DAS UFO

rufus

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Es war schon spät in der Nacht, als Sabine und ich unsere Fahrräder durch den Wald schoben. Wir waren im Kino gewesen und danach in einem kleinen Weinlokal wo wir uns bei dämmrigem Licht und einem guten Wein noch etwas unterhalten hatten. Daß es dabei ziemlich spät geworden war störte uns überhaupt nicht, und so machten wir uns dann irgendwann gut gelaunt auf den Weg nach Hause. Dabei mußten wir durch ein ziemlich ausgedehntes Waldstück, das unser kleines Dorf von der Stadt trennte. Schon oft waren wir nachts diesen Weg entlang gegangen, aber noch nie waren wir so in Gedanken versunken gewesen. Der Film hatte uns in unserem Innersten berührt.
“Laß uns noch eine Weile auf unsere Lichtung gehen,” schlug Sabine vor und so bogen wir kurz darauf in einen schmalen Waldweg ein. Die Blätter raschelten im Wind und irgendwo in der Nähe erklang der Ruf eines Käuzchens. Nur selten drang ein heller Mondstrahl durch das dichte Blätterdach und verwandelte den engen Weg in einen verwunschenen Pfad, der uns in eine andere Welt führte. Immer stiller wurde es als wir tiefer in den Wald hineinkamen. Nur das leise Rauschen des Laubs begleitete uns auf unserem Weg. Es war kurz nach Mitternacht, als wir eine kleine Weggabelung erreichten, von der ein, selbst bei Tageslicht kaum zu erkennender Pfad neben einem kleinen Rinnsal immer tiefer in den Wald führte. Von nun an folgten wir dem munter gluckernden Bach bergauf bis zu einem mächtigen Findling, der seit der letzten Eiszeit den Eingang zu unserer Lichtung versteckte. Auch wir hatten den Durchgang im Unterholz nur zufällig entdeckt, und außer durch diesen Spalt, oder aus der Luft, war die Lichtung nicht zu erreichen. Fast ängstlich achteten wir darauf, daß wir keine Äste oder Zweige abbrachen, die unseren geheimen Gang verraten könnten. Doch schon nach wenigen Metern konnten wir wieder normal hintereinander gehen. Ein schmaler Stollen drang hier durch den Berg und brachte uns in unser verstecktes Tal.
Am Ausgang des Tunnels blieben wir stehen und betrachteten den im Vollmondlicht glänzenden Wasserfall, der am gegenüberliegenden Ende des kleinen Tales einen kreisrunden Pool geschaffen hatte, in dem wir uns schon so manches Mal erfrischt hatten. Nicht weit entfernt davon, auf der anderen Seite des kleinen Baches befand sich ein Haufen Findlinge, deren größter bequem Platz für zwei Personen bot. Direkt dahinter erhob sich die das Tal umschließende Felswand in eine Höhe von gut fünfzig Metern. Mit einem Durchmesser von etwa vierhundert Metern war es eigentlich erstaunlich, daß das Tal so verlassen und unberührt in einer Welt existierte, in der man buchstäblich seinem Nächsten auf den Fuß trat, wenn man sich nicht in Acht nahm.
Unsere Fahrräder ließen wir im Stollen zurück, ehe wir uns leise den Findlingen zuwandten. Schnell hatten wir eine Stelle gefunden, die leicht dem Tal entgegen geneigt war, und die es uns gestattete die Bewohner unserer kleinen, abgeschiedenen Welt in Ruhe zu beobachten. Doch jetzt, mitten in der Nacht, legten wir uns wortlos auf den Stein und beobachteten den phantastisch klaren Sternenhimmel in seiner atemberaubenden Pracht. Wie oft hatten wir hier schon gelegen und davon geträumt zu den Sternen zu fliegen.
“Glaubst du eigentlich, daß es außer uns noch andere intelligente Wesen gibt, irgendwo da draußen?” fragte Sabine plötzlich, während sie sich fröstelnd an mich kuschelte. Obwohl den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte, war die Nacht doch noch ziemlich kühl. Sanft legte ich ihr meine Jacke über die Schulter.
“Aber natürlich. Wenn es schon auf der Erde unter den unmöglichsten Bedingungen möglich war Leben zu entwickeln, warum dann nicht dort draußen. Es gibt so viele Milliarden Sonnen alleine in unserer Milchstraße. Selbst wenn nur ein Bruchteil davon Planeten besitzt, so bleiben nach sehr vorsichtigen Schätzungen unserer besten Astronomen und Astrophysiker immer noch viele Millionen Planeten, auf denen erdähnliche Bedingungen herrschen müßten. Es wäre ein Wunder, wenn sich dort kein intelligentes Leben entwickelt hätte. Und dann wäre da noch die Frage, muß Leben etwa so sein, wie wir es uns vorstellen können? Ist es denn nicht eher möglich, daß sich Leben auch dort entwickelt, wo wir es gar nicht vermuten? Was ist denn zum Beispiel, wenn Leben nicht auf Kohlenstoffbasis besteht sondern auf, sagen wir einmal Siliziumbasis. Könnte es dann nicht ganz andere Bedingungen vertragen? Ich glaube jedenfalls, daß es vermessen und arrogant ist, zu behaupten der Mensch wäre allein im Universum.”
“Und warum haben wir dann noch keinen Hinweis auf andere Intelligenzen entdeckt?” wollte meine Freundin wissen. “Wir suchen doch schließlich seit Jahrzehnten danach.”
Ich überlegte nicht lange bevor ich antwortete: “Nun, es gibt da verschiedene Möglichkeiten, die sowohl jede für sich, als auch in der Gesamtheit dafür verantwortlich sind, daß wir noch keine Außerirdischen Lebewesen entdeckt haben. Zunächst wären da die gigantischen Entfernungen zwischen den Sternen. Nehmen wir einmal an, daß die Lichtgeschwindigkeit tatsächlich eine Grenze ist, die allgemein gültig die Raumfahrt einer jeden intelligenten Rasse behindert. Und nehmen wir weiterhin an, daß auf Energieaufwand nicht geachtet werden muß, so daß man sich tatsächlich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit bewegen könnte, dann würde die Fahrt zum der Erde nächstgelegenen Stern fast fünf Jahre dauern. Nun ist es aber fraglich ob auf den Planeten von Alpha Centauri intelligentes Leben besteht. Und wenn ja, dann stellt sich die nächste Frage: Auf welchem technologischen Niveau befindet sich diese Rasse? Ein weiterer Aspekt ist sicherlich auch die stellare Position unseres Sonnensystems. Wir befinden uns nämlich fast am Rand der Milchstraße. Die interessantere Gegend unserer Galaxis befindet sich im Zentrum. Dort sind die Entfernungen nicht so gewaltig. Aber es mag auch noch andere Gründe geben. Möglicherweise sind wir einfach noch nicht in der Lage anderes Leben als das uns bekannte wahrzunehmen. Und zu guter Letzt, wer sagt denn, daß es noch keine sogenannten Begegnungen der dritten Art gegeben hat? Woher stammen die Legenden und Zeichnungen der alten Völker wie der Mayas oder der Ägypter? Woher stammen unsere ganzen Göttersagen? Sind die unzähligen UFO-Sichtungen wirklich alles nur Hirngespinste? Nein, mein Liebling, ich sage dir die Fremden sind uns näher als wir glauben.”
Wenn ich doch nur gewußt hätte wie recht ich hatte. Obwohl, ich glaube nicht, daß sich dann etwas geändert hätte. Und so wurde diese Nacht zu der denkwürdigsten in unserem Leben, ja, zu einem ganz neuen Anfang....

Während wir gemütlich aneinander gekuschelt dasaßen und den Nebel beobachteten, der langsam aus dem Bach aufstieg zeigte Sabine plötzlich nach oben. Gespannt folgte mein Blick ihrem Finger und entdeckte schnell den kleinen Lichtpunkt der über den Himmel zog. “Ein Satellit,” erklärte ich: “er wird schon von der Sonne angestrahlt, deshalb können wir ihn hier unten erkennen.”
“Das kann kein Satellit sein,” widersprach Sabine: “Ich beobachte es schon eine Weile. Was immer es ist, es kommt immer näher.”
“Bist du sicher?” fragte ich zweifelnd. Ein flüchtiges Kopfnicken beantwortete meine Frage.
Also warteten wir und beobachteten den Lichtpunkt. Schon nach kurzer Zeit erkannte ich, daß meine Freundin recht hatte. Mein Herz begann auf einmal wie wild zu klopfen. Sollten wir etwa tatsächlich ein fremdes Raumschiff entdeckt haben? Immer näher kam das Raumschiff - denn daß es ein Raumschiff war, daran hatten wir keine Zweifel mehr. Schon bald konnten wir erkennen, daß es in unserer Nähe landen würde.
Während wir das fremde Raumschiff - wir nannten es nur ‘Das Raumschiff’, denn UFO klang einfach zu abwertend, die erstaunlichen Fähigkeiten der fremden Besucher nicht würdigend - beobachteten, das langsam, scheinbar vorsichtig der Erde näherkam, setzte allmählich die Dämmerung ein. Mit den ersten, zarten Sonnenstrahlen, die die gegenüberliegende Felswand entflammten, erwachte auch unser kleines Tal zum Leben. Vögel zwitscherten sich ihren Morgengruß zu. Ganz in der Nähe hämmerte ein Specht auf der Suche nach Nahrung an eine alte Eiche. Am Teich versammelte sich die im Wäldchen lebende Wildschweinfamilie um in aller Ruhe das kalte Wasser zu genießen. Erstaunt bemerkte ich, daß wir stundenlang dieses Raumschiff beobachtet hatten.
Mittlerweile konnten wir erkennen, daß es sich um ein riesiges, untertassenförmiges Gebilde handelte, das von einer Aura aus rotem und grünem Licht umhüllt war. Von diesem löste sich jetzt ein wesentlich kleineres, formgleiches Objekt und fiel senkrecht auf unsere Lichtung herab, während das große plötzlich beschleunigte und verschwand.
Die Zielstrebigkeit, mit der die Fremden das Tal ansteuerten, verunsicherte uns nun doch etwas, aber unsere Neugier erlaubte es uns nicht, jetzt einfach zu fliehen. Vorsichtig zogen wir uns etwas tiefer zwischen die Findlinge zurück und verfolgten die Landung des kleinen Raumschiffs. Doch was heißt hier eigentlich klein. Dafür daß es als Teil eines größeren Raumschiffes, vielleicht als Beiboot oder Landungsboot anzusehen war, hatte es ungeahnte Ausmaße. Mächtige Teleskop-Stützen fingen das Schiff sanft federnd ab, wobei sie sich tief in den weichen Boden gruben.
Mit einem Durchmesser von gut und gerne einhundert Metern und einer Höhe von knapp vierzig Metern erreichte dieses Raumschiff eine Größe, die selbst die geplante Mondstation übertraf. Es sah aus wie zwei umgekehrt zusammen gefügte Untertassen. An der Nahtstelle in der Mitte befand sich ein mehrere Meter tiefer und ebenso hoher Einschnitt in dem riesige Rohre waagerecht an der Hülle des Raumers entlang liefen. In regelmäßigen Abständen mündeten diese in einer senkrechten Säule, in der bequem ein Auto Platz hatte. Ganz oben und von unserem Platz schon fast nicht mehr zu erkennen war eine spiegelnde Halbkugel aufgesetzt, die von unzähligen antennenartigen Gebilden umgeben war. Der intensive rote Lichtschein verblaßte langsam und ein lautes Zischen lies uns noch tiefer zwischen die Felsen kriechen. Vorsichtig lugen wir zwischen den Steinen hindurch und bemerkten, wie sich in einer der senkrechten Säulen langsam ein Durchgang öffnete. Die Wand schien sich einfach aufzulösen.
Gespannt warteten wir, was weiter passieren würde. Atemlos und mit vor Aufregung rasendem Herzen spürte ich wie Sabines Hand nach meiner suchte und sie fest ergriff. Ein Blick in ihre weit aufgerissenen Augen enthüllte ungläubiges Staunen, als fünf Gestalten aus der Öffnung traten. Die Wesen hatten eine humanoide Körperform, waren aber deutlich größer als ein erwachsener Mensch. Sie hatten kurze, stämmige Beine, die ihren verhältnismäßig großen Körper trugen. Auf einem aberwitzig langen Hals saß ein ziemlich großer Kopf, der annähernd kugelrund war. Aus halber Höhe des Körpers wuchsen zwei kurze kräftige Arme. Die Fremden waren ganz in silbrige Anzüge gehüllt, nur vor den Augen befand sich eine schwarze Scheibe. Sie schienen regelrecht über den Boden zu schweben während sie sich der nächsten Teleskop-Stütze näherten. Kaum hatten sie diese erreicht sanken sie nach unten, um Sekunden später aus der Stütze zu erscheinen. Sofort und ohne sich weiter um ihr Raumschiff zu kümmern verschwanden sie in dem kleinen Wäldchen.

Mittlerweile war es hell geworden, doch das riesige Raumschiff tauchte das Tal in einen tiefen Schatten. Neugierig war ich wieder etwas nach vorne gekrochen.
“Komm mit, das wollen wir uns mal genauer anschauen!” forderte ich Sabine auf und ging ein paar Schritte auf die Untertasse zu. Jetzt erst erkannte ich, daß die Rohre und Säulen von zahlreichen Fenstern unterbrochen waren. Langsam näherte ich mich der Stütze, aus der die Fremden erschienen waren. Dort drehte ich mich noch einmal nach Sabine um. “Was ist, Schatz? Sollen wir lieber von hier verschwinden, solange die Außerirdischen da drüben im Wald sind, oder willst du mit mir ein echtes Raumschiff besichtigen? Ich garantiere dir, daß das wesentlich aufregender ist als der Besuch auf der Enterprise neulich in Düsseldorf.”
Zögernd näherte sie sich, während mein Blick über die Unterseite des Schiffes wanderte. Keine Öffnung die einem Antrieb dienen könnte war zu erkennen. Auch der Boden war in keinster Weise beschädigt. Was auch immer dieses Schiff bewegte, es tat es auf eine uns nicht vorstellbare Weise.
Als Sabine mich erreicht hatte schob ich langsam meinen Kopf in die Öffnung der Stütze. Das Innere war zu meiner Enttäuschung lediglich ein ganz gewöhnlicher, kreisrunder Raum ohne jegliche Einrichtung und weitere Türen. Neugierig traten wir ein und schauten uns um. Doch kaum waren wir ein paar Schritte in den Raum getreten verschwand die Öffnung hinter uns und ein leises Summen alarmierte unsere gespannten Sinne.
“Keine Angst,” meinte ich beruhigend: “Ich bin sicher, daß uns hier überhaupt nichts geschehen wird. Denn sonst wäre schon längst etwas passiert.”
“Und wenn die Außerirdischen zurück kommen?”
“Auch die werden uns nichts antun. Ich glaube, die wissen ganz genau, daß wir hier sind. Denn vor einer solchen Technik kann man sich nicht hinter einfachen Felsbrocken verstecken. Wenn die glauben würden, daß wir ihnen in irgendeiner Weise gefährlich werden könnten, dann hätten sie sich als allererstes um uns gekümmert. Wir...”
Ein leises Summen unterbrach mich als sich ein kräftiger roter Lichtstrahl in der Mitte des Raumes bildete, von wo er sich gleichmäßig nach allen Seiten ausdehnte. Nie zuvor hatte ich davon gehört, daß es möglich ist einen Lichtstrahl so exakt zu begrenzen. Es war ein faszinierendes Schauspiel. Es war wie..., ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Hinter dem äußeren Rand wirbelten rauchartige Schlieren in allen möglichen Rottönen. Zur Mitte hin wurde der Strahl immer kräftiger und dunkler, bis er schließlich ganz undurchsichtig wurde. Es schien jedoch keine Falle zu sein, denn einen halben Meter vor der Wand, an die wir instinktiv zurückgewichen waren stoppte der Strahl seine Ausdehnung und blieb bestehen.
“Was machen wir jetzt?” fragte Sabine und schaute sich nervös um.
“Ich denke, daß uns der Strahl wohl irgendwie nach oben bringt,” vermutete ich und streckte meine Hand vor. Nichts geschah. Also trat ich kurz entschlossen in den Strahl und verlor jegliche Orientierung. Es war als wirbelte ich blind und hilflos durch einen gewaltigen Sturm. Doch schon Sekunden später stand ich leicht schwankend auf der Äquatorebene des Raumschiffes genau über der Stütze. Benommen versteckte ich mich hinter der Verankerung der Teleskop-Stütze und wartete darauf, daß mich dieses merkwürdige Schwindelgefühl verließ. Theoretisch war mir absolut klar was soeben passiert war: ich war gebeamt worden. Eine Transportweise die auf der Erde aus dem Fernsehen fast überall bekannt war. Auch die wissenschaftlichen Hintergründe waren keine unbekannte Größe mehr, ja, selbst erste Versuch mit Protonen waren erfolgreich abgeschlossen. Was unseren Ingenieuren allerdings Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, daß für die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung sämtlicher Daten eines einzelnen Menschen nach heutigen Maßstäben ein planetengroßer Computer benötigt werden würde. Aber betrachtet man die rasende Entwicklung der Computertechnologie, dann kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Menschen und Güter über größere Entfernungen teleportiert werden konnten.
Angespannt suchte ich nach einem Hinweis, wie ich den Vorgang wieder umkehren und zu Sabine zurück konnte, als sie auch schon vor mir erschien. Ein leiser Hauch der verdrängten Luft spielte mit ihrem langen, kastanienroten Haar. Taumelnd fiel sie mir in die Arme. Ich fragte mich, ob man sich jemals an diesen Zustand der Desorientierung gewöhnen konnte. Vorsichtig zog ich sie in die Deckung der Stützenaufhängung und wartete, daß sie sich wieder erholte.
Nachdenklich betrachtete ich Sabine. Durfte ich es wagen aus purer Neugier ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Was wäre, wenn die Fremden bei weitem nicht so friedlich waren wie es im Moment noch den Anschein hatte? Was würde mit uns geschehen, wenn sie uns an Bord ihres Raumschiffes finden würden?
Wäre ich allein gewesen, hätte ich keine Minute gezögert. So aber sagte ich zu meiner Freundin: “Laß uns wieder umkehren. Das könnte zu gefährlich werden.”
“Ist das dein Ernst?” Überrascht blickte sie auf und erhob sich kopfschüttelnd. “Nein, das ist das Abenteuer unseres Lebens. Davon träumen wir beide schon solange wir denken können. Ich kann jetzt nicht einfach aufgeben.”
“Und wenn wir entdeckt werden?”
“Sie werden uns nichts tun,.... glaube ich.”
“Also gut. In der Säule dort muß eine Luke sein. Laß uns dort einmal nachsehen, ob wir hineinkommen.” Sekunden später standen wir vor der Säule aus der die Fremden erschienen waren. Nichts deutete darauf hin, daß sich hier eine Tür befand. Es schien, als bestünde die Wand aus einem einzigen Stück. Auch die Suche nach einem Schalter oder einem anderen Öffnungsmechanismus blieb vergebens. Enttäuscht trat ich mit dem Fuß nach der verborgenen Luke und fand mich auf dem Boden sitzend wieder. Mein Tritt war ohne Widerstand in die Wand eingedrungen und ich hatte das Gleichgewicht verloren. Mißtrauisch kroch ich auf die Säule zu und tastete mit der Hand nach der vermeintlichen Wand. Doch diese verschwand ebenso widerstandslos wie Sekunden zuvor mein Fuß. In einem kleinen Bereich rund um meinen Arm löste sich jetzt die Struktur der Säulenwand auf und gab den Blick frei auf den in der Säule liegenden Raum. Staunend über diese technischen Möglichkeiten traten wir ein. Zu beiden Seiten erstreckte sich ein mehrere Meter breiter Gang entlang der Außenwand, während uns gegenüber die erste Tür, die auch auf den ersten Blick als Tür erkennbar war, den Weg ins Innere versperrte. Trotz aller Geduld bei der Suche nach einem Mechanismus gelang es uns aber nicht diese Tür zu öffnen.
“Laß es uns auf dem Gang versuchen,” schlug ich vor. “Es muß doch noch mehr Räume und Decks geben. Warum wäre dieses Ding denn sonst so riesig?”
Schon bald erreichten wir ein große, halbkreisförmige Halle, die vollgestopft war mit unzähligen Maschinen. Die Wände verschwanden hinter hunderten von Monitoren vor denen Konsolen mit blinkenden Lämpchen standen. Fremdartige Schriftzeichen schienen die Funktionen der einzelnen Elemente zu beschreiben, während die Bildschirme wohl die Funktionen der Anlagen überprüften. Über dem Ganzen hing ein tiefes, kaum hörbares Summen, das die Luft vibrieren lies.
“Uwe, schau mal,” Sabine klang aufgeregt als sie mich rief. Auch ich mußte schlucken, als ich die Grafik auf dem Monitor entdeckte. Das war zweifellos eine vereinfachte Skizze des Raumschiffes. Doch das wirklich wahnsinnige daran war die zweite Skizze. Obwohl kleiner als der Plan ‘unseres’ Raumschiffes, zeigte dieses Bild das Mutterschiff im Größenvergleich zu seinem Beiboot. Und nach diesem Vergleich mußte es eine Größe von mehreren Kilometern haben. Schockiert schauten wir uns an. Was für eine Macht besaß dieses Volk, das Raumschiffe so groß wie Städte bauen konnte.
Schweigend näherten wir uns einem Durchgang, der uns in Richtung des Zentrums bringen sollte. Wie benebelt schritt ich den Gang entlang. Wie lange schon hatte ich von davon geträumt einmal ein echtes Raumschiff zu betreten. Ein Raumschiff, auf dem von Raumproblemen keine Rede sein konnte. Zwar waren unsere heutigen Raumschiffe wie die Saturn- oder Wostok-Rakete, der Spaceshuttle, Spacelab, MIR oder die neue internationale Raumstation ISS01 Meilensteine der menschlichen Geschichte. Aber was war schon die Santa Maria eines Christoph Kolumbus gegen einen der gigantischen amerikanischen Flugzeugträger, was war Otto Lilienthals erster Gleiter im Vergleich zu unseren heutigen Flugzeugen. Und nun mußte ich erkennen, daß meine ganze Vorstellungskraft es nicht geschafft hatte mich auf mein heutiges Abenteuer vorzubereiten. Selbstverständlich waren in meinen Träumen Raumschiffe vorgekommen die dieses, in dem ich mich gerade befand, in den Schatten gestellt hätten. Und selbstverständlich hatte ich mich auf ihnen ganz ungezwungen bewegt, gerade so, als hätte ich mein ganzes Leben darauf verbracht. Aber das waren nur Phantasien, Wunschträume eines unglücklichen Teenagers, gewesen. Jetzt aber stand ich leibhaftig in einem außerirdischen Raumschiff und alles was bisher so selbstverständlich schien verschwamm nun im Nebel meiner Träume. Was blieb war die reine Neugier, die das aufkommende Unbehagen immer wieder unterdrückte. Entschlossen trat ich mit Sabine in die nächste Halle. Kreisrund war sie, offenbar der Mittelpunkt dieses Decks. Fünf breite Gänge mündeten in regelmäßigen Abständen, und bis auf einen roten Ring am Boden, der etwa ein Drittel davon eingrenzte, war die Halle leer. Es gab keinerlei Hinweis darauf wie man die oberen oder unteren Decks erreichen konnte.
“Vielleicht müssen wir in den Ring treten,” schlug Sabine vor; sie dachte wohl daran was in der Schleuse passiert war. Aber es erschien durchaus logisch und so trat ich gefolgt von meiner Freundin in den Ring. Zunächst schien gar nichts zu passieren, doch nach einigen Sekunden lies uns ein leises Dröhnen zur Decke aufschauen. Dort öffnete sich eine runde Luke, durch die ein zarter blauer Lichtstrahl fiel. Er schien uns in die Höhe ziehen zu wollen, denn als ich meinen Arm ausstreckte und mit der Hand in den langsam kräftiger werdenden Strahl hielt, wurde sie sanft angehoben. Je weiter die Luke sich öffnete um so breiter und intensiver wurde der Strahl. Bald hatte er die ganze Fläche innerhalb des Rings bedeckt, und hatte sich von seiner anfänglichen zarten blauen Färbung in ein tief dunkles, fast schwarzes Blau verfärbt. Und dann fielen wir. Ich hörte noch Sabines erschrockenen Ausruf, dann verlor auch ich den Boden unter den Füßen. Schemenhaft bemerkte ich durch den Strahl hindurch, wie ich langsam in die Höhe schwebte und sich unter mir die Luke wieder schloß. Dann wurden wir sanft abgesetzt, während der Strahl wieder verblaßte.
Als wir wieder durch den verblassenden Strahl sehen konnten, bemerkten wir, daß wir uns in einer riesigen Halle befanden, die sicherlich bis an die Außenwand der Untertasse reichte und sich nach oben hin stark verengte. Und trotz der Größe war der Raum vollgestopft mit Geräten aller Art. Dazwischen standen fünf Kleinstraumschiffe in dem Chaos verteilt, scheinbar achtlos auf freien Plätzen abgestellt. Wir standen in einem Hangar. Und auch hier konnten wir mit den Apparaturen und Schalttafeln nichts anfangen. Lediglich katapultähnliche Vorrichtungen zum Start der - wie nennt man eigentlich das Beiboot eines Beibootes? - waren zu erkennen. Wie diese allerdings den Hangar verlassen konnten war uns ein Rätsel. Doch dann dachte ich an die Tür in der Außenwand auf der Äquatorebene. Dort hatte sich auch einfach die Wand aufgelöst. Bestimmt war das hier ähnlich. Aber wie sollten wir weiter nach oben kommen? Suchend schlichen wir durch den riesigen Raum und umrundeten auf unserem Weg auch eines dieser Katapulte. Sie sahen aus wie überdimensionale Greifer, die die kleinen Boote sicher halten sollten. Zweifellos war das auch eine ihrer Aufgaben. Eine schmale Leiter ermöglichte das Besteigen der Katapulte, und bei genauem Hinsehen bemerkte ich, daß über den Katapulten eine Luke zum nächsten Deck führte.
Sekunden später standen wir in der Zentrale dieses gewaltigen Raumschiffes. Hunderte von Schaltpulten und Konsolen waren ringsum an der Basis der durchsichtigen Kuppel verteilt, nur unterbrochen durch die fünf Nischen der Einstiege vom Hangar. Über einem kreisförmigen Podest in der Mitte des Raumes schwebte eine kleine Plattform mit einem Sessel und einer Computerkonsole, offensichtlich der Platz des Kommandanten, der über eine schmale Wendeltreppe vom Podest aus zu erreichen war. Ringsum blinkten abertausende von Lämpchen und Lichtern. In abgeschalteten Monitoren spiegelten sich unsere staunenden Gesichter. Es war unmöglich auch nur einem einzigen Teil eine Funktion zuzuordnen.
“Was sollen wir jetzt machen?” fragte Sabine flüsternd.
“Ich weiß es nicht,” unbewußt flüsterte auch ich. “Es ist wohl das Beste, wenn wir versuchen uns in einem der Beiboote zu verstecken. Wenn sie uns nicht gleich entdecken können wir zumindest einen kurzen Flug mitmachen.”
“Und was ist, wenn sie uns nicht mehr auf die Erde zurückbringen?”
Wäre das denn so schlimm?” fragte ich leise und drehte mich zu ihr um. Aber ich erhielt keine Antwort. Nachdenklich war Sabine auf den Kommandantensitz hinaufgestiegen. Dort saß sie nun und schaute gedankenverloren durch die Kuppel, wobei sich ihr Blick in der Unendlichkeit zu verlieren schien.
“Sie kommen,” rief Sabine plötzlich und hastete die Wendeltreppe herab. “Laß uns in einem Beiboot verstecken, wir werden ja sehen was dann passiert.”
Die plötzliche Entschlossenheit meiner Freundin erstaunte mich nun doch etwas, als ich ihr folgte. Doch ich holte sie erst ein, als sie unter dem ersten Beiboot Halt machte und nach einem Einstieg suchte. Der war allerdings schnell gefunden. Im Gegensatz zu dem großen Raumschiff befand sich an der Unterseite eine Öffnung, die von einem leicht flimmernden Kraftfeld umgeben war, dessen Aufgabe es zweifellos war, die Luft im Boot und das Vakuum des Weltalls draußen zu halten. Wieder faszinierte mich die scheinbar unendliche Vielfalt der technischen Möglichkeiten, die wir hier fanden. Es gab überhaupt keine Norm. Fast schien es, als ob die verschiedenen technischen Errungenschaften von verschiedenen Kulturen stammten. Einmal hatten wir eine ganz normale Tür, am anderen Ende des Raumes mußte man durch eine Wand gehen. Oder die Lifte: der erste Lift war eine Art Teleporter und der zweite schien auf Antigravitation zu beruhen. War das normal? Was hatte diese Vielfalt zu bedeuten? Unwillkürlich mußte ich an die Borg aus Startrek denken. Diese hatten ihre Technologie auch durch den Diebstahl von fremden Völkern - sie nannten es Assimilation - verbessert. Waren wir hier auch auf ein solch räuberisches Volk gestoßen? Aber warum dann diese Vorsicht bei den Außerirdischen? Sie hatten es doch mit Sicherheit nicht nötig sich vor der Menschheit zu verstecken.
Egal! Wir wollten uns auf alle Fälle vor ihnen verstecken, und zwar in dem Beiboot unter dem wir standen. Langsam trat ich unter das Kraftfeld. Auch hier wurde ich von einer Art Antischwerkraft sanft in das Innere des kleinen Raumschiffes gezogen, das aus lediglich einem kleinen runden Raum bestand. Zwei kleine Sessel erlaubten es bequem sämtliche Kontrollen zu erreichen. Ringsum waren unter der gläsernen Kuppel kleine Bildschirme angebracht, die allerdings nicht eingeschaltet schienen. Etwas ratlos wie es jetzt weitergehen sollte lies ich mich in einen der beiden Sitze fallen. Doch es war zu spät. Die Außerirdischen hatten ihr Raumschiff wieder erreicht. Es gab im Moment keine Möglichkeit unbemerkt zu entkommen. Tief in die Sessel geduckt warteten wir was passieren würde. Nervös suchte Sabine nach meiner Hand, während ihr Atem immer schneller ging. Beruhigend strich ich ihr mit meiner freien Hand über ihre Wange.
Als es dann endlich losging hatte sich meine Gefährtin wieder etwas beruhigt. Ein tiefes Summen setzte ein und das Schiff begann leicht zu vibrieren. Kein Ruck verriet uns das wir gestartet waren, und auch der erwartete Andruck blieb aus. Doch wie sollte das auch anders sein. Ein Volk, das zu den Sternen fuhr mußte zwangsläufig eine Methode entwickeln die Massenträgheit überwinden zu können. Nur so konnte man sich endlose Phasen der Beschleunigung ersparen. Es wäre doch paradox wenn man wochenlang beschleunigen müßte um eine entsprechend hohe Geschwindigkeit zu erreichen, dann mit Hilfe phantastischer und genialer technischer Möglichkeiten die physikalische Grenze der Lichtgeschwindigkeit umgeht und in Sekundenbruchteilen viele Lichtjahre zurücklegt, nur um dann wiederum wochenlang abzubremsen.

Ich träumte. Träumte von einem riesigen UFO, das auf der Erde gelandet war und mich und Sabine entführt hatte. Träumte von mächtigen Armen, die uns durch das Raumschiff in eine kleine Kabine getragen hatten, tief im Inneren des Schiffes. Träumte, daß dieses Raumschiff wieder startete um in den Tiefen des Weltraums zu verschwinden und vielleicht nie wieder zur Erde zurückkehren würde. Stöhnend öffnete ich die Augen. Verschwommen nahm ich meine Umgebung war. Das war nicht mein Zimmer. Und das war auch nicht die einsame Lichtung in dem Felsental. Aber wo war ich? Ganz allmählich wurde mein Blick wieder klar. Ich lag in einer fünfeckigen Kabine in einem seltsam fremdartigen Bett. Also war das ganze wohl doch kein Traum gewesen. Aber wir hatten uns doch in einem Beiboot versteckt. Wie kamen wir hierher? Und, wo war hier? Zweifellos waren wir entdeckt und aus dem Beiboot herausgeholt worden.
Neben mir vernahm ich ein leises Stöhnen.
“Wo sind wir?”
“Ich vermute, daß man uns entdeckt und auf das Mutterschiff gebracht hat,” antwortete ich nachdenklich. Warum sollten die Fremden das getan haben? Wieso hatten sie uns nicht einfach wieder auf der Lichtung ausgesetzt? Seltsamerweise fühlte ich mich auch nicht eingesperrt oder gefangen. Ich hatte tief in mir ein Gefühl, als ob wir uns frei auf dem Raumschiff bewegen durften. Aber wenn wir wirklich im Weltraum waren, dann konnten wir ja sowieso nicht entkommen. Warum also sollte man uns einsperren?
Während ich noch über die Situation nachdachte, öffnete sich hinter Sabine lautlos die Tür. Erschreckt hielt ich den Atem an und streckte meinen Arm aus um meine Gefährtin hinter mich zu ziehen. Erst jetzt bemerkte sie was hinter ihrem Rücken geschah. Kreidebleich wich sie bis an hintere Wand der Kabine zurück.
“Was ist das?” fragte sie mit zitternder Stimme.
“Das muß wohl eine Art Roboter sein,” sagte ich. Auch meiner Stimme konnte man ganz deutlich den Schrecken anhören. Gebannt betrachtete ich das Ding das unter der Tür stehen geblieben war. Ein grünlich-grauer Kegel von etwa zweieinhalb Metern Höhe schwebte auf seinen fünf kurzen, höchstens unterarmlangen Gliedern mehrere Zentimeter über dem Boden. An der Spitze des Kegels saß, wie ein Kopf, eine fußballgroße, grüne Kugel. In regelmäßigen Abständen konnte man Linsen und Sensoren erkennen, mit deren Hilfe der Roboter seine Umgebung wahrnehmen konnte.
“Folgen mir!” schnarrte er und bewegte sich ohne sich umzudrehen den Gang vor der Kabine hinunter. Ohne sich zu vergewissern ob wir ihm überhaupt folgten näherte er sich einer gläsernen Röhre vor der er schließlich stehen blieb. Dort forderte er uns auf in die Röhre zu steigen. Wieder setzte das mittlerweile schon fast vertraute Gefühl des Fallens, doch diesmal dauerte es entschieden länger. Etwas war anders. Es war keine Teleportation wie wir es in der Schleuse erlebt hatten, es war aber auch kein sanftes Schweben wie in der großen Halle. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Geschoß im Lauf einer gewaltigen Waffe. Wie recht ich damit hatte ahnte ich zu dieser Zeit allerdings noch nicht. Doch auch diese Fahrt fand nach endlosen Minuten ihr Ende und wir fanden uns vor einem breiten Portal wieder, das sich langsam vor uns öffnete.
Zögernd traten wir durch das Tor in den dahinter liegenden Raum, denn zweifellos wurde das von uns gewünscht. Fünfzig Augen blickten uns entgegen, und ebenso viele humanoide Wesen waren anwesend. Sie waren groß, fast zweieinhalb Meter und hatten je zwei starke aber kurze Arme und Beine. Ihre haarlosen Köpfe, die auf einem langen Hals saßen, hatten eine hellblaue Haut, die leicht schuppig glänzte. Zu beiden Seiten des großen schwarzen Auges befand sich eine kleine Membran, die wohl so etwas wie ein Gehör waren. Eine längliche Öffnung unter dem Auge diente wohl als Mund. Ihre Körper waren bis auf eine Ausnahme in lange schwarze und weiße Kutten gehüllt. Dieser Außerirdische trug eine reich verzierte rote Kutte und einen blauen Umhang. Langsam kam er auf uns zu. Vor seiner Brust hing ein kleines schwarzes Kästchen, das gleichmäßig vor sich hin blinkte. Eine metallisch klingende Stimme ertönte aus dem Apparat, als der Fremde zu sprechen begann:
“Willkommen Erdenmenschen. Ich bin Frûkhtarr, Kommandant dieses Raumschiffes des Volkes. Wir sind in friedlicher Absicht gekommen. Aber noch ist euer Volk nicht reif für die Sterne und ihre Macht. Solange ihr euch noch selbst bekämpft seid ihr eine weitere Gefahr für die vielen friedlichen Völker des Universums. Erst wenn ihr erwachsen geworden seid und erkannt habt, daß ihr nur gemeinsam bestehen könnt, erst dann könnt ihr damit rechnen Hilfe zu bekommen. Hilfe, die euch auf dem Weg zu den Sternen begleitet, die euch die Wunder des Universums näherbringt. Doch die Gefahr ist groß. Seit Jahrtausenden werdet ihr beobachtet, und seit Jahrtausenden führt ihr aus lächerlichen Gründen Krieg gegeneinander. Selbst jetzt habt ihr noch nichts verstanden. Der einzige Grund warum zwischen den großen Mächten eures Planeten Frieden herrscht, besteht darin, daß ein Krieg zwischen diesen Mächten euren Planeten vernichten würde. Es ist ein Angstfrieden, ein Frieden der Vernunft und nicht des Herzens, und der ist brüchig. Aber es ist ein erster Schritt. Vielleicht werden wir in einhundert oder zweihundert Jahren auf eine reifere Menschheit treffen, doch bis dahin wird kein weiterer Kontakt hergestellt werden.”
Mit diesen Worten führte uns Frûkhtarr in einen gewaltigen Saal mit einer gläsernen Kuppel. Ein flüchtiger Blick zeigte mir, daß wir uns im Weltraum befinden mußten. Scheinbar bewegungslos schwebte das Raumschiff unter dem Sternbild des Orion. Deutlich waren die drei Gürtelsterne zu erkennen. Atemlos beobachteten wir, wie sich ein riesiger Planet in unsere Sicht schob und schnell am anderen Rand der Kuppel wieder verschwand.
“Saturn,” hauchte ich benommen. Leise fragte ich: “Sind wir tatsächlich schon so weit, oder ist das ein Trick um uns einzuschüchtern?”
Frûkhtarr trat an eine Konsole und betätigte ein paar Schaltungen. Sofort begann die Luft in der Mitte der Halle zu flimmern, und in diesem Flimmern materialisierten sich drei Stühle.
“Es ist die Wahrheit,” antwortete der Kommandant nachdem wir uns gesetzt hatten. “Doch bevor ihr mehr erfahrt, sollt ihr nur wissen was ich euch jetzt sage. Wir sind eine uralte Rasse und fahren schon so lange zu den Sternen, daß sich nicht einmal mehr unsere Computer an die Zeit davor erinnern können. Aber wir sind nur noch wenige. Ein anderes Volk, das neidisch ist auf die Technik anderer ist für unsere fast vollständige Vernichtung verantwortlich. Der Krieg zwischen uns hat hunderte von Welten unbewohnbar gemacht. Aber er ist vorbei. Vor fast tausend eurer Jahre wurde das letzte Raumschiff der anderen zerstört. Seither herrscht Friede in diesem Teil des Universums.
Was euch betrifft, können wir euch nur auf die Erde zurückbringen wenn wir euer Gedächtnis löschen. Ihr werdet dann auf der Lichtung wieder erwachen und euch an nichts erinnern. Wenn ihr das nicht wollt, müßt ihr an Bord bleiben und werdet die Erde vielleicht nie wieder sehen. Begebt euch jetzt wieder in eure Kabine und denkt darüber nach. Entscheidet weise!”.....
 



 
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