Clementine

coxew

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Clementine

1. Kapitel: Im Baumhaus

Wie machen sie das nur? Sie rollen die Dorfstraße entlang ohne zu wackeln, ohne zu schlenkern. Clementine sitzt im Baumhaus und beobachtet die Radfahrer. Und denkt dabei an ihre heimlichen und vergeblichen Versuche im Geräteschuppen.
„Dafür bist du noch zu klein“, sagt Mama immer wenn sich Clementine ein eigenes Fahrrad wünscht.
Clementine klettert herab und geht zum Geräteschuppen.
„Und ich lern’s doch“, denkt sie trotzig.



2. Kapitel: Oda ist in der Schule

Clementine schaut sich um. Schnell schließt sie die Schuppentür hinter sich. Dämmrig ist es hier und still. Durch das Fenster fallen schräg die Sonnenstrahlen ein. Unzählige Staubkörnchen tanzen auf ihnen. Odas Fahrrad lehnt an der großen Holzkiste. Clementine nimmt den Lenker und klettert umständlich auf die Pedale. Wenn sie es bis auf den Sitz schafft, baumeln ihre Füße in der Luft. Aber jetzt will sie üben das Gleichgewicht zu halten. Schließlich müssen das alle Radfahrer beherrschen.
Mit der einen Hand hält Clementine den Lenker, mit der anderen stößt sie sich vorsichtig von der Holzkiste ab. Sie hält den Atem an und zählt in Gedanken. Eins, zwei ... Das Fahrrad kippt langsam. Hastig greift Clementine nach dem Kistenrand, gerade noch rechtzeitig. „Mist. Was mach ich nur falsch“, ärgert sie sich.
Draußen nähern sich Schritte. Jemand öffnet die Tür.
„Clementine, runter von meinem Fahrrad“, sagt Oda, ihre große Schwester so laut, dass es Clementine in den Ohren klingt, „... hab ich dir schon mal gesagt!“

3. Kapitel: Am Geburtstag

„Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück ...“, singen Mama und Oda. Oda trägt eine Geburtstagstorte vor sich her auf der sechs kleine Kerzen brennen. Clementine öffnet die Augen. Ihr Blick fliegt durch das Zimmer.

Clementine bekommt ein nigelnagelneues Fahrrad. Sie weiß es schon. Wie oft hat sie Mama in den letzten Wochen in den Ohren gelegen. Und Oda sagte dann, „ja, Clementine braucht ein eigenes Fahrrad, damit sie meins nicht mehr nimmt.“ Erst wollte Mama nichts davon wissen. Aber dann ...

Clementine entdeckt vor dem Schrank ein sperriges Etwas. Sie springt aus dem Bett und zieht die blaue Plastikplane herunter, die das Etwas bedeckt. Ein rotes Kinderfahrrad kommt zum Vorschein mit einem buntem Wimpel am Lenker.
„Oh“, sagt Clementine trotzdem und schaut und schaut ...

„Geburtstagskerzen auspusten, Clementine“, sagt Mama fröhlich.



4. Kapitel: Immer schneller

Aufgeregt schiebt Clementine ihr neues Fahrrad über den Feldweg.
„Jetzt fahre“, sagt Oda. „Ich halte dich am Sattel fest und laufe nebenher.“ Clementine setzt einen Fuß auf die Pedale und zieht sich hoch. Das ist etwas ganz anderes als neben der Holzkiste im Stand das Gleichgewicht zu halten. Irgendwie hat Clementine ein gutes Gefühl.

Oda schiebt Clementine langsam an. Vorsichtig tritt Clementine in die Pedale. Sie lenkt unsicher. Es kribbelt in ihrem Bauch. Und auf einmal scheint es, als könne ihr nichts passieren. Lustig flattert der bunte Wimpel an der Lenkstange.
„Prima geht das“, lobt Oda und gibt dem Fahrrad einen letzten Schub. Dann lässt die den Sattel los. Clementine weiß es nicht. Sie tritt nun mutiger in die Pedale und fährt der Brücke an der Kurve entgegen. Der Weg fällt nun leicht ab. Clementine rollt immer schneller. Bäume und Sträucher fliegen rechts und links vorbei. Plötzlich wird Clementine unsicher. Irgendwie scheint sie auf einmal Pudding in den Knien zu haben.
„Bremsen“, ruft Oda aus weiter Ferne. Clementine erschrickt. Die ganze Zeit ist sie allein geradelt. Sie zieht Vorder- und Rückbremse gleichzeitig. Das Fahrrad schleudert. Mit dem Vorderrad erwischt es noch einen großem Stein auf dem Feldweg. Dann scheppert es und Clementine stürzt.
„Au“, schreit sie laut und greift kurz nach ihrem Knie. Doch schon steht sie auf und humpelt zu ihrem Fahrrad. Es liegt in einem Holunderstrauch. Oda rennt herbei.
„Ist es schlimm?“
„Nein!“ Clementine hebt ihr Fahrrad auf. Nichts kaputt. Ein paar Kratzer auf dem Schutzblech, die Lampe verbogen. Das lässt sich leicht reparieren.



5. Kapitel: Wieder im Baumhaus

Clementine sitzt im Baumhaus und beobachtet die Radfahrer auf der Straße. Sie kann jetzt fast genauso gut Rad fahren wie Frau Müller oder Jan Jablonski oder die Postbotin.

Nie wird Clementine dieses wunderbare Gefühl vergessen, das sie hatte als sie das erste mal den Feldweg entlang radelte. Dieses Bauchkribbeln, die unbändige Freude wieder etwas neues gelernt zu haben. Das ist jeden Sturz wert.

Mit dem Fingernagel pult Clementine ein Stück Schorf vom rechten Handgelenk, Folge des vorgestrigen Sturzes hinter dem Spielplatz. In wenigen Minuten kommt Natali. Dann radeln sie gemeinsam zum Waldsee. Clementine klettert herunter, nimmt ihr Fahrrad und fährt Natali entgegen.
 

centerman

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Die Idee finde ich sehr schön. Allerdings hätte ich die Gefühle bei der ersten Fahrt noch etwas ausgeschmückt. Oder auch die Aufregung bevor sie das erste Mal aufstieg.

Ging mir leider etwas zu schnell. Aber wie gesagt - Es ist noch kein meister vom Fahrrad...ähm... HImmel gefallen:))
 

coxew

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hallo,

stimmt. das passiert mir nicht zum ersten mal. werd den text überarbeiten.
danke für's antworten.

viele grüße
 



 
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