Das Nichts

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hallo, Schreibfan!

Gehen wirs an:

Das Nichts macht reich, sagt der Buddhist.
Buddhisten streben klassischerweise keinen Reichtum an, sondern Schmerzlosigkeit.
Der Dürre stirbt, weil er Nichts isst.
Zusammenhang?
Der Afrikaner auf der Farm?
Hat Nichts und ist trotzdem arm!
Hier scheint das Metrum kaputt zu sein. Ich lese
Hat [blue]níchts [/blue]und [blue]íst [/blue]trotz[blue]dém[/blue] arm
x X x X x X x

Ein Philosoph, er wird geehrt,
wenn er über Nichts was lehrt.
Paßt schlecht auf die Philosophiegeschichte. Denn entweder ist Hegel gemeint, der in der Wissenschaft der Logik die Identität des eigenschaftslosen Seins mit dem gleich eigenschaftslosen Nichts behauptet, oder sein ärgster Antagonist Schopenhauer. Geehrt wird nur einer der beiden, der andere verflucht.
Ein Schüler gilt als nicht gereift,
grade, wenn er Nichts begreift.
Nicolaus Cusanus würde dem nicht zustimmen ("docta ignorantia"); und Christian Rosencreütz setzt sein Siegel mit dem Motte "summa scientia nihil scire".

Zum Nichts was schreiben kann ich nich.
Das Nichts , das ist zu viel...fuer mich!
Warum tust Dus dann?

grusz, hansz
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo Mondnein.
Im Grunde beantwortest du dir deine Fragen alle schon selbst. Das Nichts hat Viele Facetten.
Thema Buddhismus:Genau darum geht's ja. Reichtum kann ja grade auch im nicht reich sein liegen (materiell gesehen). Für andere ist das aber Nichts .
Auf materielle Armut beziehen sich dann auch die letzten zwei Zeilen. Da stimmt das Metrum, denn in den Vierzeiligen Strophen wird immer die erste Silbe betont.
Um einheitlich zu bleiben könnte ich aber ganz zum Schluss schreiben: Nichts? Das ist zu viel für mich.
Schule :
Leider hat sich im Schulsystem noch kein antroposophisches Weltbild durchgesetzt. Wer den Stoff nicht so begriffen hat, dass er es adäquat in einer Klassenarbeit auf Papier bringen kann, bekommt eine schlechte Note. Wenns öfters passiert fällt er durch, gilt also schulisch gesehen als zu unreif für die nächste Klassenstufe.
Philosophie:
Kann man zweideutig auslegen: Zum einen gibt's in den philosophischen Fakultäten ne Menge Angebote zum Thema "Nichts".
Und es gibt/hab ja auch ne Menge Philosophen in freier Wildbahn, die sich nicht vordergründig als solche bezeichnet haben. In Michael Endes unendlicher Geschichte geht's hauptsächlich ums Nichts und das Buch wurde mehrfach ausgezeichnet.
Zum anderen kann man es auch so auslegen, dass Philosophie für viele Fachrichtungen nicht wirklich ernstgenommen wird ("da wird ja bloß gelabert und nichts geschafft"). Das ist nicht meine Meinung, aber sie existiert.
Und genau wegen dieser Widersprüche schreibe ich über das Nichts, obwohl es zu viel ist
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Da stimmt das Metrum, denn in den Vierzeiligen Strophen wird immer die erste Silbe betont.
Die einzige Verszeile, in der eventuell die erste Silbe betont gelesen werden kann, ist
grade, wenn er [red]N[/red]ichts begreift
Hier müßte "nichts" natürlich klein geschrieben werden, denn substantiviert wäre es "[blue]das [/blue][blue]N[/blue]ichts".

Die "Wenn ..."-Zeile ist auch anfangsbetont.

Aber alle anderen Zeilen beginnen eindeutig mit einer Unbetonten.
 

Kaetzchen

Mitglied
Nichts

Hallo Schreibfan

Deine Idee, über das Nichts zu schreiben, finde ich gut.
Beim Lesen empfindet man aber das Gedicht als etwas holprig. Ich verstehe den Reim deiner zweiten Strophe, der ist auch in sich gut, paßt aber nicht zur ersten Strophe. Da liest man sich in einen bestimmten Rhythmus ein und dann kommt es anders. Allerdings bin ich als Musikerin sehr auf den Rhythmus fixiert.

Liebe Grüße
Kätzchen
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo, Mondnein, hallo Kätzchen. Danke (nochmal) fürs Kommentieren. Ich bin wg der Metrik gerne für Vorschläge offen. Dass es sich holprig liest kann natürlich sein, es ist etwas verwunderlich, denn ich bin selbst da immer auf Genauigkeit bedacht. Allerdings finde ich nicht raus, wo es holpern soll. Wenn ich es laut lese, ist es flüssig und aendert sich auch im Rhythmus nicht. Ich hab jetzt schon ein paar mal gesehen, dass bei einigen Gedichten von den VerfasserInnen eine Audioversion mit gepostet wurde, habe aber noch nicht raus gefunden wie das geht. Weiß das jemand?
LG Schreibfan
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Schreibfan,

die Grundidee finde ich schon reizvoll, sehe aber auch die Schwächen, die in den vorangegangenen Kommentaren bereits beleuchtet wurden.
Zunächst müsstest du an mehreren Stellen die Groß- / Kleinschreibung anpassen:

[...]
Der Dürre stirbt, weil er [red]N[/red]ichts isst.
Der Afrikaner auf der Farm?
Hat [red]N[/red]ichts und ist trotzdem arm!
[...]
Ein Schüler gilt als nicht gereift,
grade, wenn er [red]N[/red]ichts begreift.
[...]

Nun habe ich mir noch diese Strophe genauer angeschaut:

Das Nichts macht reich, sagt der Buddhist.
Der Dürre stirbt, weil er Nichts isst.
Der Afrikaner auf der Farm?
Hat Nichts und ist trotzdem arm!
In Zeile 2 der Strophe muss das eingeführte Metrum variiert werden, da ja die vorletzte Silbe, die das zentrale Wort (deshalb ja auch kursiv hervorgehoben) transportiert, hervorgehoben sein möchte. Das gelingt aber ganz gut und verleiht einen besonderen Reiz. Unumgänglich ist es dann aber, dass auch in Zeile 4 dieser Strophe das zentrale Wort (wiederum: nichts) betont wird. Das gelingt überhaupt nicht und hier kollabiert die Sprachmelodie regelrecht.

Ich denke, da musst du an verschiedenen Stellen noch mal ran!

lg wüstenrose
 
Das Nichts macht reich, sagt der Buddhist.
Der Dürre stirbt, weil er Nichts isst.
Der Afrikaner auf der Farm?
Hat Nichts, [blue]ist aber[/blue] trotzdem arm!

Gruß,
Marie-Luise
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Audiodateien:
Du musst das Gedicht aufnehmen und eine MP3_Datei erstellen.
Diese muss so komprimiert sein, dass sie nicht zu lang ist.

Unterhalb Deines Textes steht (aber nur im Bearbeitungsmodus):
Datei auswählen.
Auf den Knopf drücken und Datei wählen. dann abschicken (Bestätigen)
und den Beitrag speichern.

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Zum Nichts:
Das ist ein interessantes Thema. Über die Zeile, deren Rhythmus bemängelt wurde, bin ich auch gestolpert. Ich kann sie so aussprechen, dass es hinkommt, aber nur, wenn ich die sonstige Gedichtstruktur verlasse.

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Nichts und nichts:

Ich habe nichts. - das bedeutet, dass ich weder etwas noch alles habe, was eine leere Menge ergibt.

Ich habe Nichts. - Das bedeutet, dass ich eine leere Menge habe.

Zum Philosophen haben wir im Studium in Mathe folgenden Scherz gelernt:

Nach der Schule wissen wir viel über viel.

Dann lernen einige immer mehr über immer weniger, bis sie schließlich alles über nichts wissen, dann sind sie Spezialisten.

Dagegen lernen andere immer weniger über immer mehr, bis sie schließlich nichts über alles wissen. Das sind die Philosophen.

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Wenn man "Nichts" groß schreibt, meint man ein aktuelles Nichts, das Nichts oder ein Nichts. Im unbestimmten Fall (ein) kann man den Artikel weglassen.

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Insgesamt finde ich das Gedicht inhaltlich sehr gut, in der Form könnte man schleifen, feilen und Ziselieren, wobei man immer weniger ändern sollte, sonst bleibt vom Gedicht Nichts übrig.

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Der Afrikaner auf der Farm?
Hat Nichts und ist trotzdem arm! (Rhythmik - außerhalb des Gedichtes könnte es funktionieren, hier aber wird "Nichts" betont.)


Ein Schüler gilt als nicht gereift,
grade, wenn er Nichts begreift. (gerade)

Zum Nichts was schreiben kann ich nich. (Schöner "Nichtreim" bzw. Umgangssprache)
Das Nichts , das ist zu viel ... für mich!
 

HerbertH

Mitglied
Knittelvers

Für mich ist das mit den Paarreimen und den 7-8 Silben je Zeile
ein Knittelvers. Da gibt es keine metrischen Vorgaben. Vergleiche dazu auch Wikipedia...

Als solcher ist das Gedicht gelungen.

LG
Herbert
 



 
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