Das Zeichen

Das Zeichen

Manche Leute, meine Damen und Herren, bekommen ein Zittern, wenn sie das Zeichen sehen. So etwa.
Bei einigen wackeln sogar die Ohren. Ich kann das nicht, aber bei einigen wackeln wirklich die Ohren. Und ganz typisch ist das Augenflackern und dieses Zucken um die Augen, wenn sie es erblicken.
Das können Sie sich natürlich nicht vorstellen. Es klingt ja auch unglaublich, ist aber wahr. Oder etwa doch nicht? Klar, natürlich stimmt es!
Dieses Zeichen. Wie sah es doch gleich aus? Also dieses Zeichen, das dies alles bei solchen Leuten bewirkt, ist ein Quadrat mit einem Komma drin, Und diese Symptome, meine Damen und Herren, nennt man „Corporate Identity“.

Quadrat mit Komma

Auf 'nen Kasten 'n Kästchen mit ‘nem Komma drin,
schon sind S' hin
und ich weg.

(Dass ich dieses Zeichen einer bekannten deutschen Großbank gewählt habe, wird durch den unteren Text verständlich. Man hätte aber da auch leider noch mehr nehmen können.)

Nach dem interessant gestalteten Einstieg hätte ich mehr erwartet, ich denke, das Thema gibt auch mehr her. Für Spannung sorgt natürlich, daß man die ganze Zeit nicht weiß, von welchem Zeichen da die Rede ist. Es wird Spannung aufgebaut, aber sie entlädt sich in - Nichts. Keine Kritik an dem Unternehmen, der Text dreht sich um das Zeichen, ohne zu sagen, warum.

Der Sinn des Reims am Schluß erschließt sich leider auch nicht: Wer ist hin? Warum ist der Erzähler weg? Weil es das Ende des Werks ist? (Oder soll es eine Anspielung auf "Ich brech die Herzen der stolzesten Fraun" sein?)

Da kann man meiner Meinung nach mehr rausholen, so mein Eindruck nach der ersten Lektüre. Der Text ist ja auch sehr kurz, da kann man also schon noch einiges reinpacken und direkt ansprechen (Eurokrise, Bankenrettung, "Systemrelevanz", Geburtstage im Kanzleramt usw.)

Viele Grüße

Reuban

Hallo Fz,

hier in der Bankenmetropole Ffm ist auf jedem Hochhaus ein Firmenlogo zu sehen. Bei Nachfragen zu dem angekündigten Kulturwandel steht bestimmt der Unternehmensphilosoph jener Bank zur Verfügung. Ich empfehle auch ein Nachhaken zu dem Unternehmenserfolg. Bei Texten, die kostenlos zur Verfügung stehen, darf man leider nicht zu viel erwarten.
Also ich bin da lieber weg als hin.

Dein Wünstler