Das Weltwärlied

Walther

Mitglied
Das Weltwärlied


Diese Welt wär wirklich bunter,
Käm nicht manchmal Regen runter,
Staub, so grau, aus Feuerschloten.
Ich erzähl hier keine Schoten:

Die rote Sonne spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Vögel gleiten.


Diese Welt wär viel gesünder,
Fräßen nicht die vielen Münder
Ihr das letzte Haar vom Kopf.
Ich bin nur ein dummer Tropf:

Der fahle Mondmann spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Sterne gleiten.


Diese Welt wär ehrlich freier
Wär der Mensch nicht mehr ein Geier
Als der Mensch, der er gern wär.
Ich red einfach so daher:

Der Totenschädel spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Engel gleiten.
 
P

Prosaiker

Gast
Ich vermute, du bist im Genre verrutscht?! Experimentell ist hier nichts: ich las eine etwas kleinlaut-bourgoise Klage, die vom Konjunktiv lebt wie alle kleinlaut-bougoisen Klagen. Und ich versteh die ersten 2 Verse einfach nicht (wenn ich auf dem Schlauch stehe, dann verzeih):


Diese Welt wär wirklich bunter,
Käm nicht manchmal Regen runter,

Der Regen kommt doch nur "manchmal"? Also müsste doch die Welt öfters "wirklich bunter" sein?


Grüße,
Prosa.
 

Walther

Mitglied
Hallo Prosa,

für mich das "experimentell", weil es sich nicht um ein Gedicht handelt, sondern um den Versuch, ein Lied zu machen, das zugleich eine Persiflage ist. Also bin ich auch nicht im Genre verrutscht, sondern ich habe das bewußt an diese Stelle gepostet, um eine Diskussion über diese Form von Liedgedicht auszulösen.

Dein Eindruck ist ablehnend, um es einmal vorsichtig zu beschreiben. Zum Hinweis
kleinlaut-bourgeoisen Klagen
sage ich einmal blasphemisch: Welche (An-)Klage ist das nicht. Nur die, besonders ihre Sprößlinge, haben die Zeit und die Kohle dazu (Marx, Engels, Lenin, soll ich fortfahren). Die Bemerkung - sorry - ist mindestens soviel Mumpitz wie mein Text, kurz gesagt.

Gehen wir weg von dem und erläutern das Problem mit den beiden Versen. Hier heißt die Lösung: die nächsten beiden Verse lesen, das in Bezug setzen, und schon wird ein Schuh draus. Wer lesen kann, habe ich schon einmal gelesen, ...

Zu den verwandten Bildern:

* dreckige Luft macht eine rote Sonne, auch ein Sandsturm tut das

* unter einer Dunstglocke wie in Shanghai ist mit Sternen nicht viel
* noch expliziter ist dann der Totenschädel, der als Halloween Symbol bei uns auch vorkommt; dann, wenn die Kinder, die "Laterne, Laterne" spielen,den entsprechend ausgeschnittenen Kürbis mit einer Kerze versehen und diesen wie ein Lampion durch die Gegend tragen
* Laterne, Laterne, paßt übrigens in die Jahreszeit, wir liefen noch Laterne, vor kurzem habe ich das von Kindergartenkindern auch wieder gesehen

Damit haben wir auch schon die Refrains erklärt. Wobei ich mich frage, wo denn die offenen Augen geblieben sind und die Vernetzungen im Hirn, den einfachere Bilder gehen fast schon nicht mehr.

Der Rest ergibt sich aus der Logik des tumben Toren, der da spricht. Jetzt noch ein bißchen Volksmusik drunter, Florian Silbernagel singend und am Schifferklavier (oder der Quetschkommod) und fertig ist das Affentheater.

Aber gut, ich seh's ein, war wohl daneben. Soll vorkommen im Eifer des Gefechts.

Gruß W.
 
P

Prosaiker

Gast
Welche (An-)Klage ist das nicht. Nur die, besonders ihre Sprößlinge, haben die Zeit und die Kohle dazu (Marx, Engels, Lenin, soll ich fortfahren).
Darum bitte ich, ja. Und eine Erklärung dazu wär auch nicht schlecht. Wer weiß, vielleicht lerne ich nochwas. Marx war kleinlaut-bourgoise, ebenso Bernhard, Schiller, Mailer. Deine Definition von "kleinlaut-bourgoise" tät mich interessieren. Übrigens solltest du dich nicht mit solchen Köpfen vergleichen. Du neigst dazu, andern Leuten das unter die Nase zu reiben, also mach ich einfach mal die Instanz in deinem Fall: die sind ne Liga über dir (und mir).

für mich das "experimentell", weil es sich nicht um ein Gedicht handelt, sondern um den Versuch, ein Lied zu machen, das zugleich eine Persiflage ist.
Ein persiflierendes Lied. Experimentell.

Hier heißt die Lösung: die nächsten beiden Verse lesen, das in Bezug setzen, und schon wird ein Schuh draus. Wer lesen kann, habe ich schon einmal gelesen, ...
Das hab ich immer noch nicht kapiert. Natürlich sind deine Bilder einfach, mehr als das: platt. Aber die ersten zwei Verse sind in sich nicht schlüssig (wie gesagt, ich glaube gern, dass ich auf dem Schlauch stehe, passiert mir bei solchen Sätzen ganz gern). Und was dein Staub und deine Feuerschlote - jedenfalls bildimmanent - mit Regen zu tun haben sollen und der leider Gottes wenig bunten Welt...

Jetzt noch ein bißchen Volksmusik drunter, Florian Silbernagel singend und am Schifferklavier (oder der Quetschkommod) und fertig ist das Affentheater.
Dies ist das Gedicht, das du leider nicht geschrieben hast. Hätt ich gern gelesen.

Grüße,
Prosa.
 

Walther

Mitglied
Ach, Prosa,

eine scharfe Kritik darf eine scharfe Antwort abkönnen. Sachma, habe ich mich irgendwo verglichen? Habe ich im Ansatz in diese Kiste gegriffen? Ich habe nur, auch ganz platt, auf die bürgerliche Larmoyanz verwiesen. Da gibt es gute "Vorfahren". Ich hätte die Liste fortsetzen können. Tu mir einen Gefallen und lies erstmal, bevor Du losschreibst.

Auch wieder ein Kapitel des ewigen Themas Lesen und Verstehen.

Womit wir beim Punkt wären: Du hast nicht mal das Wort "Bourgeois" richtig buchstabiert. Was Du überhaupt, was das ist? Ich jedenfalls bin keiner und will auch keiner sein (und schon gar nicht so tituliert werden).

Genug der Nickeligkeiten.

Ich habe verstanden, daß Du das Textstück deplatziert findest. Sollte ein weiterer Leser das so sehen, werde ich damit das tun, was man mit verunglückten Worthaufen tut: Man löscht sie und lernt was draus. Insoweit bin ich Dir für Deine Kritik dankbar. Allerdings hätte sie auch ein wenig netter formuliert werden können und das gleiche Ergebnis gehabt.

Und da Du mich kennst, konntest Du ahnen, daß auf einen groben Klotz ein grober Keil kommt. Und das werde ich auch weiterhin, egal aus welcher Ecke, so halten.

Gute Nacht und Gruß

W.
 
P

Prosaiker

Gast
Darum schätze ich dich doch :)

Das mit dem dem "bourgeois" merke ich jetzt erst, konstantes Falschschreiben meinerseits. Dabei weiß ich doch, wies richtig geht. Und ja, ich weiß auch, was es ist, sonst würde ich den Begriff nicht benutzen. Kennst du zufällig diese Audiodatei "Polen am Bau"? Ich hab die nur auf dem Handy, aber dein Gedicht erinnerte mich daran. Sinngemäßg: "Halb acht, der deutsche Handwerker steht vor dem Spiegel und konstatiert: dem deutschen Mittelstand gings noch nie so schlecht wie heute."

Bis zum nächsten Mal,
Prosa.
 

Milko

Mitglied
wärs nur en lied

schlecht
wär mir ,
doch dies Geschriebe
mit diesem amüsanten
- dumpf/da dumpfda holii/dri.öh holodria -holodrio
(bitte mit etwas gedämpfter Stimme , hoch abschließend , vor sich hin sprechen !)

abschließend vertonter "(Volksverhetzung")
weltwärlied
einfach[ 4]walther
herrlich [ 4]prosaiker
einfach herrlich
und dies Geplänkel zum Schluss
las ich gerne
sind dass die Gründe warum die LL
überhaupt
noch funktioniert ?

(doch einkleiner einwand-
missverständnisse! man erklärt ein wort nicht mit dem wort

(bourgeois - dritten Stand der Gesellschaft ,
[ 4][ 4][ 4][ 4]- Bürgertums,Juste Milieu,Großbürgertum
doch auch eine Definition nach
- Wallerstein
- Bunuel
- Marx uvm..

und ????????????????????

wissen hat mit verstand
zutun und dies verständlich
m

geschenkt
 

Walther

Mitglied
Hallo Prosa!

Du liegst richtig, uns allen ging es noch nie so schlecht wie heute. Wahrscheinlich ist das Gedicht/Lied deshalb so schlecht. :)

Gruß W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir gefällt es gut, einschließlich der (zumindest scheinbaren) Rhythmenbrüche.

In
Wär der Mensch nicht mehr ein Geier
Als der Mensch, der er gern wär.
ist sicher gemeint: "ein Geier als der Mensch". Das ist eine ungewöhnliche Form. "Der gern er wär" passt aber dann nicht.

Oder es fehlt ein Komma nach "Geier".
 

Walther

Mitglied
Hallo Bernd,

zuerst einmal schönen Dank, daß das Gedicht/Lied nicht ganz daneben gegangen zu sein scheint. Puh! :D Ich wollte mir schon einen Ast suchen, an dem ich mein inneres Dichterlein aufhenke bzw. -hänge.

Zum fehlenden Komma: Auch hier gilt, sorry, es müßte rein grammatikalisch nicht gesetzt werden, räumt aber in der Tat den Satz "auf". Also oben bereits umgesetzt. Es ist halt immer wieder so, daß der, der schreibt, ja weiß, was er schreibt - na wenigstens manchmal ;) -, aber das Verstehen ist das zweite Paar Stiefel, das wir Autoren immer gerne unterschätzen: Nicht alles, was implizit "klar" ist, ist es dann auch explizit - also "ausgedrückt".

Zum Rhythmus: In der Tat sind die trochäischen und jambischen Metren bewußt so gesetzt, weil sich daraus der Umtata-Rhythmus im Lied ändert, das sollte den Refrain hervorheben. Aber: Die Absicht war gut, aber für unsere hastige Zeit hätte dazu wohl ein Podcast gehört; er hätte manches Mißverständnis verhindert.

Ich werde das wohl demnächst anfangen und dann einen Link auf meinen Blog setzen, damit man besser nachvollziehen kann, was in meinem dummen Kopf da an Planung so vor sich ging, bis der Text dann fertig war. Weil, was leicht dahergeschrieben aussieht, ist meist mehr Arbeit und Feilerei, als es sich manch einer vorstellt.

Lieber Gruß

der W., versuchter Bänkelsänger mit Absturzgefahrenpotential :)
 

Walther

Mitglied
Das Weltwärlied


Diese Welt wär wirklich bunter,
Käm nicht manchmal Regen runter,
Staub, so grau, aus Feuerschloten.
Ich erzähl hier keine Schoten:

Die rote Sonne spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Vögel gleiten.


Diese Welt wär viel gesünder,
Fräßen nicht die vielen Münder
Ihr das letzte Haar vom Kopf.
Ich bin nur ein dummer Tropf:

Der fahle Mondmann spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Sterne gleiten.


Diese Welt wär ehrlich freier
Wär der Mensch nicht mehr ein Geier,
Als der Mensch, der er gern wär.
Ich red einfach so daher:

Der Totenschädel spielt Laterne,
Und in viel zu weiter Ferne
Und in viel zu weiten Zeiten
Sah man am Himmel Engel gleiten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielleicht ist das Komma sogar falsch. Es kann sein, ich habe mich geirrt - bin nicht völlig sicher. (Die Reform hat mein Rechtschreibempfinden empfindlich gestört.)

Mit den Rhythmenwechseln komme ich gut klar, sie sind sehr exakt.
 

Walther

Mitglied
Hallo Bernd,

das ist in der Lyrik zum Glück "wurst", da ein Komma und ein Bindestrich immer als Sprechpause eingebracht werden können, so habe ich das mal gelernt. ;)

Ja, das Metrum, ein Ding mit 7 Siegeln, ein Geheim- und auch ein Ärgnis für den einen oder anderen, immer aber eine Herausforderung ...

Lieber Gruß W.
 



 
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