Das Schönheitskönigspaar

Das Schönheitskönigspaar

Frau Hinze saß an einem Abend
Sich an Süßigkeiten labend
Auf der Couch gleich einem Damm
Und sah im Fernsehn das Programm
Von jungen, wunderschönen Frauen,
Die alle auf den Sieg schon bauen,
Und alle freundlich, niemals derb –
Kurzum: ein Schönheitswettbewerb.

Herr Kunze in der Wohnung drunter
Wurde langsam endlich munter.
Nach einer wach verbrachten Nacht,
den Kater hinter sich gebracht,
Wollt er eigentlich noch ausgehn
Stattdessen saß er vor dem Fernsehn
Und sah jenen wunderschönen Mann,
der dieses Mal die Kron’ für sich gewann.

Frau Hinze wurde blass vor Neid
Bei Anblick jener Erst- Schönheit.
Und seufzte laut: „Ach, wie ich bin
Werd’ ich doch niemals Schönheitskönigin!“
Als sie dann vor dem Spiegel stand –
Ganz bleich und weiß fast wie die Wand –
Da schluchzte sie: „Ich bin ein Wrack!
Da hilft nicht Schminke und nicht Nagellack!“

Die Schönheit von der Muskeln Pracht
Hielt auch Herr Kunz’ für angebracht.
Er versucht’ es gleich mit Liegestütze;
Nach Fünfen schon fiel er wie Grütze.
So auf dem Boden liegend, dachte er:
„Solch Muskeln kriegen, das ist schwer.
Doch müssen sie nicht funktionieren,
Damit die Blicke danach gieren.“
Frau Hinze fand die Lösung über Nacht,
Es hat sie um den Schlaf gebracht.
Doch sagte sie sich jetzt: „Ok,
Was ich nicht hab, macht die OP.“
Sofort richtete sie die Liste her
Für den Chirurg und den Kosmetiker.
Alsbald lief sie ganz schnell zur Bank,
Und sah sich schon als rank und schlank.

Herr Kunze hatte dieses nicht bedacht,
Und war deswegen überrascht,
Als in der Klinik man im Klaren
Ihm sagte, was mit ihm im Argen:
„Das Fett kommt weg und Muskeln an den Bauch,
Der Bizeps hin, der Trizeps auch.
Es müssen wieder Haare in die Lücken,
Und Bein’ und Rücken sollen entzücken.“

Ganz anders ging die Sache dann
Frau Hinze vor dem Arzt wohl an:
„Die Brust zu klein, der Bauch zu groß,
Der Po zu flach und formenlos.
Die Falten müssen alle weg,
Ne neue Nase an den Fleck,
Die Lippen sollen voller sein
Und meine Zähne wieder rein.“

Herr Kunze lag da schon im Schlummer,
Der Chirurg war an der ersten Nummer.
Und stach schon ohne einen Laut
Mit einer Röhre durch die Haut.
Er saugte Fett an vielen Stellen
Und ließ am Bauch noch kleine Schwellen.
Nachher wären diese auch
Wie der feinste Waschbrettbauch.

Frau Hinze war da noch nicht fertig,
Und erzählte weiter artig,
Was sie alles ändern lasse –
Der Arzt träumt’ nur von seiner Kasse.
„Die Zehen sollen gerade sein,
Die Wimpern sind einfach zu klein.
Der Pelz am Beine muss noch ab,
Sonst schäme ich mich bald ins Grab.“

Herrn Kunze wurden währenddessen
Neue Haare zugemessen.
Haar für Haar kam einzeln dran;
„Hoffen wir, sie wachsen an.“
Danach zählte er mal wieder Schafe
Und fiel langsam in den Schlafe.
Mit großer Freude auf den Lohn,
füllt’ ihn ein Arzt mit Silikon.

Auch Frau Hinze war jetzt dran.
Der Arzt macht’ einen Schnelldurchgang.
„Zwei Kissen kommen in die Brüste, so!
Und noch mal zwei schnell in den Po.
In die Lippen kommt ein wenig Kollagen,
Mit zwei Brüchen gerade stehn die Zehen.
Die Haut wird schnell gespannt gestrafft:
Ja, jetzt ist es bald geschafft.“

Herr Kunze steht jetzt vor dem Spiegel
Und fühlt sich wie ein Müsliriegel:
Nicht trocken und nicht zäh wie Gummi,
Stattdessen fitt und leicht wie’n Flummi.
Auch an Frau Hinze, gebt wohl acht,
ward das Wunder jetzt vollbracht.
Und so gehen diese Beiden,
Den Wettkampf für sich zu entscheiden.



Und all die Schönen treten auf,
Bieten die Schönheit wie zum Kauf.
Doch keiner kam nur nähernd an
Herrn Kunze und Frau Hinze ran.
Sodann bekamen sie die Kron,
Und somit den verdienten Lohn.
„Seht an!“ rief einer, „Strahlend stehn sie da!“
„Seht an! Das Schönheitskönigspaar!“

Und die Moral von der Geschicht:
Schönheit künstlich oder nicht,
Ob jung, ob alt, dick oder dünn auf Erden
Kann jeder Schönheitskönig werden.
 
B

Bruno Bansen

Gast
lang, länger, am längsten ...

Hi, Ann-Kathrin,

da muss man ja früh aufstehn, wenn man sich dein Opus 1 zu Gemüte führen will. Kunstgriff, wenn's so lang werden muss, aus welchen Gründen auch immer: Irgendwas, was den Leser bei der Stange hält. Also zettbeh einen Mord, Er betrügt sie, umgekehrt geht's auch, Naturkatastrophen, die die Heimkehr der Heldin verhindern und immer gern genommen werden oder ein veritables medizisches Wunder was sich ereignet, während die Heldin sich ihre Oberweite erweitern läßt. Also irgendwas, was sich auch im normalen Leben ereignet. Der dramatische Effekt sollte sich, je nach Länge des Stückes, 3 bis 4mal ereignen, immer in einer etwas verschärftn Form, aber nachvollziehbar. Bei deinem Text könnte beispielsweise der Operateur irrtümlich statt einmal 1 Kilo Silcon, deren 2 nehmen, auf jeder Seite, versteht sich und das stellt sich dann erst nach der OP als Fehler dar, weil die Protagonistin nicht mehr hintrs Steuer ihres Autos passt... und beim Anziehen der Schuhe regelmäßig das Übergewicht nch vorne bekommt und sich das Nasenbein mehrfach und schmerzhaft bricht.

Was ich sagen will wäre, dass bekannte Themen, die schon vielfach verbraten wurden, nur dann lesbar werden, wenn sie äußerst attraktiv verpackt werden. Das ist allerdings eine Frage der Erfahrung. Was du versuchen solltest, alles was nicht zwingend ddazu gehört, streichen, halb solang wie jetzt, sieht die Sache dann ganz anders aus!

Ich bin gespannt, wie's wiird.

Lieben Gruß
von Bruno
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo Ann-Kathrin

Recht hat er der Bruno. Stell Dir vor, Du gehst auf eine Reise und darfst nur die wichtigsten Zeilen Deines Gedichtes mitnehmen, welche würdest Du mitnhmen, welche opfern?


Herr Müller wartet auch gespannt
 



 
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