Dagon

Circulo

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Dagon


I'm kidd'n you

Bob Dylan


Tobten feixend zum Ufer hinab

Ciconia


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Lovecraft





Ich bin zum wiederholten Male hier. Es ist nicht das gleiche Zimmer, aber derselbe Raum. Ich weiß es, weil ich schon wieder versuche zu schreiben. Die Geräusche um mich herum habe ich auf ein Minimum reduziert. Mit keinem Menschen habe ich in den letzten Monaten gesprochen. Ich ertrage es nicht mehr, ertrage es weder nicht zu schreiben noch zu schreiben. Ich kann mit meinem Wagen und Wegen in den Supermarkt fahren, wozu ich jedoch mein Gewölbe verlassen müsste. Und das will ich um keinen Preis. Heute Nacht werde ich mich vernichten. Ich erzähle Euch warum.

Ich war mit einer Fraktion angesehener Wissenschaftler in der Tätigkeit eines Assistenten auf einer Kreuzfahrt, als ich in einem Moment begleitet von einem Gefühl der Sehnsucht und Weite die Taue eines Beibootes löste und mich wie im Film auf den Ozean hinabließ. Meine Taschen waren vollgestopft mit Lustbarkeiten vom Buffet, einige Flaschen Wasser und Whiskey, geräuchertes Fleisch aus den Ayla-Büchern führte ich in einem Plastikbeutel bei mir. Die ganze Zeit über schaute ich nur auf die Oberfläche des Meeres, flüchtig, nie den Versuch unternehmend in den Abgrund unter mir zu starren, saß ich die Beine an meine Brust angewinkelt kauernd im Boot, ohne die Ruder zu benutzen. So trieb ich willenlos umher und sehnte ich mich nicht nach dem Schiff zurück. Ich hatte Glück, dass es niemals stürmte und verzehrte allmählich meine Ration. Noch ehe diese zur Neige ging, bemerkte ich in der Ferne die Umrisse einer Insel, deren Front keine schroffen Felsen zeigte, sondern einladenden Strand. Einen ganzen Tag lang interessierte mich die Insel nicht. Ich saß in meinem Boot und sang verrückte Lieder als wäre ich Bob Dylan. Dann aber: wie von einem Blitz getroffen, ergriff ich die Ruder und steuerte auf die Insel zu, die mir über Nacht ohnehin näher gekommen war.

Ich kam problemlos auf der Insel an wie Don Giovanni bei Donna Elvira. Aus einem inneren Impuls heraus, zerschlug ich das Boot und schichtete das Holz am Strand, den Kompass den ich bei mir führte, warf ich ins Wasser. Dann wendete ich mich der Insel zu. Vor mir lag die pure Langeweile. Ich wusste es jetzt schon. Schnell hatte ich ausgemacht, dass es genug Pflanzen und Viech gab, das mich ernähren könnte. In nicht einmal einer halben Stunde hatte ich das andere Ende der Insel erreicht, wo ebenso träge das Wasser anschappte. Ich warf mich in den Sand, schaute in den Himmel und begann zu onanieren. Anstatt dies zu beenden, erhob ich mich und sagte mir, dass ich etwas beginnen müsse, den Anfang eines Lebenswerkes setzen, welches mein Leben hier auf dieser Insel auszeichnen würde. Außer Geld und einigen Ideen, die ich nach der Kreuzfahrt realisieren wollte, hatte ich nichts bei mir als eine Decke, eine Bunte, zwei Ausgaben der Welt und eine der Zeit. Ich wollte sofort einen Vers in den Sand schreiben. Dazu griff ich nach einem Stock und ging ans Werk.

Ehe ich mich dazu entschlossen hatte, mich selbständig zu machen, war ich ein mehrfach ausgezeichneter und mit Stipendiaten, in meinem eigen gewordenen Geld erstickender Student, der mit einer kleinen Gruppe genialer Idioten an der Reformierung von Kommunikationsmodellen arbeitete. Wenn man wie ich bereits in früher Jugend ein tieferes Interesse für technische Zusammenhänge und mathematische Formeln entwickelt, gelangt man bereits in jungen Jahren an einen Ekel gegen die Menschheit, der sich durch solche Schreibereien eines Sartre gar nicht einholen lässt. In meiner Schule befanden sich junge Menschen, die sich selbst verletzten, in dem sie sich die Arme mit Messerchen aufritzten, andere, die in ihren Souterrainbarzimmern im Elternhaus so viel soffen, dass ihnen der Magen ausgepumpt werden musste. Ich musste mir das Leid nicht selbst zufügen, weil es mich überkam. Plötzlich wie aus heiterem Himmel, irgendwelche Schwingungen in meiner Familie, bei den Nachbarn oder sonst irgendwo in unserem Dorf mussten dafür gesorgt haben, dass ich mich immer wieder erbrechen musste, überall, irgendwann und in Mengen, die mich niedergeschlagen haben. Bald spürte ich, dass mein Elend am besten zu ertragen sei, möglichst weit ab der menschlichen Zivilisation. Darum beantragte ich mit fünfzehn oder sechszehn Jahren ein Stipendium für eine kleine Eliteschule im Westen der USA, wurde angenommen und lebte nach einem skurrilen Flug, während dem ich möglicherweise Mutter wurde, in einer Art Bunker. Ich fühlte mich wie Sylvia Plath unter einer Glasglocke und hätte meinen Kopf auch am liebsten in einen Herd oder so gesteckt um einfach sterben zu können. Aber ich blieb unentschlossen im Westen der Staaten. Da war architektonisch überhaupt alles bunkerartig, viel Sand, viel grau. Man ließ mich in Ruhe und ich beschäftige mich in der Hauptsache mit Mathematik. Und ich absolvierte ein Praktikum im Finanzamt der Staaten.

Einmal im Jahr, vor dem Beginn des Semesters unternahmen die Forscher eine kurze Kreuzreise auf einem Schiff, das sie selbst konstruiert hatten, und welches jedes Jahr verbessert wurde. Auf einem solchen bin ich gewesen, wie jedes Jahr, als ich mich abseilte. Vielleicht war dieses Beiboot auch genau für mich so konstruiert worden, dass ich am 05.10.2014 18:26 MEZ mich abseile und ins Ungewisse treibe. Ich kann nur sagen, dass es mir nie besser ging, als allein auf dieser Insel, ohne Menschen und nur der unendlichen Langeweile ausgesetzt.

Als ich am Morgen erwachte hatte ich Lust schwimmen zu gehen. Was blieb mir sonst auch auf dieser acht Quadratmeter großen Insel übrig. Ich kam mir, während ich ins Wasser stieg wie ein reicher Millionär und Nobelpreisträger vor, der sich aus dem öffentliche Leben zurückgezogen hat, das Denken eine Stufe zurückgestellt und jeden Morgen einige Runden in seinem Swimming Pool zurücklegt. Ich allerdings ließ mich einfach auf dem Wasser treiben. Die Wellen trugen mich hinaus. Als ich das bemerkte, schwamm ich zurück zum Strand, der sich bereits in einiger Entfernung befunden hatte. Ich legte mich an den Strand, schaute den Fischen dabei zu wie sie umhertrieben und versank in meine eigene Finsternis, in die Gedärme meines Inneren, worin sich ein Haufen an glatten Flächen, Funktionierendem und Scheiße befand, Morast und unendlicher Schleim, der sich solange weiter produzieren würde, bis ich stürbe und dem restlichen Viech zur gerechten Nahrung zukäme, und den ich wieder vergessen würde, sobald ich die Augen öffnete und aus meinen Träumen in die Wirklichkeit zurückkehrte.

Ich stellte ziemlich schnell fest, dass in regelmäßigen Abständen Schiffe an der Insel vorbeifuhren. Da ich jedoch noch einiges an Vorrat hatte, wollte ich das Einsiedlerdasein noch eine Weile auskosten. Jeden Morgen schrieb ich einen Vers in die Ebbe, den die Flut immer wieder mit sich nahm. Ich buddelte meinen Kompass aus dem Sand, um ihn wieder ins Meer zu werfen. Sobald mich die Gedanken an meine eigenen Gedärme heimsuchte, begann ich mir Fouriertransformationen vor dem inneren Auge entstehen zu lassen und bald darauf sah ich Automobile, in denen ich saß, und fern sah, während mir ein weiblicher Roboter den Rücken massierte, wie ein Höhlenmensch zählen lernte, um nicht von seiner eigenen Angst heimgesucht zu werden. Zählen stellte ich fest, war überhaupt die beste Methode, um vergessen zu können. Und ich zählte wie ein Taschenrechner ohne Mantel.

Eines Tages muss mich eines der vorbeifahrenden Schiffe gesehen haben, als ich auf einen der Bäume geklettert war. Eigentlich hatte ich dies gemacht, um von oben hinunterzuspringen. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe, wahrscheinlich aus Langeweile. Für einen Selbstmord war der Baum viel zu niedrig, und so brach ich mir nur ein Bein, was mir der Seearzt auf der Steal dann auch versicherte. Weil da bin ich aufgenommen worden.

Ich flanierte drei Tage lang auf dem Deck der Steal entlang als wäre ich Jesus Christus. Seit meiner Zeit auf der Insel, muss meine Nase sensibler geworden sein, denn ich konnte den Geruch der Menschen auf diesem Schiff überhaupt nicht mehr ertragen. Selbst wenn ich einen durch ein Fenster sah oder er hinter der Stahlwand ging, schien sein Geruch zu mir durchzudringen. Je mehr ich mich bewegte, desto besser erging es mir. Die Matrosen deuteten mein ständiges Erbrechen als Seekrankheit. Ich verachtete sie bei mir im Grunde, und vermied es mit ihnen zu sprechen.

Wie sich herausstellen sollte, befand ich mich auf einem Kaufmannsschiff unter der Führung des Kapitäns Dr. Lutger, der auch mal ein mittelmäßiger Historiker gewesen ist. Mir blieb wegen meiner Übelkeit gar nichts anderes übrig als mich die meiste Zeit des Tages in mein kleineres Zimmerchen zurückzuziehen und zu schlafen. Nie verspürte ich eine größere Sehnsucht zu sterben als unter der Führung Dr. Lutgers auf dieser Steal, dessen Besatzung in einer Sprache mit einander kommunizierte, die ich nicht im Mindesten verstand. Auch die Sitten dieser Mannschaft wollte ich nicht näher unter die Lupe nehmen, nachdem ich einmal gesehen hatte, wie sich die ganze Mannschaft an Deck versammelt hatte und um einen Keks herum onaniert hatte. Ich hatte eigentlich einen Termin mit dem Arzt und wollte ihn um etwas zu schreiben bitten. Aus der Ferne hatte er mich gesehen, während er seinen Orgasmus hinauszögerte wie ein Pornostar, und mir zu gewunken. Da war ich rasch in mein Zimmer zurück gerannt.

Bald war es mir auch nicht mehr möglich zu schlafen, weil ich nichts mehr träumte. Erst träumte ich nichts mehr und dann konnte ich nicht mehr schlafen. Ich suchte gegen meinen Willen den Schiffsarzt auf. Er grinste, als ich ihn fragte, ob er etwas gegen meine Schlaflosigkeit wisse. Während er immer wieder versuchte nach meinem Genital zu schnappen, erklärte er mir, dass die ganze Mannschaft unter Schlaflosigkeit leide. Immer wenn ich ihm zuzuhören versuchte meine Nase verschließend versuchte er meine Aufmerksamkeit dazu auszunutzen nach meinem Glied zu schnappen und ich musste immer wieder rasch zur Seite springen, sodass aus unserem Gespräch eine Art von Tanz wurde, als sähe man Diskothekenbesucher im Stroboskopenlicht zu. Er teilte mir mit, dass die ganze Mannschaft schreibe, um gegen das Elend vorzugehen. Er händigte mir einige Bögen Papier aus, die ich ihm rasch entriss. Dann verschwand ich wieder in meinem Zimmer. Dann begann ich zu schreiben.

Mit dem Schreiben wurde alles noch viel schlimmer. Irgendwann, ich verlernte Tag und Nacht zu unterscheiden, weil das Licht die ganze Zeit über hell erleuchtet war, riss mich das Geräusch von Trommeln und Fanfaren aus einem dämmrigen Zustand, in dem ich jetzt meinen Schlaf nachzuholen versuchte. Die Mannschaft veranstaltete einen Umzug, plärrte durch das Schiff und legte an verschiedenen Orten Kränze ab. Bald war das Geräusch verschwunden, dann tauchte es wieder auf. Als es still wurde lagen sie alle auf einem Haufen nackt beieinander und stanken undefinierbar und röchelten.

Auf gut Glück sprang ich ins Wasser. Manches ist einfach ganz und gar unerträglich. Wie ich feststellen musste, war es Nacht. Bei meiner Landung brach ich mir erneut ein Bein, und ich musste feststellen, dass sich die Steal gar nicht mehr auf dem Wasser befand. Jedenfalls war es finstere Nacht. Auf einem Steg, über den ich humpelte nach der Suche nach irgendjemand, der mir helfen könnte, stolperte ich über verstreut herumliegende Körper von schlafenden Menschen, die auf irgendeine Weise am Festzug der Steal teilgenommen haben müssen. In der Ferne leuchtete ein gigantisches Gebäude. Ich humpelte über die Stinkenden hinweg auf das Licht zu wie in einer romantischen Geschichte.

Das Haus war ein Stein, geschätzt mehrere hundert Meter hoch, über der Tür hing ein Schild, worauf stand „Eintritt nur für Hinkende“, darunter ein blinzelnder Smiley in neongelber Leuchtfarbe. Das mit dem Hinken traf sich gut. Ich ging durch die Tür hindurch, die von niemandem bewacht wurde. Drinnen schien ein grelles Licht und erfüllte einen meterhohen Raum, in dessen Mitte ein Brunnen plätscherte, das einzige Geräusch und die einzige Bewegung, abgesehen von dem Licht in diesem Entre.

Das ganze Gebäude war von einem merkwürdigen Sirren erfüllt. Es erinnerte mich an den Ton, den ich in den Tagen auf dem endlosen Ozean vernommen hatte, nachdem ich das Kreuzfahrtschiff verlassen hatte, den ich damals aber für eine Art von Tinitus gehalten hatte. Hier nun war dasselbe Geräusch, als lägen sich verschiedene Frequenzen übereinander und führten einen kleinen Krieg in der Luft. Ein Arzt war nirgendwo zu sehen, überhaupt auch sonst kein Mensch. Mein Gips war ebenso gebrochen und bröselte allmählich ab wie mein Bein, dachte ich. Den hauptsächlichen Geruch, den ich vernahm war der Geruch von Öl, der mir einigermaßen erträglich vorkam. Niedergeschlagen und mit Schmerzen im Bein setzte ich mich auf eine Bank, und kam mir vor wie ein Mensch am Nordpol, irgendwo auf einem Gletscher des Eismeeres sitzend und sich in der Nase bohrend, weil es da trotz der erhabenen Aussicht noch immer juckte.

In der Nähe befand sich ein Bildschirm, der flimmerte. Ich trat auf denselben zu, nachdem ich eine geschätzte Ewigkeit auf der Bank geschlafen hatte. Während ich befürchtete, dass mein Bein mit jeder weiteren Minute unwiederbringlich entstellt verwachsen würde, drückte ich einen Knopf an einem Gerät und Bilder erschienen auf dem Bildschirm. Ich fand ein paar Controller und nahm einen in die Hand. Wie es sich bald herausstellte, war das Spiel eine mir bis dahin unbekannte Version von GTA. Auf dem Bildschirm war ich selbst zu sehen, wie ich vor einem Bildschirm stand. In der Hand trug ich jedoch keinen Controller sondern eine Motorsäge. Mit dieser rannte ich behäbig einige Schritte durch dieses Gebäude der Hinkenden. Alles war ganz genau so wie in der Wirklichkeit, auch der Brunnen plätscherte, immer mit ein paar Sekunden Verspätung. Ansonsten war alles still und kein Mensch war da außer mir, der sich mit einer Kettensäge bewaffnet durch einen Supermarkt schleppte. Ich schaute mir ein bisschen den Hausplan an, und tötete zunächst die Menschen denen ich am Ausgang der Steal begegnete, die gerade aufzuwachen schienen und die ganze Crew, was mir eine ungeahnte Freude bereitete. Dann als ich tatsächlich niemanden mehr finden konnte, keine Menschenseele, tötete ich mich einige Male selbst, indem ich wiederholt auf das Hausdach des Gebäudes hinauflief und mich in die Tiefe stürzte. Als das auch langweilig wurde, legte ich den Controller beiseite und schaute sinnlos umher.
Irgendwann war ich noch einmal zum Schiff gegangen, um nachzusehen, ob da ein Mensch war, sah ich nur Blut. Auf dem Steg, auf der Steal und ich hielt meine Nase in das Blut hinein, weil es nach nichts roch.

Zwischenzeitlich sah ich mich wie selbstverständlich als Eigentümer des Hauses der Hinkenden, wo ja auch das ganze Haus seinem Namen nach so gut als Zeichen meiner körperlichen Verfassung herhalten konnte. Und so hinkte ich durch meinen Komplex, allein ohne Freund und Haustier. Täglich ging ich durch meinen Supermarkt und sondierte. Mit der Zeit lernte ich in den Winkeln und Fugen des Komplexes allerlei Viech sehen. Merkwürdig gestaltete Würmer und glitschige Dinger, kleine Pflanzensporen, die mir immer mehr ans Herz wuchsen. Ich sah sie neben den tausenden von Blättern die ich sinnloserweise vollschrieb, als meine rechtmäßigen Nachkommen an. Nach und nach brannten auch die Glühbirnen durch, es wurde zunehmend finster. Ich rollte auf Schreibtischsesseln durch die Gänge, die Haare steil nach oben stehend, wusch mich am Brunnen, dessen Wasser nicht zu enden schien und cremte mich mit Sonnencreme ein. Ich sprach mit den Käfern und teilte ihnen mit, dass sie sich nicht zu fürchten bräuchten, weil sie im Gegensatz zu einem wie mir auch ohne Licht, Wärme und solche Energie überleben könnten. Aber das schienen sie bereits zu wissen. Manchmal streichelte ich einen Wurm und manchmal aß ich einen Käfer. Ich rannte nackt durch das Gebäude und setzte mich in einen Aufzug, kauerte und versuchte zu weinen. Das ging nicht und ich lachte, und freute mich einfach daran zu leben, wenn man das noch so nennen konnte.

Als der Strom ausgefallen war, lag ich einige Tage auf dem Rücken und schaute in die Dunkelheit. Vielleicht fehlte mir der Gestank, oder ich wollte Schauen, ob es auf der Steal noch Licht gab. Ich weiß nicht mehr genau, aus welchem Grund ich was tat. Es geschah einfach. So stand ich wieder auf dem Schiff und in der Ferne flackerten noch in vereinzelten Stockwerken die Lampen. Ich winkte meinem Eigentum zu und ging in mein Zimmer.

Ich wachte in der folgenden Zeit in verschiedenen Zellen auf, überall war es weich, ich konnte mich nicht bewegen und ein Mann schob mir das Essen durch einen kleinen Schlitz einer massiven Stahltür. Ich glaube ich schlug in dieser Zeit viele Purzelbäume und sang Lieder über meine Kinder, und über eine bessere Zukunft.

Dann sitze ich wieder auf jener Eisscholle im Gebirge, in meinem Zimmer auf der Steal in einer Diskussion mit Dr. Lutger über den Reichsbegriff Kaiser Karls des Großen begriffen, oder ich fahre in einem Cabriolet an einer Küste entlang, schmuse mit einem, trinke Champagner und höre Yeezus von Kanye West. Oder ich sitze wie jetzt hier an meinem Schreibtisch, im selben Raum, wenn gleich es auch ein anderes Zimmer ist, und lege diesen Bericht nieder, um dem Leser anzuzeigen, was mich veranlasst hat.

Vielleicht habe ich mir das auch alles nur eingeredet, denke ich. Mein Zimmer ist mein Zimmer und jetzt gleich werde ich Zähne putzen gehen und dann mich in mein Bett legen und schlafen. Ich sehe die Spinne, die in der Ecke meines Zimmers sitzt, höre meine Mitbewohner kichern und duschen und über Chemie sprechen, und ich höre den Brunnen rieseln, spüre wie ich innerlich bebe, mein Magen, das ganze Viech darin, der Kaffe, der Stollen von heute Nachmittag, die Drogen die ich konsumiert und es beschleicht mich eine kleine Angst, ich grinse.

Meine Mitbewohner klopfen nicht, es stinkt auch nicht. Ich sitze hier, und morgen habe ich auch nichts vor. Ich sitze hier und warte, und das ich mich selbst umbringen will, war natürlich auch nur ein Scherz von mir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Circulo,

es würde mich zuviel Mühe kosten, auch nur ansatzweise zu verstehen, was Du mit dieser Geschichte erzählen willst - aber vielleicht willst Du ja auch nur Verwirrung stiften.

Nur eines interessiert mich: Warum bringst Du im Vorspann ein Zitat aus einem meiner Gedichte? Ich habe nichts dagegen, bin nur neugierig, was Dich dazu bewog.

Gruß Ciconia
 

Circulo

Mitglied
Liebes Ciconia,

Texte von Dir, die ich gelesen habe, rühren zart ans Abgründige. Mit Dratge hast Du einen kleinen Schlehmil geschaffen. Dein Vers hat mich angesprochen. Es würde mir zu viel Mühe machen, darüber nachzudenken wie. :)
Verwirrung muss nicht gestiftet werden, sie ist. Denke nur an die jüngere Geschichte der Leselupe selbst, die Diskussion vor meiner Zeit hier um Fettauge, an der Du teilgenommen hast.

Beste Grüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Danke für die Auskunft, Circulo! Ein Leser, der sich in meinen Geschichten auskennt und sich angesprochen fühlt - das höre ich gern. Das erinnert mich, dass ich eigentlich längst die nächste Dratge-Geschichte schreiben wollte.

Gruß Ciconia
 



 
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