Das Kreuz

Corinne

Mitglied
Hallo!
Bin gestern ganz zufällig hier hereingeschneit und möchte euch jetzt eine Kurzgeschichte von mir zeigen.
Würd mich freuen wenn ihr mir eure Meinung sagen bzw. schreiben würdet. Danke schon im Voraus, Corinne



Sie war tot. Einfach tot. Keiner konnte sie mehr zurückholen. Niemand würde sie noch retten können.
Er konnte es immer noch nicht glauben. Nie mehr würde er ihr Lächeln sehen, nie mehr ihren Atem spüren, nie mehr würde er sie in den Armen halten können. Es war vorbei, einfach vorbei.
Wie hatte das so schnell gehen können? Wie war das alles passiert? Noch gestern war sie bei ihm gewesen. Sie waren spazieren gegangen, Hand in Hand, hatten geredet, gelacht. Und nun? Nun war sie weg, einfach weg.

Nun saß er da. Allein. Rund um ihn herum liefen Menschen. Die meisten hatten es eilig. Keiner schien Notiz von ihm zu nehmen. Die einen waren unterwegs zu Untersuchungen, die anderen kamen gerade von diesen. Ärzte hasteten durch die Gänge, Krankenschwestern trugen Geräte herum. Der Lautsprecher gab krächzende Geräusche von sich, ein Herr Neumayer wurde ausgerufen.
Er saß einfach nur da. Gab kein Geräusch von sich, lautlose Tränen liefen über sein Gesicht, tropften auf den Boden. Sein Blick war starr auf das gelbe Linoleum gerichtet. Keiner würde ihn jetzt von hier wegbekommen. Er wusste auch gar nicht wohin er noch gehen sollte. Seine Heimat war heute gestorben. War gegangen. Einfach gegangen.

Die Zeit verging. Vielleicht waren es Sekunden, vielleicht waren es Minuten, vielleicht waren es Stunden.

Eine Stimme, ein Räuspern, noch mal ein räuspern. Langsam sah er auf. Vor ihm stand eine junge Krankenschwester. Sie schien nervös zu sein, wusste nicht wohin sie schauen sollte, wippte von einem Bein aufs andere.
Wortlos streckte sie ihren Arm aus. Eine Kette hing an einem ihrer Finger. Langsam ließ die Krankenschwester sie in seine ausgestreckte Hand fallen. Die Frau nickte ihm zu und ging wieder. Ihre Schuhe quitschten auf dem Boden.

Seine Hand war immer noch nach vorne gestreckt, hielt das Kreuz in der Hand. Das Kreuz das ihr immer so wichtig gewesen war. Das Kreuz das sie schon immer hatte. Schon so lange er sie kannte. Wahrscheinlich noch viel länger. Immer hatte sie es in der Hand gehalten. Wenn sie nachdachte, wenn sie traurig war, wenn sie glücklich war, vor dem Fernseher, beim Essen, sogar im Schlaf hatte sie immer wieder automatisch nach dieser Kette gegriffen.
Langsam sank seine Hand mit diesem wertvollen Gegenstand auf seinen Schoß. Nun griff er danach. Griff danach wie nach einem rettenden Anker. Weinte und hielt sich daran fest.

Wieder vergingen Sekunden. Minuten. Stunden.

Immer noch saß er hier. Keiner hatte ihn angesprochen, keiner ihn gefragt was er denn hier mache.

Langsam hob er den Kopf. Es war Zeit zu gehen. Langsam ging er den Gang entlang, zur Tür hinaus. Die kalte Luft schlug ihm entgegen. Sein Atem erzeugte Wolken in der Luft.
Seine Hand umklammerte immer noch die Kette. Hielt das Kreuz und gleichzeitig auch die vielen Erinnerungen fest, die an diesem Schmuckstück hafteten.

Das Auto sah er erst viel zu spät. Die Zeit um ihn herum schien plötzlich stillzustehen. Er blieb stehen. Es hatte doch keinen Sinn mehr. Laufen würde nichts mehr bringen. Im Hintergrund hörte er das Hupen des Autos, die verzweifelten Schreie einer Frau hinter ihm. Das letzte das er sah war das aufgeregte Winken eines ihm unbekannten Mannes auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Langsam hob er die linke Hand zum Gruß während die rechte immer noch das Kreuz umklammert hielt.
 

Evchen13

Mitglied
Hallöchen Corinne,

du hast eine interessante Geschichte geschrieben. Mir fehlt hier aber die Beziehung zu der Frau, wer war sie? (Die Mutter, Freundin, Ehefrau!) wie ist sie gestorben oder warum?

Zum Text:
Niemand würde sie noch retten können.
Dieser Satz ist schwer zu verstehen, da sie bereits tot war! Schreibe lieber: Niemand konnte sie retten ... oder so

Dann ist mir der zweite Absatz zu lang. Beschreibe noch intensiver seine Gefühle, sein Denken.

Ebenfalls sind mir einige Wiederholungen im Text aufgefallen. Manche hast du sicherlich bewußt eingebaut, die meisten würde ich aber bei so einem kurzen Text vermeiden.

Gehe mehr in die Tiefe, lass den Leser mit dem Pro. leiden, spüren, wie verzweifelt er über den Verlust ist.

Der Schluß ist gut.

Für deine erste Geschichte gut und ich bin gespannt, was du daraus machst.

Liebe Grüße


Ev
 

Corinne

Mitglied
Hallo Evchen!

Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast ein Kommentar zu meinem Text zu schreiben.

Du hast recht, der Satz "Niemand würde sie noch retten können" ist wirklich falsch gewählt. Dein Vorschlag ist da besser.

Aber ich hab absichtlich nichts über die Frau geschrieben weil ich den Text nur auf die Gefühle des Mannes beschränken wollte. Aber wahrscheinlich ist mir das noch nicht so gut gelungen. Werd aber noch weiter daran arbeiten.

Welche Wiederholungen findest du, dass zu viel sind? Hab einige wirklich absichtlich gemacht aber es kann natürlich auch sein, dass es zu viele geworden sind.

Danke nochmal

Corinne
 



 
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