Das Interview

mrjingle

Mitglied
Meinen Danke an caroline.
Sie hat mit ihrem thread "Neulich bei einer Tasse Kaffee mit Sherlock Holmes" bei Fingerübungen den Anstoß für den folgenden Text gegeben.

Das Interview

Reporter: Schönen guten Tag. Ich komme von der Zeitung. Ich habe einen Termin mit ihrem Chef.
Mr. P. : Ja, wir haben sie schon erwartet. Leider muß ich ihnen mitteilen, daß aus dem Interview leider nichts
wird. Wichtige Geschäfte, die keinen Aufschub ermöglichen. Ich hoffe sie verstehen das.
Reporter: Aber das Treffen war doch schon länger...
Mr. P. : Jaja! Wir wollten sie ja auch schon früher benachrichtigen. Doch leider haben sich die Ereignisse in
letzter Zeit überstürzt. Was soll ich sagen? Es tut mir leid.
Reporter: Was sol ich denn sagen? Unsere Redaktion hat den Lesern ganz groß ein Interview mit ihrem Chef
Versprochen. Die Leute erwarten endlich Antworten. Hat er nicht wenigstens fünf Minuten Zeit?
Mr. P. : Leider nein. Aber ich könnte etwas Zeit erübrigen. Natürlich nur wenn sie wollen.
Reporter: Nun, mir bleibt ja nichts anderes übrig. Ich habe schließlich einen Abgabetermin.
Mr. P. : Schön, schön. Dann fragen sie.
Reporter: Nun als allererstes..... Wie möchten sie denn angesprochen werden?
Mr. P. : Mit „Mr. P.“, bitte.
Reporter: „Mr. P.“?
Mr. P. : Ja, bitte.
Reporter: Wie kommen sie an so einen Namen?
Mr. P. : Nun, das ist natürlich nicht mein richtiger Name. Nur mein Pseudonym unter dem ich hier arbeite.
Wissen sie, der Chef meinte wir müßten unsere Organisation etwas verjüngen um auch bei jüngeren
Generationen wieder „in“ zu sein. Verstehen sie? Halt ein bißchen „cooler“ sein. Da hat es bei uns in
der letzten Zeit etwas gemangelt.
Reporter: Gut, aber wieso gerade „Mr. P.“?
Mr. P. : Nun ich wollte mich erst „Mr. Pink“ nennen. Allerdings gab es diesen Namen schon.
(Anm. der Redaktion: Figur aus dem Film „Reservoir Dogs“)
Reporter: Ähm....ja.
Wie würden sie denn ihre Tätigkeit hier beschreiben?
Mr. P. : Ich würde sagen, ich gebe gerade ein Interview.
Reporter: Nein, nein! Ich meine was machen sie sonst so?
Mr. P. : Achso! Entschuldigung! Also...ich würde mich als rechte Hand des Chefs sehen. Ich regele zum
Beispiel die Termine für ihn und bin auch für den Empfang zuständig. Sozusagen Mädchen für alles.
Reporter: Dann haben sie sicherlich auch Einsicht in interne Abläufe?
Mr. P. : Selbstverständlich.
Reporter: Die meisten unserer Leser würde interessieren, wie ihr Chef zu den Kriegen auf der Welt steht.
Mr. P. : Inwiefern?
Reporter: Nun, viele sind der Ansicht, ihre Organisation könnte ihren Einfluß geltend machen und damit die
Welt ein bißchen friedlicher.
Mr. P. : In dieser Hinsicht halten wir uns gerne ein bißchen bedeckt. Sie ist der Meinung, daß müssen die
Menschen alleine regeln. Von wegen freier Wille und so.
Reporter: Sie?
Mr. P. : Auch ich stimme damit voll überein.
Reporter: Das meinte ich nicht.
Mr. P. : Oh!
Reporter: Sie sagten eben „Sie ist der Meinung...“?
Mr. P. : Ja, das sagte ich.
Reporter: Wollen sie sagen, ihr Chef wäre eine Frau?
Mr. P. : Wenn ich ehrlich sein soll...weiß das hier niemand so richtig.
Reporter: Das verstehe ich nicht.
Mr. P. : Wissen sie, bisher hat ihn noch niemand gesehen.
Reporter: Ich denke sie sind seine ähm ihre rechte Hand. Da wollen sie sie noch nie gesehen haben? Wie
bekommen sie denn ihre Anweisungen?
Mr. P. : Nun, direkt von ihm.
Reporter: Und sie haben trotzdem nie...?
Mr. P. : Nein. Er ist ständig von so einem Licht umgeben. Das ist so grell, da kann man gar nichts sehen. Aber
ich denke das muß so sein in ihrer Position.
Reporter: Oh!Nunja! Das ist schade, denn dann muß ich die Personenbeschreibung im Portrait wohl vergessen.
Aber wie sprechen sie ihren Chef denn an, wenn sie nicht wissen ob er Mann oder Frau ist?
Mr. P. : Oh, das ist einfach. Das kann man sich aussuchen.
Reporter: Wie das?
Mr. P. : Nun für sie gibt es so viele Namen, da kann man nichts falsch machen. Der Name den man nimmt, ist
automatisch richtig.
Reporter: Aha. Und wie ist er oder sie sonst so?
Mr. P. : Richtig nett. Fast immer freundlich. Und einen tollen Humor hat sie. Ich habe ihn erst einmal
ausflippen sehn. Allerdings bin ich ja auch noch nicht so lange dabei.
Reporter: Wie lange machen sie ihren Job denn schon?
Mr. P. : Och, so ungefähr 2000 Jahre? Vielleicht ein bißchen weniger. Seit ich halt zum ersten mal den Chef
getroffen habe. Jedenfalls einen Teil von ihr, oder auch... Wissen sie das ist ein bißchen kompliziert.
Reporter: Sie sagten, sie hätten schon einmal miterlebt, daß der Chef sich aufgeregt hat. Was war der Grund?
Mr. P. : Das passiert wohl ab und zu mal. Meistens geht es dabei um die Konkurrenz.
Reporter: Die andere Organisation, die ihre Monopolstellung ständig verhindert?
Mr. P. : Ja, genau. Ohne die würde alles ein bißchen besser laufen.
Was den Chef immer besonders aufregt ist die Tatsache, daß der andere mal für uns gearbeitet hat.
Als die beiden damals im Knatsch auseinandergegangen sind, hat er seine Firma quasi mit
Insiderwissen aufgebaut. Ist ja auch nicht gerade die allerfeinste Art. Und nun muß man sich die
ganze Zeit mit denen rumärgern.
Reporter: Hat die Tatsache, daß es heute nicht mit dem Interview geklappt hat, etwas mit der anderen
zu tun?
Mr. P. : Das hat es tatsächlich.
Reporter: Und worum geht es diesmal?
Mr. P. : Tut mir leid. Dies ist noch ein schwebendes Verfahren. Da kann ich leider noch nichts zu sagen.
Außer vielleicht, daß es diesmal eine ganz große Sache wird.
Reporter: Das hört sich interessant an. Ich hoffe doch sie benachrichtigen mich wenn es soweit ist.
Mr. P. : Keine Bange! Das bekommen sie schon mit.
So, und jetzt muß ich aber los. Da wartet noch ein Haufen Arbeit.
Reporter: Ich danke ihnen für das Gespräch.
Mr. P. : Nichts zu danken. Wann soll der Artikel denn erscheinen?
Reporter: So in einer Woche, denke ich.
Mr. P. : Ich würde ihn in zwei Tagen bringen. Das passt besser in den Zeitplan.
Also, tschüß. Bis demnächst.
 



 
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