Das mit dem Maß und dem Messbecher hab ich wirklich unglücklich ausdrückt. Es ist ein semantisches Problem, das im Alltag zu selten beachtet wird:
Das Maß ist immer ein Etwas, mit dem das zu Messende hinsichtlich einer (mengenabhängigen) Eigenschaft verglichen wird.
Beim Maß „Karat“ z.B. vergleicht man das Gewicht des Edelsteins mit dem Gewicht eines bestimmten Samenkorns (vom Affenbrotbaum, wenn ich das jetzt richtig im Kopf hab). Beim Maß „Tasse“ vergleicht man das Volumen z.B. von Zucker mit dem Volumen im Innern der Tasse.
(1a)Das Maß (Mz: die Maße) ist nicht das Wieviel, sondern die Einheit für das Wieviel (Acht Tassen Reis = wie viel? acht – wieviel was = Einheit? Tassen – wovon? Reis)
(1b) Das Maß (ohne Mehrzahl) ist die tatsächlich hinter der Einheit stehende Vergleichsgröße. 1 Tasse hat als Einheit immer Tasse, kann aber unterschiedliche Mengen beschreiben. Oder: „Wohnort und Arbeitstelle liegen 30 Minuten von einander entfernt" ergibt unterschiedliche Entfernungen bei unterschiedlichen Messbedingungen (zu Fuß, per Rad oder per Auto). Bei genormten Maßen(1a) ist das Maß(1b) per Definition festgelegt.
(2)Das Maß, das voll sein kann, ist das physisch existente Objekt, das das Vergleichsvolumen enthält (die Tasse oder ein Gefäß mit identischem Volumen bzw. einer Markierung an dieser Stelle), der Vergleich findet durch hineinschütten statt. Dieses Maß misst nicht "Wieviel" sondern dient als Hilfmittel zum Feststellen, ob die Menge kleiner, gleich oder größer als das Vergleichsvolumen ist.
Um rauszukriegen wie viel man hat, braucht man ein Gerät, dass zählt, "wievielmal die Vergleichsmenge in das zu Messende passt".
Das kann ein Messbecher sein, an dem draußen dran steht: Bis hierher passt die Mengen „1 Tasse"/„1 Liter"/ „1 Gramm Reis" einmal rein, bis hierher passt die Menge „1 Tasse"/„1 Liter"/ „1 Gramm Reis" zweimal rein u.s.w.
Oder man nimmt ein Maß im Wortsinn 2, füllt es, bis es voll ist, schüttet es aus und füllt es neu usw und zählt im Kopf, auf dem Papier oder sonstwo mit, wie oft man die Tasse hat füllen können. Die halbe oder viertel Tasse kann man nur messen (auszählen), wenn man ein Gefäß als Maß dafür nimmt, dessen Inhalt genau zweimal/viermal die Tasse füllen würde.
Ein Messbecher übrigens misst immer Volumen, dessen Maß (und Einheit) bei uns der Liter ist. Dass man an den unterschiedlichen Skalen auch „Gramm Zucker“ und „Gramm Reis“ ablesen kann und diese Skalen (die nicht das Maß sind, sondern nur "Zählhilfen") nicht deckungsgleich sind, ist nicht unterschiedliches Maß – ein Gramm Reis ist genauso viel (Gramm) wie ein Gramm Zucker und ein Liter Reis ist genausoviel (Liter) wie ein Liter Zucker – es ist der für Zucker und für Reis unterschiedliche Umrechnungfaktor von Volumen auf Masse.
Unterschiedliches Maß wäre, wenn man Reis in großen Tassen misst und Zucker in kleinen und bei beiden „Tasse“ als Einheit angibt. Unterschiedliche Maße sind es, wenn man Reis in "große Tassen" und Zucker in "kleine Tassen" misst.
Uff, das war ein ganz schönes Gedrösel. Ich hoffe, es wurde deutlich, wieso das „Maß des Ertragens" zwar nicht "wieviel" messen aber durchaus eine bestimmte Menge fassen kann. Und warum in "Das Maß des Ertragens ist nicht genormt" alles drinsteht: Es gibt ein Maß und es ist für jeden ganz anders.