Das Quartett

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flammarion

Foren-Redakteur
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Das Quartett

Jeder Chor vereint viele schöne Stimmen. Da hatte die Leiterin des Berliner Frauenchores eine tolle Idee: sie wollte ein Quartett gründen. Johann Sebastian Bach sollte seine hübschen Motetten nicht umsonst geschrieben haben.
Sie pickte den klarsten Sopran, einen guten Mezzosopran, eine tolle Altistin und eine sehr gute zweite Altstimme heraus und unterbreitete den Damen ihren Plan. Die Damen musterten einander und meinten dann: „Na ja, versuchen könnten wir das wohl“.
Eine jede hatte Bedenken, ob sie wohl mit den anderen Schreckschrauben harmonieren würde, aber im Chor klappte das ja auch.
Man verabredete sich bei der Chorleiterin, weil sie in ihrem Salon ein Klavier hatte und das Quartett zu begleiten gedachte.
Die Probe dauerte etwas länger, aber damit hatte Frau Schirlich gerechnet und ein paar Plätzchen bereitgestellt sowie einen leckeren Berliner Kartoffelsalat zubereitet:

1 kg Kartoffeln, 1 große Zwiebel, ½ Tasse Essig, etwas Pfeffer und Salz, 1 Prise Zucker, gehackte Petersilie, 2 Salzgurken, Kümmel (sehr wichtig!), 3 El Öl

Kartoffeln mit Schale unter Beigabe von Salz und Kümmel garkochen, abpellen und noch warm in Scheiben schneiden. In eine Schüssel geben und mit folgender Marinade vermischen:
Gewürfelte Zwiebeln, Gurke, Salz, weißer Pfeffer, Essig und Öl werden in etwas Wasser angesetzt und gekocht, bis die Zwiebel weich ist. Nochmals mit den Gewürzen kräftig abschmecken und über die Kartoffeln geben, mischen. Ca. 2 Stunden abkühlen lassen, probieren und evtl. nachwürzen. Ist der Salat ausgekühlt, mit Petersilie bestreuen und servieren.

Da ließen sich die Damen nicht lange bitten.
Aber Clarissa behagte der Kümmelgeschmack nicht. Sie kannte den Kartoffelsalat von ihrer Großmutter etwas anders:

350g Kartoffeln, 2 Eier, 1 Gewürzgurke, 3EL saure Sahne, 2EL Mayonnaise, etwas Zitronensaft (ersatzweise Essig), 1 Bund Schnittlauch, etwas Petersilie, Salz, Pfeffer

Die Kartoffeln wie gewohnt als Pellkartoffeln kochen und erkalten lassen, dann pellen und in Scheiben schneiden. Eier hart kochen, abpellen und würfeln. Gewürzgurke in Scheibchen schneiden.
Eiwürfel, Kartoffelscheiben und Gurkenscheibchen miteinander vermengen.
Schnittlauch waschen und in Röllchen schneiden, Petersilie waschen und hacken.
Aus saurer Sahne, Mayonnaise, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Schnittlauchröllchen eine Marinade bereiten und über den Salat geben. Vorsichtig unterheben. Salat kaltstellen und mindestens 2 Stunden ziehen lassen, ab und an umrühren.
Vor dem Servieren mit Petersilie überstreuen.

Diesen Salat brachte sie zur nächsten Probe mit und auch diese Schüssel war im Handumdrehen leer.

„Also, wenn ich vielleicht zur nächsten Probe meinen Nudelsalat mitbringen dürfte?“, meldete sich zaghaft Claudia zu Wort.
„Das wäre eine schöne Abwechslung!“, ermunterte Frau Schirlich.

1 kg Bandnudeln, 800 g Kichererbsen, 2 Zitronen, gemahlenen Kreuzkümmel, 10 El Speiseöl, 16 EL Naturjoghurt, 4 EL milder Essig, Salz, Pfeffer, frischer Knoblauch, Safran, Kardamom, frische Minze

Die Bandnudeln bissfest kochen, die Kichererbsen gut abtropfen lassen und zufügen.
Knoblauch kleinhacken, Minzblätter (ca. 4 EL) kleinhacken, Zitronen auspressen und Schale abreiben. Mit Öl, Essig, Naturjoghurt vermengen und nach Belieben mit den Gewürzen abschmecken.

So kam Clarissa erstmalig in den Genuss von Kichererbsen und amüsierte sich bestens. Erst auf dem Heimweg fiel ihr auf, dass in dem Salat weder Fleisch noch Wurst war. „Na, das muss sich aber ändern!“, meinte sie. Jedoch es war schon abgemacht, dass Daniela einen Salat zur nächsten Probe mitbringt:

Thunfischsalat
2 Eier, 1 EL Mayonnaise, 150 g Joghurt, 2 EL Gewürzgurkenwasser, Pfeffer, Salz, Paprikapulver, Zwiebeln, 1/2 grüne Paprikaschoten, 2 Gewürzgurken, 1 Dose Thunfisch, 2 Baguette

Für den Thunfischsalat zunächst Eier hartkochen und anschließend in kaltem Wasser abkühlen lassen. Inzwischen Mayonnaise in eine Salatschüssel geben und mit Joghurt und Gewürzgurkenwasser verrühren. Mit frisch gemahlenem Pfeffer, Salz und Paprikapulver kräftig würzen. Zwiebel halbieren, pellen und in feine Würfel schneiden. Zwiebelwürfel in die Salatsauce geben. Grüne Paprika halbieren, von weißen Kernen und Häuten befreien, würfeln und in die Sauce geben. Gewürzgurken in kleine Würfel schneiden und zum Salat geben. Eier pellen und mit dem Eierschneider einmal längs und einmal quer halbieren, sodass kleine Würfel entstehen. Eierwürfel vorsichtig unter die Salatsauce mischen. Das Öl vom Thunfisch abgießen und den Thunfisch unter den Salat heben. Thunfischsalat mit Baguette servieren.

Da war ja wieder kein Fleisch drin! Versteht sich, dass Clarissa als nächste dran war, und zwar mit einem Waldorfsalat:
1 Büchse Ananas, 1 Büchse feine Erbsen, 1 Büchse Mais, 1 Büchse Champignons, 1 Glas Mayonnaise, 1 großes Hühnchen, etwas Paprika, etwas Pfeffer
Das Huhn mit einem El Salz kochen und klein schneiden (am besten nur das Brustfleisch), Ananas, Erbsen, Mais und Champignons abtropfen lassen und mit Mayonnaise, Paprika und Pfeffer gut zusammenrühren. Eine Stunde ziehen lassen und noch mal durchrühren.

Der geneigte Leser hat schon erkannt, dass das Quartettsingen völlig vergessen wurde. Es wurde nur noch geschlemmt!
Der Chor brach auseinander, weil die fünf Walküren nur noch Rezepte austauschten.
Sie eröffneten eine Salatbar am Alexanderplatz, wo sie diverse Salate zum Verkosten und zum Verzehr anboten, begleitet von Klaviersonaten (am Piano Frau Schirlich) und A-Capella-Gesang. Die Leute strömten nur so herbei!
Fast jeden Tag gaben die fünf Frauen an mit neuen Kleidern, weil sie immer dicker wurden und die alten Sachen nicht mehr passten. Das kam davon, weil sie alle Reste selber aßen.
Nachdem sie alle möglichen Rezepte ausprobiert hatten, schufen sie neue Kreationen, die auch regen Anklang fanden..
In der Salatbar bekamen sie auch endlich (so ganz nebenbei) ihren Quartettgesang zustande und produzierten eine CD.
Der Berliner Kartoffelsalat, mit dem alles begann, fand wegen des Kümmelgeschmacks keinen Anklang bei der Kundschaft . . .
 

Zefira

Mitglied
Hach, ich war ja Ewigkeiten nicht mehr hier, habe nur mal eben aus Langeweile hier hereingelesen und wollte eigentlich gleich losmeckern, dass es bei einr Chorprobe ganz anders zugeht, da wird GEARBEITET ;o)
Aber das ist so eine herrliche Geschichte, dass ich alles Gemecker vergessen habe.
Chapeau! Sehr gern gelesen!

*die Sache mit den Kichererbsen muss ich ausprobieren*

Liebe Grüße
Zefira
 

flammarion

Foren-Redakteur
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vielen

dank für s lesen und kommentieren.
ja, es kam gar nicht auf den chor an, sondern um "normale" weiber . . .
lg
 

EviEngel

Mitglied
Köstlich! Ganz wunderbar. Ein großes Lob an die Autorin.
Endlich einmal eine richtige Geschichte, gut erzählt und ohne Drama.
Wie gut die Rezepte recherchiert sind werde ich noch herausfinden.
Danke für die Story!

Gruß Evi :)
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren.
die rezepte habe ich im internet gefunden, aber frag nicht, wo. sind schon ne weile in meiner schublade . . .
lg
 



 
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