Das Mohnblumenkissen (gelöscht)

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ackermann

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Hallo xavia,

beim Lesen bin ich über folgendes gestolpert:

Henriette war immer schon eine vorbildliche Hausfrau gewesen. In den Jahren, in denen sie gegen den Schmutz hatte kämpfen müssen, den zwei Kinder, ein Hund und ein Ehemann verursachten, war das gar nicht so einfach gewesen. Aber damals war sie jünger und um einige Kilos leichter gewesen.
Dreimal "gewesen" in drei Sätzen. Vielleicht könnte man das "gewesen" einfach weglassen.
Das sähe dann so aus:

Henriette war immer schon eine vorbildliche Hausfrau. In den Jahren, in denen sie gegen den Schmutz hatte kämpfen müssen, den zwei Kinder, ein Hund und ein Ehemann verursachten, war das gar nicht so einfach gewesen. Aber damals war sie jünger und um einige Kilos leichter.
Gerne gelesen.

Gruß
ackermann
 

HorstK

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Kleine Anlässe, große Wirkung

Hallo Xavia,

auch in dieser Story ist Dir wieder gelungen, aus einem kleinen Ereignis eine bewegende, überraschende Wirkung zu erzeugen, gratuliere! Die Begegnung der übertrieben putzgierigen Frau ausgerechnet mit einer Ratte, dem Inbegriff des Gegenteils von Sauberkeit, lässt bei ihr (vielleicht) den Knoten platzen ... und sie an ihren fanatischen Idealen (vielleicht) zweifeln. Die Einladung zum gemeinsamen Essen finde ich ein großartiges Motiv, könnte mir vorstellen, dies als Anfang oder Überleitung zu einer Fortsetzung der "Beziehung" der beiden zu benutzen, die dann noch ausmalt, wie wertvoll (weil unordentlich = lebendig) das Dasein auch als Witwe sein kann, mit neu gewonnenen Freundschaften und Freuden ...

Zu Ackermanns Kommentar: Die ersten drei Sätze bewegen sich zeitlich im Plusquamperfekt und verlangen leider (in dieser Konstellation) das Wort "gewesen". Um die Häufung des Wortes zu vermeiden, müsste man die Einleitung umstricken: Könnte man machen, muss man meines Erachtens aber nicht.

Viele Grüße - Horst
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Halla Xavia,

die Geschichte als solche funktioniert schon gut, sie ist nachvollziehbar und man kann Henriette gut verstehen.
Allerdings meine ich, dass Du stilistisch noch wesentlich mehr herausholen könntest.

Zum Beispiel die Zeiten:
Du beginnst im ersten Absatz im Präteritum bzw. Plusquamperfekt und wechselst dann in das Präsens
Inzwischen ist der Hund im Garten begraben
was nicht passt, weil Du ja die ganze Geschichte in der Vergangenheit erzählst.

Zum Beispiel die Adjektive:
Für meinen Geschmack hast Du an einigen Stellen zu viele unnötige Adjektive verwendet, z. B. hier
das [strike]hübsche[/strike] Kissen mit den gestickten Mohnblumen
das sie unter einer [strike]prachtvollen[/strike] Doppelbett-Tagesdecke mit weichem Wokenmuster in Perlmuttrosa verstaut hat (auch hier stimmt übrigens die Zeitform nicht)
zum Beispiel die Wortwiederholungen:
Die vielen hatte und gewesen sind dem Plusquamperfekt geschuldet, das lässt sich dann nicht vermeiden. Unschön ist es trotzdem, vielleicht könnte man deshalb hier und da einen Satz verkürzen.
Auch die unzähligen auf wie hier könnte man reduzieren:
Den Blick auf die Ratte gerichtet [strike]stand Henriette langsam auf[/strike] [strike]und[/strike] [blue]ging Henriette langsam[/blue] zum Ledersessel hinüber. Die Ratte blieb an ihrem Platz. Henriette ergriff das Kissen mit den Mohnblumen. Die Ratte rührte sich nicht. Henriette legte das Kissen auf den Boden, stellte ihren Teller daneben, ließ sich ächzend auf dem Kissen nieder und lud ihren Gast zu einem gemeinsamen Mahl ein
.
Vielleicht hast Du ja Lust, noch ein wenig an diesem Text zu arbeiten.

Gruß Ciconia
 

ackermann

Mitglied
Das Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) war zwar mal meine Lieblingszeit gewesen, aber laut Aussage eines Abiturienten könnte man es hier auch weglassen. Oder auch nicht ;-)

Gruß ackermann
 

xavia

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xavia

Mitglied
Aber sicher habe ich Lust, an diesem Text noch zu arbeiten!

Ich danke euch dreien sehr für das aufmerksame Lesen und für die konstruktive Rückmeldung.

Horst schreibt in so schönen Worten genau das, was ich mir gewünscht habe, mit dem Text zu bewirken, ich fühle mich reich beschenkt, vielen Dank dafür!

Ciconias Hinweise zu meinen sprachlichen Ungelenkigkeiten habe ich versucht zu beherzigen. Mir gefallen die neuen Formulierungen viel besser und ich freue mich sehr, darauf aufmerksam gemacht worden zu sein.

Ackermanns Bedenken gegen die Gewesenheiten waren ein Anlass, die Zeit umzustellen und ich glaube, so liest es sich besser als vorher. Mag das Plusquamperfekt richtig oder verzichtbar sein, es machte die Angelegenheit doch unnötig behäbig.
 

xavia

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ThomasStefan

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Hallo Xavia,
Schöne Geschichte von einer Frau mit Ordnungszwang, die plötzlich ausbricht. Der Ratte sei dank.
Du hast ja schon einiges geändert.
Über den vorletzten Artikel würde ich nochmal nachdenken. Du verwendest viele Bilder, die m.E. nicht ganz treffen: Schock und Fassungslosigkeit, das ist ja hier fast das Gleiche, ev. reicht auch allein Schock. Dann der Blick der Ratte, mit dem sie sich [strike]irgendwie([/strike]?) selbst ansah, ansah ohne zu werten. Nur, sie bewertet ja ihr Leben. Der Blick der Ratte zwingt sie förmlich, selbst auf ihr Leben zu blicken und es neu einzuordnen. Ihr Kampf gegen Schmutz und Unordnung und das Streben nach Schönheit, den hat sie ihrer Familie zuliebe und ihrer persönlichen Befriedigung wegen geführt, sinnlos war er bestimmt nicht. Jetzt, wo alle weg sind, kann sie endlich loslassen, weil sie erkennt, dass dieses Tun ihre Erinnerung bewahren sollte, es sie nun aber unnötig einengte, jetzt leidet sie sogar unter dem Ordnungszwang. Sie weint vor Erleichterung und dankt der Ratte für diese Selbsterkenntnis, indem sie sie zum gemeinsamen Mahl einlädt.
So empfinde ich diese Begegnung zw. Mensch und Tier und würde versuchen, deine Wortwahl vorsichtig zu korrigieren.
Am Ende benutzt du vier mal das Wort „Ratte“, das ist etwas unschön, da kann man variieren.
Beste Grüsse, Tom
 

xavia

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xavia

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Hallo Tom,

wie schön, dass du über meine kleine Geschichte nachgedacht hast, vielen Dank dafür!

Bei „Schock“ und „Fassungslosigkeit“ habe ich mich nun für letzteres entschieden, du hast Recht, die Begriffe sind nicht beide nötig und „Schock“ trifft es für mich nicht so ganz. Auch habe ich versucht, den Vorgang des Sich-durch-die-Augen-des-Gegenübers-Sehens deutlicher herauszuarbeiten. Was ich aussagen möchte ist: Da die Ratte nicht wertet gelingt es Henriette, ihr Leben unvoreingenommener, weniger selbstgefällig, zu betrachten. Sobald das Gegenüber eine Meinung dazu äußert, wie sie sein soll, kann sie ihre eigene Position dagegen verteidigen aber in dem Moment war sie frei, eine neue Position einzunehmen, weil sie nichts verteidigen musste. Ich stimme zu, dass es sich wie Wertung anhört, wie ich ihr Leben skizziert habe, aber ich weiß nicht, wie ich in der Kürze die Eckdaten aufschreiben könnte, ohne wertende Worte zu benutzen. Wichtig ist mir die Erkenntnis, die in dem Moment aufleuchtet, als keine Wertung von außen kommt. Die Einladung zum Essen soll symbolisch für ein neues Leben stehen, also nicht in erster Linie als Dank sondern als etwas, das Henriette jetzt tun kann, was vorher für sie unmöglich gewesen wäre: Auf dem Boden auf dem Paradekissen sitzen, mit einer Ratte essen.

Die mehrfache Wiederholung des Wortes „Ratte“ hatte ich verwendet, um eine Dramatik zu erzeugen, dem Leser zu suggerieren, dass sich etwas Drastisches anbahnt. Nun habe ich es anders versucht. Ich hoffe, dass der eine oder die andere daraufhin glaubt, dass Henriette mit dem Kissen zuschlagen will.
 
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