Das Flöz - Folge 2

Das Flöz – Folge 2


Die @mail

Trottelig zuckelte Sebastian nach Hause. In den Straßen blühten die Bäume und er dachte an Mercola Gentilini. Er fühlte eine wohlige Wärme im Bauch und spielte mit dem Gedanken Poker, ob er ihr eine E-Mail senden, und sie zum Vortrag des Gen-Technikers, wie hieß der noch mal, einladen sollte?

Zuhause schaltete er den PC ein und wählte sich ins Netz.
Die Infos drängelten in der Leitung und stürmten auf den Bildschirm, als hätten sie Jahrtausende darauf gewartet. Sie fütterten zeitkonsumierend seine fetter werdenden Dateien. Übertragungsraten änderten sich wie der Luftdruck, obwohl letzterer selten mal auf Null fällt. Surfen am Gestade verfügbar gemachter Gedanken. Ein am Ende der Milchstraße aufgefangener Witz, und eine durch zwölf Orbite gemangelte Weltanschauung billig abzugeben!!! Wer möchte die astrale Ansicht einer Galaxie abscannen, die sich in vierzehn, nicht auf der Erde bekannten Farben drehte? Oder Nacktaufnahmen einer Galaktika mit extrapneumatischen Möpsen auf die Festplatte bannen? Verschlüsselte Botschaften vom Sirius gefällig? Die Schlüssel dazu gab es auf einer selbst extrahierenden Datei, die man herunterladen konnte, oder herauf, je nachdem, wie man selber drauf war als paranoider Humanoide.

Sebastian schaute nach seinen Mails und fragte sich, wohin wohl all die abgebrochenen Dateien verschwanden? Gab es einen kosmischen Mülleimer für die Kollabierten, und war dieser virtuell oder aus Gedankenformen? Waren Gedanken denn nicht virtuelle Formen von Materie?

Er schrak auf, als sein Drucker ansprang und ihm mehrere Seiten Infos auf den Tisch spuckte, mit Zeichnungen, die in drei auf der Erde bekannten Farben erstellt waren. Manchen langen Tag hatte er zugebracht, indem er sich unter das herausspulende Endlospapier legte und vor Freude weinte. Wie haben die Menschen es früher nur ohne Handy und Chatpartner ausgehalten?

Ein Lächeln huschte über seinen Stülpmund, als er Mercola´s Adresse in die Tastatur hämmerte.

Hi M. Hast Du Lust mich zu einem Vortrag über Gentechnik zu begleiten. Ich komme auch für die Kosten des Abends auf. Aus parapsychologischen Gründen hatte er kein Fragezeichen benutzt.
 

Zefira

Mitglied
Moin Doktor,
was ist denn ein Stülpmund?
Ich wüßte wirklich gern mal, wie Sebastian aussieht... ein Riesenzinken ist mir schon bekannt, ein Stülpmund... scheint eine richtige Karikatur zu werden!!

>...die sich in vierzehn, nicht auf der Erde bekannten Farben drehte<
sollte vielleicht besser heißen: "... auf der Erde nicht bekannten Farben."

>Manchen langen Tag hatte er zugebracht, indem er sich unter das herausspulende Endlospapier legte und vor Freude weinte. <
- finde ich etwas sehr überdreht. Und warum erschrickt er, wenn sein Drucker anspringt? Mein Drucker druckt nur, wenn ich ihn dazu auffordere (und manchmal nicht mal dann). Im Ernst, gibt es Drucker, die ganz von selbst loslegen? Das ist ja gruselig.

Aus parapsychologischen Gründen setze ich jetzt nur ein
Z ;)
 
Hi Z!
"Stülpmund" ist eine Neuschöpfung, soll den abgenudelten "Schmollmund" ersetzen. Kann man sich doch gut vorstellen, oder?
Wenn der auch noch karikativ rüberkommt, hab ich sogar schon ein, zwei äußerliche Merkmale, die Sebastian fortan kennzeichnen. Nicht sehr elegant, aber immerhin.

Die Satzstellung "mit den Farben" ist besser, wie du sie vorschlägst.

Zum Überdrehten: O.K. Wenn ich mir die Figur des Pianospielers mit den Spinnen vorstelle, frage ich mich, ab wann werden Phantasien überdreht, und ab wann kann man sie ohne Leseblockade einfach mal so hinnehmen?
Sicher ist doch solch ein "Tic" auch brauchbar, um seiner Hauptfigur ein paar Charaktermerkmale anzuhängen?

Das mit dem selbstständig anspringenden Drucker:
Sicher keine optimale Lösung für diese Stelle!
Es zeigt mir einmal mehr, wie schwierig Nahtstellen sind.
Der Drucker reißt ihn ja aus Gedanken heraus. Es hätte näturlich auch ein Telefon sein können. Aber ich wollte die nachfolgenden Gedanken dort unterbringen, und deshalb der Drucker.

Danke für Deine Hinweise.
 



 
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