Das Teehaus im Regen (gelöscht)

X

xzar

Gast
kompliment! trotz der länge der erzählung sehr flüssig und einfühlsam geschrieben. einzig stört mich ein wenig, dass der erzähler diese witze mit den kondomen vor ihr macht, obwohl er sich sonst so empfindsam gibt. das romantische, unerschütterliche werben wird so etwas gedämpft. aber es verrät auch, dass der erzähler eben auch humor hat. allein die szene des kondom kaufens ist für sich genommen schon sehr gelungen.
die "internationale" und "greensleeves" als kontrast.
die beschreibungen des essens

ein toller text. er liest sich gut, fast als würde wirklich jemand mir diese geschichte akustisch erzählen. die empfindsamkeit ist gut gelungen, nachvollziehbar. fast möchte man sich auch in hae-sun verlieben.

lg
constantin
 

Mumpf Lunse

Mitglied
hallo xzar,

vielen dank! für deinen beitrag.
vielen dank für das lob.
die kondome werden - ihr gegenüber - nur einmal erwähnt...ganz am ende. mit dem mut der letzten gelegenheit - sozusagen.:)

liebe grüße
Gunter
 

gladiator

Mitglied
Zum Text

Hallo Mumpf Lunse,

es tut mir sehr leid, dass ich dem Urteil von xzar nicht folgen kann. Mir hat der Text überhaupt nicht gefallen, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Der Aufbau Ankunft, Kennenlernen, Verlieben, Hadern, Abschied ist linear und entbehrt damit jeder Dramatik. Warum nicht alles umstellen, um damit Spannung zu erzeugen? Konkret: Mit dem Liebesgeständnis anfangen. Die ganze Vorgeschichte kannst Du Dir im Grunde sparen oder im Anschluss in wenigen Sätzen skizzieren. Wer, was, wann, wo sind W-Fragen, die in einem journalistischen Text beantwortet werden müssen. In einer Erzählung ist weniger manchmal mehr.

2. Die Sprache ist trocken, der Duktus behäbig. In den meisten Fällen kannst Du Dir die die wörtliche Rede begleitenden "und sie fügte erklärend hinzu" oder "und antwortete etwas Unverbindliches wie" einfach sparen. Dadurch bekommt der Text mehr Tempo.
Es fehlen nahezu vollständig Metaphern, die der Poesie des Erzählten angemessen sind. Und wenn es Bilder sind, sind die pauschal, abgegriffen und damit eher lesetötend ("Wie ein weidwundes Tier" oder "Ich hatte das Gefühl in einen Abgrund zu stürzen und nahm plötzlich alles durch einen Schleier wahr"). Tipp: Metaphern suchen, die sich andie exotische Szenerie anlehnen (statt "waidwundes Tier" z. B. "geprügelter Bettler". Ok, ist auch nicht berauschend, aber Du verstehst vielleicht, was ich meine...)
Beschreibungen der Orte entsprechen meist dem Niveau von Reiseführern: "überwältigend unwirklich". Was heißt das??? Konkret! Ansonsten wirkten Erläuterungen wie zur Tee-Landschaft Hangzhou auf mich eher bremsend. Nochmal: Weniger ist manchmal mehr!
Ein weiteres Beispiel für diese oberflächlichen Beschreibungen: "Am Ufer des Westsees, vor langer Zeit als paradiesische Gartenlandschaft gestaltet, durchzogen von Dämmen und kunstvollen Brücken, eingesäumt von romantischen Teehäusern, sah man Schleiertänzer und Gymnastikgruppen, Ansammlungen von jungen Leuten, die sich hier trafen, um sich in einer Fremdsprache zu unterhalten oder einfach nur zu schwatzen." Was ist paradiesisch, was kunstvoll, was romantisch? Alles Phrasen, konkret beschreiben!

Insgesamt hatte ich das Gefühl, einen Schulaufsatz zu lesen, mit all seinen negativen Begleiterscheinungen, aber keine sensible Erzählung. Die exotische Szenerie wird viel zu selten in die Handlung einbezogen. Die Protagonisten bewegen sich wie in Kulissen, was das Ganze unrealistisch erscheinen lässt.

3. Einzelne Passagen:

Die Beschreibung von "Hae-Sun" ist abgeschmackt. Ich habe einfach zu oft von sinnlichen Lippen gelesen. Was sind sinnliche Lippen überhaupt? Sind sie voll, zart, fein geschwungen, herzförmig?

"Sie lächelte mich an und fragte dann spöttisch: "Was meinst du, stimmt unsere Chemie?". "Keine Ahnung,", antwortete ich, "wenn du keine Chemie hast..."."
"Spöttisch" passt hier wohl kaum, ist zu negativ besetzt. In vielen Fällen scheinen mir die von Dir gewählten Wörter nicht treffend zu sein. Noch mal den kompletten Text danach überprüfen.

Die Passage mit dem Dylan-Song ist entsetzlich konstruiert. Die Idee ist im Grunde gut, wirkt aber in der Form gequält.

"Hae-Sun verbrachte jetzt mehr Zeit mit mir. Wir führten lange Gespräche und ich erfuhr viel über sie, ihre Familie, ihre Freunde, die Männer, mit denen sie zusammen war."

DAS sind die Sachen, von denen ich etwas wissen will. Schildere die Gespräch, ihre Familie, Freunde, Männer, und nicht die Atmosphäre grüner Teeplantagen (und dann nicht einmal gekonnt)!


"Wie süß.", seufzte sie.
Dein Text ist voll von Stellen, in denen jemand was sagt, Du aber eine Handlung an die wörtliche Rede anhängst. Das ist das Niveau von Groschenromanen! Wenn überhaupt: "Wie süß", sagte sie und seufzte. Wenn jemand etwas sagt, dann sagt er es und "seufzt", "zischt" "faucht" oder "stößt" nicht. Besser vielleicht: "Sie seufzte.'Wie süß.'"

4. Entgegen xzars Meinung finde ich die blöden Witze des Erzählers gut, weil sie die kulturellen Unterschiede der beiden einigermaßen unaufdringlich wiedergeben.

Beste Grüße
Gladiator
 

Mumpf Lunse

Mitglied
Re: Zum Text

hallo gladiator,
vielen dank für die ausführliche kritik.
ich werde darüber nachdenken.

viele grüße
mumpf
 

Mumpf Lunse

Mitglied
Re: Re: Zum Text

nachtrag: ich bin sehr dankbar und freue mich das du trotzdem den ganzen text gelesen hast. es sind immerhin 18 seiten als doc - datei.

viele grüße
mumpf
 
hallo mumpf

auch mir hat der text gefallen, vielleicht gerade wegen seiner langsamkeit. er hat etwas sehr zärtliches und behutsames. und ich mag, dass die geschichte kein happy end hat.

auch wenn ich gladiator nicht völlig wiedersprechen will, so doch in dem sinne, dass ich MEHR wissen möchte, aber nicht weniger. ich möchte schon mehr von den menschen erfahren. metaphern finde ich nicht so wichtig in dieser geschichte, eher genauere beschreibungen, die gladiator lieber in den reiseführer steckt. aber auch von den menschen möchte ich mehr erfahren.

es ist eine realistische erzählung von einer liebe, die eben nicht die üblichen wege nimmt, sondern andere ausdrucksformen findet. hier braucht es meiner meinung nach kein drama. die stille daran ist es, die sie glaubwürdig macht.

niemals aber würde ich deinen text ins "groschenheftniveau" verbannen. von mir eine 9.

danke fürs lesen.
 

Mumpf Lunse

Mitglied
Re: hallo mumpf

liebe freifrau
der text ist lang und ich weis es zu schätzen wenn der geneigte oder auch der weniger geneigte leser ihm bis zum ende folgt.
es ist mir schwer gefallen den text zu veröffentlichen.
die reaktionen - auch ausserhalb der leselupe - sind sehr gespalten. für mich ist das ein gutes zeichen und es hilft mir die schwächen auszumerzen. (hoffentlich :) )
vielen dank für deine ausführliche kritik.

liebe grüße

gunter ;)

PS.
das "groschenheftniveau" empfinde ich nicht als deklassierend. groschenhefte mögen nicht unseren vorstellungen von literatur entsprechen aber sie werden immerhin gedruckt und gelesen. ich habe durchaus demut gegenüber der leistung die auch da vorhanden ist und einen guten reiseführer zu schreiben ist sicher eine herausforderung.
 
ja mumpf, ich hab auch großen respekt vor leuten, die in kürzester zeit, so viel un-litheratur schreiben müssen, denn ich weiß, dass sie das müssen.

ich persönlich mag reiseführer gern. es sollte keineswegs abwertend gemeint sein, weder das erste, noch das letzte.
 

majissa

Mitglied
Hallo Gunter,

du kannst wirklich erzählen! Dein Teehaus im Regen besticht durch seine Lebendigkeit, die liebevoll gezeichneten Charaktere und den wunderbar melancholisch-poetischen Unterton. Beim Lesen wächst man langsam in die Handlung hinein und mag am Ende gar nicht mehr heraus. Bei einem solch langen Text ist das schon eine Kunst. Sprachlich über große Strecken sicher und inhaltlich packend baust du einen Sog auf, dem man sich so leicht nicht entzieht. Auf mich wirkten die Ortsbeschreibungen sehr stimmig, fügten sich sanft in die Handlung ein und machten so ein Eintauchen in die exotische Szenerie möglich, ohne dem Leser Raum zu nehmen, den er benötigt, sich selbst ein Bild zu zeichnen. Meines Erachtens beschneidet zuviel Detailreichtum die Phantasie. Dein Humor ist leise und pointiert.

Ein paar Kleinigkeiten:

Vielleicht solltest du sparsamer mit Totschlagworten wie „als“ und „während“ umgehen. Besonders am Satzanfang wirken sie störend.

Du reißt deine Sätze gern und häufig auseinander. Ich bin ja auch ein Freund der Apposition, allerdings in Maßen. Ein paar kürzere Sätze hier und dort lockern den Text zusätzlich auf und du ersparst dir eine Menge „als“…;)

Etliche Wortwiederholungen, die ich jetzt aber nicht aufzähle, fielen mir ins Auge.


Lieben Gruß
Majissa
 

Mumpf Lunse

Mitglied
liebe majissa,


Ein paar Kleinigkeiten:

Vielleicht solltest du sparsamer mit Totschlagworten wie "als" und "während" umgehen. Besonders am Satzanfang wirken sie störend.

Du reißt deine Sätze gern und häufig auseinander. Ich bin ja auch ein Freund der Apposition, allerdings in Maßen. Ein paar kürzere Sätze hier und dort lockern den Text zusätzlich auf und du ersparst dir eine Menge "als"..;)

Etliche Wortwiederholungen, die ich jetzt aber nicht aufzähle, fielen mir ins Auge.
als .. ;)(ein scherz!) ich den text endlich eingestellt hatte war ich erleichtert und wollte ihn eigentlich "abhaken". durch das lesen anderer autoren habe ich einen besseren blick für das was du kritisierst bekommen. ich werde ihn mir also noch einmal vornehmen. *seufz*

vielen dank auch für dein lob.

liebe grüße
gunter
 

Mumpf Lunse

Mitglied
liebe kritiker,;)

ich habe den Text ein wenig überarbeitet.
manches brachte ich nicht übers Herz:mad:
anderes viel mir leicht.
ich hoffe der text hat gewonnen.

vielen dank an alle die sich die mühe
des lesens und kommentierens/kritisierens machten.

gunter
 
M

mirami

Gast
Hallo Gunter,

eine wunderschöne, sehr sensibel erzählte Liebesgeschichte ist dir da gelungen. Sie zeichnet sich durch die leisen Töne und die sehr menschlichen Charaktere und deren Verhaltensweisen aus und wirkt auf mich absolut glaubhaft. Anfangs dachte ich, das hättest du alles auch kürzer bringen können, doch am Ende war ich dieser Meinung nicht mehr. Kein Satz ist zuviel! Du könntest, meiner Meinung nach, daraus vielleicht sogar einen Roman basteln. Ich traue dir, nachdem ich auch deine andere Erzählung vom Erzählstil her faszinierend fand, jedenfalls zu, dass es dir gelingt diese Story auszuweiten, ohne sie zu verkitschen. Kurzum: Ich bin begeistert! Auch davon, wie es dir gelingt, Land, Leute und Lebensart dezent in den Text einfließen zu lassen, ohne schwülstig oder zu beschreibend und sachlich zu werden.

Ich freue mich auf deine nächste Erzählung.

Lieben Gruß
mirami
 
B

Beba

Gast
Hallo Mumpf,

ich bin froh, dass ein nettes Mitglied der LL mir den Tipp gegeben hat, deine Geschichte zu lesen. Sie ist, wenn sicherlich noch nicht ganz druckreif, wunderschön, und sie hat mich als Asien-Fan und gelegentlichen Besucher dieser Region sehr berührt.
Danke erst einmal, dass du den herrlichen Lung Ching erwähnst! :)

Köstlich der Einkauf der Kondome, das hast du wirklich sehr realistisch rübergebracht mit all den Sprachschwierigkeiten und Gestikulierungen! Kommt mir bekannt vor.
Und natürlich der Pförtner und seine Begeisterung für das Rosenmeer! :)

Wenn du das Klischee Mandelaugen demnächst vermeidest, dann hoffe ich wie vielleicht auch andere Leser auf eine Fortsetzung! Immerhin ist Hae-Sun ja Deutsche ... :)

Ciao,
Bernd
 

Mumpf Lunse

Mitglied
hallo bernd,
die geschichte wurde ja schon lange nicht mehr kommentiert.
um so mehr freut es mich natürlich.
ja, das leidige klischee ... was soll ich sagen? ;)
mandelaugen eben ... ich bekenne, dass ich sowas manchmal auch denken - wenn ich es sehe, gebe aber zu, dass 'mandelaugen' es eigentlich recht unvollkommen beschreibt.
es freut mich, dass du soviel von dem was ich beschreibe kennst.
vielen dank für deinen kommentar.

lg
gunter
 



 
Oben Unten