Das Entkommen auf der Treppe

BotX

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Jeder Tritt auf den Treppenstufen reißt aufs Neue ein tiefes Loch in die Stille, weshalb ich nicht selten zusammenzucke, während ich mich langsam aber stetig dem Licht über mir nähere, das frische Luft und einen Blick auf den klaren Nachthimmel verspricht. Mein Schritt beschleunigt sich in freudiger Erwartung.

Als ich schon glaube, einen kühlen Luftzug zu fühlen, der mein Gesicht umweht und mich dabei ahnen lässt, wie schweißverschmiert dieses sein muss, bemerke ich einen kleinen Mann, der im Grau des uns umgebenden Betons zuvor kaum zu erkennen war. Obwohl ich ihn nicht kenne und er keinesfalls sympathisch wirkt, überkommt mich der Wunsch, ihn zu grüßen und, wenn die Zeit es erlaubt, nach seinem Befinden zu fragen. Er scheint auch mich bemerkt zu haben, denn er hebt seinen Blick, der bis dahin starr auf den Boden gerichtet war und beginnt, mich regungslos zu mustern. Ich unterdrücke den Drang, etwas zu sagen, wohl zu gleichen Teilen aus Anstand und Schüchternheit und setze meinen Weg fort, ohne zu wissen, ob sein Blick mir folgt, während ich die restlichen Stufen nehme.

Der letzte Schritt kostet mich fast unaufbringbare Überwindung, ist er doch ein Verrat an der kalten Gleichgültigkeit der Treppe.
 



 
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