Christophers Glied- und hitzefrei Day

Anonym

Gast
An einem Julisonntag war wieder einer der hohen Berliner Feiertage. Neben dem jährlichen Linken- Umzug nach Berlin- Friedrichsfelde zum Sozialistenfriedhof, (es wird zäh an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erinnert), der vitalen Walpurgisnacht auf den 1. Mai, der die traditionsbewussten Autonomen das ganze Jahr über entgegenfiebern (Steine und brennbare Flüssigkeiten schon voller Vorfreude hortend), Fastenbrechen nach dem Ramadan und der Grünen Woche, war also wieder der Christophers Glied Day fällig. Dann sind hunderttausende Christophers und Lesben aus aller Welt hier unterwegs und schwenken froh selbige, soweit vorhanden. Es handelt sich hierbei, laut Selbstauskunft der Organisatoren, um eine politische Demonstration. Für mehr Rechte, was sonst. Obwohl sie mehr Rechte wollen, war die AfD ausdrücklich nicht eingeladen. Dafür kamen mehr Linke. Aussehen tut es eher wie ein Karnevalsumzug in Rio, nur zusätzlich mit an Nasenringen geführten Sexsklaven, bunten, Stephen King-artigen Gruseltypen, nebst Po- zeigenden und wackelnden männerähnlichen Wesen. Ob diese Art der Selbstdarstellung, ausschließlich auf die Sexualität fixiert, der Toleranzerzeugung dienlich ist, darf bezweifelt werden. Wenn alle Heteros bei jedem gesellschaftlichen Beisammensein sofort ihre „Teile“ auspackten und nur „darüber“ redeten, wäre das Klosterleben bestimmt wieder eine infrage kommende Alternative. Viele Menschen sind ja auf ihre Toleranz allem und jedem gegenüber stolz, jedoch wird manchem Mann beim Anblick knutschender Männer einfach nur schlecht und er muss fast erbrechen. Das darf aber nicht als Ablehnung gewertet werden, es fordert nur die Natur zuweilen auch ihr Recht. In diesem Jahr war die Sache bald vorbei, der Wettergott (männlich?) zeigte teilnehmendes Interesse und spülte die ganze Geschichte mittels heftigsten Unwetters vorzeitig hinfort. Jetzt warten alle auf das nächste Jahr und trocknen in der Zwischenzeit ihre Puschel.

Von den lauten, schrillen, lebendigen Umherziehenden, jetzt zu den grauen, dösigen und komatösen Beamten, ob mit Puschel, ist nicht bekannt:
Die Reinickendorfer Beamten im Rathaus warteten zwar nicht auf das nächste Jahr, aber auf den recht frühen Feierabend, es gab nämlich hitzefrei (wirklich!). Man weiß in Berlin, dass sämtliche Verwaltungsakte, wie beispielsweise Urkunden erstellen, zahlreiche Wochen brauchen.
Im benachbarten Land Brandenburg dauert es einen Tag. Ein früher Dienstschluss führt bestimmt dazu, dass gut erholt am Folgetag viel mehr Arbeitseifer vorhanden ist und man mehr schaffen kann als sonst. Falls es nicht erneut hitzefrei gibt. Nirgends ist Hitze ja bekanntlich schwerer zu ertragen, als in schattigen Innenräumen, im Sitzen. Denn Feuerwehrleute in dicker Schutzkleidung, andere Schutz- und Trutzbeamte mit vielerlei Aufgaben, auch Post- Nahverkehrs- und Rettungsleute, sowie alle draußen arbeitenden Menschen, brauchen und bekommen bei 36° im Schatten, auch ohne Schatten zu finden, kein hitzefrei, denn sie sind ja an der frischen Luft. Vielleicht liegt es auch an den langen, beamteten Fußwegen über die wärmeren Rathausflure, mit der heißen Kaffeekanne in der Hand und heißem Kaffee im Bauch, auf der Suche nach Kollegen zu einem Schwätzchen, die einen beachtlichen Anstieg der Körpertemperatur zur Folge haben. Damit darf man nicht spaßen und muss schleunigst nach Hause. Oder ins Freibad. Nicht, dass der, ohnehin oft schon aus vielerlei Gründen, ohnmächtige Beamte noch beatmet werden muss! Für hitzefrei hat jeder Verständnis, auch wenn er seine schon länger in den Fingern geknetete Wartenummer wegwerfen kann und unverrichteter Dinge heimgeschickt wird. Kommt er eben im Herbst wieder. Hauptsache, die Mahnbescheide und Bußgeldforderungen gehen rechtzeitig an die zu Bestrafenden raus. Keine Angst, die Ausgangspost wird von der Zustellfirma im Rathaus abgeholt. Es muss niemand ins heiße Freie und sich am Ende noch am glühenden Briefkasteneinwurf die manikürten zarten Finger verbrennen.

Gute Erholung!
 



 
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