Brötchen sein - oder nicht sein...

emaku

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Brötchen sein - oder nicht sein ...

Unsere erste (typische) Überlegung könnte sein: Welchen Sinn hat die Existenz eines Brötchens an sich und für die Gemeinschaft aller Brötchen? Wir denken in diesem Zusammenhang vielleicht auch an Gott , d.h. in diesem Fall an den Menschen der es schuf und wieder zu sich nimmt, nicht ohne allerdings einigen, die nicht so recht an ein Leben nach der Verdauung zu glauben vermögen, die Gelegenheit zu geben, an sich selbst zugrunde zu gehen - im Müll. Das esoterische Brötchen versucht mit allerlei Klimbim die Rückkehr zu seinen Ursprüngen einzuläuten: von der erfolgreichen Aufarbeitung seiner traumatischen Geburtserfahrung (dem sogenannten "Re-Baking") über transzendentale Erfahrungen evolutionärer Zwischenstadien seiner kollektiven Seinszustände (Kritiker prägten den wenig differenzierenden, eher ignoranten wenn auch sehr plakativen Begriff "Mehl-Rausch") - bis hin zur kosmischen Einheit des "Einen" (scheißgedüngten Ackers). Nun gibt es aber verschiedene mögliche Aufgaben und Schicksale für das Leben eines real existierenden Brötchens. Beschränken wir uns hier auf einige wenige prägnante Beispiele aus den unterschiedlichen sozialen Milieus dieser Spezies. Beginnen wir mit den wenigen Auserwählten, denen die außerordentliche Ehre zuteil wird, ihre knusprig-duftende Existenz in voller Blüte ihrer Jugendfrische, umgeben von erlesener Gesellschaft (etwa dem Champagner), mit kostbarsten Roben bekleidet (z.B. Kaviar, um nur eine zu nennen) auf dem Buffetaltar göttlicher Schlemmerlust opfern zu dürfen - und somit unsterblich zu werden in den Annalen der Brötchen - vielleicht sogar der gesamten Teigwarenhistorie! "Wer jung stirbt, den lieben die Götter", so heißt es doch wohl, zumindest bei den Menschen, die keine alten, lappigen Brötchen futtern wollen. Jedenfalls ist anzunehmen, diese Brötchen hätten es besser getroffen als jene lieblos gezeugten und in den ärmlich-drangvolllen Verhältnissen von aldizehnerpackverschweißten Großfamilien aufgewachsenen Produkte serieller Massenherstellung, deren Existenzberechtigung sich einzig und allein darin erschöpft, am Ende ihres dumpfen Harrens für einen Moment lang befingert, beschmiert und in aller Eile mit einer Salamischeibe vereint ohne viel Aufhebens in irgendeinem Schlund begraben zu werden, mit einem Schluck Kaffee aus der Thermospulle als letztes Geleit - wie trübe!
Aber es kommt noch schlimmer: Was ist denn mit denen, die einfach immer vergessen wurden, die immer zu weit hinten lagen und übersehen wurden - und nun zu alt und starr geworden sind, als dass sie noch ein brötchenhaftes Schicksal erwarten dürften? Diese Benachteiligten müssen sich am Ende noch aufreiben (lassen) bis zum äußersten bis sie, völlig selbstentfremdet, atomisiert und aufgelöst im Dotterschlamm als Panade endend, sich letztlich doch noch der Erfüllung eines Zweckes hingeben dürfen, wenn auch nur unter Qualen in der glutheißen Hölle irgendeiner Teufelsbratpfanne - man möchte es sich nicht vorstellen und es niemanden wünschen!
Tja, und über die letzten aller Letzten, die ihre Existenzberechtigung als Brötchen vollends eingebüßt haben, ist schwerlich noch etwas zu sagen, sie leben einfach schon viel zu lange, man kann sie nicht mehr zu fassen bekommen - als Brötchen. Aber man muss sich vor ihnen in Acht nehmen! Sie sind gesetzlose Gesellen geworden, haben ihren Brötchenglauben längst verloren und sich in den Katakomben der Müllhalden mit allerlei unbrötchenhaftem Gesindel verbrüdert... Schweigen wir lieber und beten für sie, dass sich, wenn schon nicht mehr die Menschen, die Ratten ihrer erbarmen mögen!
 



 
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