Brottrunk und andere Ekligkeiten

In der Küche um halb drei,
Mittagessen längst vorbei,
bot der Papa ihn mir an,
Brottrunk* für den starken Mann.

Brottrunk abgefüllt in Flaschen,
harmlos, wirklich zum vernaschen,
für Dich Sohn hab’s aufgehoben,
gesund ist’s, kann’s wirklich loben.

Die halbe Flasch’ hätt’ er gezogen,
an mich gedacht, ja ungelogen,
die Hälfte sei dann nur für mich,
So mein Sohn, denk ich an dich!

Natürlich traue ich Papa,
nur dies schelmisch Grinsen da,
schien mir ein wenig fehl am Platz,
für’n so flüssig, goldig Schatz.

Drum roch ich doch am Flaschenrand,
den Geruch ich furchtbar faulig fand,
Würgreflexe unterdrückend,
ich mich übern Esstisch bückend.

Papa, fragt ich, ist es normal?
Es zu probieren er empfahl,
Calcium, Vitamin’ und Eisen,
helfe gegen früh’s vergreisen.

Ich roch dran, stank fürchterlich,
mich der Ekel stark beschlich,
Papa, danke, hab’ kein Durst,
Du weißt, Gesundheit ist mir wurst!

Fragend schaut er mich dann an,
ich’s mir noch bedenken kann,
Bedenken hab ich, ohne Frage,
Drum daher meine Trink-Absage.

Ich traue meine Augen kaum,
hat er die Flasche weggehaun,
ins Waschbecken er es spülte,
meine Verwunderung er wohl fühlte.

Mein Sohn, hätte ich vorher gerochen,
ne volle Stund’ hab ich gebrochen,
Es schmeckte wirklich grauenvoll!
Na danke Papa, Du bist toll!


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*Brottrunk ist ein Getränk, daß aus dem Restwasser bei der Sauerbrotherstellung erstellt wird.

*Die Geschichte wurde tatsächlich so erlebt, geht sogar noch weiter, kommt aber wohl unter dem Titel, "Wie ich meinen besten Freund verlor!"
 



 
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