Bruder!

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Vera-Lena

Mitglied
Bruder!

Der liebe Gott nahm einen Klumpen,
darauf hat er sich gedacht,
mal ein bisschen Luft reinpumpen,
und was hat er dann gemacht,
erst den Himmel und die Sterne,
dann den See mit dem Getier,
alle Berge in der Ferne,
erst zum Schluss kam er zu dir,
ja, da ließ er sich nicht lumpen,
gab Gedanken und Gefühl
alles aus demselben Klumpen,
alles rein nach seinem Stil.

Refrain:
Du bist in allem,
alles ist in dir,
Geschlechter wallen,
weltverwandt mit dir
auf diesem Sterne
ewig durch die Zeit.
Du webst mit allen
an dem Sternenkleid.

Und er sprach, nun mach mal weiter,
schau, ich hab’s dir vorgemacht,
dort kann’s noch ein bisschen breiter,
hier hab ich’s nur angedacht.
Alles hab ich dir gegeben,
dass du mit mir schaffst und tust,
leb dein buntes Schöpferleben
bis du einmal wieder ruhst.
Mach es ganz nach deinem Willen,
denn du bist jetzt völlig frei,
deinen Tatendurst zu stillen,
und viel Spaß dann noch dabei.

Refrain:
Du bist in allem.......

Nur auf eines bitte achte,
wenn’s dir grade so gefällt,
auf den Bruder, den ich machte
neben dir auf dieser Welt.
Er ist anders als die andern,
das hab ich so ausgedacht,
damit alle Dinge wandern,
die ihr beide mitgebracht.
Jeder gibt von seinen Gaben,
wie’s ihm grade so gefällt,
damit alle alles haben,
was man braucht in dieser Welt.

Refrain:
Du bist in allem....
 
P

Parsifal

Gast
Bruder

Liebe Vera-Lena,

als ich Dein Gedicht las, habe ich traurig den Kopf geschüttelt; nicht, weil mir Dein Gedicht nicht gefallen hätte - es hat mir sogar sehr gut gefallen! - sondern, weil alle, die so etwas schreiben, tauben Ohren predigen. Da ist nichts von Rilkes „Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn, wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören.“ Es gibt zehn Gebote und Millionen von Gesetzen, die ihnen keine Geltung verschaffen können.

Man ist ja von Natur kein Engel,
Vielmehr ein Welt- und Menschenkind,
Und rings umher ist ein Gedrängel,
Von solchen, die dasselbe sind.

In diesem Reich geborner Flegel,
Wer könnte sich des Lebens freun,
Würd’ es versäumt, schon früh die Regel
Der Rücksicht kräftig einzubläun.

Es saust der Stock, es schwirrt die Rute,
Du darfst nicht zeigen, was du bist.
Wie schad, o Mensch, daß dir das Gute
Im Grunde so zuwider ist.

Resignierte Grüße
Parsifal
 



 
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