Das Klingelbeutel-Mautsystem

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Kürzlich las ich mit Interesse
in der bundesdeutschen Presse,
von dem schrecklichen Malheur
des Ministers für Verkehr.
Danach setzte ich mich hin
und schrieb diesem nach Berlin:
Lieber, sehr geehrter Herr
Fachminister für Verkehr!
Ich als großer Mautologe,
Knasto- sowie Astrologe,
ehemals auch Ministrant,
fühle fachlich mich im Stand
Schwierigkeiten aller Größen,
selbst Ihr Mautproblem zu lösen.
Stolpe lud mich daraufhin,
unverzüglich nach Berlin.

Und der Herr Minister stand
schon mit Blumen in der Hand
wartend an der Bahnsteigkante,
wo er mich sofort erkannte.
Dort schon gab er keine Ruh':
"Ich heiß Manfred, wie heißt du?"
Dann chauffierte er mich zum
Bundesministerium
-Abteilung Verkehrsunwesen-
unter lauter Geistesgrößen.

Dort, in der Expertenrunde,
schlug für mich die große Stunde.
Ich trug meinen Vorschlag vor
und die Runde war ganz Ohr.
Mein Konzept für dies Problem:
Klingelbeutel-Mautsystem!
Ein System, das garantiert,
einfach ist und funktioniert!
Zum Kassieren werden jetzt
die Senioren eingesetzt.
Von den Rentnern bekommt jeder
einen halben Kilometer
Buschwerk längs der Autobahn,
wo er sich verstecken kann,
um dort Stau's zu provozieren,
die zum Auto-Stillstand führen.

Ist der Stopp dann gut gelungen,
heißt es: sofort hingesprungen,
um mit schwarz-rot-goldnen Stangen
Richtung Fahrersitz zu langen,
vorn ein Beutel zum Kassieren!
Jeder blecht, statt sich zu zieren,
und greift gleich zum Portemonnaie,
kommt der Beutel in die Näh'
er zahlt, ohne dass er muss,
gerne seinen Obolus.

Das System läuft wie geschmiert,
meine Kasse ist saniert.
Der Erfolg ist riesengroß:
Ich bin meine Sorgen los!
Endlich trag ich einen Titel
und wohn im Regierungsviertel.
Der Minister für Verkehr
schafft es ohne mich nicht mehr.

Die Straßen sind privatisiert,
was zu dem guten Ende führt:
Statt Rentner oder Pensionär
bin ich jetzt Fahrbahnaktionär
und lebe, statt von einer Rente,
von meiner Fahrbahndividente.
 

alfi

Mitglied
Mautproblem

Deine Idee ist genial, und als ehemaliger Ministrant kommt man halt auf das Klingelbeutelsystem. Das Rentenproblem ist somit gelöst, und alle sinds zufrieden. Das Gedicht sollteste wirklich mal nach Berlin schicken. Das Lesen macht sehr viel Spass und das Dauerschmunzeln fürs Wochenende gerettet.
 

Herr Müller

Mitglied
Rollende Rente

Hallo Bernhard

"So, dank meinem Mautsystem,
kassiert jeder seine Rente
und das deutsche Mautproblem
fand nun doch ein gutes Ende"

Warum am Ende dieser Reimrhythmuswechsel? Dieser perfekte Lesesog wir durch diese letzten Zeilen auseinandergewirbelt. Als hättest Du für die letzte Strophe keine Zeit mehr gehabt? Kann man da noch was machen? Es gehört wirklich mit zum Besten, aber die letzten Zeilen haben mich aus dem Lesefluss gebracht.

Herr Müller
 

alfi

Mitglied
müller

och müllerchen sei doch nicht so hart zu mössner. dieses phänomen kannst du übrigens bei busch( nicht dem dabbelju) auch bei goethe manchmal beobachten. jaja das ist ein problem vor allem bei langen beiträgen- man möchte zu ende kommen. seufz wer kennt das nicht, und dann kommen die reich -kanauchnix. meinte dich nicht damit man muss das werk wirken lassen, und da ist es genial.
 

Herr Müller

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Mößner, Bernhard

Die Straßen sind privatisiert,
was zu dem guten Ende führt:
Statt Rentner oder Pensionär
bin ich jetzt Fahrbahnaktionär
und lebe, statt von einer Rente,
von meiner Fahrbahndividente.
Lieber Bernhard,

jetzt hast Du 2 x "statt" drin. Bevor Du jetzt schreist "Dieser blöde Müller" mach ich folgenden Vorschlag:
Die letzten zwei Zeilen weg, dafür:

Die Straßen sind privatisiert,
stolz hat man mich wie folgt gekürt:
statt Rentner oder Pensionär,
zum Robin Hood für Fernverkehr.

oder einfach die beiden letzten Zeilen weglassen.

Erschlag mich nicht.

Herr Müller
 

Herr Müller

Mitglied
Fertig

Lieber Bernhard,

völlig richtig, dass Du Dich jetzt entschlossen hast, das Ende so zu lassen. Es hat Spaß gemacht, sich mit diesem Werk auseinanderzusetzen. :) Und gib mir was ab von den Klingelmauteinnahmen ;)

Henrik
PS: Übrigens, Danke für den Link :)
 

LuMen

Mitglied
Maut mau mau...

Hallo Bernhard,

Deine lustigen Einfälle, insbesondere im Zusammenhang mit dem Rentnerdasein, machen immer wieder Spaß und eröffnen ganz neue Perspektiven! (Mein Gedicht über die "Maut" ist, wie öfters bei mir, gleich ziemlich aggressiv und daher vielleicht zu ernst geraten.)
Ich finde es schön, daß Du beim kleinen Fähnchen der politischen Satiriker bleibst!

Herzliche Grüße
LuMen
 

Schakim

Mitglied
Hallo, Bernhard!


Klasse kannst du all' das schreiben!
Du, bei dem wir Zeit vertreiben.
Ja, auch Rentner, das sind Leute,
wissen wir nicht erst seit heute!

Und auch sie brauchen das Geld,
das nicht kaum so vom Himmel fällt!
Welche Tätigkeit sie auch verrichten,
bleibt doch immer Zeit zum Dichten!

Ob sie nun politisieren
oder nur privatisieren -
Froh sein muss man, sind sie munter
und nicht krank mitunter!


Liebe Grüsse und eine schöne Woche wünscht Dir
Schakim
 
Klingelbeutelmaut...

Lieber Schakim, um mit Deinen Worten zu antworten:

Krank bin ich zwar schon mitunter,
aber sonst bin ich putzmunter,
doch statt zu privatisieren
muss ich Mautgelder kassieren.
Um zehn Uhr abends fang ich an!
Gruß -Bernhard- (Bundesautobahn)
 

Schakim

Mitglied
Hallo, Bernhard!

Das ist ja toll!


Wenn einer plötzlich vor Dir bremst -
Mautgelder hin - und Du, Du rennst
zu dem, von dem Du nun was willst ...
Kann's sei, dass Du dann grillst?
Ich meine, bist Du "Hähnchen" dort,
das immer dreht und bleibt an Ort,
und alle andern fahren fort?

Da steht dann: Bundesautobahn -
Der Nächste bitte! Sie sind dran ...
Es grüsst ein Bernhard voll Elan!
Geht Dir auch einer durch die Lappen,
die meisten Gelder kannst Du schnappen!
Vielleicht denkt einer: Welch' ein Schuft
steht hier denn täglich an der Luft!


Ich sende Dir viele Grüsse!
Schakim
 



 
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