Das Ja und das Nein

dissidentin

Mitglied
Das Ja und das Nein ist wie Abel und Kain
Kumpane und Feind ferner Sage und Wahrheit
wie Allah und Heiland wie Armut und reich
wie Tragik und heiter und wie Karma und Sein
wie Fragen und Meinen, klagen und feixen
brav sein und feiern und auch „klar“ und „auf Keinsten“
Die Lage begreifen und den Wahnsinn vereiteln
heißt vielleicht auch mal ein „mag sein“ einzuleiten
 

Gurke

Mitglied
Hallo Dissidentin (guter Name übrigens),

Dein Gedicht habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich die Idee stark finde. Ich denke, da solltest Du dran feilen. Es lohnt sich, denn die Idee ist gut.

Zu einem, glaube ich, braucht es nicht alle seine Verse, da diese sich doch sehr ähneln und sich die Aussage wiederholt.
Dann würde ich überlegen, ob man die unreinen Reime weg bekommt, z. B. vereiteln und einzuleiten.

Das Ja und das Nein ist wie Abel und Kain
Den ersten Vers finde ich sehr gelungen. Da stimmt alles. Ein Daktylus, dem eine unbetonte Silbe vorangeht.

Kumpane und Feind ferner Sage und Wahrheit
Hier stutze ich bei dem Wort ferner. Ich glaube zu wissen, was Du meinst, aber es wirkt etwas ungriffig. Wäre alter Sage eine Alternative für Dich?
Hier ist auch der erste unreime Reim. Wie wäre es mit wie Wahrheit und Schein zu arbeiten?

wie Allah und Heiland wie Armut und reich
Rhythmisch sauber. Nicht so toll finde ich Armut und reich. Das eine ist ein Substantiv, das Andere ein Adjektiv. Wie findest Du wie arm oder reich

wie Tragik und heiter und wie Karma und Sein
Vorsicht. Hier wirbelt das und in der Mitte den Rhythmus durcheinander. Einfach weglassen, dann passt es.
Tragik und heiter sind wieder Substantiv und Verb. Besser fände ich wie traurig und heiter. Und der unreine Reim. Wie wäre wie anders und gleich? Dann hättest Du einen sauberen Reim auf reich.


wie Fragen und Meinen, klagen und feixen
brav sein und feiern und auch „klar“ und „auf Keinsten“
Ehrlich gesagt würde ich die beiden Verse streichen. Sie wirken ziemlich konstruiert und Beispiele für das Verhältnis von Ja und Nein hast Du an dieser Stelle bereits genug geliefert.


Die Lage begreifen und den Wahnsinn vereiteln
heißt vielleicht auch mal ein „mag sein“ einzuleiten
Sinnvolle Aussage, aber der Rhythmus holpert. Und wie kriegt man hier den unreinen Reim weg? Da fällt Dir bestimmt was ein.

Insgesamt fällt mir auf, dass Du viele Gegensätze aufzählst. Andere Beispiele fallen da aus dem Rahmen. Allah und Heiland (meinst Du vielleicht eher Jahwe?) sind sicher keine Gegensätze, Kain und Abel auch nicht.

Das sind jetzt nur Anregungen und Vorschläge, denn ich glaube, da kann man noch was verbessern und ein richtig gutes Gedicht draus machen.

Schöne Grüße

Jürgen
 

dissidentin

Mitglied
Hi Jürgen, danke fürs Feedback und das ernsthafte Auseinandersetzen mit dem Text. Ich hätte dazu schreiben sollen, dass es ein Text für ein Lied war. Neben der Aussage habe ich schwerpunktmäßig auf Reim sowie auf Rhythmus geachtet.

Zu einem, glaube ich, braucht es nicht alle seine Verse, da diese sich doch sehr ähneln und sich die Aussage wiederholt.
Eine Einleitung zwei Lines vorher hin zur Ankündigung der eigentlichen Moral hatte ich überlegt, hatte mir aber nicht gefallen. Ich wollte die augenscheinlichen Gegensätze so lang wie möglich halten und das eigentliche Fazit auch absichtlich so kurz, um die Einfachheit darzustellen.

Dann würde ich überlegen, ob man die unreinen Reime weg bekommt, z. B. vereiteln und einzuleiten.
Diese Worte gefallen mir auch nicht unbedingt, mir fielen aber ehrlich gesagt keine besseren ein.

quote:Kumpane und Feind ferner Sage und Wahrheit
Es geht so, das wäre eine Wertung eines der Begriffe und würde mir in dem Fall nun nicht so zusagen.

Nachträgliches Edit: Jetzt weiß ich, wie du es verstanden hast. "ferner" meine hier nicht in dem Sinn von "weit weg" sondern von "sowie" oder "weiterhin" :)

Hier ist auch der erste unreime Reim. Wie wäre es mit wie Wahrheit und Schein zu arbeiten?
Ja, das stimmt. Würde mir für den Text an sich auch besser gefallen. Ich hör mir mal an, wie es wirkt.

quote:wie Allah und Heiland wie Armut und reich

Rhythmisch sauber. Nicht so toll finde ich Armut und reich. Das eine ist ein Substantiv, das Andere ein Adjektiv. Wie findest Du wie arm oder reich
Es fällt evtl. beim Lesen nicht unbedingt auf, aber das UND zwischen den einzelnen Worten bezieht sich während der Gegenüberstellung dieser bereits auf die Moral am Ende, also ein ODER ginge in dem ganzen Text nicht klar, aber Armut und Reichtum ist gut.

quote:wie Tragik und heiter und wie Karma und Sein

Vorsicht. Hier wirbelt das und in der Mitte den Rhythmus durcheinander. Einfach weglassen, dann passt es.
Tragik und heiter sind wieder Substantiv und Verb. Besser fände ich wie traurig und heiter. Und der unreine Reim. Wie wäre wie anders und gleich? Dann hättest Du einen sauberen Reim auf reich.
[/quote]

Stell Dir ein Metronom auf und versuche es im Rhythmus zu bringen, du wirst sehen, das "und" muss da mit rein. Ich hatte es ohne und das hört sich einfach nicht gut an. Traurig reimt sich leider nicht, aber tragisch ist gut.

quote:wie Fragen und Meinen, klagen und feixen
brav sein und feiern und auch „klar“ und „auf Keinsten“

Ehrlich gesagt würde ich die beiden Verse streichen. Sie wirken ziemlich konstruiert und Beispiele für das Verhältnis von Ja und Nein hast Du an dieser Stelle bereits genug geliefert.
Warum ich die Sozusagen-Polaritäten bis zum Ende bringe, schrieb ich ja oben schon, aber was hört sich hier konstruiert an? Also konstruierter als in den anderen Zeilen? Versteh die Aussage nicht ganz.

quote:Die Lage begreifen und den Wahnsinn vereiteln
heißt vielleicht auch mal ein „mag sein“ einzuleiten

Sinnvolle Aussage, aber der Rhythmus holpert. Und wie kriegt man hier den unreinen Reim weg? Da fällt Dir bestimmt was ein.
Zum Rhythmus: Ich bin nicht unbedingt talentiert langgezogene Silben gut zu betonen, das ist in dem Rhythmus geschrieben, der mir am besten liegt.

Insgesamt fällt mir auf, dass Du viele Gegensätze aufzählst. Andere Beispiele fallen da aus dem Rahmen. Allah und Heiland (meinst Du vielleicht eher Jahwe?) sind sicher keine Gegensätze, Kain und Abel auch nicht.

Das sind jetzt nur Anregungen und Vorschläge, denn ich glaube, da kann man noch was verbessern und ein richtig gutes Gedicht draus machen.
Noch etwas hätte ich erwähnen sollen. Der Text war für ein Antikriegsprojekt, "Allah und Heiland" sind derzeit quasi das Sinnbild für den Gegensatz überhaupt wenn man sich die weltpolitische Lage zwischen Ost und West anschaut, "Kain und Abel" passt im Hinblick darauf auch sehr gut. Die Änderungen füge ich aber gleich ein.
 

dissidentin

Mitglied
Das Ja und das Nein ist wie Abel und Kain
Kumpane und Feind ferner Sage und Wahrheit
wie Allah und Heiland wie Armut und Reichtum
wie tragisch und heiter und wie Karma und Sein
wie Fragen und Meinen, klagen und feixen
brav sein und feiern und auch „klar“ und „auf Keinsten“
Die Lage begreifen und den Wahnsinn vereiteln
heißt vielleicht auch mal ein „mag sein“ einzuleiten
 

Gurke

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Hallo Dissidentin,

ah, ein Songtext ist das. Da passt Du Dich natürlich auch sicher einer Melodie an, die ich nicht kenne, und achtest nicht auf ein Versmaß wie bei einem Gedicht.

Nur reimt sich Reichtum auf nichts im Text.

Bin gespannt, wie es sich weiter entwickeln wird.

Späte Grüße

Jürgen
 



 
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