoben habe.
Coco Williams spielt gerade die letzten Töne seines Songs. Ein paar Gäste klatschen bereits, ehe das Lied zuende ist.
"I had love on my mind, but your soul was too blind..."
Alle Anwesenden applaudieren, mich eingeschlossen.
Und während sich Williams an seinem Jazz-Piano grinsend bedankt, betätigt Ruby Powell draußen die Zündung des 1929er Plymouth.
 

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Klänge des Jazz-Piano erfüllen die schummrige Atmosphäre des Nachtclubs und umnebeln zusammen mit dem Tabakrauch die Gedanken der Gäste, meine eingeschlossen.
Ich lausche wie der Spieler sein nächstes Stück ankündigt, ehe er wieder ruhig und gefühlvoll die Tasten seines Instrumentes hinabdrückt.
Trauriger und langsamer Blues geht im Einklang mit der Stimmung, die hier, im Boston's Pearl unter all den Anwesenden herrscht. Und obwohl ich diesen Gemütszustand durchaus teile, gilt meine Aufmerksamkeit zwei Männern an einem Tisch in der Nähe des Ausgangs.
Ruby Powell und Nat Breeves sitzen dort jeden Donnerstag. So auch heute. Doch heute hat deren Treffen neben der Traditionserhaltung noch einen weiteren Grund: Meine Anwesenheit.
Ich winke der Bedienung. Herbei kommt eine hübsche, dunkelhäutige Dame, mit schwarzem Angestellten- Outift und einer weißen Schürze.
Ich bestelle einen Gin Tonic, der mir ein paar Minuten später auch von ihr gebracht wird.
"Bringen Sie den beiden Herren am Ausgang bitte zwei Bourbon... und diesen Umschlag." Ich ziehe einen weißen Umschlag aus meiner Jackentasche und deute auf die Männer, am ersten Tisch des Lokals. "Auf meine Rechnung."
Die weibliche Bedienung nickt, nimmt den Umschlag entgegen und geht unauffällig zurück zur Bar. Es macht den Eindruck als hätte sie solche Bitten schon mehrmals erfüllt.
Hinter dem großen Barteil aus Holz stellt sie zwei Gläser auf ein Tablett, füllt diese jeweils zu einem Drittel mit Whiskey und legt meinen Umschlag bei.
Sie begibt sich zu Powell und Breeves, stellt ihnen das Tablett auf den Tisch und deutet in meine Richtung.
Zu seinem nächsten Song, singt der Piano- Spieler:
"Under grey skies, I'll wait for you. No way, I'm so blue without you. You keep me waiting, I keep lovin'... you..."
Langsam setze ich mein Glas auf die Lippen und trinke einen Schluck von dem Gin Tonic.
Ich genieße den Moment, weil mir bewusst wird, dass Powell und Breeves soeben den Inhalt meines Umschlages gezählt haben müssen.
Zehntausend Dollar. Das Handgeld für einen Mord. Für den Mord an mir.
Der Killer war so unvorsichtig, seinen Lohn für noch nicht getane Arbeit bei sich zu tragen, als ich ihm zuvorgekommen bin.
Der selbe Umschlag, mit dem selben Geldbetrag. Zusätzlich lag ein kleiner Zettel mit meinem Namen und meiner Adresse bei. Darüber ein rotes Kreuz, was dem Beauftragten bedeuten soll, dass auf meine Wenigkeit ein Attentat verübt werden sollte.
Der Mann hat versagt, und liegt jetzt irgendwo am Grund der Docks. Mit zwei Schusswunden im Rumpf und einem Sack Steinen an seinem Bein.
Ich habe dem Umschlag mit dem Geld eine neue Notiz beigelegt. Auf dieser stehen die Namen der beiden Männer, die ihn in diesem Moment lesen.
Der ältere, Nat Breeves, erhebt sich von seinem Platz, zieht seine Jacke an und steckt den Umschlag in die Innentasche.
Ruby Powell folgt ihm, klemmt sich sein dunkelbraunes Jackett aber nur unter den Arm und wirft ein paar Münzen auf den Tisch.
Ehe sie die Bar verlassen, trinken beide ihren Whiskey mit einem Schluck aus und fixieren mich dabei.
Nachdem sie den Ausgang benutzt haben, werfe ich einen Blick auf meine Kensington Armbanduhr und kann trotz meiner leichten Anspannung ein Lächeln nicht unterdrücken.
Nixxon, mein Freund und Spezialist für Autobomben sollte bereits vor vier Stücken des begabten Blues- Künstlers sein Werk vollbracht haben.
Breeves und Powells 1929er Plymouth müsste inzwischen eine hübsche Verkabelung vom Zündblock zu einer Bombe unter dem Motorteil haben.
Ich winke nochmals die hübsche Bedienung herbei, während der ebenfalls dunkelhäutige Musiker am Piano gerade ein weiteres seiner Lieder ankündigt.
Als sie an meinen Tisch kommt, fragt sie mich, ob mir die Musik von Coco Williams gefällt.
Ich sage ihr dass ich Blues liebe und wegen ihm und auch wegen ihr gerne wiederkommen würde.
Nach einer kurzen Überlegung, denke ich, dass es im Moment keine gute Idee wäre, das Lokal weder über den Haupteingang, noch über den Hintereingang zu verlassen, weil mich dort unter Umständen jemand mit einer Waffe begrüßen könnte. Zumindest sollte ich so lange warten, ehe ein Wagen vor dem Lokal hörbar in die Luft fliegt.
Ich sage der geschmeichelten Bedienung, dass ich wohl doch noch ein bisschen bleiben werde, und bestelle einen weiteren Gin Tonic, nachdem ich ihr ein paar Dollar für ihre Mühen über den Tisch zugeschoben habe.
Coco Williams spielt gerade die letzten Töne seines Songs. Ein paar Gäste klatschen bereits, ehe das Lied zuende ist.
"I had love on my mind, but your soul was too blind..."
Alle Anwesenden applaudieren, mich eingeschlossen.
Und während sich Williams an seinem Jazz-Piano grinsend bedankt, betätigt Ruby Powell draußen die Zündung des 1929er Plymouth.
 



 
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