Das Programm

Hazekiel

Mitglied
„DAD!“

Der Junge war sehr aufgeregt, endlich war sein Vater nach Hause gekommen, auf den er schon so ungeduldig gewartet hatte.

„Nicht so ungestüm, mein Sohn. Ich bin noch den ganzen Abend da.“

Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. So aufgeregt hatte er seinen Sohn lange nicht mehr gesehen, seit einer Woche schrieb dieser nun an dem neuen Computerprogramm. Er war wohl endlich zufrieden damit und wollte seinem Vater stolz das Ergebnis präsentieren.

„Los Papa, komm mit in mein Zimmer. Es ist soooo toll geworden.“

Freudestrahlend lief er voran nach oben, sein Vater seufzte kurz, denn er konnte den Braten aus der Küche schon riechen, auf den er sich schon seit dem Vormittag gefreut hatte, trotzdem trottete er brav hinter seinem Sprössling her, er wollte ihm die Freude nicht verderben.

„Na dann los, erzähl´ mir mehr über deine Simulation.“

„Also…“ begann dieser mit strahlenden Augen zu berichten, „ ich habe ein Universum erschaffen!“

„Wow!“

„Ja, es gibt fast unendliche Möglichkeiten und Platz. Alles richtet sich nur nach wenigen, einfachen Gesetzen. Das einzige, was man braucht, ist Zeit. Aber, ich kann die Zeit schneller laufen lassen. Dafür brauche ich dann aber die ganze Power von dem neuen Computer, den du mir gekauft hast.“

„Na, dann haben sich die Ausgaben dafür wenigstens gelohnt!“

„Ich hab einen Planeten besonders intensiv beobachtet, weil er so hübsch geworden ist. Bei ihm habe ich die Entwicklung zeitlich beschleunigt, bis sich etwas auf seiner Oberfläche getan hat. Am Anfang war es ja nur ein großer Klumpen Dreck in einem luftleeren Raum. Inzwischen hat sich dort aber eine primitive Lebensform entwickelt. Sie kämpfen um Territorien, Rohstoffe, um Alles. Ich habe zwar auch Mechanismen eingebaut, damit die Population nicht überhandnimmt, wie starke Temperaturschwankungen, Krankheiten und zellulären Verfall. Doch die meisten Todesopfer gehen auf sie selbst zurück. Im Gegenzug versuchen sie aber, die Krankheiten und den Verfall in den Griff zu bekommen. Total verrückt.
Irgendwie haben ihre Ausscheidungen auch schlechten Einfluss auf ihre Umgebung. Je mehr es werden, desto schneller vernichten sie den Boden, auf dem sie leben. Und ihre Zahl steigt gerade exponentiell an…“

„Vielleicht solltest du das Programm mal neu starten und schauen, was dann passiert…“

In diesem Moment hörten beide die Mutter aus dem Esszimmer rufen: „Es ist angerichtet, kommt runter! Und geh nochmal Hände waschen, Jesiah!“

Der Junge sah noch einmal auf den blau leuchtenden Planeten, der sich bedächtig auf dem Computermonitor drehte, dann schaltete er den Computer aus und lief ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Auch er hatte Hunger bekommen und freute sich auf das leckere Abendessen mit seinen Eltern.
 



 
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