Das Versprechen

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Das Versprechen



Butler wiegte sich durch den großen Vorraum auf den Tisch zu, an dem seine drei Kumpel schon warteten.
Ihre Gläser waren schon fast leer, er war zu spät.
Ein dreifaches freundliches „Servas“ begrüßte ihn und er setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
„... und dann“, erzählte Tuffi weiter, ein vielleicht vierzigjähriger, gedrungener Mann mit viel zu großem Kopf, „hätte ich sie beinahe abgeschleppt. Aber ihr wisst ja wie das ist. Ich habe nur gefragt, ob sie noch auf ein Bier mit zu mir gehen möchte. Da hat sie auf stur gestellt. Na ja. Was soll’s.“
Tuffi war Abfuhren von Frauen gewöhnt. Man konnte es den Mädels auch nicht verdenken, er war wirklich hässlich. Ab und an gelang es ihm, eine Frau so betrunken zu machen, dass sie mit ihm ging, das gab ihm dann für die nächsten Monate wieder Auftrieb.
Die beiden anderen, Joe und Tommi lächelten mitleidig, Butler bestellte sich bei dem kroatischen Kellner ein Bier.
„Und?“ fragte Joe, den Blick auf Butler gerichtet, der sich bemühte, möglichst locker da zu sitzen.
„Und?“ fragte er noch einmal.
Butler zuckte nur mit den Schultern, war ganz offensichtlich froh, vom Kellner sein Bier serviert zu bekommen. Was die Typen, denen sich seine Frau hingab, wohl mehr hatten als er? Tommi hatte von dem kurzen Austausch nichts mitbekommen, er redete auf Tuffi ein.
„Du solltest es mal mit Knock-Out -Tropfen probieren, ehrlich, das klappt hundert Pro. Sie sind dann vollkommen willenlos und voll geil.“
„Hast du es bei deiner Frau ausprobiert?“, flachste Joe.
Tommi war jetzt seit gut fünf Jahren verheiratet, die einzigen Vergnügungen, die ihm seine Ehefrau erlaubte, waren diese Abende im Café mit seinen Freunden.
„Red nicht von meiner Frau, nicht heute Abend!“, schnappte er beleidigt.
Joe klopfte ihm auf die Schulter. „War doch nur Spaß.“
Butler sah konzentriert auf die Plakate, die wie Teile einer skurrilen Tapete die gegenüberliegende Wand bedeckten. Er fuhr sich nervös durch die schütteren Haare. „Ehrlich Tuffi, Du verstehst nichts von den Weibern. Du musst das subtil anfangen.“ Im gleichen Augenblick bereute er den Satz.
Mit dem Wort „subtil“ würde Tuffi nicht viel anzufangen wissen und er würde für die anderen beiden mal wieder als Oberlehrer dastehen. Das war sein Problem, er hatte es schon lange erkannt. Er wusste zuviel. Er presste die Lippen zusammen und schwieg.
Tuffi sah ihn wie erwartet verständnislos an.
„Du musst einfach …“ versuchte er die Situation zu retten, doch Joe hatte schon das Thema gewechselt.
„Habt ihr gewusst, dass Aldi Meola nächste Woche spielt?“, fragte er in die Runde.
„Wer ist denn das?,“ fragte Tuffi, Tommi blickte nur interessiert.
„Ein Super Gittarist!“, antwortete Joe und blickte Butler an. „Hab ich Recht?“
Butler nickte nur, hielt sein Bierglas mit beiden Händen fest umklammert.
Er wusste zuviel. Wenn die anderen nur wissen würden, wie viel zu viel er wusste.
Nur Joe ahnte etwas, soviel war klar, doch nur sehr vage.
Butler hieß eigentlich Bartkowilak, doch jeder der ihn ein wenig kannte, nannte ihn Butler. Er war der zweite verheiratete Mann in der Runde, wenn man den Zustand in dem sich seine Ehe befand, noch als verheiratet bezeichnen konnte.
„Ja, der hat was drauf.“ sagte er dann. Trank einen großen Schluck aus seinem Glas.
„Entschuldigt mich kurz.“
Er ging an ein paar Tischen vorbei durch die dunkelbraune, hölzerne Schwenktür in das Pissoir.
Die weißen Kacheln schienen ihn vorwurfsvoll anzustarren.
„Na, Du Memme?“ schienen sie zu fragen. „Und? Mit wem treibt sie es heute?“
Er ging zurück zum Tisch. Tuffi, Joe und Tommi waren in der Zwischenzeit zum Fußball gelangt.
„Rapid? \" trompetete Tommi, der, wie es seine Gewohnheit war, wohl schon ein paar Kognak intus hatte.
„Rapid? Keine Chance! Die sollten sich ’nen neuen Trainer holen!“
Butler setzte sich schwer auf den Stuhl, legte beide Hände auf den Tisch, nur um sie gleich wieder herunter zu nehmen. Er zitterte. Mit heftigen Schlücken trank er sein Glas aus und bestellte beim Ober mit der schmutzigweißen Schürze ein Neues.
„Und einen Brandy.“
Seine Augen blickten durch seine Freunde hindurch, wie aus weiter Ferne konnte er Wortfetzen hören. „Endspiel“ „Torchancen“ „Schlappschwänze“
Das letzte Wort dröhnte ihm in den Ohren.
Er kippte den Schnaps, den die Bedienung ihm auf den Tisch stellte, spülte mit einem Schluck Bier nach.
„Schlappschwanz.“ klang es ihm.
Mit einer heftigen Bewegung stand er auf, warf dabei sein Bierglas um.
Tuffi sagte verärgert „He!“.
Butler war schon auf dem Weg zur Ausgangstür.
Er drehte sich um. „Zahlt für mich. Ich werde es erledigen.“


© T. Delißen 112007 http://www.tdelissen.de
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
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Willkommen beim Kleinvieh unter den Texten!

Sauberes Geschichtchen, mit dem Du Dich einführst.
Muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich wohl vor der Freischaltung so hurtig las, dass ein paar flüchtige Fehler mein Radar unterflogen.

Aber jetzt hab' ich sie gefangen:

Ein dreifaches freundliches „Servas“ begrüßte ihn und er setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
Servus kenn' ich, aber 'Servas'? Oder ist das Lokalkolorit?

„Red nicht von meiner Frau, nicht heute Abend!“, schnappte er beleidigt.
Gönn' dem verschluckten 'e' wenigsten einen Trostapostroph.

Tuffi sah ihn[blue](Komma)[/blue] wie erwartet[blue](Komma)[/blue] verständnislos an.
Oder: ...erwartungsgemäß...[/quote]

„Habt ihr gewusst, dass Aldi Meola nächste Woche spielt?“
Nu' weiss ich nich'... Is dat Absicht, dat 'e den 'Al di Meola' in den Pappkartonladen stellst?

Er war der zweite verheiratete Mann in der Runde, wenn man den Zustand[blue](Komma)[/blue] in dem sich seine Ehe befand, noch als verheiratet bezeichnen konnte.
„Na, Du Memme?“
Nu red' du mal klein, vorlaute Scherbe!

„Rapid? \" trompetete Tommi,...
Schiefes Zeichen hängt wie Menetekel, da hat das Komma sich wohl verkrochen...

Alles Erbsen, weiss ich. Aber ich mag's halt orthogräflich und anständig grammatisiert. Also bitte füsiliere die Gefangenen.

Ohne Knall und Zisch fort mit einem Wisch
 

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Das Versprechen



Butler wiegte sich durch den großen Vorraum auf den Tisch zu, an dem seine drei Kumpel schon warteten.
Ihre Gläser waren schon fast leer, er war zu spät.
Ein dreifaches freundliches „Servas“ begrüßte ihn und er setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
„... und dann“, erzählte Tuffi weiter, ein vielleicht vierzigjähriger, gedrungener Mann mit viel zu großem Kopf, „hätte ich sie beinahe abgeschleppt. Aber ihr wisst ja wie das ist. Ich habe nur gefragt, ob sie noch auf ein Bier mit zu mir gehen möchte. Da hat sie auf stur gestellt. Na ja. Was soll’s.“
Tuffi war Abfuhren von Frauen gewöhnt. Man konnte es den Mädels auch nicht verdenken, er war wirklich hässlich. Ab und an gelang es ihm, eine Frau so betrunken zu machen, dass sie mit ihm ging, das gab ihm dann für die nächsten Monate wieder Auftrieb.
Die beiden anderen, Joe und Tommi lächelten mitleidig, Butler bestellte sich bei dem kroatischen Kellner ein Bier.
„Und?“ fragte Joe, den Blick auf Butler gerichtet, der sich bemühte, möglichst locker da zu sitzen.
„Und?“ fragte er noch einmal.
Butler zuckte nur mit den Schultern, war ganz offensichtlich froh, vom Kellner sein Bier serviert zu bekommen. Was die Typen, denen sich seine Frau hingab, wohl mehr hatten als er? Tommi hatte von dem kurzen Austausch nichts mitbekommen, er redete auf Tuffi ein.
„Du solltest es mal mit Knock-Out -Tropfen probieren, ehrlich, das klappt hundert Pro. Sie sind dann vollkommen willenlos und voll geil.“
„Hast du es bei deiner Frau ausprobiert?“, flachste Joe.
Tommi war jetzt seit gut fünf Jahren verheiratet, die einzigen Vergnügungen, die ihm seine Ehefrau erlaubte, waren diese Abende im Café mit seinen Freunden.
„Red' nicht von meiner Frau, nicht heute Abend!“, schnappte er beleidigt.
Joe klopfte ihm auf die Schulter. „War doch nur Spaß.“
Butler sah konzentriert auf die Plakate, die wie Teile einer skurrilen Tapete die gegenüberliegende Wand bedeckten. Er fuhr sich nervös durch die schütteren Haare. „Ehrlich Tuffi, Du verstehst nichts von den Weibern. Du musst das subtil anfangen.“ Im gleichen Augenblick bereute er den Satz.
Mit dem Wort „subtil“ würde Tuffi nicht viel anzufangen wissen und er würde für die anderen beiden mal wieder als Oberlehrer dastehen. Das war sein Problem, er hatte es schon lange erkannt. Er wusste zuviel. Er presste die Lippen zusammen und schwieg.
Tuffi sah ihn wie erwartet verständnislos an.
„Du musst einfach …“ versuchte er die Situation zu retten, doch Joe hatte schon das Thema gewechselt.
„Habt ihr gewusst, dass Mariah Carry nächste Woche kommt?“, fragte er in die Runde.
„Wer ist denn das?,“ fragte Tuffi, Tommi blickte nur interessiert.
„Eine Super Sängerin!“, antwortete Joe und blickte Butler an. „Hab ich Recht?“
Butler nickte nur, hielt sein Bierglas mit beiden Händen fest umklammert.
Er wusste zuviel. Wenn die anderen nur wissen würden, wie viel zu viel er wusste.
Nur Joe ahnte etwas, soviel war klar, doch nur sehr vage.
Butler hieß eigentlich Bartkowilak, doch jeder der ihn ein wenig kannte, nannte ihn Butler. Er war der zweite verheiratete Mann in der Runde, wenn man den Zustand, in dem sich seine Ehe befand, noch als verheiratet bezeichnen konnte.
„Ja, der hat was drauf.“ sagte er dann. Trank einen großen Schluck aus seinem Glas.
„Entschuldigt mich kurz.“
Er ging an ein paar Tischen vorbei durch die dunkelbraune, hölzerne Schwenktür in das Pissoir.
Die weißen Kacheln schienen ihn vorwurfsvoll anzustarren.
„Na, du Memme?“ fragten sie. „Und? Mit wem treibt sie es heute?“
Er ging zurück zum Tisch. Tuffi, Joe und Tommi waren in der Zwischenzeit zum Fußball gelangt.
„Rapid?" trompetete Tommi, der, wie es seine Gewohnheit war, wohl schon ein paar Kognak intus hatte.
„Rapid? Keine Chance! Die sollten sich ’nen neuen Trainer holen!“
Butler setzte sich schwer auf den Stuhl, legte beide Hände auf den Tisch, nur um sie gleich wieder herunter zu nehmen. Er zitterte. Mit heftigen Schlücken trank er sein Glas aus und bestellte beim Ober mit der schmutzigweißen Schürze ein Neues.
„Und einen Brandy.“
Seine Augen blickten durch seine Freunde hindurch, wie aus weiter Ferne konnte er Wortfetzen hören. „Endspiel“ „Torchancen“ „Schlappschwänze“
Das letzte Wort dröhnte ihm in den Ohren.
Er kippte den Schnaps, den die Bedienung ihm auf den Tisch stellte, spülte mit einem Schluck Bier nach.
„Schlappschwanz.“ klang es ihm.
Mit einer heftigen Bewegung stand er auf, warf dabei sein Bierglas um.
Tuffi sagte verärgert „He!“.
Butler war schon auf dem Weg zur Ausgangstür.
Er drehte sich um. „Zahlt für mich. Ich werde es erledigen.“


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Orthographische Fehlers

Hi!

Alles korrigiert. "Servas" ist Österreichisch, die Story spielt in Wien.
Freut mich, dass die Geschichte gefällt.
Habe noch wesentlich mehr ...

greetings

thom
 
N

nobody

Gast
Atomsphärisch, lapidar, lakonisch - der Text gefällt mir, grundsätzlich, meine ich.

Ein paar Anmerkungen:
Ich frage mich, ob der Ausdruck "hingeben" milieugerecht ist?
"...denen sich seine Frau hingab ..."
Vielleicht "hinlegen"?

Und damit kann ich nichts anfangen:
Ja, der hat was drauf.“ Wer?
Und
"Ich werde es erledigen." Was?

Oder habe ich die Geschichte überhaupt nicht begriffen?
Gruß Franz

Übrigens: Willkommen hier, vielleicht kommt dann auch noch was, wovon du "wesentlich mehr" hast?
 



 
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