Cafe Garrnegoll exquise

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Engbert

Mitglied
„Ein Meloneneis, bitte!“ sagte Professor Schweineschwanz bestimmt.
Die Oberin nickte und notierte die Bestellung auf dem Notizblock, den sie zum Geburtstag von ihrem Onkel bekommen hatte.
„Das wäre alles?“ fragte sie freundlich.
„Das ist alles!“ sagte der Professor.
Sie wollte sich gerade abwenden, wie ein Kleinwagen, der an einer Einfahrt wendet, wenn er sich verfahren hat, da fiel dem Professor noch etwas ein, wie das nun mal so ist bei alten Leuten.
„Ach, ich hätte doch noch gern eine Linsensuppe dazu.“
„Kein Problem. Mit oder ohne Schweinespeck?“ fragte die Oberin.
Der Professor überlegte kurz. Mit oder ohne? Ohne oder mit? Für eine Weile spielte sein Kopf
„Hm. Mit natürlich. Ganz viel Schweinespeck, ja, lecker!“ rief der Professor.
„Na gut.“ sagte die Frau.
Dann ging sie weg, in den Laden hinein, und der Professor war allein. Da saß er nun, vor dem Cafe Garrnegoll exquise, wer sich auskennt, weiss, dass dies das teuerste, aber auch beste Cafe in ganz Köln ist, einem Städtchen in Westdeutschland, am Rhein. Es lag direkt am großen Platz vor dem Kölner Dom, nicht das Städtchen, sondern das Cafe, so dass Herr Professor einen tollen Ausblick hatte über alles.
Nach fünf Minuten war die Kellnerin noch nicht wieder zurück. Der Professor war gereizt. Er hatte Hunger.
„Verdammt!“ sagte er und haute mit seiner Faust auf den Tisch, dass sich die Balken bogen, denn die Balken waren aus einer Mahagoniholz-Platanen-Legierung gemacht.
Das hätte er dann besser nicht tun sollen, denn jetzt kam die Oberin doch heraus, ganz schnell. Einen roten Kopf hatte sie, sie hatte des Professors Ausbruch wohl gesehen.
„So geht das nicht, werter Herr!“ sagte sie. „Sie machen ja alles kaputt! Das Holz! So geht das nicht! Es ist aus Japan.“
Dem Professor war das ziemlich peinlich. Die Leute guckten schon.
„Ja ja.“ sagte er. „Tut mir leid, wirklich! Ich war nur etwas ungehalten, um nicht zu sagen: ungeduldig. Ist mein Essen schon fertig?“
Die Kellnerin lachte geächtet. „Ihr Essen? Jetzt werden Sie mal nicht frech! Ich hol es ihnen.“
Weg ging sie, schon wieder, doch diesmal kam sie ganz schnell zurück, mit Meloneneis und Linsensuppe mit Schweinespeck.
„Da.“ kam aus ihrem Mund. Der Professor merkte wohl, dass sie einen Besen an ihm gefressen hatte. Aber egal, dachte er.
Dann fing er an, zu essen, ganz schnell und hastig, denn in der Nähe hatten sich schon Tauben gesammelt, haufenweise Tauben, mehrere tausend Viecher, die der Professsor am liebsten mit Gülle ertränkt hätte. Da verschluckte er sich, verschluckte sich und ärgerte sich über solch niederes Gedankengut. Nein, mein Freund, die Tauben haben dir nichts getan. Es ist alles deine Schuld, sagte er sich.
„Hier, da habt ihr etwas ab!“ sagte er und schüttete seine Suppe auf den Asphalt, dass es klatschte. Die Tauben ließen sich das nicht zweimal sagen und nach zwei Sekunden war ein mächtiger Haufen versammelt, der sich einen harten Kampf um Speck und andere Ingredienzien lieferte, ganz schnell, denn die Vögel wussten: Wenn man zu lange wartet, versickert die Plörre im Boden und dann ist sie weg.
Der Professor schaute sich um. Da waren Leute. Viele Leute. Sie starrten ihn alle an, auf eine ganz merkwürdige Art und Weise. Dann geschah etwas, was er nicht erwartete. Die Leute standen auf und klatschten. Sie klatschten ihm Beifall. Ein Mann mit Sonnenhütchen, er hatte ihn noch nie gesehen im Leben, näherte sich lächelnd und schüttelte ihm die Hand.
„Bravo.“ sagte er. „Das haben sie großartig gemacht. Unsere Stadt ist stolz auf Sie.“
Dem Professor fehlten die Worte. Er sagte nur: „Aha.“
Der Wurstfabrikant mit seinem Wagen kam um die Ecke gebogen. Laute Musik schepperte, um die Menschen anzulocken. Gerade heizte er am Cafe Garrnegoll exquise vorbei, mitten durch den Taubenhaufen hindurch, dass es flatterte. Zum Glück wurde kein Tier überfahren, aber stattdessen geschah etwas anderes: Der Fahrer, ein gewisser Herr Henry, sah zu spät die Pfütze aus Linsensuppe und Speck auf dem Boden, so bremste er deutlich zu spät und sein Wagen geriet ins Schlittern.
Der Wagen überschlug sich, Scheiben klirrten, tausend Würstchen erhoben sich fliegend durch die Luft, aus dem Wurstwagenfenster, dann prasselten sie wie Platzregen auf Betonplatten, wo sie teilweise explodierten, jedenfalls diejenigen, die zu scharf gewürzt waren, so dass die Schweine in ihren Därmen, sie lebten teilweise noch, überfordert waren, also wie gesagt, sie explodierten einfach. Die anderen Würste aber hüpften und verteilten sich hüpfend und quiekend wegen der Schweine darin über den ganzen Platz.
„Wurst umsonst!“ schrie ein Mann, kein geringerer war es als der Domkapitular Fredegar, denn in diesem Augenblick war die Messe vorbei und gerade kam er aus seinem Gotteshäuschen geschritten. Da ging ein Schlag durch die Menge, ein Ruck sozusagen, die Menschen stürzten sich auf die Würste, jeder wollte eine haben, keine Frage. So schnappte sich jeder, was er kriegen konnte und aß es auf, gierig und erfüllt von unstillbarem Hunger. Da krochen sie alle herum, glücklich, nur einer war es nicht und das war Henry, der Wurstverkäufer. Er stand an seinem demolierten Wagen, verbittert, und weinte, die Hände hielt er sich vors Gesicht, damit keiner sah, wie fertig er war mit sich und der Welt.
Professor Schweineschwanz sah das und weil er ein Mann von Welt war, ging er hin zum armen Henry und klopfte ihm auf die Schulter.
Er sagte: „Kopf hoch! Die Welt geht unter, aber der Sommer lacht. Morgen ist auch noch ein Tag! Tschüss!“ Damit verabschiedete er sich und ging nach Hause. Jetzt habe ich vergessen, zu bezahlen, dachte er noch.
 
K

Kasoma

Gast
Hallo, lieber Engbert,

kein schlechter Einstieg, diese witzige Geschichte voller kurioser Einfälle, nur wie die Schweine in Würstchen überleben, das dürftest Du mir gern erklären - Mir als alten Tierschützer, ich würde dann vielleicht öfter welche essen, ne, wahrscheinlich auch nicht...
Lieber Gruß und ein herzliches Willkommen sendet Dir
Kasoma

P.S Eine Oberin arbeitet im Kloster, eine weibliche Bedienung nennt man meistens Kellnerin, oder!?
 

Engbert

Mitglied
Tierfreundschaft

Ja hallo!
Danke für die Reaktion. Ja, das mit den lebenden Schweinen war vielleicht etwas makaber. Man muss schon aufpassen, dass man nicht irgendwo aneckt, jedenfalls werde ich in Zukunft etwas angemessener mit solchen Dinge umgehen. Wie sagte mein Hund einmal: "Auch ohne Würze schmeckt die Suppe gut, wenn sie nur gesund ist."
 

gareth

Mitglied
Lieber Engbert,

sei mir nicht böse, aber ich konnte deine Geschichte jetzt überhaupt nicht witzig finden. Und auch sonst... irgendwie...
Meloneneis mit Linsensuppe, weil man zertreut ist und Schweineschwanz heißt und natürlich Professor ist. Dann sitzt man im besten Cafe der Welt, oder jedenfalls der näheren Umgebung und nach 5 Minuten Wartezeit schreit man und haut mit der Faust auf den Tisch und die Vorsteherin eines Nonnenklosters lacht dann 'geächtet' (was immer das ist), wenn man nochmal nach dem Essen fragt. Dann kommen mehrere tausend(!) Tauben, die sich genau mit Suppe auskennen, die ihnen dann vom Professor hingeschüttet wird, der sie lieber in Gülle ertränken würde und die Leute klatschen Beifall.
Warum man zu spät bremst, wenn Suppe auf der Straße ist, hab ich nicht verstanden und auch nicht, warum sich das Auto dann überschlägt und auch nicht die Erklärung dafür, dass irgendwie lebende Schweine in den Würstchen übrig geblieben sind, obwohl die Geschichte an der Stelle anfängt, lebendig und interessanter zu werden. Aber zu spät.

Ein Haufen Chancen zunächst einmal verpasst.
Aber kann noch werden, lieber Engbert.

das meint jedenfalls
gareth
 
L

Lotte Werther

Gast
An Engbert

So kanns gehen, Engbert. Dem einen gefällt's, dem anderen nicht. Wer deine Geschichte bei jedem Satz auf Wahrheitsgehalt oder zumindest auf Glaubwürdigkeit abklopft, der findet sie vielleicht übertrieben.

Ich habe neben dem leicht aberwitzigen Inhalt auch deine Sprache im Auge behalten und wie schon die Bewertung aussagt, mit Freude und flüssig gelesen.

Rasant geschrieben und gerade die noch lebenden Schweine in den Würsten habe ich goutiert. Das Überspitzte daran ist für mich jedenfalls unverkennbar.

Und Argumente, dass man kein Eis mit Linsensuppe bestellen kann, gelten höchstens, wenn Mutter und Vater Sonntags dem Söhnchen in der Wirtschaft auf die Finger klopfen bei derlei Gelüsten. In einem satirischen Text ist alles erlaubt.

Vielleicht konnte ich ja auch deshalb lachen, weil ich keine Würste esse. Weder mit lebenden noch toten Schweinen darin.

Lotte Werther
 



 
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