Busfahrt

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IDee

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Mürrisch mit hochgeschlagenem Kragen, der ihn gegen die eisige Kälte schützen sollte, stand er an der Haltestelle.
Seine Hände hatte er tief in die Taschen seines Kamelhaarmantels vergraben, immerhin soweit das Er seine
lederne Aktentasche, die er wegen der Fülle nicht vernünftig schließen konnte, noch unter seinen Arm klemmen
konnte. Er ärgerte sich darüber, dass er heute mit dem Bus fahren musste, aber die Werkstatt war nicht fertig geworden. Nun trat er von einem Fuß auf den Anderen, einerseits, weil es kalt war, andererseits machte ihn die Warterei nervös.
Von Weitem sah man ein diffuses Licht, in dem eifrig Schneeflocken tanzten.
Gekrönt mit einer weißen Haube fuhr der Bus schwerfällig die Haltestelle an, dabei rutschte er ein wenig.
„Das wurde aber auch Zeit!“, murmelte er brummig vor sich hin.
Endlich öffneten sich die Türen, einige Leute stiegen aus, manche nur um anderen den Ausstieg zu erleichtern.
Er nutzte seine Chance, ungestüm drängte er in das warme Innere des Busses, stürzte sich auf einen Sitzplatz der eben frei gemacht wurde, dabei schob er einen älteren Herren unsanft beiseite.
„Was soll diese Rüpelei? Sehen Sie nicht das Ich behindert bin?!“, empörte sich der Fahrgast.
„Nein das sehe ich nicht! Aber bevor Sie in Ohnmacht fallen, bitteschön!“, gab er angewidert von sich und erhob sich schwerfällig.
Nun stand er da, in der Menge, die Tasche unter dem Arm, mit der anderen Hand sich mühselig festhaltend.
Nächste Station, wieder Gedränge und Geschiebe, ein- und aussteigen.
Neben ihm kam eine junge Frau mit pink gefärbten Haaren, die spitz in die Höhe zeigten, zu stehen. Am Körper trug sie eher Fetzen statt warmer Kleidung. Er versuchte ein wenig Abstand zu halten, wurde aber immer wieder zurückgeschoben. Sie sah ihn an mit großen müden Augen die in einem fahlen hohlwangigem Gesicht lagen an. Er wendet sich ab.
„Wenn nur endlich die Endstation käme und ich aus diesem Gefährt aussteigen könnte. Raus aus diesem Mief, weg von diesen Leuten! Wer weiß was die für Krankheiten haben!“, dachte er gereizt vor sich hin.

Allmählich leerte sich der Bus. Er spürte, dass er mehr Platz zum Stehen hatte, setzen wollte er sich jetzt allerdings auch nicht mehr.
„Endstation!“, sagte eine Stimme durch den Lautsprecher. Er war erleichtert, er machte Anstalten zu gehen.
Ein seltsames Gefühl unter seinen Füßen ließ ihn nach unten blicken.
„Welch unglaublicher Dreck! Wer wirft denn sein Butterbrotpapier einfach auf den Boden?!“, empörte er sich, ver-stummte dann sogleich, griff nach seiner Aktentasche, die nur provisorisch verschlossen war und bemerkte das diese gar nicht mehr so voll war.
„Sie hat mir mein Frühstück geklaut! Das ist ja wohl die Höhe!“, entrüstete er sich, in dem er sich umsah.
In sicherer Entfernung sah er Sie, noch immer eines seiner gut belegten Brote in der Hand haltend.
 



 
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