Bus nach San Diego

tangoed

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Es dämmert in San Clemente.
Ich winke Joey zum Abschied.
Ein agiler Typ und ein begnadeter Sprayer.
Wir waren ein gutes Team. Ich habe die Läden aufgerissen, er hat seine skurillen Szenen an die Fassaden gesprüht.

Der Greyhound heult ungeduldig.
Fast alle Plätze sind frei, ich lümmle mich auf zwei Sitze aus rotem Kunstleder.
Schräg hinter mir eine Mexikanerin mit ihrer Tochter, weiter vorn drei Marines, ein älterer Mann.

Während der Fahrt presse ich meine Stirn an die Scheibe.
Draußen flimmert die Sonne, diese ungeschälte Orange
zieht in einer leuchtenden Farbspur unter den Meeresspiegel.

Strandfeuer flammen auf, Funken sprühen als Glühwürmchen
zwischen Jugendliche, Beachparty reiht sich an Beachparty.

Die Marines werden zunehmend lauter.
Der ältere Mann schaut verärgert von seinem Buch auf.
Die Chica drückt ihre Tochter an sich.

Ich bin weit weg.

Irgendwann hält der Bus vor einer Militärbasis,
die Soldaten steigen aus.

Wir erreichen San Diego spätnachts.

Die Station ist beinah menschenleer.
Ein Farbiger mit schlohweißem Haar fegt den Wartesaal.
Ich kenne niemanden in dieser Stadt, weiß nicht wohin.

Die Tür zu den Toiletten knallt, es hallt durch den Raum, dass es mich fröstelt.

Am Ausgang lauert ein Taxi.
Der Fahrer schaut mich gelangweilt an.

Ich steige ein, er fährt sofort los, reißt am Taxameter.

Wohin?, nuschelt er.
Las Vegas!.

Er tritt auf die Bremse.

Ein Witz, beruhige ich, nur ein Witz.

Es ist spät für solche Art von Humor.

Irgendein günstiges Hotel, sage ich müde.

Er schweigt, hat aber verstanden denn er wendet den Wagen.

In der Nähe des Hafens hält er an.

Eine Absteige. In der Straße noch zwei, drei Bars, Tatoo-Shops, Lebensmittelläden ...
Ein paar betrunkene Matrosen streiten um etwas, vermutlich weiß keiner von Ihnen noch genau worüber.

Der Nachtportier legt ein Wettmagazin zur Seite, mustert mich ungeniert durch seine schlierige Hornbrille.

Nichts mehr frei, Mann.

Ich sehe mehrere Schlüssel am Board.
Mir fehlt jede Lust und Energie, mit diesem Fettwanst zu diskutieren.
Eine nuttige Farbige schält sich aus Hintergrundschatten, mustert mich kurz.

Gib ihm die 211, Crunchy!.

Sie lächelt, es sieht sehr professionell aus.

Danke Sweetie, ich werfe ihr eine Kußhand zu.

Ihr Lächeln wird wärmer.
Crunchy gibt mir murrend die Schlüssel.

Hier eintragen Mann, er schiebt ein Formular rüber, das macht 20 pro Nacht.

Ich gebe ihm die 20.

Bock auf ne heiße 50 Dollar Investition ?

Die Lady schiebt sich an meine Seite.
Ich habe weder Bock, noch habe ich 50 über.
Beides Tatsachen, die mich in ihrer Gunst nicht noch weiter steigen lassen dürften.

Singst Du auch arme weiße Jungs in den Schlaf ?, frage ich und versuche meinen berühmten Cockerspanielblick.

Sie lacht lauthals und greift mir in den Nacken.
Selbst Crunchy hat so etwas wie den Anflug eines Grinsens im Gesicht.

Ok, sagen wir 20, flüstert sie in mein Ohr, Du bekommst bei mir -arme weiße Jungs- Rabatt.

Wir gehen Händchenhaltend in die 2. Etage.

Etwas später stellt sich heraus, dass sie ganz phantastisch singen kann ...
 



 
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