Das Geschenk

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sylvanamaria

Mitglied
Augenblick (überarbeitet)

Es war bitterkalt so früh am morgen, man konnte jedoch ahnen, dass es noch ein schöner spätsommerlicher Tag werden würde. Nebel hing in den Hochtälern und der Tau glitzerte auf den abgemähten Wiesen. Ein schlanker sehniger Bube kam die Bergstraße entlang, die Hände tief in seine Lederwamshosen vergraben. Nussbraune wache Augen blitzten unter dem dichten blonden Haarschopf hervor. Es war Tobias, der Häuslerjunge. Jetzt zur kommenden Herbstzeit, in der beendeter Almabtrieb und vollbrachte Ernte die Menschen den Tag etwas ruhiger angehen ließen, würde er wieder regelmäßig die Schule besuchen. Seine Aufgabe, das Vieh auf der Alm zu hüten, erschwerte ihm im Sommer das Lernen. Die hin und her springenden Ziegen und Schafe erforderten seine ganze Aufmerksamkeit. Er musste Geld verdienen, denn seine Familie war nicht mit irdischen Gütern gesegnet.
Wie jeden Tag, wenn er den Berg hinabstieg, kam er an Pfeifen – Paules Garten vorbei; Paule, den man nie ohne seine Pfeife aus dem Haus treten sah. Sehnsüchtig blickte Tobias in den Garten, der üppig mit Gemüse bepflanzt war und wo die Zweige der Obstbäume sich unter ihrer Last bogen. Pfeifen –Paule konnte nicht mit Menschen umgehen, aber für die Pflanzen hatte er ein Händchen. Besonders hatte es Tobias ein Apfelbaum angetan, dessen Äste voller rotwangiger und pausbäckiger Äpfel hingen. Tobias malte sich immer aus, wie er in einen dieser süßen und saftigen Äpfel genussvoll hinein beißen würde. Sein Magen protestierte bei dieser Vorstellung, denn oft musste Tobias hungrig losgehen, da Essen knapp war in der kleinen Berghütte. Ohne seine Freundin Elli, die ihm heimlich öfters etwas zusteckte, wäre sein Leben noch um einiges leidvoller. Er wusste aus Erfahrung, dass er mit Elli, der einzigen Tochter des Grossbauern, nicht befreundet sein durfte. Auch heute lächelten ihn die Äpfel an und schienen ihm zuzurufen: Pflück uns, iss uns. Auch wenn Tobias in der Wahl seiner Essensbeschaffung nicht immer zimperlich war, sein Magen noch so sehr knurrte und die Äpfel so lächelten , es wäre ihm nie im Traum eingefallen, in Pfeifen –Paules Garten einzusteigen. Wer Pfeifen – Paule kannte, wusste, das dies nicht ratsam war. Doch heute war der Hunger allzu bohrend; sehnsüchtig blieb Tobias stehen und fröstelte in der kalten Morgenluft. Seine Gedanken gingen auf Reisen. Er merkte nicht, wie Pfeifen – Paule aus dem Haus trat, den Häuslerjungen aufmerksam und nachdenklich ansah. Er kannte ihn, denn auch sein Vieh war im Sommer in der Obhut des Jungen auf der Alm. Langsam trat der alte Mann auf den Jungen zu, fast zögerlich, um den aus seinen Gedanken auftauchenden Jungen nicht zu erschrecken. Und doch tat dieser einen Sprung nach hinten, der ihn fast das Gleichgewicht verlieren ließ. Abwehrend streckte er die Hände vor, denn er war es gewohnt, als Dorfärmster immer Prügel einzustecken. Umso erstaunter sah er, dass Pfeifen –Paule einen Korb in der Hand trug, den er über den Gartenzaun hinweg dem Jungen reichte. Verständnislos blickte Tobias den alten Mann an. Die Augen beider Menschen begegneten sich und zwei einsame Seelen erkannten sich. Der einsame von den Menschen enttäuschte verbitterte alte Mann und der ärmlich gekleidete Junge –beide von der Dorfgemeinschaft geduldet, aber gemieden. Sie verstanden sich ohne Worte. Tobias nahm den Korb, gefüllt mit in seinen Augen allerlei Köstlichkeiten als da waren Käse, frische Butter, selbstgebackenes Zwiebelbrot und obendrauf drei der schönsten rotwangigen Äpfel, die er je gesehen hatte und die ihn zum Essen aufforderten. Das ließ Tobias sich nicht zweimal sagen und kaute nach einem herzhaften Biss mit vollen Backen. Der Alte nickte zufrieden und seine sonst so müden verbitterten grauen Augen deuteten ein Lächeln an. Das frische Jungengesicht lächelte zurück.
Von dieser Zeit an kam Tobias so oft er konnte zu Pfeifen – Paule und half in Haus und Garten. Als Lohn wartete immer ein prallgefüllter Korb auf ihn.
 
P

Prosaiker

Gast
hach, wie schön - und dann zogen sie noch gemeinsam einen durch und hörten "let the sun shine".
nein, ernsthaft: da sind zu viele ungereimtheiten drin. zu viele kleine macken, auch in der formatierung (besonders die leerzeichen). es geht alles viel zu schnell. das ist niedergeschriebenes klischee. seit wann werden geduldete leute verprügelt?
"Doch heute war der Hunger doch allzu groß" - nicht nur sprachlich, auch inhaltlich macht der satz an der stelle keinen sinn. und wenn er doch sinn ergeben würde - das würde er nur, wenn tobias beim paule einstieg und äpfel klaute - dann wär er unsinnig gesetzt, da noch in einem der sätze davor folgendes zu lesen ist:
"es wäre ihm nie im Traum eingefallen, in Pfeifen –Paules Garten einzusteigen"

der anfang des textes bemüht sich, stimmung zu erzeugen, landet dabei aber im matsch. bitterkalt und spätsommerlich? glitzernder tau! wache augen - moment, wenige zeilen später träumt er vor sich ihn und merkt nicht einmal den pfeifenkerl auf ihn zukommen?! spätsommerlich - aber es ist ja herbst! dann könnte der tag höchstens werden wie ein spätsommerlicher.

"Jeder wird es ahnen – ein prall gefüllter Korb wartete jedes Mal auf ihn" - mein spontaner gedanke war: nein, bitte, sie hat nicht wirklich 'jeder wird es ahnen' geschrieben?!
ich hoffe, du verstehst meine kritik(-punkte).
viele grüße,
Prosa.
 

sylvanamaria

Mitglied
Augenblick

Die Frage ist, ob die Geschichte ein Stadtkind liest. Wer im Gebirge aufgewachsen ist, weiß, dass es mitunter schon im August bitterkalt ist und im September Schnee liegen kann. Und wer auf einem Dorf aufgewachsen ist, kennt die strengen Regeln zwischen Großbauern, Kleinbauern und Nichtlandbesitzern. Es kann schon sein, dass die Geschichte klischehaft ist, aber sie ist nicht unmöglich vom Verlauf her. sylvanamaria
 



 
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