Das Forsthaus liegt in tiefster Stille

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Das Forsthaus liegt in tiefster Stille
und rings umher nichts als Idylle,
Herbstnebel lassen Schleier wallen
und Blätter von den Bäumen fallen.
Von fernher hört man ab und zu
den Käuzchenruf: "Huhu, huhu."
Im Forsthausgarten, auf dem Rasen,
da sieht man Hirsch und Rehe grasen.

Sybill', des Försters junge Frau,
schaut Fernseh'n: Forsthaus Falkenau",
der Fernsehförster ist noch rüstig,
in mancher Hinsicht auch gelüstig;
welch Gegensatz zu ihrem matten
im Dienst ergrauten Ehegatten!
Der hat's als echter Förster schwer:
Sein Weib ist halb so alt wie er.

Der Förster kam vor einer Stunde
zurück von seiner Abendrunde
aus dem Revier im Walde und
versorgt die Flinte und den Hund.
"Der Wildschütz", murmelt er verdrossen,
"hat wieder einen Bock geschossen",
um darauf trotzig zu verkünden,
er werde den Halunken finden!
Der Gattin Augen werden groß:
So? fragt sie und schaut ahnungslos.

Jetzt sitzt er auf der Ofenbank
und fühlt sich alt und matt und krank,
jedoch verabscheut er von Herzen
selbst bei den ärgsten Leibesschmerzen,
die weißen Medizinerkittel:
er schwört nur auf Naturheilmittel!
Zum Beispiel, vor dem Schlafengehen,
kaut er gehackte Knoblauchzehen,
was seine Gattin manchmal stört,
weil sie die Folgen riecht und hört.

Heut mischt Sybille ihrem Mann,
der klagt, dass er nie schlafen kann,
einen besonders starken Sud
aus Finger- und aus Eisenhut,
den bringt sie ihrem Förster und -
den Rest davon bekommt der Hund.
Der Förster, der ihr blind vertraut,
trinkt das Gebräu, das sie ihm braut,
fast sofort wirkt der Wundertrank.
Froh sagt die Gattin: "Gott sei Dank,
die werden bis zum Morgen ruh'n."

Doch Gott hat nichts damit zu tun!
Bald herrscht im Hause große Stille,
der Mond bewundert die Idylle.
Sybille steht allein im Garten,
sie scheint auf irgend was zu warten:
Das Käuzchen schaut von oben zu
und sagt von Zeit zu Zeit: "na nu!"

Nun löst sich aus dem dunklen Wald
eine noch dunklere Gestalt.
Still hört man's rufen: "Ich bin hier",
dann knarrt ganz leis die Gartentür,
schon geht die Haustür auf und zu.
Das Käuzchen sagt emport: "Hu hu,
der sah doch wie der Wildschütz aus",
danach verlöscht das Licht im Haus.

Der Leser möge mir verzeih'n:
ich lass das Pärchen jetzt allein.
Den beiden, was auch je geschieht,
ist's lieber, wenn es keiner sieht!

Nur eine Anmerkung zum Schluss,
weil das einmal gesagt sein muss:
Bei manchem hilft, dass er gesunde,
ein Weib mit etwas Kräuterkunde!
 

Inu

Mitglied
hallo Mößner Bernhard

Das hat mich an Loriots Weihnachtsgedicht erinnert.

Dein Werk ist sehr gut und lustig zu lesen. Hat Spaß gemacht.:)


alles Gute im neuen Jahr und weiterhin fröhliches Fabulieren wünscht Dir

Inu
 

alfi

Mitglied
Bernhard mal wieder köstlich amüsiert über Dein ernstes Werk.
Das Wildschwein grunzt im Hinterergrund,
der Förster wird wohl bald gesund
10 Jahr hat er mich nicht getroffen
der Grund: war meistens nur besoffen.
oder so ähnlich
 

wondering

Mitglied
Lieber Bernhard,

...handwerklich, inhaltlich und lachmuskelkitzelig gut!
(besonders gefällig, die dem Rhythmus angepassten "huhu huhu" ;) )

vG wondering
 

Schakim

Mitglied
Lieber Bernhard!


Da geht man zu den Wichtelfrauen,
damit sie Zaubertrunke brauen!
Und siehe da, was keiner denkt -
Die Jugend kommt wie neu geschenkt!


Alle guten Wünsche zum Jahresbeginn!
Schakim
 

LuMen

Mitglied
Forsthaus-Idylle..

Hallo Bernhard,

eine sehr gut gesponnene und verslich versponnene Forsthausgeschichte, die die ganze Fernsehserie mit Leichtigkeit abhängt!
Du kennst mich aber, jetzt kommt doch noch eine kleine kritische Anmerkung zum Formalen:
Die mit "einen" oder "eine" beginnenden Zeilen fallen, streng genommen, aus dem Jambus-Versmaß heraus, ich gestehe aber, daß es sich sehr gut "überlesen" läßt (man könnte z. B. aber auch sagen "´ne noch viel dunklere Gestalt..", klingt Dir aber vielleicht zu salopp).
Mehr würde mich in der 5. Strophe drittletzte Zeile das "sofort" stören, man könnte sagen "und bald schon wirkt der Wundertrank.."
Eine hohe Note ist Dir aber so oder so sicher.

Ich wünsche Dir nochmals ein gutes neues Jahr und weiterhin frohes und erfolgreiches Schaffen!

LuMen
 
Das Forsthaus liegt in....

Vielen Dank an alle meine Schreibkollegen für die recht positive Beurteilung meines Beitrages, mit dem ich allerdings selbst nicht ganz zufrieden war. Na ja...
Ich werde das Gedicht durch ein neues ersetzen, und hoffe, es gefällt euch wieder.
Ich wünsche uns allen auch im neuen Jahr viel Freude am Schreiben und Reimen, vor allem, dass euch die Muse beim Küssen nicht vergisst.
-Bernhard-
bernhard@humor-und-poesie.de
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Bernhard Mößner,
ich frage mich gerade, warum Du mit diesem Werk nicht zufrieden sein willst? Ich finde es ausgezeichnet, vom Inhalt und von der Mache!!!
Und so habe ich auch gewertet:)

Liebe Grüße
Klopfstock ;)
 
Das Forsthaus

Hallo Klopfstock,
geht es Dir nicht manchmal genau so? Man glaubt, man hat irgendwie Mist gebaut und wird von seinen Freunden auch noch gelobt.
Die Geschichte war nicht übel, aber irgendwie nicht mein Stil. Trotzdem - ich habe mich über Deine Wertung gefreut!
-Bernhard-
http://www.humor-und-poesie.de
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Bernhard :)
ich glaube sehr oft, daß ich Mist bei meinen Gedichten gebaut habe - Gottseidank ist mein Mann mein bester Kritiker und er mag vieles nicht von meinen Gedichten, die humorvollen die liegen ihm eh nicht so, er ist mehr fürs Ernste, aber er sagt mir immer wo ich mich vergaloppiert habe, von der Machart her (auch wenn ihm der Inhalt nicht gefällt) Erst wenn mir der eine oder der andere hier mal wa Positives sagt, fange ich wieder zu glauben an, daß es vielleicht doch nicht so schlecht war, was ich mir zusammengebraut habe. So ist es - nur glaube bitte jetzt nicht, daß ich Dich freundschaftlich bewertet habe.
Langsam traue ich mich schon nicht mehr zu werten, weil einem immer "das scheinbar freundschaftliche" unterstellt wird, wenn einem was gefällt und man daraufhin eine gute Note gibt.Ich werte prinzipiel nur was mir gefällt und dann darf ich, denke ich, werten wie ich will.....
Wenn mir was nicht gefällt werte ich gar nicht, oder ganz selten, weil ich keinen verunsichern will mit meinem
Geschmack.....Und das schreibe ich nur, damit das Wort
"frundschaftlich" verschwindet.....

In diesem Sinne
einen schönen Tag
das wünscht Dir
Klopfstock :)
 



 
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