Chamäleon

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es kommen nacheinander drei verschiedene Personen, an die sich der Ich-Erzähler anpasst. Er wechselt bei jeder Person die Farbe seiner Haut entsprechend der Farbe der Person.
 

bastie

Mitglied
Hallo Bernd,

Nein,es sind nicht drei Personen sondern nur eine Person.
Sie fühlt sich in ihrer "Haut" und im erweitertem Sinn in ihrem Leben nicht wohl.Schlangenhaut= häuten,verändern.
Ich gebe zu das der Titel "Chamäleon" vielleicht etwas irreführend ist,weil ich nicht die Farbe der Haut sondern nur das Verändern des Zustandes gemeint habe.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Bastie, in diesem Fall hast Du etwas anderes geschrieben, als Du gemeint hast. Das Chamäleon passt sich an. Es nimmt die Farbe der Umgebung an. Die Umgebung ist hier die andere Person, das wird klar. Theoretisch wäre auch eine Änderung der anderen Person möglich, aber das ist eher unwahrscheinlich. Dazu passt die Art der Verwandlung nicht.
Vielleicht wäre es doch besser, einen anderen Titel zu wählen, wenn Du ihn nicht gemeint hast. In einem so kurzen Gedicht kommt es auf jedes Wort an.

Sicher ist auch eine Veränderung des Verführers möglich.
Dazu ist ein Hinweis erforderlich, dass er sich ändert.

Der Titel kann sich auf die Verführerin bzw. den Verführer oder den Verführten bzw. die Verführte beziehen. Logisch ist das letztere - wegen der Handlung.

Der Verführende/die Verführende müsste dann ihre Haut ändern, und zwar zuerst.
Das könnte wegen der Spiegelneuronen funktionieren.
Es geht aber nicht gut hervor und ist sehr um die Ecke gedacht.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Übrigens scheint es zu funktionieren, wenn man die Perspektive ändert:

Chamäleon

berühr ich dich
bekommst du Gänsehaut

verführ ich dich
bekommst du Pfirsichhaut

entführ ich dich
bekommst du Schlangenhaut

Hier wird klar, dass "ich" mich bei jedem Schritt ändere. Hier funktionieren die Spiegelneuronen.
 

bastie

Mitglied
Hallo Bernd,

deine Version gefällt mir gut aber! es ist nicht das was ich
beim Schreiben gefühlt habe.
Ich versuchs nochmal mit einer neuen Erklärung:
ich will berührt werden, verführt werden - Gänsehaut, Pfirsichhaut und will entführt werden in ein anderes Leben also nicht nur verführt sondern eben mitgenommen werden.
Deshalb die Schlangenhaut weil sie eben ihre alte Haut abstreift und im übertragenden Sinne ein neues Leben beginnt.
Mir ist durchaus bewußt dass das Chamäleon seine Hautfarbe wechselt und sich seine Umgebung anpasst. Vielleicht hab ich zusehr um die Ecke gedacht aber ich meinte mit Chamäleon nur den veränderten zustand der Haut an sich .
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe das schon verstanden. Nur hat eben das Chamäleon die Eigenschaft, die Hautfabe nicht bloß so zu ändern. Deshalb stimmt das Bild nicht gut.
 

Label

Mitglied
Hallo Bastie

ich habe mit dem Titel keine Probleme, mir sagt er "ich bin wie ein Chamäleon"
es ist ja nichts ungewöhnliches dass man andere Menschen oder auch sich selbst mit Tiernamen belegt
rangehen wie ein Stier, büffeln wie ein Ochse, meckern wie...:D , die unfreundlichen lasse ich jetzt mal weg ;)

was mir bei deinem Gedicht aufgefallen ist:
der nahezu identische Zeilenbeginn und -ende einer jeden Strophe, bewirkt wie ein Metronom einen ruhigen gleichmäßigen Takt, dazu der Kontrast der unterschiedlichen Aussagen erzeugt Spannung.
Dazu lässt es dem Leser noch den Freiraum sich auszudenken WARUM eine Berührung Gänsehaut mit sich bringt.

Mir gefällt dein Text gut
Label
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Ich bin wie ein Chamäleon."
Das bedeutet: Ich passe mich an, wechsle meine Farbe nach Bedarf.

Die Bedeutung "Ich ändere meine Farbe nach Bedarf" ist nur ein Teil der Redewendung.

PS:
Übrigens ist die Art der Wiederholung ein sehr altes Stilmittel, dass bereits vor einigen Tausend Jahren in einigen der ersten überlieferten Gedichte auftaucht.
Ich finde das gut.
 

Walther

Mitglied
Mir ist da, Ihr Lieben, zu wenig Drive, Blut, was auch immer: das will - weil zu konstruiert - nicht recht zünden. Sprache muß fließen, sich entfalten. LG W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Da kann ich nur begrenzt zustimmen.
Es ist zwar konstruiert, aber ich habe das Gefühl, dass das Gedicht fließt. Täte es das nicht für mich, wäre die Frage des Titels und Textzusammenhanges unerheblich.

Mein Beispiel war übrigens zur Verdeutlichung, nicht als Abnehmen des Dichtens zu sehen.

Vielleicht kann man zwei Verse als Resümee anfügen, Priameln haben oft ein Resümee, eine Moral, eine Zusammenfassung, eine Umkehrung. Diese stellen dann die Beziehung zum Chamäleon her.
 

Walther

Mitglied
Lb. Bernd,

natürlich hast Du recht, daß ein gutes Gedicht auch eine gute "Architektur" und damit "Konstruktion" benötigt. Allerdings muß die Form dem Inhalt dienen und nicht umgekehrt.

Das Ergebnis ist, und damit liege ich ja nicht alleine in der Einschätzung, nicht überzeugend. Die Idee des Texts ist es wert, weiter getrieben zu werden, nur ist die aktuelle Fassung in mehrfacher Hinsicht unbefriedigend.

Dazu gehört zum einen das holzhammerartig eingesetzte Werkzeug der Wiederholung, die derart penetrant verwendet wird, daß sich der intelligente Leser fragt, ob ihn der Autor eigentlich für blöd hält. Rein formal wandeln sich zum anderen nur die Inhalte, und die Wandlungen greifen platte Banalitäten auf, deren einzige Kunstfertigkeit der Formenhammer ist.

Das ist nicht (sehr) inspirierend. Hier fehlt, wie ich sagte, das "Blut", der Drive, das Reizvolle. Es genügt gerade im Vers libre nicht, Sattbekanntes in eine Form zu gießen, die dreifach gleich ist, und das ist dann schon der ganze Gag. Hier muß viel Würze, viel Originalität, ein Metaphergewitter her oder ein Aspekt, der wirklich innovativ, also überraschend ist.

LG W.
 

bastie

Mitglied
Lieber Walther,

nun möchte ich mich als Autor doch mal zu Wort melden.
Sicherlich ist das Gedicht nicht perfekt aber ich für meinen teil kann nur sagen: ich habe es nicht bewußt konstruiert.
Bei dem Schreibwettbewerb auf "Literaturpodium" ist das Gedicht in die,ich zittiere:"höchste Auswahlstufe,ein qualitativ hochwertiger Text" gekommen. Ich denke so schlecht kann es gar nicht sein, vorallem sollte ein derart schlechtes Gedicht nicht veröffentlicht werden,aber gerade das wurde mir mehrfach vorgeschlagen.Ich kann dir gerne die E-Mail zusenden.
 

Walther

Mitglied
Lb. bastie,

der Hinweis auf Wettbewerbe und Auszeichnungen an anderer Stelle bringt mich in meiner Einschätzung Deines Texts nicht aus der Bahn. Da ich als Lyrikredakteur einer Literaturzeitschrift, mehr unter http://www.asphaltspuren.de, weiß, was überlichweise bei solchen Wettbewerben eingereicht wird, verändert das meine Sicht der Dinge nicht im Geringsten.

Im Übrigen ist meine Meinung in solchen Fällen sowieso nicht maßgebend, weil es eben nur meine Meinung ist. Ich kann, wie jeder andere, nur für mich sprechen. Und ich kann mich, das liegt in des Menschen Natur, irren.

Jeder Autor macht aus den Tips seiner Kritiker genau das, was er mag. Es ist allerdings immer ratsam, alle Hinweise, wo her sie auch kommen mögen, wenn sie ausführlich begründet sind, ernst zu nehmen. Sie könnten einen wunden Punkt des Textes behandeln. Ich spreche da aus langjähriger Erfahrung.

LG W.
 

bastie

Mitglied
Lieber Walther,

ich wollte dich auch nicht in deiner Meinung umstimmen oder in deiner Kritik beeinflussen.Nur darf mir als Autor auch gestattet sein auf deine Kritik zu reagieren.
Auf deiner Web- Seite war ich schon des öfteren und weiß das du Lyrikredakteur bist.
 

Walther

Mitglied
Lb. bastie,

Dein Eintrag klang nach Rechtfertigung. Das ist zwar ein Reflex, mit dem auf Kritik nachvollziehbarer Weise immer wieder gerne geantwortet wird. Eine Rechtfertigung hat Dein Text nicht nötig, Du hast ihn hier eingestellt, das ist erst einmal Rechtfertigung genug.

Kritik widerspricht man, indem ihren Argumenten sachlich entgegnet wird. Auf diese Entgegnung bin ich gespannt.

LG W.
 

bastie

Mitglied
Hallo Walther,

mit der Antwort mußt du bis morgen warten wir gehen jetzt ins Kino_Oder ich verfasse meine Antwort auf die du so gespannt bist danach.
 

bastie

Mitglied
Lieber Walther,
zuerst möchte ich mich für meinen doch recht aggressiven Unterton bei dir entschuldigen.
Nun zu meinem Gedicht. Es hat Rhythmus, einen „eigen“ Fluss und es enthält Metaphern. Nicht alle, aber doch einige Elemente die ein Gedicht enthalten sollte. Aber vor allem und das ist für mich das wichtigste, es hat Gefühl und gibt dem Leser Freiraum.
Robert Gernhardt sagte einmal als er gefragt wurde wie ein gutes Gedicht sein sollte:“ Gut gefühlt / Gut gedacht / Gut gemacht“ Für mich steht nicht umsonst das Gefühl an erster Stelle.
Aber mit Marcel Reich-Ranickis Worten zu sagen:“ Frauen dichten anders“.
Ich weiß, dass meine Texte teilweise auch provokativ sind doch in meinen Lesungen bekomme ich regen Zuspruch.
 



 
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