DIE DEPRESSION

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Bernhard

Mitglied
DIE DEPRESSION

Die Depression, die ich durchlauf,
unendlich tief, wo hört sie auf,
ganz ohne Licht und eisig kalt,
von Angst erfüllt, stumme Gewalt.

Beladen voll mit Einsamkeit,
so aus dem Nichts, zu jeder Zeit
verschlingt sie mich mit Haut und Haar,
und plötzlich nehm ich nichts mehr wahr.

Sind auch die Sinne noch in Takt
bin dennoch ich wie abgehackt,
paranoid, gedankenschwer,
im Kopf gefüllt, im Bauch ganz leer.

So ohne Halt, so ohne Sinn,
treib ich dann durch die Zeit dahin,
bar jeder Zuordenbarkeit,
bis hin in alle Ewigkeit.

Verantwortung ist nun passe
einfach nicht tragbar, das tut weh,
Verzweiflung macht sich weiter breit,
kein Anflug mehr von Heiterkeit.

Die Zukunft und die Hoffnung weicht
der Angst, die fortan mich erreicht,
mir raubt, was man das Leben nennt,
und niemand da ist der mich kennt.

Durch Yoga und Meditation
ertrage ich die Lage schon,
doch welchen Sinn das Ganze macht
bleibt mir verborgen, Tag und Nacht.

Was treibt die Schöpfung da mit mir
was ich so gar nicht mehr kapier,
das ist die Frage die sich stellt,
wo ist er hin, der Glanz der Welt.

Wo ist mein Part in diesem Akt ?
Der gnadenlos mich hat gepackt.
Wie kann ich wenden dieses Blatt ?
Der Therapeut, weiß er denn Rat ?

Der Schöpfer selbst, sowie der Tod
sind gegenwärtig mein Gebot,
der Rest ist nicht mehr von Belang,
wo hört was auf, wo fängt was an ?

Vorbei, da alles war normal,
heut' lebe ich im großen Fall
und bete mehr als je zuvor
oh Herr, was hast Du mit mir vor ?

Vorbei, wo es noch möglich war
mich zu befreien immerdar,
über die Arbeit und mein Tun
nur noch Ergebenheit zählt nun.

Soviel zu meiner Gegenwart,
wie geht es Dir in diesem Part ?
Kannst Du begreifen wie mir ist ?
Wenn ja, dann sei herzlich gegrüßt.
 
B

bonanza

Gast
willkommen im club der depressiven dichter.
es kann nur besser werden.

bon.
 

Inu

Mitglied
hallo Bernhard

Du hast einen Zustand sehr gut beschrieben, der schwer zu beschreiben ist. Das Gedicht berührt und überzeugt mich.
Es gibt Texte, die sind sehr lesenswert, auch wenn manche Zeilen noch etwas verbesserungswürdig sind. Ich finde dieses Gedicht wichtig

und wünsche Dir ein baldiges, fröhliches Auftauchen aus der inneren Lähmung.

Liebe Grüße
Inu
 

Bernhard

Mitglied
Hallo bon,

Dein Wort in Gottes Ohr.
(Es kann nur besser werden)
Die letzte Überarbeitung meines
Weltbildes mündete geradewegs in
einer Depression und offenbarte
die Spiritualität als einzig
verbleibenden Ausweg.
Seither sind die Zeugen Jehovas
um meine Mitgliedschaft bemüht,
welchen ich das nächste Gedicht
gewidmet habe. Viel Spaß beim Lesen.

Bernhard



Hallo Inu

es freut mich das Du meinen
Depressionsschub nachvollziehen
kannst.
Da die Niederschrift direkt im
"Freien Fall" erfolgte (März 2006),
wäre es übertrieben höhere technische
Ansprüche an den Text zu stellen und
ich war heilfroh mich über die Nieder=
schrift selbst wieder so halbwegs aus
dem Tief ziehen zu können.
Vielen Dank auch für Deine Genesungs=
wünsche, die ich nach wie vor nötig habe.

Lieben Gruß

Bernhard
 



 
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