Büro, Büro ...

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Zeder

Administrator
Teammitglied
Genug ist genug

Wenn man morgens früh das eigene Büro eigentlich noch nicht betreten, sondern nur die Tür zu demselben geöffnet hat und das Telefon bereits klingelt und man weiß, daß jetzt bestimmt eine Nachfrage nach einem Produkt kommt, das man aber erst im PC suchen muss, der aber noch ausgeschaltet ist, weil man ja noch gar nicht i n dem Büro ist, sondern nur in der geöffneten Tür steht, und man daran denkt, dass es in den
kommenden Stunden genauso weitergeht und man noch nicht einmal dazu kommen wird, die täglich anfallende Post zu lesen, geschweige denn die Vermerke vom Chef, die wie immer mit "dringend" oder "Bitte Rücksprache" oder "bis morgen erledigen" gekennzeichnet sind, und sich dann noch klar macht, dass selbstverständlich Kunden zur persönlichen Beratung vorbeikommen und man währenddessen telefonisch immer wieder herausgerissen wird, weil irgendwelche anderen PCs nicht funktionieren, die aber unbedingt funktionieren müssten, und man das bitte sofort in Ordnung bringen sollte ...
... und man sich bewusst wird, dass man zu Arbeitsbeginn in der geöffneten Tür seines eigenen Büros bei klingelndem Telefon steht, dann könnte man dieselbe wieder schließen und sagen:
"Der Tag war anstrengend wie immer!"

(03.02.2001)
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Warum nicht gleich?

Warum nicht gleich?

Ich muss zum Chef.
Sofort, hat er gesagt.
Die Vorzimmersekretärin sagt:
"Er telefoniert noch!"
Ich stehe also im Vorzimmer und warte.
Und sinniere.

Sofort ist ein relativer Begriff.

"Ich komme sofort" heißt:
Ich komme, so schnell ich kann.

"Kommst du?"
"Ja, sofort!" heißt:
Ich komme, höchstwahrscheinlich in der nächsten Viertelstunde.

Und wenn ich zu meinem Hund sage: "Du hörst sofort damit auf, dein Körbchen weiter anzunagen!"
heißt das:
Hör damit auf oder hör nicht damit auf.
Denn mein Hund hört meistens nicht.
Nicht sofort. Nicht auf sofort.
Eher auf: "Ich gebe dir auch einen Knochen, wenn du aufhörst".

Ich höre auf sofort.
Ich komme sofort.
Darum stehe ich auch hier und warte.

"Er telefoniert immer noch", sagt die Vorzimmersekretärin mitleidsvoll.
"Gut, dann gehe ich wieder in mein Zimmer. Sie können mich ja anrufen, wenn er nicht mehr telefoniert", sage ich.
In dem Moment geht die Cheftür auf.
"Ist Frau Z schon da? Ach, da sind Sie ja schon. Kommen Sie rein, ich wollte nur ... ".

Schon ist auch ein relativer Begriff.

(14.02.2001)
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Merk-Würdig

Merk-Würdig

Seit einiger Zeit bin ich - auf Anordnung des Chefs - zusammen mit einer
Kollegin in einem Projekt tätig.

Ein Projekt ist etwas, das nicht unbedingt, aber doch irgendwie, also peripher etwas mit der eigenen Arbeit zu tun hat. Irgendwo. Und umgesetzt irgendwann dazu führen soll, dass die anfallende Arbeit eventuell weniger wird.

Die Kollegin hatte einige Vorschläge formuliert, die wir dann gemeinsam ausarbeiteten.
Zunächst waren es neun Seiten.

Dann wurde das Ganze mit einigen größeren Tabellen angereichert, denn man muss seine Vorschläge ja auch belegen, und das macht man am besten mit Zahlen, die man aus den einen Statistiken herausnimmt und in die anderen Statistiken einfügt.

Es kamen Ablaufpläne dazu.
Ein Ablaufplan ist der Versuch, etwas umzusetzen, was es noch gar nicht gibt. Der aber ganz präzise dargestellt werden muss. Weil man nur dann erkennen kann, ob die Planung dessen, was es noch gar nicht gibt, zu einem Ergebnis führt. Das es auch noch gar nicht gibt.
Nun waren es dreiundzwanzig Seiten.

Schlussendlich musste noch ein Intro entworfen werden, warum man diese dreiundzwanzig Seiten geschrieben hat. Schließlich liest nicht jeder dreiundzwanzig Seiten eines Projektes ohne zu wissen warum.

Und last but not least fehlte noch die Ergebnisausführung am Ende der Projektarbeit. Das ist - siehe oben - eine Erläuterung des Ergebnisses, das es noch gar nicht gibt, en detail. Mit Zukunftsperspektive und Auswirkung auf sonstige in der zeitlichen Ferne liegenden Dinge, die es verständlicherweise auch noch nicht geben kann.

Diese hellseherische Ausführung zusammen mit dem Intro brachte unser Projekt auf neunundzwanzig Seiten.

Projektarbeitszeit: 2x 30 Stunden (zwei Projektmitarbeiter).

Ablehnung durch den Chef: Dreißig Sekunden:
"Leider fehlen uns in 2001 wider Erwarten die finanziellen Mittel; wir reden eventuell nächstes Jahr noch einmal darüber."

Wozu sind Projekte eigentlich gut?

(21.02.2001)
 
Hast Du es gut, EIN Projekt und EINEN Chef ...

Ein ganz gewöhnlicher universitärer Forschungsantrag hat mitsamt den notwendigen Addikten ganz gewöhnlich in etwa 50-400 Seiten (ein "Buch" also im Alltagsverständnis), und er wird in mehrfacher Ausführung für gewöhnlich Gremien und/oder Kommissionen vorgelegt, die ihrerseits nie klar mit "ja" oder "nein" antworten, sondern als Antworten wiederum natürlich ganze "Broschüren" ausgeben - die dann erstmal gelesen und analysiert werden müssen, um überhaupt herauszubekommen, wie die Antwort im Einzelnen lautet, wie sie inhaltlich begründet ist, wo die kritischen Punkte stecken - ob man den Antrag vergessen soll, ob er einfach nur ungünstig ausformuliert war, ob er vielleicht nicht optimal zielführend gewesen ist, ob man ihn mit weniger Geld + weniger menpower nicht doch noch durchbekäme, (und: ob es nicht mittlerweile = während der Zeit, die die Antragerei kostete, andere Gruppen weltweit gibt, die in ungefähr dasselbe machen/planen/bereits abgeschlossen haben), usw ...

Als ich dies das erste Mal sah, hielt ich die Leute, die es tatsächlich machten: ein Forschungsprojekt ausdenken, Literaturstudien machen, es formulieren (prepapers), es zusammenstellen, es vortesten, die Anträge schreiben, es dann fertig ausformuliert einreichen - die alleine alle diese Vorarbeiten machten, für komplett irrsinnig, denn nicht die beabsichtigte "Forschung", sondern der Antrag selbst ist bereits ein Abenteuer sonder Güte.
Es ist alles daran derart ver-bürokratisiert, dass ich seither Selbstmörder beneide.
Den nach 1-3 Jahren evtl. erfolgreichen Abschluss eines solchen Projektes feiert man eigentlich auch nicht so sehr aufgrund der erzielten Ergebnisse (die sind allermeist nur mittelmäßig), sondern wegen der überstandenen Arbeit, und die bestand aus einem Himalaya an Bürokratie.
Wer sowas bis zum Ende durchzieht, wer diesen Bürokratieaufwand bis zum Ende durchhält, es sind natürlich immer "teams", der gehört zur Elite der Menschheit wie Mondfahrer, Piraten, Überlebende von Vulkanausbrüchen, Wiederauferstandene, usw.
Und beneidenswert die Menschen, die morgens aufstehen, einen üblichen acht-Stunden-Job machen und danach frei haben ...
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Chef und gute Laune...

Chef und gute Laune ...

Gestern war ich kurz vor der Mittagspause beim Chef wegen einer kleinen Angelegenheit, die er schnell hätte klären können, so dass alle Beteiligten pünktlich das Büro hätten verlassen können.

Aber - der Konjunktiv deutet es an: Die seltenste Gefühlslage, der sich unser Chef aussetzt, war ausgerechnet gestern über ihn gekommen: Er hatte gute Laune! Sogar ausgesprochen gute Laune.
Nun sollte man denken, dass gute Laune nur positiv zu bewerten sei.
Ist sie ja auch. Gerade beim Chef.
Aber nicht kurz vor der Mittagspause!

So musste ich mir anhören, wie ausgesprochen positiv die Entwicklung der Firma sei (10 Minuten), wie sehr er auf seine Mitarbeiter stolz sei, die einige Hürden mit Bravour meistern konnten (8 Minuten), wie erfreut er darüber sei, dass ich in meiner Abteilung etliche Neuerungen eingeführt habe und sie auch von unseren Kunden angenommen wurden (2 Minuten - unfair, da hätte er gerne länger referieren können ... ) und dass er noch einige Umbaumassnahmen plane (detaillierte Angaben mit Planungsskizzen: 10 Minuten).

Summe: 30 Minuten.

Wir haben genau 30 Minuten Mittagspause.
Ich h a t t e genau 30 Minuten ... gute Laune vom Chef.
So ging ich denn hungrig wieder in mein Büro.
Gute Laune macht leider nicht satt.

Fazit: Das nächste Mal, wenn ich kurz vor der Mittagspause zum Chef gehen will, frage ich zuerst die Vorzimmersekretärin, ob er gute Laune hat. Dann esse ich lieber vorher noch einen Apfel ...

Ach ja: Die kleine Angelegenheit, deretwegen ich eigentlich hingegangen war, durfte ich selbst klären ("Sie machen das schon!").

(28.05.2001)
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Wie jetzt?

Wie jetzt?

Der Supervisor rief an:
"Die neuen Vertragsformulare sind endlich da! Es ist alles mit dem Chef besprochen und von ihm abgesegnet. Ab heute können Sie Ihre Verträge in das neue Formular eingeben, ich habe das Update eben eingespielt!"

Na prima, da konnte ich ja die 13 aufgelaufenen Vorgänge endlich von meinem Schreibtisch auf den Schreibtisch meiner
Sachbearbeiterin verlagern. Es dauerte nur 15 Minuten, dann war sie - nein, nicht etwa fertig mit 13 Verträgen, sondern fertig mit ihren Nerven.
"Schauen Sie sich das an! Wenn ich es so drucke, läuft die Unterschrift unten raus, und wenn ich es anders drucke, stimmen die Angaben nicht mehr, weil ein Drittel der Vertragsinhalte nicht übernommen wird. Was soll ich denn jetzt machen?"

Tja, keine Ahnung, Verträge sind eine brenzlige Sache. Und jede brenzlige Sache ist Chefsache. Also brachte ich die Ausdrucke unserem Chef.
"Nun, Frau Z", sagte der Chef, "das zeigen Sie am besten dem Supervisor, wir haben das doch alles besprochen und es war alles korrekt!"
"Ja, Herr Direktor, vom Supervisor wurde ich auch heute morgen informiert, dass das Formular so von Ihnen freigegeben worden sei."
"Dann geben Sie mir bitte diesen Vorgang, ich werde selbst mit ihm reden."

Kaum in meinem Büro angekommen, rief mich der Supervisor an.
"Wollen Sie mich etwa in die Pfanne hauen? Haben Sie noch nie etwas von Kollegialität gehört? Das Formular ist so vom Chef abgesegnet worden und ich habe daran auch nichts mehr geändert! Wieso funktioniert es bei Ihnen nicht? Hätten Sie mich nicht vorher informieren können, dass Sie damit zum Chef gehen?"
Knall. Das war sein Telefonhörer.

Was haben wir falsch gemacht?
Vielleicht hätten wir stillschweigend den Unterschriftenbereich ignorieren sollen; unsere Kunden hätten ja auch mitten im Text unterschreiben können oder auf der Rückseite ... Und dass diverse Artikel gänzlich fehlen - wenn das Formular abgesegnet und für richtig befunden wurde, konnte das doch kein Hinderungsgrund sein!

Meine Sachbearbeiterin und ich haben Folgendes beschlossen:
Der Chef hat immer Recht!
Der Supervisor und der Chef haben immer Recht!
Der Supervisor hat immer Recht!

Wir haben kein Recht.
Wir haben kein
Wir haben
Wir
Wie
Wie jetzt?

(03.06.2001)
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Donnerndes Helau!

Donnerndes Helau!

Gestern erhielt ich - wie alle anderen Mitarbeiter auch - eine Mail:
"Morgen findet unsere alljährliche Faschingsfeier statt. Sie beginnt um 11.00 Uhr und endet um 11.30 Uhr. Es gibt Kaffee und Kreppel. Der Kaffee ist umsonst, die Kreppel kosten 1.50 DM. Kostümierung ist erwünscht".

Heute ist Faschingsfreitag.
Ich gehe um 11.00 Uhr zur Faschingsfeier.
Kostümiert.
(Na ja, ein bisschen angemalt und eine Pappnase im Gesicht, um den Vorschriften zu genügen).
Die Kreppel stehen in den Tüten herum, wie sie gekauft wurden.
Der Kaffee ist schon fertig.
Ein paar Kollegen stehen auch herum und begutachten die Kostümierung der anderen.
Im Hintergrund macht jemand ein Radio an.
"Sooooooooo ein Taaaaag, so wunderschöööööön wie heute ..."
STIMMUNG!
Endlich greift einer zu den Kreppeln.
BEWEGUNG!
Von draußen ruft es:
"Und jetzt ein dreifach donnerndes ..."
"HELAU!" antworte ich.
ERSCHRECKEN!
Ich habe als einzige geantwortet.
Ich mampfe still einen Kreppel in mich hinein.
STRESSABBAU!
Die ersten Kollegen gehen wieder.
GUTE IDEE!
Ich gehe auch.

In meinem Büro klingelt das Telefon. Ich nehme den Hörer ab.
"HELAU!!! Hier ist Herr XY aus Bielefeld. Wollte nur mal hören, was in Ihrer Firma heute los ist. Ich weiß ja, dass in Ihrer Region an Fasching die Post abgeht!"
"Ja", antworte ich wahrheitsgemäß, "ich komme gerade eben von unserer betriebsinternen Faschingsfeier."

(23.02.2001)
 
J

joLepies

Gast
Genug ist genug

Hallo Zeder"

Genug ist genug

Wenn "man" morgens noch in der geöffenten Bürotür steht, und das Telefon schellt bereits, dann ist "man" wahrscheinlich zu spät gekommen.

Die Lösung ist ganz einfach: Kommen eh das Telefon schellt. Das ist die Zeit, bevor die Anrufer selbst da sind.

Ansonsten: Wenn "man" dem Stress nicht gewachsen ist, einfach daheim bleiben. Dem Mann oder der Lebensgefährtin ein Süppchen kochen und die warmen Patoffeln bereitstellen.

joLepies
 
J

joLepies

Gast
Warum nicht gleich

Warum nicht gleich

Zeder, du scheinst mit deinem Chef Probleme zu haben. Lösung: Daheim bleiben, Süppchen kochen und Pantoffel wärmen.

joLepies
 
J

joLepies

Gast
Merk-Würdig

Der Chef hat euch im Focus. Was ...? Entweder hofieren oder daheim bleiben. Süppchen kochen ...

joLepies
 
J

joLepies

Gast
Ob die Differenzen mit dem Chef wohl mit dem Geschlechterkrieg zu tun haben?

Da bin ich aber froh, dass ich nicht Chef einer Damenabteilung bin.

"Gute Laune macht nicht satt". Wie wahr!

Aber sie streichelt die weibliche Seele. Und: Mancher Hunger ist gar kein richtiger Hunger, sondern nur ein Spiel des Körpers. Ein Scheinhunger, sozusagen. Ähnlich einer Scheinschwangerschaft.

joLepies
 
J

joLepies

Gast
Wie jetzt

Wohl nicht nur mit dem Chef Probleme, sondern auch mit anderen männlichen Führungskräften. Was ...?

Das mit dem Geschlechterkrieg scheint tatsächlich zu stimmen. Wie lange hält eine Frau denn so etwas aus?

joLepies
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Das Loch

Es ist zwar unglaublich, eigentlich sogar unfassbar, aber es ist dennoch in greifbare Nähe gerückt: Wir erhalten DSL!
Nun muss man fragen: WAS ist denn daran so besonders?
Nichts, wäre die lapidare Antwort, wenn nicht in einer bürokratischen Arbeitswelt, in der ich leider tätig bin, aus einer recht simplen technischen Angelegenheit, die von einer Fremdfirma abgewickelt wird, ein gigantischer Verwaltungsaufwand gemacht werden würde.

Nach der Einholung der üblichen drei Angebote, von denen das preisgünstigste (wie immer) favorisiert wurde, musste eine Sitzung einberaumt werden (warum auch immer).
Thema: Ist das preisgünstigste Angebot das richtige Angebot?
Der Chef meinte ja, die Techniker im Haus zweifelten, dem Rest war es egal.
Der Chef entschied: Das preisgünstigste ist auch das beste Angebot.
Dauer der Sitzung: Zwei Stunden.

Die bestehende Telefonanlage musste ausgewechselt werden (sie war nicht mehr in der Lage, richtig zu anlagen, wenn sie DSLlen sollte). Deshalb wurden die üblichen drei Angebote eingeholt und danach ... richtig! eine Sitzung einberaumt.
Thema: Ist das preisgünstigste Angebot das richtige Angebot?
Der Chef meinte ja, die Techniker im Haus zweifelten, dem Rest ...
Dauer der Sitzung: Zwei Stunden, dreißig Minuten.

Um die neuen Kabel zu verlegen, musste jetzt noch ein Loch von meinem Büro in das Büro unter mir gebohrt werden. Es gab bereits ein Loch, durch das das alte Telefonkabel gezogen wurde. Es war aber zu eng, um zwei weitere Leitungen aufzunehmen. Sollte das Loch also vergrößert werden?

Deshalb wurden die üblichen drei Angebote eingeholt und danach...
Nein, welche Angebote denn? Diesmal wurde sofort eine Sitzung anberaumt.
Thema: Soll das Loch vergrößert werden - oder soll an anderer Stelle ein NEUES Loch gebohrt werden?
Der Chef meinte ja, die Techniker im Haus zweifelten, dem Rest ...
Nein, auch nicht.
Denn VOR der Sitzung wurde eine Ortsbegehung durchgeführt. In Form eines Spezialisten, der anschließend auch der Sitzung beiwohnen sollte.

Der Spezialist betrat also mein Büro und fragte schon beim Hereinkommen:
"Nun, wo ist denn Ihr Loch? Wenn es nämlich zu klein ist, müssten wir es eventuell vergrößern - oder ein Neues bohren."
Meine Gegenfrage lautete: "Was machen Sie denn bloß, wenn mein Loch nun verstopft ist? Wollen Sie dann die Stadtwerke kommen lassen? Oder lieber den Frauenarzt?"

Die Sitzung wurde verschoben, weil diese Problematik bis heute nicht geklärt werden konnte ...

16.04.2005
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Weihnachtsfeier

Weihnachtsfeier

Heute Abend ist wie jedes Jahr unsere Weihnachtsfeier.
Sie hält sich an dieses Schema:

Die Menüreihenfolge wird vier Wochen vor der Feier festgelegt.
Auf einem von jedem Mitarbeiter anzukreuzenden und zu unterschreibenden Zettel stehen jeweils zwei Vorspeisen, zwei Hauptgerichte und zwei Nachspeisen zur Auswahl.
Als erstes kreuzt der Chef an, viele orientieren sich dann an dieser Vorgabe.

Die strategische Verteilung der Sitzplätze geschieht in den Tagen vor der Feier.
Die Kollegen sprechen sich ab, wer diesmal neben dem Chef sitzen muss. Ebenfalls klären sie, wer auf keinen Fall neben Frau X sitzen will und wer auf jeden Fall neben Herrn Y sitzen möchte. Diese Strategie ist das Wichtigste an der gesamten Feier.

Alle Mitarbeiter sollen um 18:30 Uhr im Lokal sein.
Jeder Zu-Spät-Kommer erhält einen strafenden Blick vom Chef, nachdem dieser sich vorher mit einem ebenfalls strafenden Blick auf seine Uhr vergewissert hat, dass der Zu-Spät-Kommer zu spät kommt.

Wenn die Vorspeise serviert wird, haben mindestens fünf Kollegen vergessen, was sie angekreuzt hatten.
Jedem, dem dies passiert, ist ein verständnisloses Kopfschütteln vom Chef sicher.

Spätestens jetzt hat der Chef schlechte Laune.
Die Mitarbeiter, die am weitesten von ihm entfernt sitzen, diskutieren diskret darüber, weshalb er immer zum Weihnachtsessen schlechte Laune hat. Diese Diskussion ist jedes Mal die gleiche und endet auch immer gleich, nämlich mit der Aussage: „Wenn die Nachspeise durch ist gehe ich. Und nächstes Jahr verzichte ich auf das Essen.“

Die Hauptspeise kommt. Vier Kollegen wissen nicht mehr, was sie angekreuzt haben. Der Chef hat schon schlechte Laune, die Kellnerin mittlerweile auch.
Ab jetzt wird über die Güte des Essens diskutiert. Es gibt immer etwas zu kritisieren; auch an diesem Essen. Die parallel dazu geführte Diskussion bezieht sich auf die Kellnerin und ist auch immer die gleiche. Sie endet mit der Aussage: „Wenn sie mit ihrem Job nicht klar kommt, soll sie ihn wechseln.“

Um ein wenig verschnaufen zu können folgt jetzt nicht die Nachspeise, sondern das „Wichteln“. Alle Kollegen sind lustig und entspannt.
Nun wird über die Fantasie der Mitarbeiter beim Geschenke-Kauf diskutiert. Die Wichtel-Geschenke für maximal 5 Euro sind oft an Weihnachten orientiert: „Ach, wie interessant, schon wieder ein Räuchermännchen! Fast das gleiche hatte ich schon letztes Jahr gezogen. Ich hätte doch besser mein eigenes Wichtelgeschenk nehmen sollen.“

Nach der Nachspeise ist das Ende der Feier in greifbare Nähe gerückt. Einige Kollegen geben entsprechende Zeichen an den Betriebsrat. Sie wollen gehen, wissen aber nicht, ob sie schon dürfen.
Der Chef isst immer noch an seiner Nachspeise. So lange er noch nicht fertig ist, kann niemand das Lokal verlassen. Die ersten beginnen, über den kommenden Arbeitstag laut nachzudenken. Die sich anschließende Diskussion ist auch immer die gleiche: „Es wäre schöner, wenn das Weihnachtsessen am letzten Arbeitstag im Jahr stattfinden würde.“

Der Chef steht auf. Nein, er hält auch dieses Jahr keine Rede. Er greift zum Mantel.
Beim Verlassen des Lokals wird darüber diskutiert, ob er deshalb keine Rede gehalten hat, weil er schlechte Laune hat oder weil er keine Lust hatte, eine Rede zu halten. Man ist sich darüber einig, dass eine Rede die Feier erheblich hinausgezögert hätte. Eigentlich ist jeder froh, dass er keine Rede gehalten hat. Die Gründe, weshalb er keine Rede gehalten hat, spielen keine Rolle mehr.

11.12.2002
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Ein Briefwechsel

Ein Briefwechsel

Sehr geehrte Frau Z,

vielen Dank für Ihren Auftrag, in Ihrer Firma Schulungen zu halten.

Bei der Prüfung der angegebenen Termine habe ich festgestellt, dass es bei den Schulungen am 9. bis 13. Mai 2002, am 5. bis 10. Juli 2002 und am 13. bis 15. Januar 2003 terminliche Differenzen geben kann.

Da ich weder in den Oster- noch in den Sommerferien in Urlaub fahre, plane ich meine freie Zeit immer im Mai.

Am 7. Juli 2002 habe ich Geburtstag, und ich möchte nicht unbedingt an solch einem wichtigen Tag schulen.

Mit freundlichen Grüßen
Frau B

P.S.: Bevor ich es vergesse: Der Termin 10. Juli 2002 geht prinzipiell nicht, da an diesem Tag mein Hochzeitstag ist.

P.S.S.: Eventuell kann es auch am 5. Juli 2002 problematisch werden, da ich möglicherweise einen anderen Termin wahrnehmen muss.

P.S.S.S.: Hatte ich Ihnen nicht schon mitgeteilt, dass, da im Winter mit Eis und Schnee zu rechnen ist und ich unter Umständen gar nicht aus meiner Wohnung mehr herauskomme, ich leider nicht versprechen kann, die Schulung im Januar zu übernehmen?



Sehr geehrte Frau B,

danke für Ihr Schreiben vom ... mit Ihren Hinweisen auf persönliche Umstände, die das Halten von Schulungen in der einen oder anderen Jahreszeit nicht ermöglichen!

Haben Sie dabei auch berücksichtigt, dass immer im März noch ein Kälteeinbruch stattfinden kann, bereits im November mit Glatteis zu rechnen ist - und im Januar (wie in einigen Jahren geschehen) bereits Schneeglöckchen anfangen zu blühen?

Auch den Hinweis auf persönliche Feiertagstermine (die man ja beliebig auf die Familie, die Großfamilie und den näheren Bekanntenkreis ausdehnen kann) habe ich selbstverständlich zur Kenntnis genommen.

Gerne berücksichtige ich in meinen zukünftigen Planungen astronomische Gegebenheiten, die politische Großwetterlage und den Zustand der hiesigen Verkehrsbetriebe.

Ich bitte dazu nur um einen kurzen Hinweis bei Ihrem nächsten Angebot.

Mit freundlichen Grüßen
Frau Z

16.04.2003
 



 
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