Das Erbitten (gelöscht)

O

Orangekagebo

Gast
Intelligente Dialoge in gespenstiger Atmosphäre. Inhaltlich nicht zu bemeckern. Am Ausdruck solltest Du noch feilen.
Zuviel "Der Vampir", der "Glatzkopf" usw.

Was mir nebenbei aufgefallen war:

Brodelle in der Stadt (wohl Bordelle)

eurer verwesendes Fleisch (wohl euer)

Blut begann dem einmal aufschreienden über den weißen Kragen zu laufen
(Noch während des Aufschreis schoss das Blut heraus ...)

Ein bisschen szenischer schreiben, damit es "passiert" (siehe Blut begann dem ....)

Hab ich gern gelesen.

Gruß, orangekagebo
 
O

Orangekagebo

Gast
übrigens meinte ich "gespenstischer" Atmosphäre (zu spät gemerkt, den Fehlerteufel)
 

jon

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Teammitglied
Gute Idee, sehr gute Struktur, zu wenig Atmosphäre und trotz eines deutlichen Gespürs für Stil (insbesondere was die Sprache Vladimirs angeht) allerlei stilistische Unsauberkeiten, die (mich sehr) stören. Zum Beispiel zerhackst du im Eingang, wo Atmosphäre erzeugt werden soll, das Schummrige durch die vielen Absätze in lauter kleine kantige Splitter.


Wer ist Oliver?


Details:

**** Seit langer Zeit wurde die Villa von diesem alten Wesen bewohnt, welches durch seine blutigen Untaten eingegangen war in schreckliche Legenden. Ein Herrscher, ein Tyrann aus einer längst vergangenen Epoche, welcher den Untergang seines Reiches überlebte und sich an diesen Ort zurückgezogen hatte.

Das kling, als seien das Wesen und die Villa etwa von gleichem Alter. Dann kommt eine Aussage, die nicht dazu passt – der Kerl stammt aus längst vergangenen Epochen (also so 1000 Jahre her oder so), da gab es die Villa bestimmt noch nicht. Zumindest nicht als Villa.

Zeitfehler: "überlebt hatte" statt "überlebte".


**** Er genoss seine Position auch noch jetzt, selbst wenn keine Menschenmassen mehr vor ihm knieten, sondern nur noch wenige sich vor seiner Macht in den Staub warfen. Denn wenn es sein musste, es die Umstände ganz einfach nicht anders zuließen, war er bereit sich mit dem zufrieden zu geben, was sich ihm anbot.

…und was ist in den viiiiiiiielen Momenten, da niemand vor ihm kniet oder im Staub liegt? "Wenn" markiert einen konkreten Zeitpunkt – haargenau der, wenn die Leute knien oder liegen.
Welche Position? Früher war er Herrscher, und heute?
Komma nach „bereit"
Es ist ein Unterschied, ob jemand damit zufrieden ist, was sich ihm bietet (das wüde auf Vladimir zutreffen) oder was sich im anbietet. Das erstere heißt: Da steht eine Frau, ich nehm sie mir mal schnell. Das andere heißt: Da steht eine Frau und sagt "Nimm mich!", also nehm ich sie.


****Und so saß Vladimir auf einem ausladenden Holzsessel aus dunklem Holz und roten Polstern, einem gewaltigen und bis zum letzten gefüllten Bücherregal hinter und einem Bittsteller vor sich, mit welchem er an seinem Arbeitstisch saß.

Das steht: Und so saß er auf einem Sessel, einem Bücherregal und einem Bittsteller. (oder: Er saß auf einen Sessel aus Holz, Polstern, Bücherregal und Bittsteller.)
So, wie das Bücherregal hinter ihm ist, ist nicht der Bittsteller sondern der Schreibtisch vor ihm – ACHTUNG beim Vermischen von Perspektiven.


**** An die Scheibe des Fensters prasselten kontinuierlich Regentropfen. Es war eine sehr angenehme, Atmosphäre schaffende Nacht. Das gefiel Vladimir und wirkte sich auf seine Laune aus.

Ganz schlimmer Fehler: Was bitte ist eine "Atmosphäre schaffende Nacht"? Erstens musst DU die Atmsophäre schaffen und zwar indem du beschreibst, was für eine Atmosphäre IN dieser Nacht herrscht. Außerdem gibt es IMMER eine Atmosphäre – eine helle, eine nüchteren, eine gruslige, eine neblige, eine wohlige … um welche geht es hier? ZEIG es, behaupte es nicht (und erst recht nicht so nichts sagend).
Schlimmer Fehler: Na klar wirkt es sich auf seine Laune aus. Nur wie?

Unreinheiten, die aber für die Stimmung wichtig sind:
Regen prasselt, das erzeugt einen Geräuschvorhang. Regentropfen schlagen alle einzeln an die Scheibe, das erzeugt eine - wenn auch dichte – Kette einzelner Laute. "Kontinuierlich" klingt viel zu mathematisch für die von dir angestrebte Athmosphäre.
Sie prasseln nur an die Scheiben? Wieso machen sie um den Holzrahmen und die Fensterstege einen Bogen?
Nur das Regenprasseln als "es war eine angenehme Nacht" reicht nicht – zeig mir die angenehme Nacht! Scheint der Mond blass durch die Wolkendecke? Ist es stockschwarz draußen? Gibt es Straßenlaternen, die nicht gegen den dichten Regen ankommen? Und: Wie nimmt Vladmir das alle von drinnen (wo er ja ist) wahr? Mag er die Wärme des Kamins? (Unwahrscheinlich.) Hat er ein Fenster auf, damit er den schönen modrigen Geruch von Regen auf Herbstlaub riechen kann? Oder mag er diesen Geruch gar nicht? … Das sind nur so einige Ideen – vesetz dich mal in seine Lage und ZEIGE dem Leser, warum Vladimir diese Nacht so angenehm empfindet!



***Es herrschte absolute Ruhe im durch Kerzenlicht erleuchteten Raum, wenn man von dem Herzschlag des kahlköpfigen Mannes absah, von dem ein für Menschen nicht direkt wahrnehmbarer aber für Vladimirs Nase durchaus penetranter Schweißgeruch ausging.

Typische Schachstelle: Zu langer Kettensatz, der einen zwingt, mit einem Atemzug drei Zeilen zu lesen. Und so viele Infos, wie da drin stecken, hat man den Eindruck, du müsstest sie ganz schnell loswerden, um ja in der Story vorwärts zu kommen. Dabei ist beim Atmosphäre-Schaffen das Wirkenlassen der Details sehr wichtig.

Ruhe und Stille sind zwei verschiedene Sachen – du meinst hier wohl eher Stille. "Absolute Ruhe" klingt zu mathematisch, ist eine Behauptung (, die nicht mal stimmt: Der Regen prasselt).

Wie bitte könnte ein Mensch diesen Schweißgeruch "indirekt wahrnehmen"? Geht nicht, bzw ist in dieser Situatio nirrelavant (, es ist ja kein olfaktorisches Labor hier). Also ist "direkt wahrnehmbar" eine leere Aussage …


****„Du darfst sprechen.“, erklärte Vladimir schließlich mit leiser Stimme und machte eine Handbewegung.

Kein Punkt hinter „sprechen“.
Was für eine Handbewegung? Zeigt er dem Glatzkopf einen Vogel? Nein im Ernst: Etwas genauer, damit man es sehen kann.


***„Danke, ich…“
„Du darfst sprechen…“, unterbrach ihn Vladimir. „Wenn dir klar ist, dass du hier in meinem Haus für jedes Wort, das dir über die Lippen geht, sterben könntest. Dein Leben liegt hier gänzlich in meiner Hand. Wenn dir das bewusst ist und du die Tragweite begreifst, dann darfst du sprechen.“

Leerzeichen nach "ich" und "sprechen". Statt Vladimir. „Wenn muss es stehen: Vladimir, „… wenn



*****Der nicht besonders große aber schon äußerst alte Glatzkopf in dem weißen Anzug saß mit offenem Mund da. Vladimir konnte nicht schätzen, wie alt dieser Mensch wirklich war. Er gab sich nicht gerne mit solch zerfallenden und dennoch lebendigen Personen ab. Vladimir legte Wert auf Ästhetik und so war dieses faltige Gesicht eine Beleidigung für seine scharfen Augen.


Moooment! Der urururururururalte Vladimir denkt "der äußerst alte Glatzkopf"? Unwahrscheinlich. Als so uraltes Wesen sollte er trotz Desinteresse eine Vorstellung davon haben, wie alt Menschen sind, die so aussehen, wie der Typ aussieht. Ach und übrigens: Der Kerl hat mit knapp 50 eine soooo faltiges Gesicht, dass der urururururalte Valdimir ihn für "äußerst alt" hält? Wann und wo bitte spielt die Geschichte?

Es wirkt komisch, dass der GlatzKOPF nicht besonders groß, faltig und in einen weißen Anzug gekleidet sein soll. Ich weiß, man nimmt im Alltag "Glatzkopf" gern als Synonym für den "Glatzköpfigen" – aber das hier ist Literatur, da sollte man etwas sorgfältiger vorgehen.

„Wert auf Ästhetik legen“ heißt NICHT automatisch, dass der faltige Kopf abstoßend wirkt. Das heißt: Das "und so war" ist nicht richtig. Richtig wäre sowas: "Dieses faltige Gesicht beleidigte Vladimirs Sinn für Ästhetik."


****Wäre es nicht so eine schöne Nacht, hätte er sein Gegenüber längst getötet.

Zeitfehler: Wäre es nicht ein so schöne Nacht gewesen



(Mehr folgt… )
 
Hallo Infernus,

der Text ist ganz ok, aber irgendwas stimmt nicht. Auf den ersten Blick kommt er mir zu lang vor, viel zu lang. Zwar sind die Dialoge schön geschrieben, aber es scheint dabei kaum etwas zu geschehen, auch erfährt man kaum etwas, was über die Einleitung hinausgeht.
Zum Schluss habe ich auch Probleme mit der Pointe - gibt es eine, außer dass der Glatzkopf umgebracht wird, weil seine Bittstellung zu schwach war? Wieso muss er extra betäubt werden, wenn der Vampir ihn doch eh leichtens umbringen könnte. Und selbst wenn es einen Konflikt zwischen Oliver und dem Obervampir geben sollte, der aber nicht klar wird, bleibt trotzdem unklar, weshalb er sie beide, den Glatzkopf und den Obervampir belogen haben sollte.

ganz wichtig: - die Charaktere des Glatzkopfs ist viel zu schwach, wirkt belanglos
- ein Konflikt muss her, der die Geschichte rechtfertigt

Soweit mein Eindruck,
mit freundl. Grüssen
Marcus
 

jon

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****Vladimirs Stimme wurde bedrohlicher und er zeigte dabei seine spitzen Eckzähne.

„Er tat dies und dabei das“ heißt, das beides zusammenhängt, wenigstens den selben Handlungsträger (das selbe Subjekt) hat. „Er gähnte und zeigte dabei seine Reißzähne.“ „Er goss sich Wein ein und erzeugte dabei ein gluckerndes Geräusch.“ Wenn man die Stimmfarbe ändert, hat das aber nichts mit den Zähnen zu tun. Vor allem tut es nicht der selbe – die STIMME wird bedrohlich, und VLADI zeigt die Zähne. Richtig(er) wäre „Vladmir verlieh seiner Stimme einen bedrohlichen Klang und er zeigte (dabei) seine spitzen Eckzähne.“ oder "Vladmirs Stimme wurde bedrohlicher und der Vampir zeigte (gleichzeitig) seine spitzen Eckzähne."


****„Ich…ich bin hier, weil ich Euch um einen Gefallen bitten möchte.“

Man bittet einen annähernd Gleichgestellten um einen „Gefallen“ (oder sarkastisch jemanden, dem man es eigentlich befehlen könnte). Stell dir vor, im Mittelalter tritt ein Page vor den König – er würde nicht sagen „Sire, würdet Ihr mir einen Gefallen tun?“ sondern „Hättet Ihr die Gnade, mir diese Bitte zu erfüllen?“ Oder stell dir den Achtklässler vor, der vor seinen (strengen) Schuldirektor tritt: „Würden Sie mir den Gefallen tun und mal mit meinem Klassenlehrer über seine Notenpraxis reden?“ Unmöglich!


**** Gerade wollte der Mann darauf antworten, da brach ihm der Vampir ins Wort.

„Ins Wort brechen“ ist extrem ungewöhnlich, fühlt sich – vor allem in diesem Stil-Umfeld – falsch an. „Er fiel ihm ins Wort“ ist die bessere Formulierung.


****„Nein, bitte. Es kommen so viele Würmer zu mir, weil sie um irgendetwas betteln wollen. Doch eigentlich ist es immer das Gleiche. Hunderte, die winseln, aber nur eine Handvoll Wünsche, die ausgesprochen werden. Ich möchte raten, was ich für dich tun kann. Geht es um Geld?“

Ausrufezeichen nach „bitte“ – er fällt dem Glatzkopf ins Wort, das passiert schon etwas heftiger als mit Punkt.
Den Satz mit den unausgesprochenen Wünschen versteh ich nicht. Das ist zwar ein nettes Gedankenspiel, aber an dieser Stelle? Der Glatzkopf ist doch grade dabei, seinen Wunsch auszusprechen (und die anderen Würmer taten es offenbar auch) – wie kommt Vladi da also jetzt drauf?
„Was ich für dich tun kann“ ist auch so eine moderne Floskel, die sich in unserer (angeblichen) Dienstleistungsgesellschaft eingebürgert hat. Ein Herrscher (der König) wird nicht fragen, was er für den Wurm (den Pagen) tun kann, sondern sich (leicht genervt) erkundigen, was der Page ihm da „abverlangt“. Ok, Vladi lebt heute und hat sich angepasst, vielleicht sagt er den Satz tatsächlich – natürlich nicht ohne ironischen Unterton.


****Still schüttelte der Mensch den Kopf und Vladimir verlor die Lust an dem Spielchen. Er verzog den Mund.

Wenn jemand „still den Kopf schüttelt“, dann entsteht in mir das Bild eines Niedergeschlagenen, Traurigen oder auch eines seelig Lächelnden, der Worte zu laut findet. Hier schüttelt der Kerl aber einfach nur so den Kopf – als Antwort. Ich würde das „still“ streichen.


*** Es dauerte etwas, da der Mensch scheinbar seine Worte sorgfältig aussuchte. Ein durchaus kluges Handeln.

„Scheinbar“ heißt, es sieht nur so aus, ist aber anders. Du meinst wohl eher „anscheinend“ (es sieht so aus, kann aber auch anders sein) oder „offenbar“ (man sieht, wie es ist).


***„Ich bitte Euch darum, mich zu verwandeln.“
Vladimir hörte den Satz, verstand aber nicht ganz, bis er zum zweiten Mal darüber nachdachte.

Woher diese Begriffsstutzigkeit?
So läuft das nicht ab: Man denkt über einen einfachen Satz (zumindest in diesem Ablauf – was anderes sind Aphorismen oder Gelesenes) nicht „ein-, zwei- und dreimal“ nach. Es entsteht auch keine „Lücke“, die du mit dem „bis“ andeutest. Viel wahrscheinlicher ist dieses:
„Ich bitte Euch darum, mich zu verwandeln.“
Vladimir verstand nicht sofort. „Dich zu …?“ Er begriff und brach in schallendes Gelächter aus.


**** Seine Reaktion war lautes Gelächter, das durch die Villa hallte und seine Diener, egal ob Mensch oder Vampir, aufhorchen ließ. Sie wussten, dass ihr Herrscher selten, so aus vollstem, nicht mehr schlagenden Herzen lachte.

Hier wechselst du die Perspektive – du erzählst die ganze Zeit mit der „Kamera, die auf Vladimir gerichtet ist, und aus Vladimirs Kopf/Blick heraus“, jetzt sieht man im Film plötzlich die Diener. Mehr noch: Man sieht quasi in ihre Köpfe. Prinzipiell kann man das machen, aber dann sollte es ein deutlich öfter genutztes Mittel sein. Hier würde ich aber vorschlagen, es zu streichen, weil es für die Geschichte unwichtig ist.


******Plötzlich schlug der Glatzkopf auf die Tischplatte …

Das liest sich, als kippe der Kerl vornüber und schlüge mit dem Kopf auf den Tisch. Und: Ich würde den Typen (auch) aufspringen lassen.
An dieser Stelle habe ich plötzlich ein kleines Logik-Problem: Der Glatzköpfige ist bisher recht unterwürfig dargestellt worden, er explodiert mir hier zu schnell. Vor allem aber müsste er meiner Meinung nach diesem Ausbruch und Vladis Reaktion sofort wieder den Kopf einziehen, statt „Das ist kein Witz!“ nachzuschieben. Er könnte allerdings auf den Tisch hauen und gleichzeitig „Das ist kein Witz!“ rufen.


*****… und Vladimir horchte nach dieser Ungeheuerlichkeit auf, fletschte aber gleichzeitig die Zähne.

Ne, nicht „nach“ – „bei“! Er horcht auch nicht auf, der erstarrt ob dieser Ungeeuerlichkeit. Andererseits kann man weder beim Aufhorchen noch beim Erstarren die Zähne fletschen – weder mit noch ohne „aber“ … Ich hab jetzt keine schnell greifbare Idee zur Lösung, aber ich bin ja auch nicht der Autor ;)

***“Das ist kein Witz von mir! Ich muss ein Vampir werden, sonst werde ich sterben!“

Mal ‘ne Frage unter uns: Muss er nicht auch sterben, UM Vampir zu werden? (Ich hatte erwartet, dass Vladi ihn darauf hinweist, aber das macht den Dialog natürlich etwas komplizerter.)
Das „kein Witz von mir“ klingt unecht und zu lang für einen wütenden Ausruf.


****Der Mann sprang auf und stütze sich mit beiden Händen am Tisch ab. „Wollt Ihr dass ich flehe?“ Eine verzweifelte Handlung.

Ach so, er springt hier auf …
Aufspringen ist eine „Angriffsreaktion“ (man vergrößert sich optisch, um den Gegner einzuschüchtern) – das ist keine verzweifelte Handlung. Erst recht nicht das Vorbeugen (Hände aufstützen erzeugt Vorbeugen). Auch die Frage „Wollt Ihr, dass ich flehe?“ ist keine verzweifelte Frage sondern eine, die um Würde ringt. Verzweifelt wäre, wenn er statt zu fragen, tatsächlich flehen würde – auf die Knie fallen, die Hände heben und sagen „Ich flehe Euch an!“


****„Nein.“, antwortete Vladimir. „Mir steht heute Nacht ganz einfach nicht nach Wimmern und Weinen.

„Mir steht der Sinn nicht nach Wimmern“, heißt eher „Ich will nicht wimmern“ als „Ich mag kein Wimmern hören.“ Richtiger wäre: „Mir steht nicht der Sinn nach Gewimmer“ und eindeutiger: „Mir steht nicht der Sinn nach deinem Gewimmer“.
Missverständnisfalle durch „ganz einfach“: Der Glatzkopf hat ja auch nicht gewimmert und geweint – das kann also nicht der Grund für Vladis (Noch-)Nicht-Zusage sein. Anders wäre es mit: „Nein“, antwortete Vladmir, „nach Gewimmer steht mir heut nicht der Sinn.“ (Ich kann nicht erklären, warum dieses „ganz einfach“ diesen Unterschied macht, aber ich habe ihn auch nach mehrmaligen Durchgehen des Satzes nicht „weglesen“ können.)


*** Ich bin sehr sparsam damit, die Blutsegnung zu verteilen, eben weil sehr wenige es würdig sind. Doch niemals würde ich sie einem Schwächling gewähren, der auf Knien vor mir herumrutscht.“

Das ist aber eine andere Antwort (als „ich steh nicht auf Gewimmer“) auf die Frage, ob der Kahlköpfige flehen soll …


**** Der Glatzköpfige verstand das nicht, was seine Angst nur zu vergrößern schien. „Was soll ich dann tun?“

Was ist daran nicht zu verstehen? Und: Ob er es versteht oder nicht ist für die Story belanglos – er hat in beiden Fällen Angst, dass seine Bitte abgelehnt wird, und fragt, was er (statt dessen) tun soll, damit sie erfüllt wird.


****Vladimir seufzte.
„Du weißt es nicht? Ich bin heute großzügig und werde versuchen, es dir einfacher zu machen. Wenn ich einen Vampir erschaffe, begründe ich das Dasein eines vollwertigen Mitgliedes meiner Art und nicht das eines Dieners oder Hundes. Natürlich gibt es eine klare Rangordnung, dennoch bringe ich jedem Vampir, egal wo er steht, Respekt entgegen. Doch wie soll ich ein Gefühl von Gleichwertigkeit empfinden, wenn ich einen jammernden Greis vor mir habe? Ich würde damit das Erbe meiner Rasse besudeln. Und das kann ich mir, da ich so eine hohe Position einnehme, doch nicht anlasten lassen.“

Moooment mal! Das ist doch nicht die Antwort auf die Frage „Was soll ich tun?“!


****„Ihr werdet mich nicht verwandeln?“
„Wahrscheinlich nicht.“, nickte Vladimir. „Du musst verstehen, wie die Dinge jetzt für dich stehen. Vielleicht kannst du mich in den nächsten Minuten ja doch überzeugen, was an ein Wunder grenzen würde, doch ich will die Möglichkeit nicht einfach ausschließen.“
„Und wenn ich das nicht kann?“

Der Glatzkopf war vorhin so dreist, auf den Tisch zu hauen und aufzuspringen und damit Vladi (symbolisch) anzugreifen – sooo wichtig ist es ihm, ein Vampir zu werden. Jetzt, da Vladi erklärte, dass er Unwürdige nicht verwandelt, müsste er krampfhaft versuchen, zu beweisen, dass er würdig ist. Vorschlag:

… nicht einfach ausschließen.“ Der Vampir breitete die Arme aus und lächelte. „Also, überzeuge mich!“


**** Der Vampir in dem offenen schwarzen Hemd, dessen Körper ewig das Alter eines Dreißigjährigen behalten würde, breitete die Arme aus und lächelte. „Also, überzeuge mich!“

Kleines Bezugsproblem: Das Hemd einen dreißigjährig aussehenden Körper?
Für eine Kleidungs- und Aussehensbeschreibung ist es zu spät – der Leser hat sich längst ein Bild gemacht und wird nun verwirrt.


**** Der kahlköpfige Mann ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und sein Mund zitterte.
„Die letzten zwanzig Jahre stand ich in Euren Diensten und habe immer meinen Tribut gezahlt.“

Jetzt, da er die Chance hat, zu kämpfen, etwas zu tun für sein Ziel, wird er weinerlich? Nicht dieser Typ!


*****Der Mann knirschte mit den Zähnen.

Zähneknirschen ist gemeinhin ein Synonym für Wütendsein – eben war er aber noch sehr weinerlich.
 



 
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