Das Firefighting System

casagrande

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Das Firefighting System.


Zu den am besten geschützten Anlagen gehören die so genannten Tankfarmen der Ölindustrie. Für diese Bauteile gelten die Vorschriften der Raffinerien, für die, nach einigen verheerenden Bränden, detaillierte Maßnahmen vorgesehen sind. Sie sollen die das Ausbrechen von Feuer verhindern und im Unglücksfall das Bekämpfen möglich machen. Die Gewalt einer Feuersbrunst ist in einer konzentrierten Anordnung von Ölbehältern, die in der Sprache der Pipeliner Farm genannt wird, unvorstellbar. Selbst die genannten Vorsichtsregeln sind bei einem Störfall, der zu einem Brand führt, nur insofern nützlich, als sie die Anzahl der Toten und Verletzten reduzieren.
Die Tankfarm im Zuge der Transalpinen Pipeline von Triest nach Ingolstadt in Walfelden war ein Zwischenlager. Es bestand aus sechs oberirdischen Rundbehältern von jeweils dreißigtausend Kubikmetern. Diese gigantischen Stahltonnen waren auf Kieslagen fundiert, die wiederum in Trögen angeordnet waren. Das sollte die Kontamination des umgebenden Erdreiches bei einem möglichen Leck verhindern. Soweit die Technik.
Die Bauzeit für das Lager war äußerst kurz, bedingt durch die Tatsache, dass die Investition aus steuerlichen Gründen bis zum Ende des Fiskaljahres getätigt werden musste. Jedermann wusste, dass diese Pipeline nicht gebraucht wurde, die vorhanden Kapazitäten ausreichten. Wegen der veränderten politischen Situation waren die Gasimporte aus den früheren Sowjetrepubliken wesentlich günstiger geworden. Der Ölimport aus Nigeria über den Ölverladehafen Triest war längst nicht mehr interessant. Die geplante Pipeline musste aber gebaut werden, da entsprechende steuerliche Vorteile der Vergangenheit dies verlangten. Rückzahlungen in wesentlich höherer Summe als die Investition wären ansonsten die Konsequenz gewesen.
Die erwähnte Bauzeit führte dazu, dass der Bauablauf schon bald nach Beginn der Arbeiten chaotisch wurde. Bauteile, die gebrauch wurden, kamen verspätet, während solche, die zu einem späteren Zeitpunkt geliefert werden sollten, zu früh eintrafen. Es wurde Tag und Nacht gearbeitet, die Nerven lagen blank.
Nun wäre es normal gewesen, dass bei einem Bauwerk, das eigentlich nicht gebraucht wurde und dessen Inbetriebnahme zweifelhaft war, die Qualitätsstandards nicht allzu streng ausgelegt würden. Die auf dem italienischen Streckenabschnitt liegenden Ausführungen waren durchaus unter diesem Aspekt gebaut worden.
Dort herrschte die Maxime: „Gesetze sind dazu da, um interpretiert zu werden!“ Ein italienischer Ingenieur wunderte sich über die Klagen der deutschen Baufachleute über die strengen Auflagen mit der Bemerkung:
„Wenn Sie unsere Gesetze hätten, dann könnten Sie überhaupt nichts mehr bauen. Aber Dank der fünfzigjährigen Praxis, die wir mit diesen Gesetzen inzwischen haben, haben wir keine Probleme damit!“
Die örtliche Bauaufsicht in Walfelden saß uns mit Argusaugen im Nacken. Jedwede Vorschrift war zu beachten, jeder noch so blödsinnige Paragraph einzuhalten. Wir schafften mit größter Mühe und mit letztem Einsatz die termingerechte Fertigstellung. Mit einer Ausnahme. Das Firefightingsystem war nicht geliefert worden. Die Spezialfirma für die Wasserkanonen, die am oberen Rand der Behälter in ungefähr fünfzehn Meter Höhe in eigenen Türmen installiert werden sollten, konnte diese erst drei Wochen nach dem Fertigstellungstermin liefern. Eine Katastrophe war unvermeidlich. Damit konnte der Betrieb der Pipeline nicht aufgenommen werden, die Abnahme der Anlage war nicht möglich. Die gesamte Investition war sinnlos, die Steuervorteile zurück zu zahlen. Die Baufirma, die den Fertigstellungstermin garantiert hatte, war mit den Regressforderungen der Ölfirma von der Insolvenz bedroht.
In dieser prekären Situation entschloss sich der zuständige Bauleiter zusammen mit dem verantwortlichen Ingenieurkonsulenten zu einer „italienischen“ Lösung. Sie montierten in einer Nachtaktion zwölf Wasserkanonen von einer in Italien existierenden und in Betrieb stehenden Tankfarm im Einvernehmen mit dem dortigen Betriebsleiter ab. Diese platzierten sie leihweise in die vorhandenen Türme in Walfelden und am Morgen der Abnahme war alles perfekt. Natürlich waren die Kanonen nur pro Forma angeschlossen. Eine Probe der Wasserwerfer kam sowieso nicht in Frage. Der Druck des Wasserstrahls hätte verheerende Folgen, das Wasser darf nur im Katastrophenfall eingeschaltet werden. Für die Abnahme waren die Anzeigegeräte entsprechend manipuliert, alles lief bestens.
Nach der Inspektion wurden die Wasserwerfer in der Nacht wieder abgebaut und an ihren Originalplatz zurück geschafft. Sie hatten dort nur einen Tag gefehlt.
Die Lieferung der Kanonen erfolgte tatsächlich dreizehn Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme. In der Zwischenzeit war kein wirklicher Betrieb der Pipeline gewesen.
Die Leitung war später nie in Aktion, alle bürokratischen Hindernisse glücklich beseitigt, eine Bauruine perfekt erstellt.
 

Rainer

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hallo casagrande,

würdest du bitte nochmal über den text gehen, und ein paar rechtschreibfehler sowie überflüssige worte entfernen?
ein paar tage nach dem schreiben hat sich der text im kopf so weit gesetzt, daß es ein leichtes sein dürfte meinem anliegen nachzukommen.
und wenn du mich endgültig zufrieden stellen willst :), dann solltest du die verschachtelten sätze (vor allem im ersten abschnitt)entwirren - so wie der text hier steht, ist er für nichtfachleute nur schwer nachzuvollziehen.

gruß

rainer
 

casagrande

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Hi Rainer

Dank für den Hinweis. Habe versucht ein bißchen merhr Ordnung und Klarheit hinein zu bringen. Herzlich Casagrande
 



 
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