Busfahrt des Grauens

rainer.v

Mitglied
Die Busfahrt des Grauens (erster Schreibversuch eines Anfängers, bitte gerne Kritik hinterlassen!)


Frank Honsel machte nach einem langen, ermüdenden Arbeitstag endlich Feierabend. Er räumte seine Sachen in die Schubladen und warf sich seinen Mantel über.

Draußen stürmte es an diesem kalten Herbsttag und er zog den Schal enger um seinen Hals. Er hasste dieses Wetter und sehnte sich schon wieder nach dem erstem Frühlingstag, an dem er endlich wieder die Sonne sehen und Vögel zwitschern hören konnte.

Stattdessen stand er nun am Busbahnhof und fror sich die Finger fast ab, weil er mal wieder seine Handschuhe vergessen hatte.

Wie oft hatte seine Mutter ihm beim Verlassen der Wohnung gesagt \"Junge, sieh doch mal vorher auf das Thermometer! Bei 2 Grad musst du doch Handschuhe und warme Unterwäsche anziehen!\" und er hatte nie darauf reagiert.

Diese Bevormundung ging ihm zwar arg gegen den Strich ging. Aber es war ntürlich auch ein bequemes Leben, was er momentan noch nicht missen wollte. Er war doch gerade erst 32!

So stand er also an der Haltestelle und wartete auf den nächsten Bus, weil er von dem letzten wieder einmal nur die Rücklichter gesehen hatte. Das war auch so eine Sache: wenn er pünktlich war, hatte der Bus Verspätung und umgekehrt.

Er fragte sich, ob dieses ständige Verpassen für sein Leben symbolisch war: ein dauerndes Verpassen und Nicht-Ausnutzen von Möglichkeiten. Wahrscheinlich aus Angst vor dem Unbekannten.

Aber er wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken und war deshalb froh, als der nächste Bus um die Ecke bog und er endlich ins Warme kommen konnte. Es war wie üblich um diese Zeit der Pendlerverkehr, der ihm auf die Nerven ging. Dieses ständige Drängeln am Eingang und dann diese Leute die mitten im Gang alles blockierten. Zum Glück war es ein langer Bus, der mit einem Gelenk in der Mitte verlängert wurde; der vordere und hintere Teil wurden durch einen Faltenbalg miteinander verbunden, der den Schnorcheln an der Gangway bei Flugzeugen ähnelte.

Er quetschte sich nach hinten durch und fand endlich einen Sitzplatz. \"So ein Mist, wieder mal im hintersten Teil nach dem Gelenk!\" dachte er. Zu dieser Art von Bussen hatte er wenig vertrauen, das rührte wahrscheinlich von den Warnschildern wie \"Vorsicht, nicht an den Faltenbalg lehnen\" und den Geräuschen, die diese Anhängevorrichtung ständig machte, wenn es in eine Kurve oder über einen Straßenbuckel ging.

Nachdem er sich eine ganze Zeit die umstehenden Fahrgäste angesehen hatte, wurden plötzlich diese mahlenden Geräusche immer lauter und lauter. Frank schaute sich um, ob das auch den anderen Menschen auffiel, aber die starrten einfach weiter trüb in die Gegend, als ob nichts passiert wäre.

Honsel saß direkt hinter dem Faltenbalg und bekam hautnah mit, wie die Geräusche immer mehr wurden. Allmählich bekam er es wie üblich mit der Angst zu tun, stand von seinem Sitz auf und sprang in den vorderen Teil des Busses. Die anderen Fahrgäste schauten in an, als ob er von einem anderen Stern käme. \"Sollen sie mich doch alle mal\" dachte Frank. Das da irgendwas nicht in Ordnung mit dem Bus war, hatte wohl nur er gemerkt.

Kaum hatte er diesen beherzten Sprung hinter sich gebracht, wurde das laute Mahlen auf einmal zu einem infernalischen Kreischen. Der Faltenbalg wurde aus der Verankerung gerissen und das Heck löste sich von dem Vorderteil.

Das geschah alles bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h in der Kurve einer dichtbefahrenen Hauptstrasse. Der losgerissene Teil des Busses kam natürlich sofort ins Schleudern, Funken flogen über die Fahrbahn als das Heck durch die Fahrbewegung in der Kurve allmählich eine Kreiselbewegung aufnahm.

Frank sah das Ganze wie in Zeitlupe und sämtliche Einzelheiten brannten sich in sein Gedächtnis. Diesen Anblick würde er wohl sein Leben lang nicht vergessen.

Die direkt hinter dem Bus fahrenden Autos versuchten noch zu bremsen, aber da sie natürlich nicht den notwendigen Sicherheitsabstand eingehalten hatten, war ein rechtzeitiges Bremsmanöver absolut undenkbar.

Der erste Wagen wurde vorne links erwischt. Der Fahrer wurde durch die Wucht des Zusammenpralls durch die Scheibe geschleudert und schlug blutüberströmt auf dem Mittelstreifen auf. \"Der hätte sich besser angeschnallt\" dachte Frank bei sich.

Die nachfolgenden Autos hatten zwar eine etwas bessere Position und wurden nicht frontal von dem gut 4 Tonnen schweren Heck gestreift, aber durch die hohe Verkehrsdichte gab es natürlich eine Reihe von Auffahrunfällen und jede Menge Blechschäden.

Am schlimmsten traf es natürlich die Fahrgäste, die im hinteren Teil des Busses gewesen waren und vor ein paar Minuten noch Frank völlig entgeistert angeschaut hatten, als er seinen - wie sich nun zeigte - lebensrettenden Sprung nach vorne gemacht hatte.

Alle 13 Gäste kreischten, als das Heck sich dreht und sie wie die Puppen, die ein kleines Kind quer durch das Zimmer wirft, wenn es keine Lust mehr zum Spielen hat, durch den Bus kugelten. Verzweifelt versuchten sie, sich an den Stangen und Sitzen festzuhalten. Einigen gelang es auch, obwohl sie sich natürlich derbe Verletzungen zuzogen.

Ein Mann um die 50 versuchte, auf seinem Sitz zu bleiben und hielt sich mit angstverzerrtem Gesicht an der Haltestange fest. \"Er hätte in seinem Leben vielleicht besser etwas mehr Sport getrieben und dafür weniger Zeit auf der Couch vor dem Ferseher verbracht\" dachte Honsel, als der Mann mit ausgekugeltem Schultergelenk und aus der Sitzreihe fiel. Sein Kopf schlug an eine andere Sitzreihe. Sofort lief ihm Blut über sein Gesicht und voller Panik versuchte er, irgendetwas greifen zu können, um nicht weiter abzurutschen.

Die 32-jährige Frau, die dem Faltenbalg am nächsten gestanden hatte wurde durch die enorme Wucht auf die Straße geschleudert. Durch die Geschwindigkeit des Busses wurde sie weit herausgetragen und landete auf der anderen Straßenseite. Der Gegenverkehr hatte das gesamte Ausmass noch nicht erfasst und so war es wohl auch unausweichlich, daß die Frau den Kontakt mit dem Jeep Cherokee nicht überlegen konnte. Die grobstolligen Reifen hinterliessen ihre Abdrücke auf der jungen Frau, die nun nie wieder aufstehen würde.

Das alles und viele Tragödien mehr sah Frank in diesen Augenblicken. Er starrte gebannt heraus und sah kurz darauf schon einen Krankenwagen zum Unglücksort rasen. In der Straße war ein Krankenhaus, ein Pfleger hatte den Unfall mitbekommen und direkt einen Notruf abgesetzt. Aus den verschiedenen Richtungen konnte Honsel schon andere Sirenen hören, es würde an diesem Abend ein Großeinsatz für die Helfer werden.

Er konnte seinen Blick nicht davon abwenden, obwohl die Bilder grauenhaft waren und er immer dachte, er sei eigentlich nicht so sensationslüstern. Leise flüsterte er vor sich hin \"Ich wusste, warum ich nie Bus fahren wollte, ich wusste es, ich wusste es...\" und wollte gar nicht auf die Hand reagieren, die an seiner Schulter zerrte. Wer konnte in so einem Augenblick an ihm herumreissen?!?

Aber die Hand liess sich nicht abschütteln und so konzentrierte Frank sich auf die Hand und das, was dieser Jemand im sagen wollte.

\"Junger Mann, Sie müssen jetzt allmählich aufwachen. Wir sind schon seit 3 Minuten an der Endstation, Sie müssen hier aussteigen!\"

Frank Honsel schaute den Busfahrer entgeistert an und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste eingeschlafen sein! Er hatte alles nur geträumt!

\"So ein Mist\" dachte Frank, \"jetzt bin ich deswegen zu weit gefahren!\" Er stieg aus und ging auf die andere Strassenseite, um in den Bus zu steigen, der ihn die 3 Haltestellen zurück brachte.

Und so stand er da und dachte über seinen Traum nach, fror wieder einmal und sah den Bus um die Kurve kommen.

Es war ein Gelenkbus....















© Rainer Vollmer, 20.1.2003
 
A

Arno1808

Gast
Busfahrt

Lieber rainer.v,

erst einmal heiße ich Dich herzlich willkommen in der Lupe.

Dann zu Deiner 'Einstandsgeschichte':
Der Text ist nicht übel und liest sich teilweise recht flüssig.

Aber er kommt mir stellenweise noch etwas holprig vor und nicht vollkommen schlüssig.
Da fehlen mir noch Emotionen. Vor allem während des Unfalls. Wo ist die Panik? Wo die Verwirrung?
Das Motiv: 'Alles war nur ein Traum' ist schon recht ausgelutscht und war am Ende eine kleine Enttäuschung.

Ich habe Dir nachfolgend nur einige Gedanken aufgeschrieben, aber ich denke, Du könntest den Text unter den o.g. Gesichtspunkten vielleicht noch einmal überarbeiten.


Er hasste dieses Wetter und sehnte sich [strike]schon wieder[/strike] nach dem erstem Frühlingstag, an dem er endlich wieder die Sonne [strike]sehen[/strike] [blue]sah[/blue] und Vögel zwitschern [strike]hören konnte[/strike] [blue]hörte[/blue].
Diese Bevormundung ging ihm zwar arg gegen den Strich [strike]ging[/strike]. Aber es war ntürlich auch ein bequemes Leben, [strike]was[/strike] [blue]das[/blue] er momentan noch nicht missen wollte.
Er fragte sich, ob dieses ständige Verpassen für sein Leben symbolisch war: ein dauerndes Verpassen und Nicht-Ausnutzen von Möglichkeiten.
SCHÖN !!
Es war wie üblich um diese Zeit der Pendlerverkehr, der ihm auf die Nerven ging.
Der um diese Zeit übliche Pendelverkehr ging ihm auf die Nerven.
Honsel saß direkt hinter dem Faltenbalg und bekam hautnah mit, wie die Geräusche immer [strike]mehr[/strike] [blue]lauter[/blue] wurden.
Die direkt hinter dem Bus fahrenden Autos versuchten noch zu bremsen, aber da sie natürlich nicht den notwendigen Sicherheitsabstand eingehalten hatten, [strike]war ein rechtzeitiges Bremsmanöver absolut undenkbar[/strike] [blue]kamen sie nicht mehr rechtzeitig zum Stehen[/blue].
Am schlimmsten traf es [strike]natürlich[/strike] die Fahrgäste, ...
Alle 13 Gäste kreischten, als das Heck sich dreht und sie wie die Puppen, die ein kleines Kind quer durch das Zimmer wirft, wenn es keine Lust mehr zum Spielen hat, durch den Bus kugelten
Der Satz ist zu lang und viel zu kompliziert!
"Er hätte in seinem Leben vielleicht besser etwas mehr Sport getrieben und dafür weniger Zeit auf der Couch vor dem Ferseher verbracht"
Würde man in einer solchen Situation aus Chaos und Panik wirklich so etwas denken? So nüchtern und sachlich? Gerade, wo Dein Held doch ein solcher 'Angsthase' ist??
... daß die Frau den Kontakt mit dem Jeep Cherokee nicht überlegen [blue]überleben?[/blue] konnte.
Leise flüsterte er vor sich hin \"Ich wusste, warum ich nie Bus fahren wollte, ich wusste es, ich wusste es...\" und wollte gar nicht auf die Hand reagieren, die an seiner Schulter zerrte
Das ist es, was ich weiter oben meinte. Hier kommt die Panik zum Ausdruck. Würde er dann kurz vorher wirklich solch nüchterne Überlegungen anstellen??


Gruß

Arno
 
K

kuschelmuschel

Gast
Hallo Rainer.v,

Für einen ersten Versuch liest sie sich wirklich gut und auch recht flüssig, aber ein paar Anmerkungen habe ich auch noch.

Du solltest die ganze Geschichte vielleicht noch etwas kürzen. Da es bei dieser Geschichte ja nur um den Unfall(traum) geht, ist für mich als Leser eigentlich völlig uninteressant, ob der Typ ein Muttersöhnchen ist oder nicht. Es ist für die Hanldung auch völlig egal.

Du hast das ganze sehr distanziert beschrieben. Vielleicht wolltest Du es so haben, weil es ja ein Traum ist, aber ich würde es ein bisschen zurück nehmen. Ich weiß nicht ob ich, sei es auch nur im Traum, so abgeklärt reagiere, wenn sich jemand die Schultern auskugelt. Der muss doch vor Schmerzen schreien. Überhaupt, könntest du den Unfall farbiger ausmalen.

Wenn Du bei deiner distanzierten Erzählweise bleibst, würde ich die Hauptperson gar nicht mit Namen nennen. Dann würde ich durchgehend beim Er bleiben. Denn wie gesagt, die Person ist hier nicht so wichtig.

Aber wie gesagt, für eine Einstandsgeschichte ist sie prima, Meine Einstandsgeschichte wird wohl noch bis nächste Woche dauern.

Viele Grüße

Michael
 



 
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