Cuba Libre

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aboreas

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Cuba Libre

Der Wasserkocher zischte und dampfte. Gisela, die 54-jährige Tresenbedienung, wartete auf das automatische Abschalten des Geräts. Dann öffnete sie den Klappdeckel, wandte sich um und begann mit der nächtlichen 3-Uhr-Feierabendroutine. Die Desinfektion der Zapfanlage dauerte nicht länger als 4 Minuten. Dazu hob sie den Wasserkocher an, ließ die Zapfhähne der drei Biersorten tief hineinreichen ins noch siedende Wasser. Eine Prozedur, die jedem Keim den Garaus machen sollte.

Mit einem Mal klopfte es an der Eingangstür. Gisela blickte auf. Es war ein unbekanntes Klopfen, irgendwie leblos, weder zaghaft, noch fordernd. Merkwürdig auch, dass an den Fenstern links wie rechts der Tür kein Schatten zu sehen gewesen war. Der um Einlass begehrende Besucher musste also herübergekommen sein von der anderen Straßenseite. Ungewöhnlich, denn die spät nachts gelegentlich vorbeikamen, arbeiteten allesamt links herum in Richtung Hauptbahnhof. Gleichwohl waren es nur wenige, die zu so fortgeschrittener Stunde herein durften. Junge Frauen zumeist, oft sogar erst noch Mädchen.

Ein Schwätzchen war es, ein bisschen Vertrautheit, wonach sie suchten - eine Art Tankstelle für die Seele zum Durchhalten ihres Scheißjobs. Dazu gab es einen Drink, den einzigen, den Gisela nach der Reinigung des Tresens bereit war auszuschenken: Cuba Libre. Übrigens die Spezialität des Hauses, wie es auf einer vergilbten, mit roter Farbe beschriebenen Schiefertafel hieß. Immerhin handelte es sich hier um eine kubanische, eben die Havanna-Bar, wovon auch die zahlreichen Fotos und Bilder an den Wänden zeugten.

Wieder erklang dieses unrhythmische Klopfen. Misstrauisch, mit kurzen, zögernden Schritten verließ Gisela den Tresen. Unbehaglich wurde ihr bei dem Gedanken an die nächtlichen Überfälle, die das Viertel zuletzt heimgesucht hatten. Oder sollte vielleicht..? Die Furchtsame begann zu schnaufen. Wie aufgescheucht löste sich ihr Herz aus der Umfriedung eines fortgeschrittenen Lebens. Hinter dem üppigen, noch immer festen Busen spürte sie ein heftiges Pochen. Sollte wirklich Fernando..? Oh Gott! Fernando war kein gewöhnlicher Räuber. Sie nannte ihn den Todesengel ihrer jungen Jahre. Weiß Gott unerwartet war er damals in ihr Leben getreten, wie aus heiterem Himmel, die inneren und äußeren Gestade ihrer Fraulichkeit im Sturm erobernd. Jahrelang hatte das Kraftpaket dieses Terrain besetzt gehalten, alle Vegetationsreste des vorherigen Lebens zerstörend. Seit Tagen war es die Ankündigung vom Besuch des schönen Fernando, was ihr karges Leben vergiftete.

Wieder klopfte es. Gisela zupfte ihre grüne, einfache Bluse zurecht, so dass der Stoff über dem Busen spannte. Ihre Augen visierten die Tür, über der sie für eine Zehntelsekunde Halt fanden an einem Bild, das den morbiden Charme einer vom Kolonialstil geprägten Altstadt zeigte. Fernandos Heimat.

Nur einen Spalt öffnete sie die Tür. Es war nicht Fernando, es war Eve. Das dumme Kind saß zusammengesunken auf dem Bordstein. Es wirkte apathisch, leblos fast. Wieder einmal schien es, als wollte die Seele dem ausgemergelten Körper entfliehen. Gisela fasste die Gefallene unter die Achseln, zog sie herein in die Gaststube, bettete sie auf eine alte Hundedecke. Während die Besorgte daran dachte, den Notarzt zu rufen, flehte Eve um einen Drink. „Cuba Libre! Bitte, bitte, einen Cuba Libre.“ „Was ist passiert?“, fragte Gisela in eindringlichem Ton, „zu viel Heroin?“ „Nein, zuviel von Volker!“ „Dein Freund?“ „Ja, , er hat mir ins Genick geschlagen. Neuerdings verlangt er mehr denn je - für sich allein. Aber ich kann nicht mehr heranschaffen.“ Eve begann hemmungslos zu schluchzen. Gisela wandte sich ab, um den Cuba Libre zu bereiten.

Vom Tresen aus beobachtete sie, wie Eve sich aufrichtete, der Hundedecke zu entfliehen. Kein Wunder, das Textil war dick wie ein Teppich, filzig und stank zum Gotterbarmen. Dass die Kleine dies in ihrem Zustand noch bemerkte… Auch Gisela hatte schon auf der Decke gelegen, als sie gerade angeschafft worden war, vor fast vierzig Jahren, mit nacktem Hintern und Fernando über sich. Die Erinnerung erzeugte widersprüchliche Empfindungen.

Damals war Fernando, der mit vollständigem Namen Fernando Meier hieß, nach Hamburg gekommen. Untergebracht hatte man ihn ganz in der Nähe, wo er sich mit einem zweiten Kuba-Flüchtling ein bescheidenes Zimmer hatte teilen müssen. Gisela hatte gerade mit dem Job in der Havanna-Bar begonnen, stundenweise. Nicht nur eine junge, begabte Studentin mit dem Ziel, Archäologin zu werden, sondern auch eine glückliche Frau, die im Begriff gewesen war zu heiraten. Ihr Verlobter soll ein lieber, fleißiger Mensch gewesen sein. Um so schrecklich für ihn, als er nur zwei Monate später aus der gemeinsamen Wohnung getrieben wurde, von Gisela, unter Fernandos Anleitung.

Eve schaffte es aus eigener Kraft bis zum Tresen. Dankbar nippte sie am Cuba Libre. Sie atmete hörbar durch. Ihre Stimme verlor den piepsigen Ton. Etwas Beschwerliches fiel von ihr ab. Schon gefasster plapperte sie: „Was wohl die Reichen so trinken?“ Dann: „Vorhin bin ich zu einem Münchner in einen großen Wagen gestiegen. Er hat mich für später mal zum Essen eingeladen.“ Sie sagte es nicht ohne Stolz. Gisela grinste. „Ein Münchner? Woher weißt du das?“ „Er hatte ein M auf dem Nummernschild.“ „Ach so!“ Gisela winkte ab. „Das bedeutet gar nicht. Könnte auch ein Leihwagen gewesen sein. War wohl ein Perverser, der es unerkannt auf die Schnelle besorgt haben wollte.“ „Nein“, widersprach Eve, „pervers war der nicht!“ „Das ganze Leben ist pervers, jedenfalls für unsereinen“, murmelte Gisela.

Eve taute allmählich auf und freute sich über das nachgefülltes Glas. Währenddessen fuhr Gisela fort mit den Feierabendverrichtungen. Und während sie darüber nachdachte, wie sie Fernando bei dessen Rückkehr begegnen sollte, hörte sie Eve fragen: „Soll ich fortgehen, wenn mein Volker noch gewalttätiger wird?“ Gisela, auf der Treppe zum Keller, rief hinauf: „Ja, Kind, mach dich weg von d e i n e m Volker. Noch besser wäre es allerdings, du gingest gleich auf Entzug.“ „Ach wo, was soll ich denn auf Entzug? Ich bin jung und habe das Leben vor mir.“ Sie lachte spitz. „Irgendwann wird der Tag schon kommen. Danach werde ich dich besuchen und mit dir einen Cuba Libre trinken auf das neue Leben.“ Inzwischen war Gisela heraufgekommen aus dem Keller. Nachdenklich sagte sie: „Wenn man etwas wirklich will oder nicht will, dann darf man keine halben Sachen machen.“ Eve zuckte mit den Achseln, kicherte: „Was soll das heißen? Willst du, dass ich den Cuba Libre flaschenweise trinke?“

Gisela kehrte hinter den Tresen zurück, schenkte entgegen der Gewohnheit auch sich einen Drink ein, einen Cuba Libre. Nochmals füllte sie Eves Glas. „Geht aufs Haus.“ Dann prostete sie der nächtlichen Besucherin zu. Gisela lächelte milde. „Du hast mir geholfen bei einem Entschluss.“ Eve richtete sich auf, kniff fragend die Augen zusammen. „Ja“, erklärte Gisela, „auch ich bin mal von einem Menschen abhängig gewesen. Und glaube mir, ich will den Kerl nie wieder sehen.“

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Am nächsten Tag klingelte Giselas Telefon ununterbrochen. Sie fuhr aus dem Schlaf. Hatte sie verschlafen? War das schon Gonzo, ihr Chef? Zu ihrer Tätigkeit in der Havanna-Bar gehörte es seit geraumer Zeit, ihm das Essen zu bereiten. Gonzo wünschte um 17.00 Uhr zu speisen. Gisela warf einen Blick auf den Wecker, der auf ihrem Nachttisch stand. Es war gerade eben 14.00 Uhr. Sie erschrak. Fernando! Blitzartig war sie hellwach. Alles in ihr weigerte sich, den Hörer anzufassen. Da, einem kurzen Schweigen folgte ein anhaltendes Klingeln. Schließlich nahm sie den Hörer auf. „Wurde aber auch Zeit“, beschwerte sich die schneidende Stimme Gonzos. Gisela setzte sich aufrecht. „Weißt du, wie spät es ist?“, versuchte sie eine Beschwerde. „Selbstverständlich“, schnarrte der Chef. Dann fügte er hinzu, dass er Gäste erwarte und dass Gisela heute früher zur Arbeit kommen müsse. Als seine Angestellte nicht gleich antwortete, fügte er mit murrendem Unterton hinzu: „Ich bitte dich darum!“ Da wusste Gisela, dass es ihm wichtig war.

Wenn für Gonzo etwas wichtig war, dann seine politischen Freunde. Exilkubaner zumeist, die heute in Amerika lebten. Früher war Gonzo öfter nach Miami gereist. Noch länger war es her, dass die Freunde nach Hamburg gekommen waren. Zu denen übrigens auch der junge Fernando gehört hatte, als Vertreter seines kranken Vaters. Der junge Heißsporn hatte die Versammlungen gelegentlich geschwänzt, um mit Gisela auszugehen. Abfällig hatte er dann gesagt: „Lass die alten Männer von alten Zeiten träumen, ich denke lieber an die Zukunft, die sagt mir, dass Fidel Castro in 10 Jahren ohnehin nach Moskau geflüchtet sein wird.“ Und mit düsterem Unterton hatte er manchmal hinzugefügt: „Dafür werden wir schon sorgen.“ Fernandos Deutsch war selbst für einen Deutschstämmigen außergewöhnlich akzentfrei. Im Gegensatz zu Gonzos Kauderwelsch, der sich damals nur mühsam hatte verständigen können.

Gisela sprang unter die Dusche, schlüpfte in ihre Kleider, legte das Make-up einen Tick sorgfältiger auf als sonst. Zügig, genau wissend, was sie wollte, suchte sie in der Langen Reihe, einer schmalen, quirlig bunten Einkaufsstraße, verschiedene Läden auf. Gonzo wünschte ein Steak zu essen, am liebsten mit grünen Bohnen. Der Hungrige lag wie zumeist in den letzten Jahren im Bett. Das Herz! Immerhin: Er hatte die 70 überschritten. Wie alt er genau war, wusste Gisela nicht. Das wollte sie auch gar nicht wissen. Ihr gefiel es so wie es war. Denn in dem Maße, wie seine Atembeschwerden gekommen waren, war seine aggressive Strenge gegangen.

Gonzo saß aufrecht im Bett und aß mit ungewöhnlichem Appetit. Er wirkte entspannter als sonst und seinem Atem fehlte das Pfeifen. „Wir bekommen morgen Besuch“, sagte er schmatzend, beiläufig. Gisela hatte sich gerade ans Bettende gesetzt, ihm etwas Gesellschaft zu leisten, als er plötzlich jegliches Geräusch vermied. Gisela sah auf. Gonzo drehte die Gabel, auf der ein Stück Fleisch steckte, vor seine Augen. Ohne den Blick von der Gabel zu lassen, sagte er: „Auch Fernando wird morgen Nachmittag einfliegen.“ Giselas Herz begann wie wild zu pochen. Gonzo steckte die Gabel in den Mund und fuhr fort, genussvoll zu schmatzen. Dabei beobachtete er seine Tresenbedienung aus den Augenwinkeln. Sie war gealtert und viel schlauer als früher. „Freust du dich auf Fernando?“ Die Frage hatte etwas Lauerndes. Gisela wusste, dass Gonzo eifersüchtig werden konnte, zumindest seit sie vor Jahren begonnen hatte, gelegentlich das Bett mit ihm zu teilen. Sie beantwortete die Frage nicht. Stattdessen redete Gonzo: „Er hat sich verändert, dein Fernando. Aber nicht zu seinem Besten. Also erschrick nicht, wenn er vor dir steht.“ Wenn es etwas gab, worauf Gisela weiß Gott würde verzichten können, dann aufs Erschrecken, überhaupt auf eine Empfindung im Angesicht des Todesengels.

Seiner Gewohnheit bei außergewöhnlichen Ereignissen folgend, überließ Gonzo nichts dem Zufall. Ganz oben auf der Liste der Anordnungen für Gisela stand das Entstauben und Geraderücken der Bilder an den Wänden der Gaststube. Darum kümmerte sie sich umgehend. Zuerst kamen die eingerahmten Fotos einer abseits der Stadt gelegenen Gruppe von Gründerzeithäusern dran: Gonzos Lieblingsbilder. Nicht nur einmal hatte sie den derben Menschen weinend erlebt, wenn er die prunkvollen Häuser betrachtete. Gisela wischte über die entspiegelten Scheiben, dann über die Rahmen. Nach und nach brachte die Prozedur hinter den klebrigen Ablagerungen des fettigen Rauchs unzähliger Zigaretten eine von Licht überflutete, atemberaubend schöne karibische Inselwelt hervor.

Als sie die mit Öl gemalten Festungen El Morro und La Cabana reinigte, wurde auch sie zum hundertsten Mal von Fernweh gepackt. Hinzu kam, dass die dicken Mauern einen unerklärbaren Reiz auf sie ausübten. Ja, hinter solchen Mauern wäre sie ganz sicher unantastbar und auf der ihr angestammten Lebensbahn geblieben. Doch die dicken Wälle waren fern. So wie Kuba, Havanna, weiße Strände, berauschende Nächte. Nie war sie dort gewesen, obwohl der größte Teil ihres Lebens mit der Zuckerrohrinsel verknüpft gewesen war. Und zum wiederholten Mal beschäftigte sie die Frage, wie wohl die Pflanzen aussehen und sich anfühlen mochten, aus denen der Cachaca gemacht wurde, aus dem sie Abend für Abend Caipirinha zubereitete? Auch und vor allem interessierte es sie brennend, wie wohl der Cuba Libre auf Cuba schmeckte? Gisela seufzte. Fernando wusste es und Gonzo wusste es auch. Überhaupt wussten es so viele…

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In der folgenden Nacht schloss sie die Bar überpünktlich. Keine Besucherin, die noch hereingebeten wurde. Der frühe Feierabend indes sollte ohne wirklichen Nutzen bleiben, denn in dieser Nacht haperte es am ersehnten Schlaf. Ein Ärgernis, wusste Gisela doch nur allzu gut, wie grau und fleckig durchwachte Nächte sich über das Antlitz legen konnten. Aber leer und grau auszusehen, dass war heute gewiss nicht ihre Absicht. Also würde sie sich am Nachmittag besonders sorgfältig schminken müssen. Bis dahin aber galt es, all die feinen und exotischen Leckereien einzukaufen, mit denen Gonzo seine Gäste verwöhnen wollte. Sogar die türkischen Gemüsehändler am Steindamm hatte die Unausgeschlafene bis 12.00 Uhr abgeklappert. Der dicke, kranke Patron registrierte Giselas Fleiß mit Entzücken.

Bald darauf begann sie Gemüse zu putzen, Kartoffeln zu schälen, Fleisch zu marinieren. Eigentlich kein Problem, wenn da nicht der erwartete Besuch gewesen wäre. Dieser eine, ganz bestimmte Besuch. Gisela sah auf die edelhölzerne, in die Breite gearbeitete Uhr am Ende der Bar, ein Modell aus den fünfziger Jahren. 14.35 Uhr. Wann sollten die Gäste einfliegen? Am Nachmittag. War jetzt schon Nachmittag oder war erst nach Mittag? Gisela hantierte jetzt vorsichtiger mit den Messern und sonstigen scharfschneidigen Küchengeräten. Zu nervös war sie geworden, zu verunsichert von dem, was auf sie zukommen würde. Ihre Bewegungen wurden fahrig, fahrlässig geradezu gegen sich selbst.

Irgendwann, die Fleißige machte gerade eine Pause am Fußende von Gonzos Bett, klingelte das Telefon. Mit einer Kopfbewegung wies er seine Tresenbedienung an, das Gespräch anzunehmen. „Havanna-Bar, ja bitte?“ Schweigen. Langes Schweigen. „Bist du es, Giesel?“ Die Stimme gehörte zu Fernando. Sie war bar jeglicher Aggression. Ganz fest presste Gisela den Hörer ans Ohr. Kaum wagte sie zu atmen. „Hier ist Fernando. Du kannst Gonzo sagen, dass wir gelandet sind.“

Keine Stunde später bogen drei Taxis in die Altbauschluchten St. Georgs ab. Nur wenige hundert Meter und sie hielten vor der Havanna-Bar. Ein wenig matt aussehend, aber munter schwätzend entstiegen den cremefarbenen Fahrzeugen sechs gealterte, gut gelaunte Männer. Ihre Kleidung war angeknittert, nicht weniger ihre Gesichter. Gisela stand hinter einem Fenster und beobachtete die Ankunft. Ihr Herz begann zu flimmern, als Fernando dem Beifahrersitz des vorderen Wagens entstieg. Merkwürdig: nur mit Verzögerung setzte er seine Füße auf den Gehweg. Unerwarteter Zorn stieg in ihr auf. Verfluchter Hund!, schimpfte eine innere Stimme. Sie öffnete die Tür, ließ die Gäste eintreten. Was für eine Begrüßung. Die Herren in den teuren, eleganten Anzügen erkannten die langjährige Angestellte ihres Kumpels Gonzo sofort. Umarmungen, warme Händedrücke, Ausrufe des Entzückens. Zum Schluss betrat Fernando die Gaststube. Augenblicklich riss das ausgelassene Gelärme ab. Man hatte plötzlich mit dem Koffer, dem Taschentuch, dem Betrachten der Einrichtung zu tun. Die Augen jedoch, die hafteten verstohlen auf Gisela. Was würde geschehen? Wie würde die einst Gedemütigte den schönen Fernando empfangen.

Gisela vergaß ihre vielen Vorstellungen von diesem Empfang binnen eines Augenblicks. Stattdessen erschrak sie ganz einfach, über seinen rechten Jackenärmel, der schlaff und leer herabhing. Fernando schien die Reaktion der einstigen Geliebten und Gefährtin zu gefallen. Er grinste, fasste mit der Rechten nach dem leeren Ärmel, schüttelte ihn demonstrativ. „Sprengstoff!“, sagte er lakonisch. Seine Begleiter begannen zu lachen. „Unser Fernando, ein Teufelskerl“, brummte einer. Andere ballten die Faust.

Gisela führte die Ankömmlinge zu Gonzo ans Bett. Der war übers Warten eingenickt. Sie ließ die Gesellschaft allein, suchte die Küche auf und fuhr fort mit der Zubereitung des Essens. Irgendwann erschien Fernando in der Küche. Er roch nach einem exotischen Parfum, würzig, frisch, anziehend. Er sprach kein Wort. Stattdessen steckte er seinen Zeigefinger in die Schüsseln und Töpfe, probierte hier, probierte da. „Was würden deine Freunde sagen“, mahnte Gisela, „wenn sie erführen, dass du deinen Finger in ihr Essen steckst?“ Fernando legte einen verächtlichen Ausdruck auf sein Gesicht, wobei er mit einer raschen Kopfbewegung zur Tür hinaus auf die fröhlich schwätzende Gesellschaft in der Schankstube wies. Dann ging er hinaus, wortlos, so wie er hereingekommen war.

Mag er auch noch so gereift aussehen, er scheint doch der gleiche geblieben zu sein, dachte Gisela. Aber, wie es schien, besaß der verdammte Kerl trotz seiner Behinderung nicht weniger Selbstvertrauen als damals. Er wird wohl Kariere gemacht haben, in dem Unternehmen seines Mentors, eines Schiffbauers. Kräftig atmete Gisela durch. Wird er versuchen, mit ihr anzubändeln? Oder wird der Schweinehund nach drogensüchtigen Mädchen Ausschau halten? So wie früher. Eines jedenfalls stand für Gisela fest: Vergriffe er sich an einer der Gestrauchelten, die nächtlich zum Cuba Libre vorbeikamen, sie würde ihm ein Messer in die Brust zu rammen. Der Gedanke entspannte sie nachhaltig.

Allmählich gelang es ihr, sich ausschließlich auf die Vorbereitung des Essens zu konzentrieren. Hilfreich war dabei, dass Gonzo die Bar für heute geschlossen hatte. Erstaunlich wie sicher und gelöst der fettleibige Herzkranke hinter dem Tresen stand und seine Gäste bediente. Gegen 18.00 Uhr wurden die bestellten Hummer angeliefert. Gisela verzog das Gesicht. Allein dem Gedanke, die Viecher bei lebendigem Leib ins kochende Wasser zu legen, entsprang ein tiefer Widerwille.

Ein Konflikt, der ihr jedoch erspart bleiben sollte. Denn kaum dass die Essensvorbereitungen abgeschlossen waren, erschien Gonzo in der Küche und entließ die Verblüffte in den Feierabend. Es war in der Vergangenheit für Gisela nicht von Interesse gewesen, was die Männer Geheimnisvolles zu besprechen hatten, ebenso wenig scherte es sie heute. Dankbar wies sie den Patron ein und verließ die Bar durch den Nebeneingang übers Treppenhaus.

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Unabgelenkt jetzt, bar aller Pflichten, fiel es Gisela schwer, den Reminiszenzen an Fernando zu widerstehen. Es waren wunderbare Monate, Wochen und Stunden gewesen, die sie anfangs mit ihm hatte erleben dürfen. Empfindungen und Sehnsüchte, so schön, intensiv und anhaltend wie nie zuvor und nie danach. Eine erregende Elektrizität, die von ihm zu ihr geflossen war, die sie sich für die Ewigkeit erhofft hatte. Doch nicht lange und Fernando hatte seine andere Seite zeigen sollen: Fehlschaltungen, 1000-Volt-Aussetzer ohne Vorbereitung. Eingeleitet von einer unerwarteten, fürchterlichen Ohrfeige mit der flachen Hand. Für den Anfang allerdings eine einmalige Angelegenheit, daher verzeihbar. Verzeihbar? Ja! Fernando war ein Vertriebener und zwar mit der ganzen Familie, davongejagt von Haus und Hof. Einem eigenen Hof. Große Ländereien, Zuckerplantagen sollen es gewesen sein. Einfach weggenommen. Von Fidel Castro, den Fernando am liebsten in der karibischen See hatte ersäufen wollen, wie er immer gesagt hatte. Doch der alte Revolutionär war immer noch da. Und wie man im Fernsehen verfolgen konnte, fühlte er sich ganz offensichtlich pudelwohl auf Kuba. Konnte es einen Vertriebenen geben, der dabei nicht verrückt würde im Kopf?

Gisela, die nicht weit entfernt vom Hansaplatz wohnte, war zu Hause angekommen. Während sie den Wohnungsschlüssel in die Haustür steckte, befanden sich ihre Gedanken bei der Frage, wie wohl Fernando heute wohnen würde. Wieder so herrschaftlich wie einst auf Cuba? Ach, Cuba..! Da war sie wieder, die eigentümliche Sehnsucht nach der Insel, die vielleicht alles erklären konnte. Bald, sagte sich Gisela, bald werde auch ich endlich hinfliegen. Das Geld jedenfalls lag schon seit längerem bereit.

Mitternacht sollte es werden, bis sie endlich zu gähnen begann. Ein sicheres Zeichen für den bevorstehenden Schlaf. Doch dann klingelte es an der Haustür. Verabredet war sie mit niemanden, so wenig wie an den letzten tausend Abenden zuvor. Gerechnet aber hatte sie schon mit einem, mit Fernando! Und es erfüllte sie mit Genugtuung, dass er tatsächlich gekommen und nicht zu einem der billigen Flittchen gegangen war.

Sie kleidete sich an und öffnete die Tür. Mit dem Betreten der Wohnung küsste er der Erstarrten die Stirn. Ganz so wie früher zog er sofort das Jackett aus, warf es auf den erstbesten Sessel. Nur die Hemdärmel, die konnte er nicht aufkrempeln so wie früher. „Wieder zu Hause!“, stellte er fest. Und während er sich in der Wohnung umsah, nickte er mit dem Kopf, so als würde er einen Tagesordnungspunkt abhaken. Gisela hatte noch keinen Mucks von sich gegeben. Sie schüttelte nur unmerklich den Kopf. So hatte sie sich das Widersehen nicht vorgestellt. „Gibt es etwas zu trinken?“ „Cola, sonst nichts.“ Mürrisch fragte Fernando nach: „Keinen Cachaca, keinen Wein, nicht einmal Bier?“ Gisela musste lachen. „Nichts davon.“ Fernando erhob sich, ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank. „Aha“, sagte er, „du willst mich suchen lassen. Ein Spiel..?“ Dann öffnete er die Balkontür. Eine milde Kühle kam hereingeweht. Wo ist der Kasten Bier, den du hier immer gelagert hast?“ Einen Tick länger als normal sah er Gisela an. „Ihr habt hier in Deutschland doch bestimmt auch Pizza- und Getränkedienste, die man nur anzurufen braucht. Wenn nicht, dann musst du eben zur Bar zurücklaufen.“ Vor dreißig Jahren wäre keiner seiner Wünsche unerfüllt geblieben.

Heute aber sollte dieser Film einen zweiten, unerwarteten Regisseur bekommen, genauer gesagt eine Regisseurin. „Wenn du etwas Alkoholisches trinken willst“, entgegnete Gisela scharf, „dann hol es dir. Du weißt doch, wo die Havanna-Bar ist. Und wenn du zurück bist, mische ich uns einen schönen Cuba Libre.“ Fernando empörte sich: „Du weißt doch, dass ich das Arme-Leute-Gesöff nicht anrühre. Also geh’ und besorge uns Champagner. Ich zahle ihn morgen bei Gonzo.“ Ausgerechnet Gonzo, der ganz sicher eifersüchtig werden würde, dachte Gisela. Prüfend, hellwach, so sah sie Fernando in die Augen. Eigentlich hätte der Schöne jetzt fuchsteufelswild werden müssen.

Doch Fernando wirkte nervös, verunsichert, ratlos. In diesem Zustand war er unberechenbar. Gisela rückte von ihm ab, suchte das Sofa-Ende. Zwar presste Fernando bei geöffneten Lippen die Zähne aufeinander, doch blieb er ruhig, als er mit dem ihm eigenen Singsang sagte: „Du solltest wissen, dass man so nicht reden darf mit mir, nicht in Miami und nicht in Hamburg. So hat man auch nicht mit meiner Familie reden dürfen, als wir noch auf Kuba gelebt haben.“ Gisela verkniff sich ein Grinsen. Auf keinen Fall durfte sie ihn reizen, das hätte lebensgefährlich werden können. Denn immer klarer stellte sich heraus: Fernando war immer noch der alte, keine Frage, der verdammte Todesengel ihrer frühen Jahre. Unter dem Kopfkissen am Ende des Sofas lag ein Messer versteckt. Mit dessen Hilfe plante sie den Exfreund für den äußersten Fall in Schach zu halten.

Mit einem Mal wurde der Gedemütigte unruhig. „Ich erwarte, dass du etwas zu Trinken heranschaffst. Das ist mein gutes Recht. Immerhin sind wir schon einmal fast verheiratet gewesen.“ Gisela schüttelte den Kopf und erwiderte: „Die Zeiten ändern sich , mein Lieber. Im übrigen bin ich froh, dass wir nur fast verheiratet gewesen sind, denn das zählt heute nicht mehr. Und nun, bitte“, so forderte sie, „verlass auf der Stelle meine Wohnung.“ Fernando sprang auf. „Du willst mich rausschmeißen?“ „Nicht rausschmeißen, mein Lieber, verabschieden will ich dich.“

Allmählich kroch die Furcht an Giselas Rückgrat herauf. Fernandos Augen besaßen diesen blöden, gefährlichen Blick. Ruckartig hob er das Kinn. „Wer bist du eigentlich, du kleines schäbiges Nichts? Kennst du keine Dankbarkeit? Dafür, dass einer wie ich dich so viele Jahre in seiner Nähe geduldet hat? Auf Kuba, da hätten wir eine wie dich zum Kartoffelschälen auf den Hof gejagt. Na ja, viel mehr tust du ja auch in der Havanna-Bar nicht. Zu mehr taugst du einfach nicht.“ Fernando lachte höhnisch. „Wenn du Kinder gehabt hättest“, fuhr er fort, „wäre es ihnen ganz bestimmt besser ergangen. Sie hätten sich mit unseren Vorarbeitern vergnügen dürfen.“ Fernando zog seine Jacke über, machte auf dem Absatz kehrt. „Ich besorge jetzt Champagner für uns, denn du, meine Königin, du hast etwas Besseres verdient als deine ungeborenen Kinder.“ Wieder lachte er höhnisch, laut und schallend. Dann verließ er die Wohnung.

Gisela wusste: Fernando würde zurückkommen. Sie dachte nicht eine Minute daran, auf ihn zu warten. Wenige Schritte, dann stand sie auf dem Balkon und spähte über das Geländer. Wichtig war jetzt, dass der Jähzornige tatsächlich den Weg zur Havanna-Bar nahm. Als er endlich außer Sichtweite war, raffte sie binnen weniger Minuten ihre Kleider zusammen, stopfe sie in einen Aluminiumkoffer. Auf einer Bank an der Alster wartete sie auf das Morgengrauen. Und mit der ersten U-Bahn fuhr sie nach Barmbek, von dort mit der S-Bahn nach Ohlsdorf und weiter mit dem Bus zum Flughafen. Bereits am Nachmittag landete sie in Frankfurt. Und schon am Abend saß sie im Heck einer Boing nach Havanna auf Cuba, dem einzigen Ort, an dem sie sich jetzt in Sicherheit wusste, vor solchen Menschen wie Fernando Meier.

© Rüdiger N. Aboreas, Juli 2006
 
T

TanjaF

Gast
...nur eine schnelle Antwort...muss packen...Flieger geht gleich...!
Sehr gelungen!

Liebe Grüße,
Tanja
 
H

HFleiss

Gast
Der Text bedarf meiner Ansicht nach stilistisch wirklich der Überarbeitung, die Aussage ist mir zu direkt, nicht differenziert genug. Dass Gisela schon immer mal nach Kuba wollte, reicht meiner Ansicht nach nicht, um ihren Entschluss zu begründen. Dahinter müsste viel mehr stehen: die Sehnsucht nach einem sauberen Leben ohne dieses Gesindel. Das finde ich nicht ausreichend begründet, am besten durch ein Ereignis, das Fernando nackt dastehen lässt. Gisela wächst mir während der Geschichte noch nicht ans Herz, mir scheint, du selbst hast sehr viel Distanz zu diesem Milieu. Du solltest es nicht denunzieren, das kommt zu gewollt rüber.
Trotzdem, während des Lesens hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ich müsste mir die Hände waschen. Das ist dir gut gelungen, das Zuhältermilieu, in dem diese Leute sich bewegen, die eine Revolution des Volkes rückgängig machen wollen, darzustellen. Ja, es sind Todesengel.

Gruß
Hanna
 

aboreas

Mitglied
Liebe TanjaF,
danke für dein dickes Lob. Gute Reise, wohin sie dich auch führen möge.

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Liebe Hanna,

danke für deine gut gemeinten Zeilen. Ja, gewiss, die Aussage ist schon direkt, jedenfalls für die, die sie verstehen. Schön, wenn sich solche Leser finden.

Die Geschichte sollte im wesentlichen die Sicht der Protagonistin wiedergeben. Die ist eben nicht darauf aus, sich mit Wissen und Gewissen zu beladen, jedenfalls nicht mit solchem, das nicht zu ihrem unmittelbaren Leben gehört. Damit gehört sie übrigens zu der Sorte Mensch, die ein (wahrscheinlich sogar jedes) Volk überhaupt erst ausmachen, zum überwiegenden Teil jedenfalls.

Für die Protagonistin ist Cuba mehr als nur ein Reiseziel. Es ist eine Art Denkpunkt ihres Schicksals. Sie sehnt sich danach, hat aber auch allen Grund zu zögern. Am Ende kann sie eigentlich nicht anders. Sie wird, sofern sie sich eben sicher fühlen will (Lebenssicherheit), aufgrund ihrer konkreten Lebenssituation dahin geführt.

So weit, so gut. Gleichwohl ändert das nichts daran, dass man die ganze Chose auch anders hätte darstellen können. Du magst es anders. Nun, würde ich die Geschichte heute noch einmal schreiben - ohne den Zeitdruck (wenige Tage) einer Lesung zum Thema wegen -, sähe sie womöglich anders aus, die Geschichte, vielleicht sogar mehr in deine Richtung gehend. Vielleicht aber auch nicht. Wer weiß..? Eines hätte ich freilich mit Sicherheit nicht gemacht: eine sozialkritische Geschichte schreiben, deren zentrale Aussage sich erst in langatmigen Seminaren erschließt.

PS: Ich hätte Fernando zum Beispiel als treusorgenden, liebevollen Familienmenschen darstellen können.Wäre ja gar nicht mal so abwegig. Eine Maske! Gisela wäre dann erst während einer Reise nach Cuba auf seine Seele gestoßen... Andererseits: Wäre sie nicht zufrieden gewesen mit einem gut ausehenden, fleißigen und treuen Mann an ihrer Seite? Wem hätte sie geglaubt? Usw usf, immer neue Probleme. Das Thema ist halt nicht einfach zu bedienen.
 
H

HFleiss

Gast
Neenee, aboreas, ist schon gut so. Und langer Seminare braucht es auch nicht. Es ist rein handwerklich gemeint, dass du die Motivation Giselas einleuchtender begründest. Sie muss so angekotzt von ihrer Gegenwart sein, dass sie ihr entfliehen will (und das sollte in einer Kurzgeschichte in Aktion münden) - egal, aus welchem Grund auch immer.

Gruß
Hanna
 

aboreas

Mitglied
Liebe Hanna,

deine Ansprüche in Ehren...

Hier etwas zur Kurzgeschichte bei wikipedia:

" (...)* Geringer Umfang
* Keine Einleitung (bzw. sehr kurze Einleitung)d.h. keine Exposition
* Überraschender Einstieg
* Offener Schluss oder eine Pointe
* Konfliktreiche Situation
* Ein oder zwei Hauptpersonen stehen im Mittelpunkt (es gibt jedoch auch Kurzgeschichten mit deutlich mehr Hauptpersonen)
* Ein entscheidender Einschnitt aus dem Leben der handelnden Person wird erzählt
* Chronologisches Erzählen
* Einsträngige Handlung
* Wenig Handlung
* Metaphern und Leitmotive weisen den Leser auf wichtige Gesichtspunkte der Geschichte hin
* Der Höhepunkt/Wendepunkt ereignet sich am Ende der Geschichte
* Themen sind Probleme der Zeit
* Die Figuren sind Menschen, die nicht herausragen (Vgl. Alltagsmenschen), sie sind keine Helden
* Es bleiben noch Fragen übrig (offenes Ende), der Leser muss zwischen den Zeilen lesen

Form

Idealerweise besteht eine Kurzgeschichte aus den vier Elementen: Auftakt, Aufbau des Problems/der Spannung, retardierendes Moment, Lösung. Lösung muss in dem Moment nicht Lösung des Problems bedeuten. Ein Scheitern der Protagonisten wird in diesem Zusammenhang auch als "Lösung" angesehen. Die Erzählperspektive ist oft die des Ich-Erzählers (Rückschau, chronologische Anordnung) mit eingeschränktem Wissen für den Leser. Er erfährt oft nicht mehr (sogar weniger), als der Ich-Erzähler zum Zeitpunkt des Geschehens weiß. Moderne Kurzgeschichten haben oft einen Er-Erzähler, der weit hinter (in!) die Hauptfigur(en) zurücktritt. Er ist häufig nur noch in verbindenden Zwischentexten nachweisbar (...sagte er.). Manchmal erzählt er wie aus dem Bewusstseinszentrum einer oder mehrerer Personen (innerer Monolog!), oder er verhält sich wie ein völlig neutraler Beobachter, ohne die Gedanken und Gefühle seiner Figuren preiszugeben (wie eine neutral registrierende Kamera!), indem er ausschließlich äußere Vorgänge abschildert (Schnitttechnik). Absicht/ Wirkung letzterer Erzählhaltung: Der Leser ist gezwungen, den Text sehr intensiv zu lesen, vieles an inneren Vorgängen zu erschließen, um zu verstehen, die Gedanken, Gefühle und Reaktionen aus den äußeren Hinweisen abzuleiten und auch die Charakterzüge so zu erfassen: aktives, mitdenkendes, mitschaffendes Lesen wird erfordert. Der Leser kann sich meist sehr gut in die handelnde Person hineinversetzen, da es sehr wenige biographische Daten über sie gibt. (...)"
 

springcrow

Mitglied
Eine sehr gelungene Geschichte. Ich finde es sehr gut, das die Hauptfigur keine Heldin darstellt, sondern eben das tut, was sie tun muss und kann. Sie könnte jetzt auch eine unrealitstische Hedlentat vollbringen und diesem Fernando eine Lektion erlteilen, indem sie sonstwen beauftragt, oder den moralischen Dampfhammer auspackt. Aber sie haut ab, bringt sich in sSicherheit und handelt einfach nur menschlich.
 



 
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