Brief von Ewig Krieg – an seinen Bruder - Niemals Frieden

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Traube

Gast
Brief von Ewig Krieg – an seinen Bruder - Niemals Frieden


Hallo mein Lieber,

ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll?
Ich glaube mir geht es nicht all zu gut, so viel vorweg. Bin sehr verwirrt die Tage.
Müdigkeit, und auch ein gewisses übersättigt sein legt sich auf mich. Es lastet eine zermürbende Schwere auf mir, so, als wäre ich Atlas, nur mit schmaleren Schultern.

Ich erreiche Dich leider nicht, weder telefonisch , noch per E-Mail, drum schreibe ich Dir jetzt endlich einmal. Ich weiß wie sehr Du die moderne Kommunikation meidest. Altmodisch wie Du bist, sende ich Dir deshalb diesen Brief. Du hast Dir so sehr gewünscht, dass ich Dir einmal schreibe. Leider ist dies nicht Dein Wunschanlass, den Du ja bei unserem letzten Gespräch geäußert hast. Du sagtest:„ Melde dich doch bei mir, wenn es für dich Zeit ist zu gehen, aber so lang dies nicht der Fall ist, möchte ich nichts mehr mit Familie zu tun haben. So lange ziehe ich mich zurück und ruhe in mir selbst“.

Nun, ich versuche es dennoch.
Vater und Mutter machen sich auch schon Sorgen um Dich und wünschen sich, genau so wie ich, mal wieder ein Familientreffen. Es gibt viel zu bereden.

Seit Vaterland und Muttererde getrennte Wege gehen ist es nicht mehr das Selbe.
Dabei waren sie mal sehr glücklich. Sie, hatte immer eine Hand voll Humus für ihren Liebsten, damit er gedeihen konnte, und er…… , selbst er war romantisch und deckte sie, so bald es sie fror, liebevoll mit seiner Flagge zu, auf der, zumindest Damals noch, groß geschrieben,“ Liebe“ stand. Weißt Du das noch? Sie haben alles gemeinsam getan.

Und ich erinnere mich noch sehr gut an das Bild, welches Du ihnen, ich weiß nicht mehr aus welchem Anlass, gemalt und einrahmen lassen hast. Dieses Bild hat sich so sehr, und ich denke in letzter Zeit oft daran, in meinen Kopf gebrannt, dass ich es aus freier Hand exakt nachmalen könnte. Hach Bruderherz, ich liebte…… nein ich liebe dieses Bild:

Vaterland umarmt behutsam, wie der Adler mit seinen braunen Schwingen das Nest,
seine liebste Muttererde, und sie liegt beschützt, wie der Herrgott sie schuf unter ihm,
und gedeiht in ihrem Blaugrün………………,

Heute jedoch, gleicht es lediglich noch der Missionarsstellung. Es ist zu einer schlechten Karikatur verkommen, in einem drittklassigen Käseblatt.
„Seufz“.

Ich liege nun schon seit geraumer Zeit in meinem Bett und bin völlig desillusioniert.
Sie lieben mich leider immer noch , ja, so viel weiß ich. Vielleicht hassen sie sich aber auch zu sehr, oder lieben Dich viel zu wenig bis gar nicht? Ach, irgendwie stimmt es so wie es ist, einfach überhaupt nicht. Bin ausgelaugt und überarbeitet. Wir sind wahrscheinlich dazu verdammt, so zu leben, wie Vaterland und Muttererde!? Liegt wohl in den Genen. Dabei kommst Du eher nach Mutter und ich eben nach Vater.
Du bist der kreative Künstler und ich eher der pragmatische Handwerker.

Du trägst einen so anmutigen, sanft klingenden, auf der Zunge weich und im Ohr ebenso, gefühlvollen Namen. Ich bekomme jedes Mal, wenn ich nur an Deinen Namen denke, eine Gänsehaut. Ich vermisse Dich und ertappe mich immer öfter dabei, wie ich „Frieden“ flüstere, ja, ich träume sogar sehr häufig von Dir.
Ich ? Pah, ich hingegen bin ein hartes, schroffes und brutales Wort mein Lieber. Ich wette Vater gab mir meinen Namen, den ich im übrigen, ja ich weiß ich sollte es nicht, hasse ! Ich beineide Dich sehr um Deine Freiheit, denn mich lassen sie seit einer Ewigkeit nicht mehr los. Du wirst so gut wie nie gebraucht und ich weiß nicht woran es liegt, aber es ist mehr als nur ungerecht und schwerwiegend. Ich glaube ich brauche ein wenig Urlaub.

Sie haben mich schon immer genutzt. Langsam beschleicht mich aber das Gefühl,
dass sie mich eher missbrauchen! Warum sonst sollte es mir so schlecht gehen?
Du weißt ja um unser Erschaffen, der Designer hat sich wahrlich Mühe gegeben,
soviel ist klar, aber es fehlt mir dann doch der Feinschliff, denn die Muttererde liegt schon lange nicht mehr in Vaterlands Armen. Leider kam hier selbst das: „Besser spät als gar nicht“,
nie zustande.

Hmmm, vielleicht sollten wir gemeinschaftlich den Weg des Selbstmordes wählen und das danach endstehende Chaos, das bis dato vorherrschende Chaos bereinigen lassen.
DAS, mein Bruderherz, das wäre Revolutionär !

Zusammen bilden wir ein echt elementares Duo. Wir sind wie die Zahl 88 und weißt Du was? Sie haben eine Redewendung daraus gemacht.„ Egal ist 88 “, sagen sie, stell Dir das mal vor?!
Na ja, wahrscheinlich weißt Du es ja eh schon.
Warst immer der klügere, der belesenere von uns beiden, eben ganz nach Muttererde. Leider hat man Dich bisher zu selten gelesen, geschweige denn gelebt. Ob dies nun vorteilhafter für Dich ist, oder war, nun, ich wage es zu bezweifeln.

Mein Lieber, sie sind so tückisch und kompliziert, ich glaube alleine schaffe ich das hier nicht mehr. Diese rücksichtslosen Menschen. Sie flanieren über alles hinweg, mit unserem Wappen auf ihren Flaggen, so, dass ich mich nur noch schämen kann.
Langsam glaube ja sogar ich, mein lieber Bruder, dass sie Dich lediglich für einen Mythos
halten, und sogar den treten sie, marschierend zu Hymnen, gespielt auf allen Instrumenten die sie haben, und stampfen Dich platt.

Stell Dir vor,
ich habe gehört, dass sie für Dich kämpfen, in meinem Namen, ist das nicht infam?
Ich erinnere mich an Deine Worte, als Du sagtest:
„ Brüderchen, sie sind einfältig und dumm! “ Jetzt glaube ich es auch. Ich bin bestürzt und völlig entrüstet zu erkennen, dass Du Damals schon, in so jungen Jahren, die Wahrheit sprachst.

Warum sehen oder rufen sie Dich nicht einfach? Ich kann und darf es ja nicht! Es ist gegen die Regeln, die Mutter und Vater uns so eindringlich eingebläut haben. Dabei nennst Du, doch jeden Stock und Wurm Dein Heim. Du, bist so greifbar und zugleich überall. Warum also? Oder bist Du es, der nicht kann oder will?

Mein lieber Frieden, sie haben unsere Familie, und vor allem Muttererde und Vaterland, verraten und verkauft. Dabei sind wir diejenigen,
die sie mit ihrem so genannten Geld, selbst wenn es das ganze Geld der Welt wäre, nicht einmal annähernd aufwiegen könnten.


In Liebe und auf Bald,
Dein Ewig Krieg



PS: Meld Dich doch bitte bei mir oder schreibe zurück, Du weißt ja wo ich wohne.
Falls Du die Adresse verlegt haben solltest, hier ist sie noch mal:

Name: Ewig - von Mutter Erde - zu Vaterland - Krieg
Straße: Menschenherzstraße 7c ( Sackgasse, falls Du mich besuchen willst)
PLZ: 66688 , Hasshausen ( Kreis Habgier ).


Traube
 

Walther

Mitglied
Gute Idee, Traube, einige sehr schöne "schlimme" Wahrheiten. Aber: viel zu lang. Kondensieren, "verwesentlichen". In der Dichte liegt hier die Wirkung. Es darf überzogen beschrieben werden, auf die Spitze getrieben sein.

Neujahrsgruß W.
 



 
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