Das Flöz - 9 - Amorato

4,00 Stern(e) 1 Stimme
Sebastian hatte sich zu Besuch bei Mercola Gentilini angemeldet. Mit schwingendem Haar erschien sie in der Türöffnung und bat ihn lachend herein: „Avanti raggazzo“. Eine warme Welle von Musik traf ihn, und er überlegte, ob raggazzo Kellner oder Bursche bedeutete. Sie führte ihn durch die Wohnung und als er sich auf das Sofa setzte, reichte sie ihm mit provokantem Augenblitzen ein Glas Rotwein. Seine Stimme bekam nun jenen brüchigen Knick, den einige emanzipatorisch, allegorisierende, suffragettenimprägnierte Preisboxerinnen gern woanders gesehen hätten.

Ganz ohne alle Barrieren von Business und Broadway sah er klar die magnetischen Linien ihrer Wangenknochen, die ihn zu ihr hinbogen. Sie war schon ein..... „Hey. Wo bist du?“, stupste sie ihn an. „Ich zeig dir jetzt mal was.“

Sie kniete sich vor den Überraschten, und berührte sanft durch den Hosenstoff seine empfindlichen Knie. „Alles was du nun tun musst, ist mir vertrauen und die Augen schließen.“ „Was hast du vor?“, murmelte er mehr für sich. „Ich zeig dir jetzt den Unterschied zwischen Mono und Stereo!“ Er schloß die Augen und ließ ihre prickelnden Finger sich über die Knie-Kappen stülpen, dass es nur so ploppte. Es riß ihn hart an die Kichergrenze, und er wand sich unter ihren Fingernägeln.

Als er unter Prusten erst seine Fassung, und dann ihren Knie-Gag super fand, fiel ihm auf, dass sie in die Musik wie in ein Geheimnis hinein horchte. „Ah, Du hast so tolle Haare, Mercola!“ Er war rasch aufgestanden, hatte sich hinter sie gestellt und fing an ihre Schultern zu massieren. Er spürte, wie ihr Körper aufhorchte – und dann eine stille Einwilligung gab. „Das ist Pino Daniele“, schwärmte sie zur Musik hin. Sebastian spürte, wie sie sich verzaubern ließ von sanftgesetzten Lingualien süßester Art, und unterstützte diese Wirkung mit einfühlsamem Druck seiner jetzt sehr sensiblen Hände. Und wenn der Sänger sich, begleitet von perlenden Harfensequenzen, in warm verhallten Räumen schmetternd erging, bog sie ihren Kopf seinen Händen entgegen und er begann, sich von der Nackenpartie aufwärts zur Kopfmitte zu kraulen. Es war so eine Mischung aus Shiatsu und Thai-Massage, die dafür sorgte, dass die Kandidatin innerlich Filme sah. Ihre Haarfülle auskostend, die er wie Seide über seine Hände und Unterarme gleiten liess, durchpulste ihn eine Welle des Begehrens, und er spürte, wie sich verschiedene Haut- und Muskelpartien erst dehnten und dann streckten. Ganz klar, er war jetzt auf dem Ah-toll! Ein warmer Südwind umspielte seine fantasia.

Sie begann sich zu räkeln und sie lösten sich kurz voneinander, bevor mit dem Beginn eines neuen Stückes vom Band sie ihn hochzog. Sie tanzten. Erst tanzten sie noch auf Abstand, und sie spürte seine aufsteigende Erregung, und begann damit zu spielen. Sie drehte sich ludrig, ihn immer wieder anblitzend, und das Feuer seiner Begierde weiter anfachend. Dann, als sie nah bei ihm tanzte, zog er sie an sich „Tango-Time, Baby!“ Sie tanzten eng, aber nicht beengend. Er schmiegte sie in seine Armbeuge und hörte sie flüstern: „Das ist mein Lieblingstitel, hör mal , ‘Sono un amorato di tei’“. Als er sich gerade mit den Verschlüssen ihres Kleides bekannt machte, war das Band zuende, wenn auch liebevoll ausgeblendet. Tja, tut uns leid. Die Zechenleitung arbeitet noch an der Fortsetzung dieser Szene.

Fortsetzung
Perfekt mit dem Schlussakkord lösten sie sich voneinander, obwohl er sie gern geküsst hätte, aber sie eilte lachend in die Küche und rief: „Ich mach uns einen Espresso!“ Sebastian saß einen Moment ganz versunken und fragte sich, ob er träumte. „Eh, Alter, du sitzt bei Mercola im Wohnzimmer, hast gerade mit ihr Tango getanzt und sie machte jetzt einen....“ „Willst Du auch einen Amaretto?“ hörte er sie rufen. „Ja, ich könnte jetzt einen doppelten Amorato vertragen“, rief er gespielt lässig zurück.

Sie kam mit zwei dampfenden Tassen auf ihn zu und hielt die beiden Tassen seitlich von ihm und kam dabei seinem Gesicht ganz nahe mit ihren leicht rissigen Countrylippen. „Rechts oder links?“, hauchte sie. „Ich nehme alle“, sagte er, während er ihren Mund sanft küsste und sie für die Tassen etwas zu ungestüm ganz an sich heran zog.

Sie protestierte kaum noch „Hey, und der Espresso?“
Er nahm ihr die Tassen ab und stellte sie irgendwo hin, ohne den Kuß zu unterbrechen.
Das fand sie nun wiederum beachtlich und schob ihm warm eine Hand auf seine Brust.
Und wie in einem weichen Tai-chi Kampf drückte sie ihn mit dieser Hand auf das Sofa und begann ihn zu massieren, aber von vorn! Sie drückte, schon Gespielin, das Knie auf ihn und nahm die andere Hand zu Hilfe, seine Brust und Bauchfläche zu drücken. Sie streichelte mit ihrer gewaltigen Haarpracht sein Gesicht und flüsterte: „Hör mal, das ist Georgia“. Sie fasste sie ihn beim Gürtel, und dicht über ihm sang sie leise mit: Respiro la tua anima „Du bist jetzt meine Anima“ hörte er sich sagen, bevor er in das weiche Moos ihrer wellnessumspülten Figur sank.

Sollen wir erzählen, wie Sebastian unterbrochen wurde durch ein Dauerklingeln an der Haustür? Oder wollen wir lieber gleich in die nächste Szene springen?

„Weiter, weiter“, skandierten die von der würgenden Stringenz der Geschichte ausgelaugten Leser.

Nun gut. Ihr habt es so gewollt.

Beim Ausziehen ihrer Kleider achtete sie nur noch schwach auf die Espressotassen und konnte gerade noch mit dem Fuß ein zarteres Licht anschalten. Dann nahm sie ihn mit auf einen Ausflug in herrliche Unterwassergärten. Er spürte nach ihrer öffnenden Hingabe dieses zarte sich Treiben lassen, die aufwallende Brandung erahnend, die es versprach. Er genoss es, gischtige Spritzer zu spüren, die er in den Höhlen nachhallender Wogen der Erregung ausloten konnte. Er glitt weiter und tauchte durch verschlungene und verlockend purpurfarbige Labyrinthe. Das Reiben und Stoßen an molluskelbesetzten Wänden, die sich bei Berührung zusammenzogen, und schmeichelnd den Eindringling massierten, erregte ihn zuhöchst. Eine Woge der Wonne durchlief ihn und es hob und senkte das Meer das Boot sanft oder turbulent, ganz nach dem Willen der Gezeiten, und umspült von Glückseligkeit spielten die See-Mimosen mit dem Sand und der Zeit Versteck. Und während Zweifel und Schmerz dahinschmolzen, wurde er ihrer Schönheit und tief wallenden Gefühlen für sie gewahr, und Sebastian küsste unter dem Salz seiner Tränen ein Mona-Lisa-Lächeln von ihren Lippen.....

Und während Mercola warm seine Küsse erwiderte, und ihn mit brechendem Blick zum Ritter des einfühlsamen Lovers schlug, sah er über ihre Schultern die gebastelten Escherfiguren von der Decke baumelten, die sich im Wind bewegten, der durch die spaltweit geöffneten Fenster die Frische einer abgemähten Wiese herein bliess. Sebastian schwebte auf dem Duft hinaus mit der Atemluft seiner Lungen, grünen Sauerstoff tankend, lebendig und wohlriechend, wie ihre Haut. Er sah sich am Rand eines Brunnens, und hörte in der Tiefe das Wasser sprudeln, jenen klaren Quell der Liebe, die es zu bergen gilt, hinauf in die Aprilbeschleunigung .

Dann klingelte es Sturm an der Haustür.....


*
 

herb

Mitglied
schööön

und so schön gemein, der letzte Satz, ja, ja, ich weiß, wir sollen weiter lesen
kannst du mal,*g, genauer definieren, wo die suff- usw. Preisboxerinnen den Knick gern gesehen hätten

herzlich
 
Danke, Mann!
War ein schönes Stück Arbeit, diese Fassung hinzukriegen. Nachdem ich in der Lupe immer wieder auf Verschrobenheiten hingewiesen werde, lerne ich so langsam, auch am Studium anderer Beiträge, flüssiger und schlüssiger zu texten.

Und wie aus Zufall stoße ich dieser Tage auf eine Geschichte von Dir (ist ja bei den 184 Werken gar nicht so leicht) "Schöne Nachbarin". Das ist ja vergleichbar zu "Amorato" - nur witziger.

Ob ich allerdings Spannung und Unterhaltung weiterhin
gewährleisten kann, ist noch nicht heraus.
Bis denne
 



 
Oben Unten